Grobe, Karl
1914-1983
Karl Grobe wurde am 6. September 1907 als Sohn eines aktiven sozialdemokratisch gesinnten Tischlers in Bremen, der jedoch schon 1909 verstarb, geboren. Sein Stiefvater war Mitglied der USPD. Von 1914 bis 1922 besuchte Karl Grobe die Volksschule, eine sogenannte Freischule. Von 1922 bis 1926 erlernte er das Polsterer- und Dekorateur-Handwerk, einen Beruf, den er nicht liebte. Bereits 1923 trat er in die SAJ (Sozialistische Arbeiterjugend) ein, in der er bald zum 1. Vorsitzenden avancierte und war bald Mitglied der Gewerkschaft. Damit hatte er seine politische Heimat gefunden. 1929 war er Teilnehmer des "Internationalen sozialistischen Jugendtreffens" in Wien, dessen 50-jährigen Jahrestag er mit seiner Frau und vielen "alter Kämpfgenossen" in gleicher Stadt beging. Im Winter 1928/ 29 hatte er auf der Werft A. G. Weser als Isolierer gearbeitet, doch die große Massenarbeitslosigkeit erfasste auch ihn. 1930 mußte er den Vorsitz in der SAJ aufgeben und war 1931 Mitbegründer der SAP (Sozialistische Arbeiterpartei) und wurde zu einem halbjährigen Lehrgang, inzwischen arbeitslos geworden, nach Harrieslefeld bei Flensburg geschickt. Ostern 1932 nahm er am 1. Parteitag der SAP in Berlin teil und im März 1933 war er Teilnehmer des zweiten in Dresden. Im April 1933 wurde er in Bremen verhaftet und zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Die dreimonatige Untersuchungshaft in Bremen wurde auf die Strafe angerechnet und sieben Monate saß er in der Strafanstalt Vechta. Im Februar 1934 war er wieder frei und konnte im April 1934 als Autosattler bei "Hansa-Lloyd" (später Borgward-Werke) arbeiten. Bis 1943 wurde er als "wehrunwürdig" eingestuft, war bis Oktober 1944 vom Werk u.k. (unabkömmlich) gestellt worden und wurde dennoch zur Wehrmacht eingezogen. 1945 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 4. November 1948 nach Bremen entlassen wurde.
Er konnte wieder als Autosattler bei Borgward arbeiten. 1949 bis 1951 war er Mitglied der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands), aus der er ausgeschlossen wurde. 1959 trat er in die SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) ein. Von 1953 bis zum Borgward-Konkurs 1961 war er in dem Werk im Betriebsrat tätig.
Mit Gründung der Universität Bremen im Jahre 1971 setzte bald die geschichtliche Aufarbeitung der Arbeiterbewegung ein, woran Karl Grobe nicht nur regen Anteil nahm, sondern aktiv teilnahm. Er wurde von vielen Studenten und Doktoranden als Zeitzeuge befragt. Von 1980 -1983 war er an der Volkshochschule Bremen tätig. Engen Kontakt pflegte er mit Prof. Jörg Wollenberg. Universität Bremen. Er engagierte sich im Arbeitskreis und Beirat zur Ausstellung "Geschichte der Bremer Arbeiterbewegung", die in der Unteren Rathaushalle stattfand, und trug mit diversen Ausstellungsstücken dazu bei. Deren Eröffnung am 18.2.1983 konnte er nicht mehr miterleben. Er starb am 9.2.1983 im 76. Lebensjahr. In dem von Hartmut Müller, Direktor des Staatsarchivs Bremen, herausgegebenen Katalog zur Ausstellung fanden Karl Grobes Erinnerungen einen würdigen Platz.
Karl Grobe hatte am 9.2.1935 die Drogistin Hildegard Meyer (geboren am 19.9.1913) geheiratet. Am 4.11.1936 kam das einzige gemeinsame Kind Karl zur Welt. Dr. Karl Grobe-Hagel ist langjähriger Redakteur in der Redaktion der Außenpolitik bei der Frankfurter Rundschau.
Der Nachlass von Karl Grobe kam in zwei Ablieferungen ins Staatsarchiv Bremen. Nach längeren Vorverhandlungen schloss Dr. Karl Grobe-Hagel mit dem Leitenden Archivdirektor Dr. Müller am 23.11.1984 einen Vertrag betreffend Übernahme von Archivalien. Es handelte sich lediglich um einen Karton Schriftgut, das durch beigelegte Ablieferungsliste erschlossen war. Am 14.6.2000 wurde der Vertrag von Dr. Karl Grobe-Hagel im Beisein der Bearbeiterin aufgehoben. Ergänzt wurde der Bestand vor allem durch archivwürdiges Schriftgut, das mit dem schon vorhandenen vereinigt wurde. Kassationen wurden dennoch vorgenommen. Dabei handelte es sich vor allem um Zeitungsausschnitte zum Borgward-Konkurs, die komplett in der Zeitungsausschnittsammlung des Staatsarchivs Bremen vorhanden waren. Auch habe ich die Zeitungsartikel, die von Frau Hildegard Grobe gesammelt hatte, vernichtet. Es handelte sich um die Artikel ihres Sohnes, die in der Frankfurter Rundschau erschienen waren und sich hauptsächlich auf China und Russland bezogen.
Der Bestand setzt sich aus 32 Verzeichnungseinheiten zusammen und umfasst vier Archivkartons. Er enthält Originalschriftgut, Kopien, Drucksachen und Sammlungsgut. Auf die Herausnahme des vorhandenen Schalfilms und der diversen Fotos wurde verzichtet. Die Benutzung unterliegt keinen Einschränkungen.
Dorothea Breitenfeldt
Dezember 2000
Fotografien und Drucksachen aus dem Umkreis der Sozialistischen Arbeiterjugend - Ausweispapiere - Erinnerungsstücke - Mitarbeit bei Erinnerungsprojekten zur Geschichte der Arbeiterbewegung
0,4
Link: https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b16377