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StAB 7.1120

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V.

Laufzeit

1977-2021

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Die Bundesvereinigung der Opfer der Militärjustiz e.V. wurde im Oktober 1990 gegründet. Ziele des Vereins waren die gesellschaftliche und gesetzliche Rehabilitierung sowie die materielle Entschädigung von Opfern der NS-Militärjustiz. Diese Opfer waren Verurteilte der Wehrmachtsgerichte im 2. Weltkrieg, so Deserteure, wegen "Wehrkraftzersetzung", "Kriegsverrat" oder Wehrdienstverweigerung - in der Regel zum Tode - Verurteilte, oder deren Witwen, die keinen Anspruch auf Hinterbliebenenrente beantragen konnten, da ihre verstorbenen Männer bis dato als vorbestraft galten. Dies galt auch für die wenigen Überlebenden, die nicht als Verfolgte der nationalsozialistischen Diktatur anerkannt wurden. Ludwig Baumann, als Deserteur zum Tode verurteilt, interniert, durch die Intervention seines Vaters begnadigt, anschließend in das Strafbataillon 500 in Russland abkommandiert, gründete den Verein mit etwa 40 Mitstreitern, die ein solches, oder ähnliches Schicksal im Zusammenhang von Unrechtsurteilen durch Wehrmachtsgerichte erlitten hatten. Unterstützt wurden sie durch einen wissenschaftlichen Beirat, dem unter anderen der renommierte Jurist und Militärhistoriker Manfred Messerschmidt angehörte. Die Ziele des Vereins wurden u.a. realisiert durch das Engagement Baumanns für die gesetzliche Rehabilitierung der genannten Opfergruppen im Bundestag. Er erreichte dies 2002 (Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile, hier zu "Wehrkraftzersetzung", Desertion, Kriegsdienstverweigerung), und schließlich 2009 (wegen "Kriegsverrat"). Die Geschäftsstelle der Vereinigung, 1991 eröffnet mit 3 ABM-Stellen, die allerdings nur bis1993 gefördert wurden, leistete eine konkrete Anlaufstelle für Betroffene im Rahmen von Entschädigungs- bzw. Versorgungsfragen, so u.a. bezüglich der Hinterbliebenrente, Rentenansprüchen und Anrechnung von Internierung o.ä. auf Rentenzeiten für Überlebende oder Entschädigung für Angehörige.

Ludwig Baumann setzte sich außerdem für eine zentrale Gedenkstätte der Opfer der NS-Militärjustiz in Torgau ein, was nur teilweise erreicht werden konnte (eine, aber keine zentrale Gedenkstätte). Daneben wirkte er im Rahmen von Vorträgen auf Symposien oder als Zeitzeuge an Schulen. Außerdem konnte nach zähem Ringen eine Wanderausstellung zu Unrechtsurteilen der Wehrmachtsjustiz realisiert werden. Baumann erhielt folgende Ehrungen: 1994 den Sievershäuser Friedenspreis und 1995 den Aachener Friedenspreis. Zu seinem 90. Geburtstag 2011 wurde er für sein Lebenswerk bei einem Staatsempfang im Bremer Rathaus geehrt.

Bestandsgeschichte

Am 20.7.2010 wurden Hängeregister und Ordner der ehemaligen Geschäftsstelle bzw. des Geschäftsführers, sowie am 29.04.2011 neun Kartons mit Schriftgut und AV-Medien übernommen. Da die Ordner in Bezug auf Verwaltungsunterlagen sowie Protokolle des Vereins gut sortiert waren, konnten sie als Einheiten gut eingeordnet werden. Neben den Unterlagen zur Gedenkstätte Torgau mussten im Bereich des Schriftguts zu einem großen Teil Klassifikationsgruppen gefunden werden. Es ergaben sich daher folgende Klassifikationsgruppen:
1. Arbeitsfelder
2. Verwaltungsunterlagen
3. Sammlung Baumann
4. Presseberichte
5. Literatur
Es wurde eine Zusammenstellung der Presseberichte erstellt (mit Index). Bis auf wenige Doppelungen, etwa im Bereich der Presseberichte, wurden die abgegebenen Unterlagen übernommen. Der Bestand 9,S 9-50- Sammlung Baumann: Deserteure des 2. Weltkriegs ist während der Bearbeitung integriert worden.
Mehrere Nachlieferungen wurden dem Bestand 2018 und 2021 angefügt.

Enthält

Rehabilitierung und Entschädigung von Wehrmachtsdeserteuren - Geschäftsstelle - Presse- und Literatursammlungen

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

2,9