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StAB 4.112

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Stadtbibliothek

Laufzeit

1899 - 2001

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Die Stadtbibliothek Bremen führte während ihrer über 100-jährigen Geschichte folgende Bezeichnungen:
Lesehalle: 1902 bis 1933
Staatsbibliothek, Abteilung Lesehalle: 1933 bis 1936
Bibliothek der Hansestadt Bremen, Volksbücherei: 1936 bis 1947
Volksbüchereien der Freien Hansestadt Bremen: 1947 bis 1969
Stadtbibliothek Bremen: ab 1969
Bis 1933 war die Lesehalle privat finanziert und organisiert durch den 1901 gegründeten Verein "Lesehalle in Bremen", der durch Spenden der wohlhabenden Bremer Bürger unterstützt wurde. 1933 wurde die Lesehalle verstaatlicht und der Verein "Lesehalle" löste sich auf. Die Lesehalle wurde zunächst räumlich (1922), später auch organisatorisch (1933) an die Staatsbibliothek angegliedert. Erst 1947 wurde die Volksbücherei ein selbständiges staatliches Institut im Ressort des Senators für Schulen und Erziehung, (1949: Senator für Schulen und Erziehung, Kunst und Wissenschaft, 1952-1971 Senator für das Bildungswesen, 1971-1975 Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst, 1975-1983 Senator für Wissenschaft und Kunst, 1991-1995 Senator für Kultur, Ausländerintegration und Kunst) 1999 wurde die Stadtbibliothek stadtbremischer Eigenbetrieb im Geschäftsbereich des Senators für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport (1999-2003: Senator für Inneres, Kultur und Sport, 2003-2004 Senator für Kultur, seit 2004: Senator für Wirtschaft, Häfen und Kultur).

Zur Vorgeschichte der Lesehalle von 1872 bis 1901 gehören die Volksbibliotheken der Inneren Mission (ab 1855) und die vier Bibliotheken des Volksbildungsvereins (1874-1876), denen 1884 die "Central-Volksbibliothek" vorangestellt wurde. Später wurden die Büchereien durch die Sparkasse finanziert und verwaltet (1891-1899). Die Bücherbestände wurden von der neugegründeten Lesehalle 1902 übernommen.
Am 30. Dezember 1900 gründeten der ehemalige Sparkassendirektor Georg H. Claussen, der Pastor Albert Kalthoff und der Senator und spätere Bürgermeister Victor Wilhelm Marcus auf der Grundlage privaten Engagements und Stiftungen den Verein "Lesehalle in Bremen". Die Eintragung des Vereins beim Amtsgericht erfolgt am 12.1.1901. Arthur Heidenhain wurde bereits 1901 eingestellt und vom Verein mit dem Aufbau und der Einrichtung einer Lesehalle in Bremen beauftragt. 1933 versetzten ihn die Nationalsozialisten aus "rassischen Gründen" in den Ruhestand, obgleich er längst das Pensionsalter erreicht hatte.
Am 2. Januar 1902 konnte die Lesehalle in das Gebäude am Ansgariikirchhof 11 einziehen. Das Haus und die Einrichtung war eine großzügige Spende des Senators und späteren Bürgermeisters Dr. Marcus. Der eigentliche Betrieb der Lesehalle wurde am 15. Mai 1902 mit der offiziellen Eröffnung der Lesehalle aufgenommen. Die Arbeit begann mit einem Bestand von 7.000 Büchern, 50 Zeitungen und 128 Zeitschriften. Finanzierungsprobleme einerseits, die sich aus der Spezifik der dem Verein vornehmlich durch Spenden zur Verfügung stehenden Geldmittel ergaben (unregelmäßiger Geldfluss, Notwendigkeit der aktiven Spendeneinwerbung) aber auch die ständig steigende Anzahl der Leser (über 100.000 Entleihungen bereits im ersten Jahr!) andererseits, zwangen die Lesehalle ab dem 1. Mai 1904 dazu, eine Lesegebühr - allerdings in einem sehr moderaten Umfang - einzuführen.

Die große Akzeptanz der Lesehalle zeigte auch deutlich, dass diese um weitere Außenstellen, besonders im Westen der Stadt, erweitert werden musste. So wurde dann am 2. Januar 1907 die Zweigstelle im Westen im "Volksheim" an der Nordstraße (Walle) eröffnet. Da sich jedoch nicht überall der Aufwand einer Einrichtung von Zweigstellen lohnte, bzw. auch nicht möglich war, wurden 1908 die "Wanderbibliotheken" eingeführt. Das bedeutete für die Lesehalle das Zusammenstellen von Bücherkisten mit einer Mischung aus unterhaltender und belehrender Literatur, die zusammen mit Bücherlisten und Ausleihheften z. B. zur Versorgung der entlegeneren Ortsteile Bremens aber auch der Leuchttürme, der Schiffe und Polizeistationen für eine bestimmte Zeit abgegeben und dann auch ausgetauscht wurden.

Durch die katastrophalen finanziellen Verhältnisse der Lesehalle infolge des ersten Weltkrieges musste am 30. Juni 1920 der Lesesaal dauernd geschlossen werden. Das flüssige Vermögen der Lesehalle, welches in Kriegsanleihen angelegt war, war wertlos geworden. Spenden aus der Bevölkerung in einer Höhe, die den Betrieb der Lesehalle samt Zweigstelle ermöglicht hätten, waren in der Inflationszeit illusorisch. Um staatliche Zuschüsse hatte man sich bereits seit 1911 vergeblich bemüht. Als einziges Vermögen blieb das Gebäude am Ansgariikirchhof. Um den Betrieb der Lesehalle dennoch wieder aufnehmen zu können, entschloss sich der Verein "Lesehalle in Bremen" nach der Schließung der Hauptstelle vom 6. April 1921 bis zum 1. Mai 1922, das Gebäude am Ansgariikirchhof an die Girozentrale zu vermieten und stattdessen Kellerräume in der Staatsbibliothek zu beziehen. Die Lesehalle konnte - wenn auch unter widrigen Umständen - wiedereröffnet werden. Aufgrund der ungünstigen Lage gingen die Leserzahlen deutlich zurück. Die Zweigstelle im Westen blieb vom 6. April 1921 bis zum 1. April 1925 geschlossen. 1933 wurde die "Arbeitsgemeinschaft Volksbücherei" ins Leben gerufen, die aus der Lesehalle, der Arbeiterzentralbibliothek und der Bücherei des Kulturausschusses der Winterhilfe bestand.

Angesichts der bevorstehenden Verstaatlichung beschloss der Vorstand im Juni 1933, den Verein "Lesehalle in Bremen" auf seiner Sitzung mit anschließender Mitgliederversammlung aufzulösen. Der Unterstützungsverein "Freunde der Lesehalle" wurde später ins Leben gerufen. Die Lesehalle wurde an die Staatsbibliothek als "Staatsbibliothek, Abteilung Lesehalle" angegliedert. Die Bestände der Lesehalle wurden unter Bezugnahme auf die Kriterien des Bestandsaufbaus in der Staatsbibliothek unglücklicherweise stark ausgedünnt. Es wurden vor allem solche Werke ausgesondert, die ‚besser in der wissenschaftlichen Abteilung aufbewahrt werden', wie z. B. die Werke des Historikers Friedrich Meinecke oder ausbildungsbegleitende Literatur. Von 1933 bis 1936 übernahm der Leiter der Staatsbibliothek, Hinrich Knittermeyer, auch die Leitung der Abteilung Lesehalle. In den Jahren 1933 und 1934 sind mehrere Außenstellen der Lesehalle errichtet worden: Zweigstelle Neustadt am 1. Dezember 1933, Zweigstelle Gröpelingen, hervorgegangen aus der früheren Gewerkschaftsbücherei Gröpelingen, am 1. Oktober 1934 und die Zweigstelle Osten (Ostertor) am 1. November 1934.
1936 begann der langsame Ablösungsprozess von der Staatsbibliothek. Von 1936 bis zu seinem Ausscheiden auf eigenen Antrag 1945 übernahm Kurd Schulz die Leitung der Lesehalle. Die Abteilung Lesehalle wurde noch im gleichen Jahr umbenannt in "Bibliothek der Hansestadt Bremen, Volksbücherei" und 1937 schließlich selbständige Abteilung der Staatsbibliothek. Dementsprechend benannte sich auch der Unterstützungsverein 1937 in "Freunde der Bremer Volksbüchereien" um. Am 1. November 1937 wurde bereits die fünfte Zweigstelle und zwar in Rablinghausen eingeweiht. Um den Benutzungskomfort zu erhöhen, wurde die Barriere "Benutzer - Theke - Bibliothekar" aufgehoben. Sehr früh entschied man sich in der Zweigstelle Neustadt für die Umarbeitung der Bestände auf die Freihandbenutzung (November 1939 bis Januar 1941).

Im Zuge des "Neuaufbaus des Reiches" wurden ehemals preußische Gemeinden der Provinz Hannover in das Land Bremen eingegliedert. Bei der Eingemeindung der Orte in das heutige Gebiet Bremen-Nord wurden am 1. Dezember 1939 Zweigstellen in Vegesack, Blumenthal, Grohn, Lesum, Farge, Schönebeck, Aumund, Mittelsbühren und Lehesterdeich eröffnet. Grundlage bildeten die von der Büchereistelle Hannover übernommenen Büchereien. Während des Krieges wurde sogar noch die Zweigstelle Hemelingen eingerichtet (1. Mai 1942).
1940 glückte endlich nach langem Ringen zumindest die räumliche Ablösung von der Staatsbibliothek. Die Volksbücherei erhielt ihr eigenes Gebäude. Dabei wurde der Bau des ehemaligen Goethe-Pädagogiums am Breitenweg 46 hergerichtet (8. September 1940). Allerdings war die Freude über das eigene Gebäude nur von kurzer Dauer, bereits am 4. September 1942 erhielt das Haus am Breitenweg einen Volltreffer, das Gebäude wurde vollständig zerstört. Im Jahr 1943 konnte die Hauptstelle jedoch im Gebäude Legion-Condor-Straße (heute Parkstraße 15) wieder ihren Betrieb aufnehmen. Durch die schweren Luftangriffe auf Bremen während des Krieges kam es zu weiteren schweren Zerstörungen der Hauptstelle und mehrerer Zweigstellen.
1945 wurde Werner Mevissen als Direktor der Volksbücherei eingesetzt, obwohl formal Kurd Schulz, seit 1944 zum Militärdienst einberufen, noch Leiter ist. Zum Herbst reicht Schulz selbst seinen Abschied ein und kommt so einer Kündigung zuvor.
Trotz der Schwierigkeiten in der Nachkriegszeit kann die Volksbücherei zügig Zweigstellen wiedereröffnen und sogar das Netz weiter ausbauen: Wiedereröffnung der Zweigstelle Neustadt (1946), der Hauptstelle (1946), Neueröffnung der Zweigstellen in Horn-Lehe (1946), in Oberneuland (1. Januar 1947), in Huchting (1. April 1947), in Oslebshausen (1. März 1948) und der Jugendbücherei Bürgerweide (17. Juni 1948).

Dennoch stand die Volksbücherei vor großen Problemen. Zum einen waren durch Kriegsschäden und Entnazifizierung die Buchbestände stark dezimiert zum anderen aber war das Bedürfnis der Bremer nach Literatur ungebrochen und der Ansturm auf die wiedereröffnete Volksbücherei sehr groß. So musste übergangsweise zu einem drastischen Mittel gegriffen werden: neue Leser konnten nicht aufgenommen werden und wurden bis auf wenige Ausnahmen abgewiesen (Interview Werner Mevissen bei Radio Bremen, 1947). Im Jahr 1947 war neben der räumlichen auch endlich die organisatorische Trennung von der Staatsbibliothek perfekt. Am 19. Juni 1947 wurde die Volksbücherei ein selbständiges staatliches Institut: "Volksbüchereien der Freien Hansestadt Bremen".
Die vor dem Krieg begonnene Umarbeitung zur Freihand erreichte nun auch weitere Zweigstellen, so z. B. die Kinderbücherei (Bürgerweide) sowie die Zweigstellen Neustadt, Gröpelingen, Grohn und Vegesack (1. April 1950). Auch eine Neueröffnung ist zu verzeichnen, nämlich Habenhausen am 15. November 1951. Am 13. Oktober 1964 wurde die zentrale Bücherei im Schlüsselkorb eingeweiht. Die Bibliothek umfasste mittlerweile 52.000 Bände. Die Musikbibliothek feierte ebenfalls 1964 "Wiedereröffnung" als eine Abteilung der Zentralbibliothek am Schlüsselkorb mit etwa 6000 Notenbänden, 1500 Büchern und 1200 Schallplatten. Vorläufer war die bereits 1912 auf Privatinitiative gegründete "Bremische Musikbibliothek", die jedoch im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört wurde.

Einem Bericht über die Volksbüchereien Bremens aus dem Jahr 1965 ist zu entnehmen, das der Bestand bereits auf 275.000 Bände angewachsen war und etwa 47.000 Benutzer über 1 Million Bücher entliehen haben. 1966 wurde in Bremen die erste Patientenbibliothek im Zentralkrankenhaus St. Jürgen-Straße eröffnet. Weitere Bibliotheken in Krankenhäusern folgten. In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts mussten jedoch vier der fünf Patientenbibliotheken aus finanziellen Gründen wieder geschlossen werden. Ausdruck bürgernaher Arbeit in den Stadtteilen sind die Eröffnungen der Bibliotheken Lesum (1968) in einem eigenen Gebäude an der Hindenburgstrasse, Vegesack (1968) und Vahr (1969). 1969 erfolgte die Umbenennung in "Stadtbibliothek Bremen" auf Senatsbeschluss. Die Namensänderung sollte die Bedeutung als Bibliothek der Stadt und Bibliothek für alle Gruppen der Bevölkerung verdeutlichen.

In der Mitte der siebziger Jahre kann sich das bremische Bibliotheksnetz noch einmal beträchtlich erweitern. Am 15. September 1975 wurde die Graphothek eröffnet. Ziel war es, zeitgenössische Kunst seit 1960 für die breite Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Der Bestand wurde zentral aufgebaut und magaziniert, die Ausleihe erfolgte aber dezentral über die Erwachsenenbibliotheken, die Bibliothek im Berufsbildungszentrum und die Zentralbibliothek. Des Weiteren konnten folgende Stadtteil- bzw. Bezirksbibliotheken eröffnet werden: Gröpelingen (30.10.1974), Neustadt (20.5.1975), Huchting (25.8.1975) und Osterholz (1.9.1975), weiterhin die Jugend- und Schulbibliotheken: Rockwinkel (1.7.1975), Neustadt (28.11.1975) und Horn (17.8.1976). Am 1. September 1976 konnte die erste Busbibliothek in Bremen in Betrieb genommen werden, Haltepunkte waren zunächst Eickedorfer Straße (Findorff), Schule an der Schleswiger Straße (Walle) und Hermann-Ritter-Straße (Woltmershausen). Daneben wurde die Gefängnisbücherei der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen in das Netz der bremischen Stadtbibliothek aufgenommen. Als Werner Mevissen 1975 in den Ruhestand trat, wurde für seine Verdienste um das bremische Bibliothekswesen mit der Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Seine Nachfolge trat 1976 Martha Höhl an, die das Amt der Leiterin der Stadtbibliothek bis 1992 inne hatte.
1980 gehörten beeindruckende 43 Bibliotheken zum Netz der Stadtbibliothek Bremen. (siehe beigefügter Organisationsplan) Eine Statistik aus der Zeit wies 2.764.458 Medien-Entleihungen und 100.000 aktive Benutzer aus. Im gleichen Jahr erhielt die Graphothek eigene, zentralgelegene Räume und praktizierte seitdem die Direktausleihe. In den Jahren 1981-1982 erfolgte der Umzug der Musikbibliothek in ein eigenes Gebäude "Außer der Schleifmühle" 2.

1992 übernahm Barbara Lison die Leitung der Stadtbibliothek, die die Auswirkungen der Sparpolitik immer deutlicher zu spüren bekam. 1993/94 beschloss der Senat die Verkleinerung des Bibliotheksnetzes, verbunden mit einem Abbau von Personalstellen. 1997 wurde schließlich die Neustrukturierung der Stadtbibliothek auf Beschluss der Deputation für Wissenschaft und Kunst eingeleitet. Die Unternehmensberatung McKinsey fertigte ein Gutachten, dessen Umsetzung der Senat 1997 beschloss. Infolgedessen kommt es zur Schließung der Stadtteil-Bibliotheken Blumenthal, Horn-Lehe, Östliche Vorstadt, Hemelingen und Walle, der Graphothek sowie der Jugend- und Schulbibliothek Parsevalstrasse. In vier Stadtteilen gründeten sich Fördervereine, die die Arbeit der Bibliotheken auf privater Basis weiterführten: Buche Förderverein Bibliothek Hemelingen e. V. (Juli 1997), Kinderbibliothek im Viertel e. V. (bisher STATTBibliothek), Förderverein Bibliothek Horn-Lehe e. V. (1997) und der Förderverein Bibliothek Blumenthal e. V. (1997/98).
Am 31. März 1998 erging der Senatsbeschluss zur Gründung des Eigenbetriebs Stadtbibliothek Bremen. Nachdem auch die Vorgaben des Eigenbetriebs in der Deputation, im Senat und in der Bürgerschaft im November 1998 beschlossen waren, erhielt die Stadtbibliothek ab dem 1. Januar 1999 den Status eines stadtbremischen Eigenbetriebs. Im gleichen Jahr eröffnete die Stadtbibliothek West in einem neuen Gebäude an der Lindenhofstraße in Gröpelingen.
2003 zog die Stadtbibliothek Vahr in das Einkaufszentrum "Berliner Freiheit" und die Stadtbibliothek Huchting in das "Roland Center".

Nach zweijähriger Bauzeit konnte am 6. Oktober 2004 die Zentralbibliothek im alten Polizeihaus am Wall mit einem Festakt übergeben werden. 2005 bestand die Stadtbibliothek Bremen aus einer Zentralbibliothek, 6 Stadtteilbibliotheken (Huchting, Lesum, Osterholz, Vahr, Vegesack, West), einer Busbibliothek (Haltestellen Arbergen, Blumenthal, Findorff, Habenhausen, Hemelingen, Obervieland, Rablinghausen, Rönnebeck, Woltmershausen), 8 Kinderbibliotheken (Admiralstraße, Bergiusstraße, Drebberstraße, Habenhausen, Julius-Brecht-Allee, Landskronastraße, Obervieland, Rockwinkel), einer schulbibliothekarischen Arbeitsstelle im Schulzentrum Julius-Brecht-Allee, einer Patientenbibliothek im Zentralkrankenhaus Ost und einer Bibliothek in der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen.

Bestandsgeschichte

Registraturverhältnisse, Ordnungszustand
Die Unterlagen der Stadtbibliothek wurden in einem sehr heterogenen Zustand vorgefunden. Eine durchgehende (Registratur-)Ordnung war nicht mehr erkennbar. Vielmehr setzte sich der Bestand aus vielen Einzelblättern, Vorgangsmappen und jüngst angelegten Sachbetreffsordnern zusammen (siehe unten). Vereinzelt, vor allem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit konnten Akten mit Regisnummern festgestellt werden. Eine Rekonstruktion der Gesamtordnung ließ diese geringe Menge jedoch nicht zu. Registraturhilfsmittel wie z. B. Aktenpläne, Geschäftsverteilungspläne und dergleichen waren nicht überliefert.
Das Schriftgut der Nachkriegszeit (Unterlagen Werner Mevissen) war überwiegend sehr schmutzig. Hier sind auch größere Schäden am Papier durch rostige Heft- und Büroklammern aufgetreten. Aus den teilweise stark verrosteten Ordnermechaniken ließ sich das Schriftgut nur mühsam entfernen. Offenbar sind diese Schäden durch die feuchte Lagerung im Keller der Stadtbibliothek entstanden. Darüber hinaus ist das Schriftgut der Nachkriegszeit nachhaltig geschädigt worden durch das Anbringen von "post-it"-Klebezetteln und durch Bleistiftnotizen, z. B. Sachbetreffszuordnungen, im Zusammenhang mit der Erstellung der Jubiläumsschrift.

Der Bestand ist während verschiedener Recherchen zur Jubiläumsschrift stark zerpflückt worden. Es sind etwa 15 Ordner gebildet worden, in denen Schriftgut (teilweise Einzelblätter) aus dem ursprünglichen Zusammenhang entrissen und nach Sachbetreffen und Korrespondenzpartnern neu zusammengestellt wurde. Die Lagerung erfolgte in Folienhüllen, auch wenn Schriftstücke ein größeres Format hatten, als jenes, welches die Folienhüllen vorsehen, wurden sie hereingepresst, als Folge liegt nun durch Weichmacher geschädigtes und gewelltes, teilweise zerrissenes Schriftgut vor. Originalfotos wurden entsprechend der Größe der Folienhüllen kurzerhand zurechtgeschnitten. Als Ergebnis dieser "Aktion" muss festgehalten werden, dass es fast vollständig zu einer Zerstörung der alten Ordnung auf der Jagd nach sogenannten "Kuriositäten" und Abbildungen gekommen ist. Besonders misslich ist die Tatsache, dass auf der Suche nach Abbildungen die eigens angelegten Sachbetreffordner erneut durchsucht wurden und geeignetes Schriftgut und Fotos wiederum entnommen und in einem separaten Abbildungsordner gelagert wurden. Damit sind jegliche sachlichen Zusammenhänge endgültig zerstört worden. Von der ursprünglichen Ordnung sind nunmehr nur noch wenige Akten erhalten, vorwiegend aus der Anfangszeit der Lesehalle. Diese mit Tusche beschrifteten Papiermappen sind in die neu formierten und verpackten Akten integriert worden. Daneben gab es stapelweise Einzelblätter, die mit Kopien von Schriftgut und handschriftlichen Notizen durchsetzt waren. Die Originale dazu waren dabei leider nicht immer aufzufinden, in diesen Fällen wurden die Kopien den Akten beigefügt.

Die Bewertung erfolgte im Juni 2004 in den Räumen der Stadtbibliothek. Dieser Termin musste sehr kurzfristig gefasst werden, da der Umzug in das neue Gebäude für Ende Juni bevorstand.
Die Anbietung wurde seitens der Stadtbibliothek von Mitarbeitern der Öffentlichkeitsarbeit abgewickelt. Das in sechs Umzugskartons lagernde Altschriftgut der Lesehalle erwies sich als die zentrale und zu 95% archivwürdige Überlieferung der Stadtbibliothek. Eine Ordnung war überwiegend nicht mehr vorhanden. Weitere Akten und Sammlungsmaterialien, die in einem Vorraum in Kisten und Regalen aufbewahrt wurden, konnten bewertet werden. Auch hier wurde archivwürdiges Material der 20er bis 80er Jahre, darunter ältere Zugangsbücher der 30er und 40er Jahre, Schriftgut aus jüngerer Zeit, vor allem Korrespondenz der Direktion von den 60er bis in die 80er Jahre sowie Sammlungsmaterial (Pressemappen und Gästebücher) festgestellt. Außerdem wurde die Sammlung übernommen, die aus Anlass der Erstellung der Jubiläumsschrift angelegt worden war. (siehe oben) Bei diesen Unterlagen wurde eine Übernahmequote von ca. 50% erreicht.
Im Keller befanden sich mehrere Dutzend Umzugskartons mit Schriftgut, welches offenbar zur Vernichtung vorgesehen war. Darunter befand sich in fünf Umzugskartons Schriftgut, welches als "Nachlass Werner Mevissen" bezeichnet war. Außerdem konnten noch zahlreiche Umzugskartons mit Schriftgut der Nachkriegszeit, welches ebenfalls für die Jubiläumsschrift ausgewertet worden war gesichert werden. Weitere Unterlagen in den Bereichen Rechnungswesen, Anschaffungen und Personal erwiesen sich als nicht archivwürdig und wurden zur Vernichtung freigegeben.
(siehe Vermerk vom 24.6.2004, Az. 258-739-30)
Der Bestand umfasste vor der Verzeichnung ca. 8 lfm. Schriftgut, Fotos, Zeitungsausschnitte und Druckschriften und wurde am 24. Juni 2004 dem Staatsarchiv Bremen übergeben. Die Hauptüberlieferung reicht von den Anfängen der Lesehalle bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, danach nimmt die Intensität der Überlieferung leider deutlich ab.

Bearbeitung des Bestandes
Mit der Bearbeitung des Bestandes wurde im Februar 2005 begonnen, im August 2005 wurde er fertig bearbeitet abgeschlossen. Der Bestand von ursprünglich 8 lfm reduzierte sich infolge der Erschließungsarbeiten und Verpackung auf ca. 6 lfm. Insgesamt war es sehr aufwendig, die ursprünglichen Zusammenhänge zu rekonstruieren und die Schriftstücke wieder einzugliedern, bzw. neu zu formieren. Offenbar ist auch eine Mustersammlung von Formularen (Satzungen, Wunschbücher, Leseordnung, Vordrucke) geführt worden. Mit einigem Aufwand konnte diese wieder rekonstruiert werden. (Akten Nr. 3 und 4)
Für die Klassifikation des Bestandes wurde das Aufgabenspektrum und der Aufbau der Lesehalle und späteren Stadtbibliothek zugrunde gelegt. In der Aktengruppe "Allgemeines" wurden Ausführungen zur Bibliotheksgeschichte in Bremen, zur Geschichte der Lesehalle und der Stadtbibliothek sowie die umfangreiche Formularsammlung aufgenommen. Weiterhin wurden in diese Gruppe die Akten zu den senatorischen Behörden integriert, die für den Zeitraum von 1945 bis 1980 wichtige Anhaltspunkte zur Entwicklung der Volksbücherei und späteren Stadtbibliothek liefern.

Die Aktengruppe "Aufsichtsgremien und Unterstützungsvereine" beinhaltet im Wesentlichen die Satzungen und Sitzungsprotokolle des Vorstandes des Vereins "Lesehalle" von 1900-1933, die Sitzungsniederschriften der Bibliothekskommission, die sich vor allem mit Fragen des Bestandsaufbaus beschäftigte (1903-1908) und Unterlagen der Unterstützungsvereine der Lesehalle und späteren Stadtbibliothek (1921-1974).
In der Klassifikationsgruppe "Jahresberichte und Statistiken wurden nicht nur die veröffentlichten Jahresberichte, sondern vielfach auch das Rohmaterial zur Erstellung der Statistiken zusammengefasst. Die Unterlagen zur Bibliotheksstatistik sind aus Gründen der Übersichtlichkeit zusammengeführt, systematisiert und auf maximal 3 Exemplare reduziert worden. (Akten Nr. 56-63, 128-143) Insgesamt liefern die Unterlagen zur Bibliotheksstatistik der Haupt- und Zweigstellen zuverlässig Daten von 1899 bis 1968. Danach gibt es nur vereinzelte Statistiken aus dem Zeitraum von 1995 bis 2001. Hervorzuheben sind hier noch die Monats- und Jahresberichte der Zweigstellen zu Aktivitäten und Veranstaltungen. Diese in standardisierter Form abgefassten Berichte erlauben einen Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit der Volksbüchereien in den Jahren von 1960 bis 1968.

Akten zu Personal- und Haushaltsangelegenheiten, Unterlagen zur Erhaltung, Einrichtung und Erweiterung der Hauptstelle und von Zweigstellen sowie zur Beschaffung von Verbrauchsmaterial insbesondere aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden in der Aktengruppe "Allgemeine Verwaltung" zusammengefasst. Daneben sind in diese Gruppe die Protokolle der Bibliotheksleiter- und Verwaltungssitzungen, die der Sitzungen des bibliothekarischen Gesamtkollegiums integriert worden, die Aufschluss über die Entwicklung der Stadtbibliothek und die Personalsituation für den Zeitraum von 1955-1978 geben. Besonders zu erwähnen sind hier noch die Unterlagen zu den Personalratswahlen und die Sitzungsprotokolle des Personalrats.
Ein großer Bereich der Überlieferung stellen die Korrespondenzen dar, die in der Klassifikationsgruppe 5 zusammengeführt wurden. Hier sind Briefwechsel mit den Zweigstellen und auswärtigen Bibliotheken, mit Buchhändlern und Verlagen, mit Ausbildungsstätten usw. zu finden. Einen kleinen Einblick in die Tätigkeit und die gesellschaftlichen Kontakte des Direktorats von 1976 bis 1989 erlaubt die Korrespondenz von Martha Höhl, deren innere Ordnung so belassen wurde, obgleich kleinere Unstimmigkeiten in der Ablage festgestellt werden konnten.

Einen eigenen Themenkomplex bilden die "Bibliotheksfachfragen". Hier befinden sich die bibliotheksgeschichtlich außerordentlich bedeutenden Akten zum sogenannten "Richtungsstreit", der Fragen über die untere Grenze im Bestandsaufbau und Ausbildungsfragen für die Zeit von 1911 bis 1920. Weiterhin sind hier die Unterlagen zur Gründung der Gesellschaft "Bücherverein 1915", die zwar nicht zustande kam, aber in der Gründung des Verbandes Deutscher Büchereien /Verband Deutscher Volksbibliothekare mündete (1916-1935). Für die Zeit nach dem Krieg sind Akten zur Arbeit der Landesgruppe Bremen des Vereins der Bibliothekare an öffentlichen Büchereien überliefert (1951-1968). Weitere Akten befassen sich beispielsweise mit den Wanderbibliotheken (1910-1958), der Bekämpfung von Schundliteratur für Jugendliche (1910-1958), der Entnazifizierung des Buchbestandes (1946-1953) sowie der Ausbildung von Bibliothekspersonal (1925-1984).
Zu den Zweigstellen der Lesehalle und späteren Volksbücherei und Stadtbibliothek sind von der Bearbeiterin eigene Akten angelegt worden. Reste dieser Ordnung sind erkennbar gewesen. Aus diesem Grund ist diese Aktengruppe rekonstruiert und Vorgänge der einzelnen Zweigstellen zusammengeführt worden. Mit der Schließung von Zweigstellen 1997 sind auch die umfangreichen Unterlagen der Zweigstelle im Westen (Walle) sowie die Autographensammlung und die Gästebücher der Bibliothek Blumenthal in den Bestand gelangt. Die übrigen Akten zu den Zweigstellen enthalten vorwiegend Presseausschnitte und Zugangsbücher. Eine Ausnahme bilden noch die Akten zur Musikbibliothek (1953-1990).

Die umfangreiche Sammlung an Presseausschnitten und Fotos zur Geschichte der Lesehalle befinden sich in der Gruppe "Öffentlichkeitsarbeit". Daneben befinden sich in dieser Gruppe auch die Akten zu den Veranstaltungen und Ausstellungen in Zweigstellen (1953-1965). Vergleichsweise viel Raum nehmen die gedruckten Bibliothekskataloge der Haupt- und Zweigstellen ein, die über einen großen Zeitraum zunächst als kompletter Nachweis in Buchform, später als Auswahlverzeichnisse der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurden (1903-1965). Hervorzuheben sind in dieser Rubrik die Sonderdrucke und Kopien von Aufsätzen der Bibliotheksleiter Arthur Heidenhain und Kurd Schulz (1903-1933) sowie die Ausführungen von Hans Kuhlmann zum Wirken und zur Bedeutung Heidenhains (1961).
Dr. Brigitta Nimz
Bremen 2005

Enthält

Jahresberichte - Aufsichtsgremien - Statistik - Zweigstellen - Bibliotheksfachfragen - Öffentlichkeitsarbeit - Verwaltung - Korrespondenz

Literatur

Kuhlmann, Hans Joachim: Anfänge des Richtungsstreites: Arthur Heidenhain als Vermittler in den Auseinandersetzungen der Jahre 1909 bis 1914, Beiheft zur Zeitschrift Bücherei und Bildung, Reutlingen, 1961.
Höhl, Martha: 75 Jahre Stadtbibliothek Bremen: Entwicklung und Perspektiven, Bremen: Stadtbibliothek, 1976.
Das Land Bremen und seine drei großen Bibliotheken : Universitätsbibliothek Bremen, Stadtbibliothek Bremerhaven, Stadtbibliothek Bremen, Bremen, 1977.
Hombeck, Peter: Bilder entleihen wie Bücher : 10 Jahre Graphothek in der Stadtbibliothek Bremen, Bremen: Stadtbibliothek, 1985.
Köster, Christoph: Die ganze Welt der Medien: ein Jahrhundert Stadtbibliothek Bremen, Bremen : Ed. Temmen, c 2002.
100 Jahre Stadtbibliothek Bremen: 100 Jahre Kultur zum Mitnehmen; Pressespiegel/ Stadtbibliothek , 1969ff., Bremen, [2002]
Wirth, Christoph: Chronik der Stadtbibliothek Bremen, 2000.
Ders.: Geschichte der Stadtbibliothek Bremen: bremische Bibliotheken im Wandel der Zeit; wissenschaftliche Arbeit im Rahmen eines Forschungsprojekts "100 Jahre Stadtbibliothek Bremen", Erfurt, 2003.

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Senator für das Bildungswesen, Hauptabteilung Kultur, Bestand 4,111/8.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

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