Thiermann, Engel Maria, geb. Schütte
1847-1858
1790-1858, Hausfrau.
Engel Maria Thiermann wurde am 7.11.1790 als ältestes Kind des Weinhändlers Gottfried Schütte und seiner Frau Maria, geb. Kroog, verwitwete Duckwitz geboren. Am 3.2.1811 heiratete sie Johann Hermann Thiermann, den Sohn eines Holzhändlers, der mit seinem jüngeren Bruder Heinrich im elterlichen Holzhandel tätig war. 1811 wurde der Sohn Johann Ludwig, 1813 die Tochter Anna Emerentia geboren, die jedoch schon 1815 verstarb. Kurz zuvor - im Sommer 1814 – starb ihr Mann an Typhus. 1830, nach dem Tod ihrer Schwägerin, übernahm Thiermann die Hausfrauenrolle im kinderreichen Haushalt ihres verwitweten Schwagers. Sie und ihr Schwager waren gemeinsam Besitzer des Holzhandels, den sie beide 1850 aufgaben. Am 23.8.1858 starb Thiermann in Reinhardsbrunn.
Wann der Nachlass ins Staatsarchiv Bremen gekommen ist, ließ sich bei der Bearbeitung 1998 nicht mehr rekonstruieren. Er umfasst insgesamt 13 Büchlein, 12 davon sind Kalender des „bremischen Hausbedarfs für Bürger und Landleute“ für die Jahre 1847-1858. Vorgedruckt sind hier Gezeitendaten, Tarife für Personenbeförderung, Taxen für Kofferträger, Ab- und Zugehzeiten der Dienstboten in Bremen, Messen, Kram- und Viehmärkte, Behandlungshinweise bei Magengeschwüren oder erfrorenen Gliedern, Haushaltshinweise zur Verbesserung ranziger Butter und zur Backobstherstellung usw. Ferner finden sich kurze Erzählungen, Anekdoten und Gedichte (z.B. „Communisten-Examen“, „Unsere deutsche Flotte“, „Zehn Regeln für Ehefrauen“). Einige Bände enthalten Lithographien. Der 13. Band enthält keine Vordrucke.
Die handschriftlichen Eintragungen berichten von Wetter, Geburten, Verlobungen, Heiraten und Todesfällen im eigenen Umfeld sowie von herausragenden Persönlichkeiten der Politik und Gesellschaft allgemein. Eine große Rolle spielen Krankheiten (Zahnschmerz wird z.B. mit Umschlägen und Bettruhe, Rheuma mit Blutegeln, Schröpfköpfen und spanischem Pflaster behandelt). Ihre Nichten und ihr Sohn besuchen den Weihnachtsball in der Union und Gastspiele berühmter Bühnenkünstler im Theater. Da ihr Sohn Johann im Schifffahrtsgewerbe tätig ist, nimmt Thiermann auch Anteil an Schiffsbewegungen. Ihr besonderes Interesse gehört der bremischen Politik: Abstimmungsergebnisse in der Bürgerschaft, Kandidatenlisten und Wahlkämpfe werden ausführlich notiert. Ganze Leitartikel der Weser-Zeitung werden abgeschrieben.
An persönlichen Betätigungen finden sich jährliche Sommerreisen für 6-10 Wochen, Lektüren (Freytag, Gerstäcker, Schücking u.a.), Besuche der Bettagsgesellschaft, Visiten und Haushalts-Großkampftage (Wäscherin, Plätterin, Schneiderin und Putzmacherin kommen ins Haus).
Tagebücher und Reisebeschreibungen
Inge Garlich: Das Leben einer Bremer Kaufmannsfamilie im 19. Jahrhundert, beschrieben nach dem Tagebuch der Engel Maria Thiermann von 1847-1858, Examensarbeit, 1982 (U-655).
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Link: https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b16594