Stickan, Franz
1911-1962
Der Reedereidirektor der Dampfschifffahrts-Gesellschaft "Neptun" *Franz Albert Karl Friedrich Stickan wurde am 5.7.1887 als Sohn des Zollinspektors Friedrich Stickan (1855-1933) und dessen Frau Anna, geb. Wührmann (1863-1894), in Nordenham-Großensiel geboren. 1902 trat er als Lehrling in die 1873 gegründete Dampfschifffahrts-Gesellschaft "Neptun" in Bremen ein, für die er bis zu seinem Tode tätig blieb. Er wurde 1916 zum Heeresdienst eingezogen und nahm im November 1919 nach seiner Rückkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft als Assistent in der Befrachtungsabteilung seine Arbeit bei der DG "Neptun" wieder auf. 1922 erfolgte seine Berufung zum Prokuristen, 1923 zum stellvertretenden Direktor der Reederei. 1925 übernahm er schließlich als alleiniger Vorstandsvorsitzender die Leitung der aufstrebenden Reederei, die unter seiner Führung zur größten Reederei im europäischen Küstenverkehr wurde.
Die DG "Neptun" hatte 1873 mit dem Frachtverkehr zu einigen nordischen Hafenstädten begonnen, später traten auch niederländische, portugiesische und spanische Hafenplätze in den Geschäftsbereich. Durch die Einrichtung einer Filiale in Köln konnte die Verbindung zwischen der rheinisch-westfälischen Industrie und der Nord- und Ostsee hergestellt werden. 1951 wurde die "Union Afrika Linie GmbH" gegründet.
Während des Zweiten Weltkriegs verkleinerte sich die Flotte von 87 Dampfern und Motorschiffen (150 000 t) im Jahr 1939 auf 15 Schiffe (13 000 t) im Jahr 1945. Bereits acht Jahre später fuhren wieder 33 Seeschiffe (56 000 t) unter der blaugelben Reedreiflagge.
Neben seiner Tätigkeit als Reedereidirektor war Stickan Aufsichtsratmitglied des Norddeutschen Lloyds, Verwaltungsratsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder, Mitglied des Verkehrsausschusses der Handelskammer Bremen, Vorsitzer des Bremer Rhedervereins, Vorsitzender des Deutschen Schulschiff-Vereins, des Hafenbetriebs-Vereins Bremen sowie des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes Bremen. Nach seinem Tod am 3.12.1933 in Bremen prozessierte seine Witwe 1955-1958 gegen die DG "Neptun" und verlor den Prozess. 2011 wurde die Franz-Stickan-Straße in Bremen-Woltmershausen nach ihm benannt.
Der Nachlass wurde 1964 von der Tochter Stickans dem Staatsarchiv Bremen übergeben. Bei einer ersten Bestandserfassung 1976 umfasste er 13 Konvolute. Durch eine Abgabe von 115 Titeln an die Bibliothek des Staatsarchivs Bremen im Jahr 1998 konnte der Bestand auf 9 Archivkartons reduziert werden. Weitere Kassationen wurden nicht vorgenommen.
Eine saubere Trennung zwischen beruflicher Tätigkeit und privater Sphäre ist nicht vorhanden und auch kaum herstellbar. Erschwerend hinsichtlich der Ordnung kommt hinzu, dass die Witwe Stickans für den Prozess gegen die DG Neptun ältere Belege zusammengetragen hat, die bis in die Vorkriegszeit reichten. Der Bestand wurde im Dezember 1998 durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter geordnet, verpackt und verzeichnet.
Schriftgut der Dampfschifffahrtsgesellschaft Neptun - Schaffermahlzeiten - Mitgliedschaft in der Johannis-Freimaurer-Loge Herder - Glückwunschschreiben - Kondolenzen - Nachlasssplitter der Ehefrau Friedel Stickan
Christian Ostersehlte: Dampfschifffahrtsgesellschaft Neptun, in: Bremen, Handelsstadt am Fluss, Bremen 1995, 189-191.
Reinhold Thiel: Dampfschifffahrtsgesellschaft Neptun 1873, 1998 Sloman Neptun Schifffahrts-AG, Bremen 1998.
Andreas Voss: Art. Franz Stickan, in: Bremische Biographie 1912-1962, Bremen 1969, 503-504.
a) Zur Person:
StAB 4,63/2-409: Biographische Presseartikel
StAB 4,66-I.-10885: Entnazifizierungsakte
StAB 9,S 3-Franz Stickan: Zeitungsausschnittsammlung
b) Zur DG Neptun:
StAB 4,75/5 Schiffsregister
StAB 5,7 Kriegsschädenamt für die Seeschifffahrt
StAB 7,2127 Dampfschifffahrtsgesellschaft Neptun/Sloman Neptun Schifffahrts-AG
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Link: https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b16582