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StAB 4.117

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Behörde für Schiffahrt, Handel und Gewerbe

Laufzeit

1931 - 1946

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Am 1.10.1933 nahm die Zentralbehörde des Senators für die Wirtschaft ihre Tätigkeit auf. Zum Verwaltungszweig des Senators gehörten mehrere Behörden, darunter die Behörde für Schiffahrt, Handel und Gewerbe (1). Leiter der Behörde war Carl Völckers. Die Behörde agierte als Mittelbehörde und war zuständig für die Bereiche: Schiffahrt, Handel, Industrie, Gewerbe (2), Auswanderung, Börsen, Zoll, Sachverständigenwesen, Handelshilfspersonen, Grundstücksverwaltung in den Häfen sowie die Angelegenheiten für die Hafen- und Industriegrundstücke, die außerhalb des Hafengebiets in Bremen-Stadt und dem Landgebiet lagen, Wirtschafts- und Verkehrspropaganda und Lotsen (3). Darüber hinaus nahm die Behörde für Schiffahrt, Handel und Gewerbe v.a. die Aufgaben als Verbindungsstelle zwischen dem Senator für die Wirtschaft einerseits und den Industrie-, Handels- und Gewerbekammern andererseits, als Aufsichtsbehörde für die Innungen sowie als Beschwerdestelle in Einzelhandelsangelegenheiten wahr. Nachgeordnete Dienststellen der Behörde waren der Lotsendirektor (4), die Seemannsämter Bremen und Bremerhaven, das Seeamt Bremerhaven, die Seedisziplinarkammer (5), die Strandämter (6), das Schiffsvermessungsamt Bremerhaven bzw. Bremen, die Schiffsbesichtiger in Bremen (und Bremerhaven) sowie die Abteilung für koloniale Fragen (7).

Zum 1.4.1942 wurde die Behörde umbenannt in Abteilung für Schiffahrt, Handel und Gewerbe, und war als solche fortan die Abteilung 2 des Senators für die Wirtschaft (8). Dadurch wurde die bisher selbständige Behörde in eine Abteilung einer senatorischen Behörde umgewandelt. Die Umbenennung erfolgte im Zusammenhang mit der Angleichung der bremischen Verwaltungsorganisation an die Deutsche Gemeindeordnung (9). Die Zuständigkeitsbereiche blieben überwiegend die gleichen, allerdings war die Abteilung auch zuständig für die Angelegenheiten der Bezirksausgleichsstelle Bremen, der Seeberufsgenossenschaft und des Seegrenzschlachthofs (10). Als nachgeordnete Dienststellen kamen das Hafenbauamt Bremen, das Hansestadt Bremische Amt Bremerhaven und das Seemannsamt Vegesack hinzu (11). In der Abteilung sollten sechs hauptamtliche (Leiter, Vertreter, drei Referenten, Bürovorsteher) und eine nebenamtliche Person tätig sein (12).
Im August 1945 ging die Abteilung für Schiffahrt, Handel und Gewerbe im Ressort des Senators für Wirtschaft, Häfen und Verkehr auf(13).

Bestandsgeschichte

Der Bestand wurde am 8.7.1966 zusammen mit den Akten der Weserhafenbehörde (Bestand 4,116), mit denen er vermischt war, von dem Senator für Häfen, Schiffahrt und Verkehr an das Staatsarchiv Bremen abgeliefert(14). Im Archiv wurden die Unterlagen der Behörde für Schiffahrt, Handel und Gewerbe aus den Akten der Weserhafenbehörde herausgelöst, vorsortiert und provisorisch verzeichnet. Danach wurde die Anzahl der Verzeichnungseinheiten auf etwa die Hälfte zusammengefasst und Ende des Jahres 1966 ein Findmittel erstellt (15).
Eine Erschließung des Bestandes mit neuen Archivsignaturen, die erstmals eine Erfassung der Laufzeiten beinhaltete, erfolgte im Jahr 2006. In diesem Zusammenhang wurden Einnahme- und Auszahlungsanordnungen sowie Auszahlungsbelege und Kassenbons kassiert (16). Bei der Verzeichnung stellte sich heraus, dass die meisten Akten die staatliche Subvention der Schifffahrt dokumentieren, während zu den anderen (oben genannten) Aufgaben der Behörde kaum Unterlagen überliefert sind. Vermutlich sind diese Unterlagen am 20. Dezember 1943 verbrannt, als das Gebäude Stintbrücke 5, in dem die Behörde/ Abteilung für Schiffahrt, Handel und Gewerbe zusammen mit dem Senator für die Wirtschaft untergebracht war, durch Kriegseinwirkung zerstört wurde (17).
Die staatliche Subvention der Schifffahrt, zu der die Unterlagen den Großteil des Bestandes ausmachen, unterschied zwischen der Reichshilfe und dem Reichszuschuss: Die Reichshilfe für die deutsche Seeschiffahrt wurde regelmäßig für jedes fahrende Seeschiff nach Schiffsgröße an die Schiffseigner ausgezahlt und richtete sich außerdem nach den gezahlten Löhnen und Gehältern für die Schiffsbesatzung (18). Der Reichszuschuss wurde für Schiffsbaumaßnahmen an Seeschiffen, Binnenschiffen und Fischereifahrzeugen - also für Neubauten, Instandsetzungen und Umbauten - gewährt und in der Regel an die Werften ausgezahlt(19).
Lars Worgull 2006

(1) Geschäftsverteilung im Senat vom 14.10.1933, in: Amtliche Mitteilungen für die bremischen Behörden 1933, S. 95. Von 1850 bis 1933 gab es in Bremen bereits eine Behörde für Handels- und Schiffahrtsangelegenheiten, vgl. Findbuch des Bestandes 4,35/1, S. III u. S. IX; Bremer Adreßbuch 1933, Behörden, S. 1.
(2) Statt "Gewerbe" heißt es ab dem Bremer Adreßbuch 1938/1, Behörden, S. 7: "Handwerk".
(3) Nicht mehr erwähnt im Bremer Adreßbuch 1936, Behörden, S. 6.
(4) Nicht mehr erwähnt im Bremer Adreßbuch 1936, Behörden, S. 6.
(5) Erwähnt im Bremer Adreßbuch 1942, Behörden, S. 10.

(6) Erstmals erwähnt im Handbuch für die deutsche Handelsmarine auf das Jahr 1937, S. 61.
(7) Erstmals erwähnt im Bremer Adreßbuch 1940, Behörden, S. 8; 1942 wird die Staatliche Forschungsstelle für Kolonialwirtschaft genannt, vgl. Amtliche Mitteilungen für die bremischen Behörden 1942, S. 22.
(8) Vgl. 4,35/1-6, Schreiben v. 17.4.1942; Amtliche Mitteilungen für die bremischen Behörden 1942, S. 21.
(9) Vgl. 4,35/1-6, Schreiben v. 17.4.1942.
(10) Vgl. Geschäftsverteilungsplan in: Amtliche Mitteilungen für die bremischen Behörden 1942, S. 28. Welche Aufgaben die Abteilung im Einzelnen bearbeitete, geht hervor aus: 4,117-3.
(11) Vgl. Organisationsplan, in: Amtliche Mitteilungen für die bremischen Behörden 1942, S. 22.
(12) Vgl. Organisationsplan, in: Amtliche Mitteilungen für die bremischen Behörden 1942, S. 21.
(13) Der am 21.8.1945 beschlossenen Geschäftsverteilung des Senats lässt sich entnehmen, dass die meisten Zuständigkeitsbereiche der Abteilung für Schiffahrt, Handel und Gewerbe zu der Abteilung "Wirtschaft" des Senators für Wirtschaft, Häfen und Verkehr übergegangen waren. Weitere Zuständigkeiten übernahm die Abteilung "Häfen und Verkehr", vgl. 3-S.1a.67 [42]. Der Sachbearbeiter Johann Lankenau der Abteilung für Schiffahrt, Handel und Gewerbe arbeitete ebenfalls fortan in diesem Ressort, vgl. 4,10-Akz.14.101, Bl. 97f.
(14) Zugangsbuch 1966-23; Registratur 745-07 Bd. 1: Schreiben vom 4. Juli 1966; Vorwort zum Findbuch 4,117 vom 19.12.1966.
(15) Auf Grundlage dieser Arbeiten erfolgte eine knappe Bestandsbeschreibung in: Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates. Die Überlieferung von Behörden und Einrichtungen des Reichs, der Länder und der NSDAP (=Texte und Materialien zur Zeitgeschichte 3/1), Teil 1, bearb. von Heinz Boberach, München u.a. 1991, S. 392f.
(16) Sie befanden sich in 4,117-68 (alte Archivsignatur: 4,117-40) und 4,117-70 (alte Archivsignatur: 4,117-41).
(17) Vgl. Findbuch des Bestandes 4,92/1, S. VI.
(18) 3-F.1.a.1.Nr. 371 [3], Quadr. 11f.

(19) Erlaß des Reichsverkehrsministers über die Gewährung eines Reichszuschusses und einer Zinsvergütung für Instandsetzungs-, Ergänzungs- und Umbauarbeiten an Binnenschiffen vom 5.12.1933, in: Reichs-Verkehrs-Blatt für Reichswasserstraßen und Kraftfahrwesen 1933, S. 133-135; für Seeschiffe und seegehende Fischereifahrzeuge galten die Bestimmungen entsprechend mit dem Schreiben vom 4.1.1934, vgl. 4,117-22; für Neubauten galten die Bestimmungen entsprechend mit dem Schreiben vom 16.1.1934, vgl. 4,117-22; eine Zusammenstellung dieser Rechtsgrundlagen ist in 4,117-3, Schreiben v. 12.7.44; s.a. 3-S.2.a.Nr.227.

Enthält

Reichshilfemaßnahmen für die deutsche Seeschifffahrt im allgemeinen - Einzelanträge bremischer Reedereien - Prisenschiffe - Seeschiffsregister

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

1,4