Landesfrauenklinik Hannover
1861-1946
Entbindungseinrichtung und Hebammenschule
Die 1991 kommunalisierte Landesfrauenklinik am Herrenhäuser Kirchweg hat ihre Anfänge in der 1781 mit königlicher Genehmigung entstandenen Hebammenanstalt in Hannover (Accouchir-Hospital Hannover), deren Gründung auf eine Initiative des Hofrates Alemann, Bürgermeister der Altstadt, zurückgeht. Neben dem Unterricht für "feine, rechtliche Frauen" bot die Anstalt von Anfang eine unentgeltliche Entbindungsmöglichkeit für schwangere "Frauenzimmer" (oft obdachlose, uneheliche Schwangere), die dort ihren Unterhalt mit Spinnen verdienen mussten.
Die Hebammenanstalt war zunächst vor dem Steintor im Großen Wolfeshorn (heute Große Packhofstr.) untergebracht und zog 1812 in die Osterstraße um. Hier stieg die Anzahl der Geburten auf etwa 300 im Jahr 1834. Zwischen 1835 und 1854 diente die Einrichtung auch für die praktische Ausbildung von Wundärzten. Verheiratete Schwangere wurden erstmals 1852 zugelassen.
1864 wurde an der Meterstraße ein Neubau nach den Plänen von Direktor Wilhelm Poten und Baurat Carl Wolff errichtet, der seinerzeit als Musteranstalt galt und für 400 Geburten im Jahr berechnet war. Zugleich mit dem Neubau wurde der Name der Einrichtung in "Entbindungs- und Hebammenlehranstalt in der Königlichen Residenzstadt Hannover" umgeändert.
Während zwischen 1849 und 1863 wiederholt Kindbettfieberepidemien auftraten, konnte in den 1880er Jahren mit der Anwendung strenger Antisepsis ein deutlicher Rückgang des Kindbettfiebers erreicht werden. Dieser Erfolg führte auch zu einem raschen Anstieg der Belegung, zumal 1884 auch eine gynäkologische Station ihre Arbeit aufnahm.
Zum 1. April 1903 zog die Anstalt an den Herrenhäuser Kirchweg um. Die in dem mustergültigen Neubaues untergebrachte Einrichtung erhielt den Namen "Provinzial-Hebammenlehranstalt" und wurde acht Jahre später um eine Säuglingsfürsorgestelle erweitert. Eine umfassende Modernisierung des Hauses erfolgte zwischen 1932 und 1938 unter Hans Albert Dietrich. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Einrichtung wiederholte schwere Bombenschäden und musste kurzzeitig nach Celle verlegt werden.
Zur weiteren Geschichte vgl. das Vorwort zur Nachfolgebehörde im Bestand Nds. 331 Hannover.
Stand: Februar 2005 (ergänzt Mai 2015)
Überlieferung aus den Anfangsjahren der Hebammenanstalt und des Accouchierhospitals befinden sich in dem Bestand Hann. 93 Nr. 2150, 2197-2202 (1781-1805). Die dann einsetzende Überlieferungslücke wird erst mit dem Umzug der Anstalt in das neue Gebäude an der Meterstraße beendet. Die seit 1861 bzw. 1864 überlieferten Aufnahmebücher und Geburtenjournale werden im ausgehenden 19. Jahrhundert vervollständigt durch serielle Behandlungsbücher und Geburtsregister.
Für den Zeitraum von 1875 bis 1914 sowie für die Jahre 1918/19 bis 1935 wurden diese Quellen in 5-Jahresabständen übernommen. Für die Zeit des Ersten Weltkriegs sowie die Zeit des NS-Herrschaft und Zweiten Weltkrieg wurden die vorgefundenen Akten vollständig übernommen. Gleiches gilt für die Akten mit Sterilisationsnachweisen.
Die Geburtsbücher enthalten detaillierte Angaben zur regionalen und sozialen Herkunft der Mütter, zu Familienstand und Konfession, Erst- bzw. Mehrfachgeburten, Geburtsverlauf, Größe- und Gewicht des Kindes sowie Wochenbettberichte.
Insgesamt stellt die Überlieferung eine in den niedersächsischen Staatsarchiven einmalige und ungewöhnlich dichte Quelle dar zur Demographie- und Sozialgeschichte, zur Rekonstruktion des generativen Reproduktionsverhalten und Familiengröße, zur historischen Untersuchung einer Veränderung des Mutter-Kind-Verhältnisses im Kaiserreich, ebenso zur Untersuchung möglicher generativer Veränderungen in Kriegszeiten sowie unter dem Einfluss gezielter Familienpolitik des NS-Staates.
Stand: Februar 2005
In den vorliegenden Bestand Hann. 156 Hannover sind bislang zwei Ablieferungen eingegangen.
Stand: Februar 2014
Trotz vorheriger archivischer Bewertung sind archivwürdige Akten, insbesondere Verwaltungsakten, nicht an das NLA Hannover abgegeben, sondern 2017 vernichtet worden.
Stand: März 2018
Aufnahmejournale, Behandlungs-, Geburten- und Sterilisierungsbücher
Sechzig Jahre Hannoversche Provinzialverwaltung. Hannover 1928, S. 222-228
Wichtige Daten zur Geschichte der Frauenklinik (letzter Zugriff: Dezember 2020)
Zur Vorgängereinrichtung siehe:
- Hann. 93 (Geheime Räte: innere Landesverwaltung), Nr. 2150 und 2197-2202 (1781-1805)
Zur Nachfolgeeinrichtung ab 1945 siehe:
- Nds. 331 Hannover (Landesfrauenklinik Hannover, Klinikum Region Hannover)
Weitere Überlieferung zur Geschichte der Hebammenanstalt Hannover in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts befindet sich im Stadtarchiv Hannover.
17,4
Dr. Christine van den Heuvel (2005), Dr. Christian Helbich (2015), Dr. Stephanie Haberer (2018)
Findmittel zu Archivgut mit Daten, die dem Sozialgeheimnis, der ärztlichen Schweigepflicht oder vergleichbaren Rechtsvorschriften unterliegen, können nicht online präsentiert werden. Sowohl Findmittel als auch Archivgut können im Hauptstaatsarchiv Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 NArchG eingesehen werden.
Abgeschlossen: Nein. Der Bestand kann noch Zuwachs erfahren.
Erschließungsstand: Verzeichnet.
Hannover, Stadt [Wohnplatz]
1
1
2369
1
1-2369
Stadt Hannover
1859
1885
3
6320
6320-3
Stadtkreis Hannover
1928
1974
3232027
20
20-3232027
Stadtkreis Hannover
1885
1907
1
2920
2920-1
Stadtkreis Hannover
1907
1920
2
5820
5820-2
Stadtkreis Hannover
1920
1928
1
8520
8520-1
Link: http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b1544