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NLA HA Nds. 140

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Polizeiakademie in Nienburg

Laufzeit

1945-1997

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Polizeiakademie in Nienburg (mit Standort u.a. in Hann. Münden), vormals Landespolizeischule in Hann. Münden

Geschichte des Bestandsbildners

Vorbemerkung: Zur allgemeinen Geschichte, Organisation und Aufgaben der Polizei in Niedersachsen siehe das Gruppenvorwort zum Tektonikpunkt "Polizei" (zur Polizeiakademie und ihren Vorgängereinrichtungen siehe auch 2.1.4.).

In der Anordnung der Militärregierung über die Reorganisation der deutschen Polizei in der Britischen Zone (BAOP/38708/30/G(SDO 1b)) vom 25. September 1945 wurde unter Ziffer 17 (Ausbildung) u.a. folgendes festgelegt: "Fünf große Schulen sollen sobald wie möglich und nicht später als am 15. September eröffnet werden zur Ausbildung der Orpo-Anwärter und der niederen Polizei; eine dieser Schulen in jeder Provinz und eine in der Hansestadt Hamburg. Diese Schulen sollen je etwa 500 Mann aufnehmen und sollen auf der Grundlage eines zweimonatigen Kursus im ersten Halbjahr ungefähr 7500 Mann ausgebildete Leute liefern (d.h. ungefähr ein Fünftel der Gesamtzahl an Orpo-Kräften unterer Ränge, die in der britischen Zone gebraucht werden)."

Diese "Schule der Ordnungspolizei-Region Hannover" wurde zunächst in den ehemaligen Kasernen am Welfenplatz in Hannover untergebracht. Am 17. September 1945 begann dort der erste Lehrgang mit vier Lehrabteilungen zu je drei Klassen. Der erste größere Sondereinsatz ergab sich in der Hochwasser-Katastrophe des Februar 1946, wo etwa fünfzig Menschen aus Lebensgefahr gerettet wurden.

Nach einem Schreiben des Oberpräsidenten der Provinz Hannover vom 25. Mai 1946, das sich wie die obige Anordnung in der Akte Nds. 100 (03) Acc. 86/81 Nr. 48 befindet, wurde die Regional-Polizeischule am 28. Mai 1946 nach Hann. Münden verlegt, wo bereits von 1921 bis 1934 in der Kurhessenkaserne eine Polizeischule für die staatliche Polizeiverwaltung Frankfurt am Main, Hanau, Kassel und Wiesbaden bestanden hatte. Hier hatte die Einrichtung über mehrere Jahrzehnte ihren Hauptsitz.

Im Laufe des Jahres 1946 erfolgte die Auflösung der bei den Regierungsbezirken gebildeten Polizeischulen und die Konzentrierung der gesamten Ausbildung an der Landespolizeischule. Im Zuge der Übernahme der Polizeigewalt durch deutsche Träger wurde die Schule mit Wirkung vom 1. Januar 1947 als Landeseinrichtung dem Niedersächsischen Minister des Innern unterstellt und führte von da an den Namen "Polizeischule des Landes Niedersachsen". 1951 wurde diese in Landespolizeischule Niedersachsen (LPSN) umbenannt.

Von der LPSN wurde die Auswahl der Bewerber für den mittleren und gehobenen Polizei-Dienst vorgenommen. Während der gehobene Dienst (bis auf Fortbildungslehrgänge) in Hildesheim an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege ausgebildet wurde, fand in Hann. Münden die Ausbildung für den mittleren Dienst statt. Dazu gab es verschiedene Arten von Aufstiegslehrgängen vom mittleren in den gehobenen Dienst, zum Teil Laufbahnlehrgänge (für ältere Beamte), zum Teil ein Fachabitur.

Aufgrund der hohen Auslastung der LPSN seit den 1970er Jahren bestanden neben dem Hauptsitz in Hann. Münden zeitweise zusätzliche Ausbildungsstätten in Bad Iburg, Braunschweig, Hannover, Hohegeiß, Huntlosen, Liebenau, Lüchow, Oldenburg, Sögel, Uelzen und Wolfenbüttel sowie eine Fortbildungsstätte in Braunlage.

Die LPSN wurde im Jahr 1997 aufgehoben, als Rechtsnachfolger wurde mit Erlass vom 29. April 1997 (Nds. MBl. 1997, S. 895) das Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen (BIP NI) als Polizeieinrichtung nach § 93 NGefG gegründet. Wie zuvor die LPSN unterstand das BIP NI der unmittelbaren Fach- und Dienstaufsicht des Innenministeriums.

Das BIP NI mit Sitz in Hann. Münden war der zentrale Fortbildungsträger der nds. Polizei und übernahm als solcher die spezifischen Fortbildungsaufgaben der Landespolizei, des Landeskriminalamtes und des Polizeiamtes für Technik und Beschaffung. Die eigentliche Aufgabe der Polizeiausbildung ging allerdings auf die Nds. Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege in Hildesheim (FHVR) - Fakultät Polizei (Oldenburg) - über.

Zum 1. Oktober 2007 wurden das BIP NI und die FHVR - Fakultät Polizei - aufgelöst und unter dem Dach der Polizeiakademie Niedersachsen vereint. Neuer Hauptsitz wurde Nienburg (ehem. Königliche Baufachschule zu Hannover, bis 2007 Sitz der Fachhochschule für Bauingenieurswesen und Architektur), zwei weitere Studienorte befinden sich in Oldenburg und in Hann. Münden. Der Polizeiakademie angeschlossen ist das Polizeimuseum Niedersachsen in Nienburg.

Die Polizeiakademie Niedersachsen ist eine teilrechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts. Der Studiengang "Polizeivollzugsdienst" (B.A.) für den gehobenen Polizeivollzugsdienst in Niedersachsen wird mit der Verleihung des Bachelor of Arts abgeschlossen. Der Abschluss ermöglicht den Eintritt in den ehemals gehobenen Polizeivollzugsdienst und ist ebenso die Voraussetzung zum Masterstudium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster für den ehemals höheren Polizeivollzugsdienst.

Neben der Ausbildung gehören Fortbildungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landespolizei und die Mitwirkung an der Entwicklung der Polizeiwissenschaft in Forschung, Lehre und Studium zu den weiteren Kernaufgaben der Polizeiakademie.

Die von einem Direktor geleitete Polizeiakademie, dem das Querschnittsdezernat 01 Zentrale Dienste direkt untersteht, gliedert sich in die beiden Abteilungen Lehre und Studium sowie Akademiebetrieb. Erstere setzt sich aus fünf Studiengebieten zusammen, letztere aus fünf Dezernaten.

Stand: Juni 2015 (mit Vorarbeiten von März 1996 und September 2014)

Bestandsgeschichte

Bei einer Aussonderung im Sommer 1994 wurden von Herrn Dr. Brüdermann v.a. Akten aus der unmittelbaren Nachkriegszeit übernommen. Neben einigen Grundsatzakten handelt es sich in erster Linie um Lehrgangsakten, häufig einschließlich der Abschlussklausuren, da hier die Schultätigkeit am besten dokumentiert ist. Es ist vorgesehen, diese in Zehnjahresschnitten weiter zu übernehmen.

Stand: März 1996

Für die anstelle der Landespolizeischule (bis 1997) bzw. dem Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen (bis 2007) errichtete Polizeiakademie Niedersachsen in Nienburg wird die Bestandsbezeichnung weitergeführt. Die Abgrenzung der Aktenüberlieferung erfolgt ggf. über die Klassifikation: 01 (Landespolizeischule in Hann. Münden) und 02 (Polizeiakademie in Nienburg mit verschiedenen Standorten).

Im Bestand enthalten sind derzeit zwei Akzessionen.

Stand: September 2014

Enthält

u.a. Dienststellenverwaltung, Unterrichtsangelegenheiten, Einsätze der Polizeischüler, Personalangelegenheiten (Lehrgangsakten)

Literatur

Landespolizeischule Niedersachsen (Hg.), 40 Jahre Landespolizeischule Niedersachsen. Eine Dokumentation zur Entwicklung der LPSN, Hann. Münden 1986.

Heinz-Joachim Brauleke, Die Entstehung der Landespolizeischule Niedersachsen in: Archiv für Polizeigeschichte Nr. 5 (Jg. 2, Heft 3/1991)

Karl Steinmeier, Denkschrift zu Funktionen und Aufgaben der Landespolizeischule Niedersachsen in Hann. Münden sowie ihre Perspektiven im Rahmen der zweigeteilten Laufbahn der Polizei, masch. Hann. Münden 1993.

Landespolizeischule Niedersachsen (Hg.), 50 Jahre Landespolizeischule Niedersachsen in Hann. Münden. 1946 - 1996, Hann. Münden 1996.

Frank Liebert, Demokratie und Sicherheit. Die Reorganisation der niedersächsischen Polizei von 1945 bis 1951, Manuskript Göttingen 1997, hier bes. S. 137-143.

Informationen zur Geschichte auf der Homepage der Polizeiakademie Niedersachsen

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

7,2

Bearbeiter

Christian M. Meyer (1996)

Hildegard Krösche (2014)

Dr. Christian Helbich (2015)