Drucken

NLA HA Hann. 152

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Provinzialmuseum Hannover

Laufzeit

1102-1969

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Die endgültige Geburtsstunde des Provinzialmuseums (1933 umbenannt in Landesmuseum) als (halb-)staatliche Institution war das Jahr 1887, als drei separate Trägervereine ("Naturhistorische Gesellschaft Hannover", "Historischer Verein für Niedersachsen" und "Verein für die öffentliche Kunstsammlung") des bisher privaten "Museums für Kunst und Wissenschaft" ihr Vermögen dem Provinzialverband Hannover übertrugen. Die drei Vereine hatten sich 1852 zusammengetan und ihre kombinierten Sammlungen dem interessierten Publikum seit 1856 in einem neu erbauten Haus (heute: Künstlerhaus) geöffnet. Die Provinzialverwaltung, die ab dem 1.1.1887 die Museumsbestände (nur Museumsgebäude und -grundstück?) übernahm, hatte bereits seit 1869 die Sammlungen mit verwaltet (erste Geburtsstunde eines Provinzial-Museums). Die Einweihung des noch heute genutzten Gebäudes an der Rudolf-v.-Bennigsen-Straße 1 (später umbenannt in: Am Maschpark), in das das Museum umzog, fand 1902 statt.
Die eigentlichen Sammlungsbestände gingen erst nach und nach in Staatsbesitz über: der Historische Verein verkaufte 1903 an die Provinz, die Naturhistorische Gesellschaft 1905/06. Die Gemäldesammlung des "Vereins für die Öffentliche Kunstsammlung" ging hingegen erst mit dessen Auflösung im Jahr 1967 auf das Land über.

Nachdem das beschlagnahmte Vermögen des ehemaligen hannoverschen Königs Georg V. freigegeben worden war, wurden 1893 die Bestände des Welfenmuseums und der Cumberland-Galerie in das Provinzialmuseum überführt. 1903 wurde die Fahnen- und Feldzeichensammlung des Welfenhauses als Bestandteil der Fideikommissgalerie dem Welfenmuseum überlassen.

Diskussionen um die Neuordnung der hannoverschen Museen hatten in den 1920er-Jahren die Folge, dass Teile der naturkundlichen Sammlung in das von der Stadt erworbene Leineschloss umzogen (Magazinierung). Später nahm der Prinz-Albrecht-Flügel die Magazine der ethnographischen Sammlung (ab ca.1925 auch Objekte der Naturkunde) auf. Gipse aus dem Provinzialmuseum zierten die Flure des Schlosses. Im Gegenzug zum Übergang des kunstgewerblichen Bestandes der Provinz an die Stadt (Kestner-Museum) ging 1922 die seit Jahrhundertbeginn aufgebaute moderne Galerie der Stadt an das Provinzialmuseum über.

Das Museum (seit 1896 im Staatshandbuch verzeichnet) wurde von einem Verwaltungsausschuss, bestehend aus Vertretern des Landesdirektoriums, der drei Vereine und dem Direktor des Museums unter Oberaufsicht des Landesdirektoriums verwaltet. Später hatte jede Abteilung des Hauses einen eigenen (Museums- bzw. Abteilung-)Direktor, von denen einer zugleich die Funktion eines Direktors des Gesamthauses ausübte. Den Sammlungen entsprechend wurde das Haus intern in drei Abteilungen bzw. "Museen" gegliedert:

1) historische Abteilung (zu ihr gehörten auch die urgeschichtlichen und ethnographischen Bestände)
(1917-53 unter Leitung von Karl-Hermann Jacob-Friesen; 1924-53 auch Direktor des Provinzial-
bzw. Landesmuseums)
2) naturhistorische Abteilung (ab 1924 Hugo Weigold als Leiter)
3) Kunstabteilung (1923-37 unter der Leitung Alexander Dorners, ab 1937 Ferdinand Stuttmann,
dieser seit 1953 auch Direktor des Landesmuseums)

Bis 1934:
1) Museum für Kunst und für Landesgeschichte
2) Museum für Naturkunde
3) Museum für Urgeschichte und Völkerkunde.
Seit Herbst 1933 bestand daneben bereits eine Abteilung für Rassenpflege unter der Bezeichnung "Provinzialstelle für Bevölkerungskunde und Rassenpflege", die Exponate in vier Sälen zeigte. Sie war der Abt. für Urgeschichte und Völkerkunde zugeordnet.

Dem Landesmuseum angegliedert waren daneben noch die Provinzialstelle für Naturdenkmalpflege (ab 1934 unter dem Namen Provinzialstelle für Naturschutz; in dem 1920er-Jahren gegründet) und die Provinzialstelle für Urgeschichte.
Ab 1935:
1) Abteilung für Kunst (Kunstabteilung),
2) Abteilung für Naturkunde (Naturhistorische Abteilung),
3) Abteilung für Urgeschichte und Völkerkunde (Historische Abteilung mit den historischen,
prähistorischen und ethnographische Sammlungen),
4) Abteilung für Rassenpflege (für die kein eigenes Personal ausgewiesen ist).

Geschichte der einzelnen Abteilungen

K u n s t a b t e i l u n g (Gemäldegalerie)
Die Kunstabteilung übernahm die Gemäldesammlung der Stadt Hannover 1924 in ihre Verwaltung, ohne dass jedoch deren Besitzverhältnisse angetastet wurden. Es bestand daher eine separate "Städtische Galerie im Landesmuseum Hannover" als ideelle Untereinheit, die von einem eigenen "Direktor" betreut wurde (z.T. Personalunion mit dem Direktor der Gemäldegalerie). Die auf das Jahr 1924 zurückgehende formlose und auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Vereinbarung zwischen dem Land und der Stadt Hannover wurde in der Nachkriegszeit bestätigt, ohne dass es dann zu einer vertragsmäßigen und schriftlich fixierten Ausgestaltung des Verhältnisses kam (vgl. Acc. 2006/013 Nr. 25, fol. 48). Die Gemälde aus städtischem Besitz werden nicht als geschlossene Sammlung gezeigt, sondern in systematischer Ineinanderordnung, d.h. sie finden sich überall in der Galerie verteilt im inhaltlichen Zusammenhang mit Werken aus Landesbesitz (Besitznachweis durch sichtbare Beschriftung der Werke). Seit dem Jahr 1908 kaufte die Stadt zeitgenössische Kunst, ohne dass jedoch vor der Ära Alexander Dorners (zu ihm später) ein Anschluss an die Tendenzen der Gegenwartskunst erreicht wurde (Harald Seiler, Nds. Landesgalerie Hannover, S. 8).

Schwerpunkte der Gemäldegalerie des Provinzialmuseums waren die mittelalterliche Sammlung (v.a. Altäre des 13.-16. Jhs., Stein- und Holzplastiken) und eine Galerie des deutschen 19. Jahrhunderts. Dagegen war die Sammlung an Plastik nur verhältnismäßig klein und umfasste im wesentlichen Arbeiten des 20. Jahrhunderts. Auch die Bestände der holländischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts waren nicht sehr umfangreich, jedoch durch Hinzukommen der "Pelikan-Werk-Galerie" als ständiger Leihgabe (erst in der Nachkriegszeit?) von beachtlicher Qualität (Rembrandt, Rubens, zwei van Dyck). Das 18. Jahrhundert ist mit deutschen, englischen und französischen Meistern vertreten; unter den Franzosen ragt ein Poussin hervor. Bereits 1901 machte der damalige Direktor Reimers bekannt, "daß die Mittel unseres Museums, soweit sie für Kunst vorhanden sind, nur für Werke moderner Meister verwendet werden dürfen. - Der Bestand unserer alten Bilder wird nicht weiter ausgebaut." (Acc. 2006/013 Nr. 47, fol. 100).

Die Eigentumsverhältnisse waren kompliziert. Ein großer Teil der Mittelalter-Sammlung befand sich als "Welfenmuseum" im Privatbesitz des Prinzen von Hannover, ein anderer Teil dieser Sammlung war Landeseigentum; Einzelstücke lagen aber auch im Eigentum der Stadt Hannover und eines Vereines. Kunstgewerbliche Gegenstände (v.a. Textilien und Goldschmiedearbeiten) wurden im Zuge der Aufgabentrennung an das städtische Kestnermuseum abgegeben (ständige Leihgaben), vom Kestner-Museum erhielt die Landesgalerie im Gegenzug deren Alte Meister ("Städtische Galerie") bzw. überhaupt 1954 alle Gemälde.

Schon 1925 wurde ein großer Teil der Gemälde der sogenannten Fideikommiss-Galerie des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg (auch "Cumberland-Galerie") durch den Herzog aus dem Provinzialmuseum abgezogen (zum Bestand vgl. den 1905 gedruckten Katalog) und anschließend großen Teils verkauft (es fanden zwei Versteigerungen statt, die erste 1926 bei Helbing, die zweite 1928 bei Lempertz; vgl. Nds. 457 Acc. 2006/013 Nr. 25, fol. 515). Einen kleinen Teil konnte die Provinz für die Galerie erwerben, der Rest verblieb offenbar auf der Marienburg oder wurde von dort verstreut. Die Bilder waren samt den Sammlungen des Welfenmuseums mittels Verträgen zwischen dem Herzog von Cumberland, der Staatsregierung und dem Landesdirektorium vom 16. und 18.12.1893 in die Verwahrung des Provinzialmuseum gelangt. In späteren Jahren (1970) verbot das Welfenhaus selbst die Herausgabe von im Museumsarchiv noch vorhandenen Negativen oder Fotografien der 1925 verkauften Sammlung an Forscher und andere Interessierte.

Die schlechte Wirtschaftslage nach 1929 führte dazu, dass dem Museum, dessen Bilderkäufe jeweils von einer Museumskommission (um 1900 vom Verwaltungsaussschuss) genehmigt werden mussten, 1931 sämtliche Etatmittel für den Ankauf gestrichen wurden. Der Bilderankauf kam dadurch zum Erliegen. Zuvor hatte es eine rege Korrespondenz insbesondere mit Kunsthandlungen in Berlin gegeben. Genannt seien:

Kurt Walter Bachstitz, Berlin, München, Wien, Den Haag
Dr. Benedict & Co., Berlin
Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Berlin
Gemäldegalerie Carl Nicolai, Berlin
Kunstantiquariat Emanuel Mai, Berlin
Kunsthandlung Karl Haberstock, Berlin
Kunstschau A. Blumenreich, Berlin
Fritz Rothmann, Berlin
Galerie Matthiesen (Herr Zatzenstein), Berlin
Peri-Ming Gemälde alter und neuerer Meister (Paul Theodor Geyer), Berlin
Gemäldegalerie D. Heinemann, München
Ludwigs Galerie, Otto H. Nathan, München
Kunst- und Antiquitäten-Handlung M. & H. Gerzer, München
Galerie Ernst Arnold (Ludwig Gutbier), Dresden
Galerie Dr. W. A. Luz, Dresden
Galerie Hans Bammann, Düsseldorf
van Diemen & Co., Amsterdam
Kunsthandlung P. de Boer, Amsterdam
Asscher & Welker, London
Kunstausstellung Gerstenberger GmbH, Chemnitz
Galerie Valentien, Stuttgart
Gemälde-Galerie Abels, Köln
Kunsthaus Malmedé, Köln
Kunsthandlung L. T. Neumann, Wien

Im August 1933 wurde die Eröffnung zweier neu eingerichteter Wilhelm-Busch-Kabinette feierlich begangen (vgl. Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 41, fol. 347; Nr. 54, fol. 226). Die dort gezeigten Leihgaben aus Familienbesitz des Künstlers wurden nach Möglichkeit sukzessive schon in den Jahren ab 1927 angekauft (vgl. Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 42, fol. 83). Keine eineinhalb Jahre nach Einrichtung der Kabinette verlangte allerdings die Stadt Hannover die Herausgabe ihrer Busch-Leihgaben zwecks Gründung eines eigenständigen Wilhelm-Busch-Museums (vgl. Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 42, fol. 122). Trotz des Widerstandes Dorners erfolgte 1937 die Gründung des Künstlermuseums.

Der damalige Direktor Dorner (seit 1920 auch außerordentlicher Professor in Hannover) baute 1928 eine "Galerie Hannoverscher Künstler" im Landesmuseum auf, für die Gemälde und Plastiken von rund 150 Künstlern aus Hannover ins Auge gefasst waren (vgl. z.B. Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 52, fol. 211 und 263); ferner begründete er eine "Sammlung vorbildlicher Plakate", in der nicht allein Werbegrafik (u.a. Littfasssäulenreklamen: vgl. Acc. 2006/013 Nr. 55, fol. 376), auch internationale Plakatkunst (Russland, Schweiz), sondern ebenso gelungene NS-Wahlplakate Aufnahme fanden (Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 77, fol. 20 und 134; Nr. 76, fol. 142). Die auf diese Weise zusammengetragene Plakatsammlung wurde im Krieg zerstört (Acc. 2006/013 Nr. 78, fol. 5).

Die Galerie Hannoverscher Künstler, mit einem eigenen Plastiksaal versehen, feierte am 16.03.1930 ihre Eröffnung (Acc. 2006/013 Nr. 54, fol. 193). Während Dorner noch im November 1936 einer baldigen Neueröffnung der Galerie als Aquarellsammlung entgegensah (Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 69, fol. 146; Stuttmann meldete die Freigabe für die Öffentlichkeit Anfang März 1937; ebd., fol. 194), war deren Existenz schon bald die Grundlage entzogen: Infolge einer Verfügung des Landeshauptmanns wurden die bisherigen Räumlichkeiten der Galerie hannoverscher Künstler 1937 anderen Zwecken zugewiesen, so dass nur übrigblieb, die Galerie aufzulösen (Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 69, fol. 223).

In die Annalen der Kunstgeschichte ging die hannoversche Kunstsammlung allerdings mit der von Alexander Dorner veranlassten Neueinrichtung zweier weiterer Räume ein: der erste abstrakte Saal in einer staatlichen Galerie wurde geschaffen. Es war das 1927 von El Lissitzky (nach einem ähnlichen Projekt in Dresden 1926) aufgebaute "Kabinett der Abstrakten", der ein spannungsvolles leichtes Gehäuse für die Aufnahme von in teilweise übereinander gleitenden Wechselrahmen eingelegten Bildern abstrakt arbeitender Künstler bot und daneben eine vor Spiegeln stehende Plastik von Archipenko und in drehbaren Schauladen liegende Architektur-Fotografien enthielt. Mitte des Jahres 1927 war das Kabinett vollendet (vgl. Acc. 2006/013 Nr. 51, fol. 156). Kurz vor 1930 kam noch ein weiterer abstrakter Raum innerhalb der "Galerie hannoverscher Künstler" mit Werken von Schwitters, Vordemberge-Gildewart, Buchheister und Nitzschke hinzu (vgl. Acc. 2006/013 Nr. 25, fol. 277 und Justus Bier, in: Museum der Gegenwart. Zeitschrift der deutschen Museen für neue Kunst 1. Jg. (1930/31), S. 31-73). Das "Kabinett der Abstrakten" musste 1935 auf Befehl der NSDAP abgebaut werden (vgl. Acc. 2006/013 Nr. 23, fol. 382; nach Angaben in der 150-Jahres-Festschrift erfolgte der Abbau erst nach Dorners Weggang 1937). Es wurde wegen seiner Bedeutung 1968 rekonstruiert.

Im Zuge der Säuberung der Museen von sogenannter "entarteter Kunst" verlor die Landesgalerie 1937 per Beschlagnahme rund 270 Werke der modernen Malerei und Bildhauerkunst sowie Grafiken und Zeichnungen, gleichgültig, ob es sich um Besitz des Museums oder lediglich Leihgaben (z.B. aus der Sammlung Dr. Paul Küppers, Sammlung v. Garvens) gehandelt hatte (zur Sammlung Dr. Küppers vgl. Acc. 2006/013 Nr. 20, fol. 385-388). Verloren gingen dabei 47 Gemälde, darunter so berühmte Namen wie Corinth, Dix, Heckel, Jawlensky, Lissitzky, Modersohn-Becker, Nolde, Schmidt-Rottluff, Moholy, Kandinsky, Kirchner, Grafiken und Zeichnungen - außer von vorgenannten Künstlern - von Archipenko, Klee, Kubin, Marc, Mondrian, Pechstein, Picasso, Schwitters, Beckmann, Grosz, Kokoschka, Munch, Barlach und Gauguin. Der Verbleib der meisten dieser Stücke ist unbekannt (das berühmte Bild "Antilope" von Franz Marc tauchte vor 1950 in einem amerikanischen Museum wieder auf; vgl. Acc. 2006/013 Nr. 59, fol. 108. Die Paula Modersohn-Becker-Bilder "Selbstbildnis als Halbakt mit Korallenkette" und "Mädchen mit Goldfischglas" befanden sich 1951 im Kunstmuseum Basel; ebd., fol. 275. Das Schmidt-Rottluff-Gemälde "Küstenlandschaft mit Bootshaus" wurde der Landesgalerie 1953 aus dem deutschen Kunsthandel zum Wiedererwerb angeboten; vgl. Acc. 2006/013 Nr. 63, fol. 123. Weitere Werke erwarb die Galerie Ferdinand Möller, Köln, 1941 nach ihren Angaben direkt aus den Händen des NS-Propagandaministeriums; vgl. Acc. 2006/013 Nr. 62, fol. 98. Die "entartete Kunst" wurde grundsätzlich entweder vernichtet oder ins Ausland verkauft).

Zusätzlich zur Bilder-Beschlagnahme wurden Werke von Paula Modersohn-Becker und Max Liebermann in der NS-Zeit mit einem Ausstellungsverbot belegt (Nds. 457 Acc. 2006/013 Nr. 15, fol. 242).

Dem Direktor der Kunstabteilung Ferdinand Stuttmann (1897-1968) wurde neben seinem bisherigen Amt 1938 die Direktion des Kestner-Museums und des Leibnizhauses übertragen (vgl. ZGS 2/2 Nr. 230). Die Konzentration der verschiedenen Museen unter einer Gesamtleitung geschah zwar unter Aufgriff älterer Vorschläge (1923), erfolgte aber letztlich aus der zeittypischen Bewegung hin zu einer einheitlichen und straffen Führung in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens (nationalsozialistisches Führerprinzip). Die Leitung des Gesamthauses "Provinzialmuseum" oblag allerdings weiterhin Prof. Jacob-Friesen. Dieser wurde im Nebenamt 1936 zum "Pfleger aller Heimatmuseen in der Provinz Hannover" ernannt, womit eine gutachtliche und beratende Tätigkeit für die Staatsbehörden, aber auch eine Überprüfung der bestehenden Heimatmuseen und Schulung und Beratung der Museumsleiter verbunden war (ZGS 2/1 Nr. 99).

Der Leiter der Gemäldesammlungen konnte bis zu einer Summe von 500 RM über Ankäufe selbst entscheiden, bei darüber hinausgehenden Beträgen war die vorherige Genehmigung der Museumskommission einzuholen. Da der nur sporadische Tagungsrhythmus der Kommission, der immer hinderlich war, in dringenden Fällen Bildankäufe gefährdete, erlaubte ein Beschluss vom 2.11.1926 dem Direktor der Kunstabteilung in solchen Momenten ein Tätigwerden auf eigene Verantwortung (Acc. 2006/013 Nr. 54, fol. 278). Die pro forma-Genehmigung wurde dann im Nachhinein erteilt. In der NS-Zeit wurde die Entscheidungsgewalt der Museumsfachleute im Sinne der herrschenden Ideologie zunehmend eingeschränkt und in genehme Bahnen gelenkt (zu zusätzlichen Finanzmitteln s. unten). Nach einer Anweisung des Oberpräsidenten hatte sich Alexander Dorner bei seinen Erwerbungen seit dem 6. März 1934 mit dem NS-Gaukulturwart abzustimmen (vgl. Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 42, fol. 149). Später ist davon die Rede, dass es dem Galerieleiter "bei der augenblicklichen Lage der modernen Kunst [1937] verboten ist, ohne ministerielle Genehmigung Werke lebender Künstler anzukaufen" (Acc. 2006/013 Nr. 45, fol. 63).

Die grundsätzliche Erwerbspolitik der Kriegsjahre sah eine Aufteilung nach Ausbau der älteren Abteilungen des Museums durch die Provinz einerseits, andererseits die Pflege der jüngeren und zeitgenössischen Kunst durch die Stadt Hannover vor. Bis 1943 wurden so Gemälde Brueghels d. J., Wouwermans, Courbets, Ziesenis', J.H.W. Tischbeins und Hans Thoma's für die Provinz, Gemälde Corinths, Slevogts, Hodlers u.a. für die Stadt angekauft (vgl. Hannoverscher Kurier vom 21.5.1943, in: ZGS 2/1 Nr. 89).

In den Jahren 1938 bis 1944 stellte der Oberpräsident (Provinzialverband) Geldbeträge zur Verfügung (5000 RM jährlich, Betrag je nach Eignung der Ankäufe aber unbegrenzt überplanmäßig erweiterbar), um auf niedersächsischen Ausstellungen Bilderkäufe von heimischen Künstlern zu tätigen. Als Ankaufsorte wurden vor allem die Ausstellungen des Kunstvereins Hannover, die Ausstellungen Nordwestdeutscher Künstler und die Gaukunstausstellungen genutzt (Nds. 457 Acc. 2006/013 Nr. 58, fol. 53, fol. 59-60). Im Nachhinein betrachtet war bei diesen Ankäufen nicht immer die künstlerische Qualität der Werke vorrangig ausschlaggebend (1951: "(...) es geschah unter den damaligen Verhältnissen, unter einem gewissen Druck"; Nds. 457 Acc. 2006/013 Nr. 62, fol. 226).

Schwere Schäden an den hannoverschen Museen durch Luftangriffe führten 1944 dazu, dass Neuerwerbungen eingestellt wurden (Nds. 457 Acc. 2006/013, fol. 39). Die Landesgalerie kam hinsichtlich der Luftangriffe insgesamt relativ glimpflich davon. Abgesehen von den Verlusten der "entarteten Kunst" sind die weiteren Verluste des Museums durch Kriegseinwirkung als sehr gering zu bezeichnen (fünf Gemälde und eine Anzahl Steinplastiken des 16. Jhs.). Zahlreicher - vermutlich rund 250 Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen umfassend - waren die Verluste an Kunstgütern, die als Depot-Bilder an Dienstwohnungen und Behördenbüros ausgeliehen worden waren und 1942 auf Anordnung des Landeshauptmanns nicht ausgelagert werden durften, um keine Panikstimmung entstehen zu lassen. Diese Kunstwerke waren jedoch allesamt nicht allererster Güte.

Das Gebäude des Landesmuseums selbst wurde durchBrandbomben erheblich beschädigt. Das gesamte obere Stockwerk brannte aus, die Kuppel über der Eingangshalle wurde vernichtet, und an zwei weiteren Stellen entstand durch Sprengbomben geringfügiger Schaden (vgl. Nds. 457 Acc. 2006/013 Nr. 18, fol. 563). Im Krieg erfuhren auch wissenschaftliche Materialsammlungen, die Bild-(Foto-)bestände und die vorhandenen Wechselrahmen ihre Vernichtung.

Eine im Provinzialmuseum aufgebaute Gildestube war vor 1897 in das Leibniz-Haus verbracht worden (vgl. Acc. 2006/013 Nr. 74, fol. 131).

M ü n z s a m m l u n g
Dem Landesmuseum gehörte eine umfangreiche Münzsammlung. Diese (zur Kunstabteilung gehörende) Sammlung kam 1930 zur Versteigerung durch die Firma Henry Seligmann (vgl. Nds. 457 Acc. 2006/013 Nr. 18, fol. 592; Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 37). Versteigert wurden diejenigen Teile, die Kestner-Museum, Vaterländisches Museum (Sammelgebiet Stadt Hannover) und Berliner Münzkabinett (ostfriesische Sammlung) nicht erwarben (Hann. 152 Acc. 2006/013 Nr. 37, fol. 230, 240). Es fand also zuvor kein Austausch mit den anderen Hannoveraner Museen statt; diese mussten ihre Wünsche - wie jeder andere Käufer - auf der Auktion selbst durchzubringen versuchen. Nicht rundweg aller Münzbesitz indessen wurde auf diesem Wege verstreut: Die 1917 angekaufte Medaillensammlung Bruns verblieb im Hause; auch Münzen im Besitz des Hauses Lüneburg wurden zuvor separiert. Die Notwendigkeit der Geldbeschaffung zum Erwerb des Meister-Bertram-Altares war der Anlass zur Beendigung der Sammeltätigkeit im Münzbereich und zur Konzentrierung dieser Aufgabe beim Kestner-Museum (als Neuanknüpfung an die Zeit vor 1930 stand seit 1983 das Niedersächsische Münzkabinett der Deutschen Bank, das aus dem angekauften Königlichen Münzkabinett gebildet worden war, unter der Betreuung des Landesmuseum. 2009 verkaufte die Deutsche Bank das Münzkabinett an das Land Niedersachsen und übergab die Sammlung in der Folgezeit an das Niedersächsische Landesmuseum Hannover. Vgl. dazu auch Nds. 458: Münzkabinett des Niedersächsischen Landesmuseums).

N a t u r k u n d e a b t e i l u n g
1905/06 übertrug die "Naturhistorische Gesellschaft" ihre seit 1870 zusammengebrachte Sammlung an das Provinzialmuseum. Die Provinz hatte daneben seit 1870 schon selbstständige Ankäufe getätigt. Teile des fideikommissarischen Welfeneigentums betrafen ebenfalls Sammlungsbereiche der Naturkunde.
Die naturkundlichen Sammlungen der Fideikommissgalerie wurden - wie deren urgeschichtliche und ethnographische Teile (s.u.) - 1925 von der Provinz angekauft.

Seit 1924 stand die Abteilung bzw. das "Museum für Naturgeschichte" unter der Leitung von Hugo Weigold (1886-1973), Biologe und Ornithologe sowie Gründer der Vogelwarte Helgoland, der von ihrer Gründung 1926 an bis 1934 auch Leiter der Provinzialstelle für Naturdenkmalspflege / Kommissar für Naturdenkmalpflege der Provinz Hannover gewesen ist (vgl. Nachlass im Archiv zur Geschichte des Naturschutzes).

Die Aufstellung der früher allein in Schränken verwahrten Exponate, die sich vorwiegend auf die Natur Niedersachsens beziehen, erfolgte 1922 (geologische Gruppe) bzw. 1924 (biologische Gruppe) nach modernen Ausstellungsprinzipien eines "Erziehungsmuseums" und damit als einem der ersten Naturkundemuseen Deutschlands. Platzprobleme machten es jedoch notwendig, einen Teil der Schausammlung, die bisher im zweiten Obergeschoss des Museums zu sehen war, im Magazin einzulagern. Die Hälfte des Sammlungsbestandes war im Leineschloss untergebracht (vgl. Acc. 2006/013 Nr. 68, fol. 448). 1929 wurden Neubaupläne eines eigenständigen Hauses für das Naturkundemuseum erörtert (vgl. Acc. 2006/013 Nr. 68, fol. 382), die aber infolge der Wirtschaftskrise unausgeführt blieben.

In den 1930er-Jahren hatte Jacob-Friesen einen Ausstellungsteil zum Thema Mensch und Menschwerdung eingerichtet. Fragen der Rassekunde und Eugenik waren hier bereits thematisiert worden. Der Themenbereich "Mensch" fand in eindeutiger Zielrichtung bald intensivere Berücksichtigung in der dem Museum angegliederten, aber der Urgeschichtsabteilung zugeordneten und 1933 errichteten "Provinzialstelle für Bevölkerungskunde und Rassenpflege", die vier Ausstellungssäle erhielt und rassenpolitische "Volksaufklärung" betrieb. Die von der Provinzialstelle benötigten Säle wurden teilweise der Ausstellungsfläche der Naturkundeabteilung entzogen.

Die Tätigkeit der Naturkundeabteilung beschränkte sich nicht auf das Museum in Hannover. An mehr als 20 Orten Niedersachsens (erstmals 1929 in Lüchow) wurden örtliche Heimatmuseen mit der Errichtung von erdgeschichtlichen Ausstellungsräumen unterstützt. Auch bei der Bestimmung bereits vorhandener Sammlungsbestände unterstützten die hannoverschen Naturkundler die Heimatmuseen.

Die Abteilung beteiligte sich an größeren Ausstellungsprojekten mit "Kojen" zu Thematiken wie "Jagdtier" oder "Naturschutz". Sonderausstellungen beschäftigten sich mit einem Überblick über das naturkundliche Schrifttum und - richtungsweisend - mit dem Umweltschutz. Die 1926 errichtete Provinzialstelle für Naturdenkmalspflege publizierte wichtige Beiträge zur Naturkunde Nordwestdeutschlands.

(Vgl. zu Vorigem: F. Hamm, Die Naturkundliche Abteilung des Niedersächsischen Landesmuseums, in: Hundert Jahre Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover 1952, S. 71-77)

U r g e s c h i c h t s a b t e i l u n g
Schon unmittelbar nach Gründung des Vorgängers des "Museums für Kunst und Wissenschaft" 1852 wurden dem neuen Institut bedeutende urgeschichtliche Privatsammlungen einverleibt: 1853 die Sammlung des Grafen Münster zu Langelage, 1860 diejenige des Particuliers Wellenkamp aus Lüneburg. Die Sammlung des Kammerherrn v. Estorff (u.a. mit Bronzefunden) kam 1861 hinzu. In diesem Umfang stand die urgeschichtliche Sammlung des Landesmuseums bereits mit an erster Stelle unter den Sammlungen Deutschlands. Dem damaligen Sammeln gemäß enthielten diese Privatsammlungen allerdings auch nicht-niedersächsische Stücke, die bisweilen schwierig abzusondern waren, da auch Beschriftungen sich als teilweise irrig erwiesen.

Der Engländer John Mitchell Kemble, 1855 zum stellvertretenden Konservator berufen, unternahm die systematische Neuordnung der hannoverschen Urgeschichtssammlung und stellte geschlossene Funde nach geographischem Gesichtspunkt auf. Leider wurde die Anordnung schon 1864 unter "kulturgeschichtlichen" Gesichtspunkten wieder auseinandergerissen. Später gelang es nur unter großen Mühen und zum Teil, die dadurch gestörten Fundzusammenhänge wiederherzustellen. Durch Kembles Grabungen an Hügelgräbern und ähnlichen Denkmälern erweiterte sich die Sammlung erheblich.

Der seit 1913 am hannoverschen Museum wirkende Karl Hermann Jacob-Friesen (seit 1917 für die urgeschichtlichen und ethnographischen Sammlungen verantwortlich) nahm eine Neuaufstellung der Bestände vor. "Er sah im Museumswesen eine Möglichkeit und die Aufgabe, auf weite Teile der Bevölkerung erzieherisch und aufklärend zu wirken. Zu diesem Zwecke trennte er die Bestände der urgeschichtlichen Sammlung in eine Schausammlung, die in ausgewählten Stücken dem Besucher zugänglich gemacht wurde, und in eine Studiensammlung, die alles andere Material so übersichtlich aufnahm, daß es zu Studienzwecken jederzeit zugänglich war." Die ausgestellten steinzeitlichen Sammlungsstücke wurden nach einem vielfach gelobten und später vielerorts angewandten didaktischen Prinzip angeordnet. Dazu gehörte eine chronologische Anordnung und ausführliche, auch zusammenfassende Erläuterungen. Seit 1928 bot die urgeschichtliche Abteilung Abendöffnungszeiten mit der Möglichkeit zur Teilnahme an geschlossenen Sonderführungen an, die großen Anklang fanden (vgl. Acc. 2006/013 Nr. 68, fol. 459).

1950 umfasste die Urgeschichtssammlung 40.000 Einzelstücke. Im 2. Weltkrieg hatten die Bestände der Abteilung nur geringfügige Verluste erlitten. Die urgeschichtlichen, naturkundlichen und ethnographischen Sammlungen der Fideikommissgalerie waren 1925 angekauft worden.

Durch seit 1923 am Museum durchgeführte urgeschichtliche Lehrgänge wurde die praktische Arbeit gepflegt. Ab 1930 wurden Einführungskurse auch außerhalb Hannovers abgehalten. Der Vertiefung dienten darauf fundierte Aufbaulehrgänge.

(vgl. zu Vorigem: W. D. Asmus, Die Urgeschichts-Abteilung als Erbe und Träger prähistorischer Forschung, in: Hundert Jahre Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover 1952, S. 78-118)

Bestandsgeschichte

Die älteste Abgabe des ehemaligen Provinzialmuseums Hannover (jetzt: Landesmuseum Hannover) wurde im Hauptstaatsarchiv zunächst als Dep. 77 vereinnahmt. Später wurde daraus der Bestand Hann. 152 gebildet (vgl. Nds. 71 Spez. D 077). Die entsprechenden Signaturen tragen keine Accessions-Nummern (Hann. 152 Nr. 1-18). Die Mikrofilme dieser Abgabe mit den ehemaligen Signaturen Hann. 152 Nr. 11, Nr. 16 und Nr. 17 wurden inzwischen der Bildgutsammlung zugeordnet.

Einer Äußerung Dr. Thiems aus dem Jahre 1963 zufolge sind 1943 alle Personalakten des Museums durch Kriegseinwirkung verbrannt (vgl. Nds. 457 Acc. 2006/013 Nr. 23, fol. 325). Auch nahezu die Gesamtheit der älteren Restaurierungsakten (Dokumentationen der vorgenommenen Restaurierungen) gehört zu den Kriegsverlusten (vgl. Wolfson, Die deutschen und niederländischen Gemälde bis 1550, Hannover 1992, S. 10).

Quellenmaterial vor 1945 zur Provinzialstelle für Naturdenkmalpflege (Provinzialstelle für Naturschutz) liegt nicht vor, da auch diese Akten im Landesmuseum durch Kriegseinwirkung verloren gegangen sind (vgl. Bestand Nds. 110 N).

Weitere Abgaben:
Acc. 55/68 (vgl. StA 1294/68)
Acc. 34/80
Acc. 53/84
Acc. 68/94
Acc. 2006/013

Unter der Akzession 34/80 finden sich die Aktengruppe "Rechtsaltertümer" (Gliederungspunkt 04.10) mit 102 Aktentiteln, die in königlich-hannoverscher Zeit für eine entsprechende Sammlung diversen Behördenbeständen entnommen wurde. Wegen ihrer besonderen rechtshistorischen Bedeutung wurden diese Akten, die unter den Abgaben des Landesmuseums kaum zu erwarten wären, ausführlicher erschlossen. Soweit möglich, sind die Ursprungsprovenienzen angegeben.

Das Landesarchiv besitzt die Ankaufsakten der Landesgalerie aus den Bereichen "Neue Meister" (Erwerbungen 1901-1939. 1943-1961), "Alte Meister" (Erwerbungen 1873-1944), Handzeichnungen, Grafik und Aquarelle (Erwerbungen 1892-1944. 1951-1962) und Plastik (Erwerbungen 1892-1943. 1947-1966). Insbesondere bei diesen zentralen Akten war eine über das normale Maß archivischer Erschließung hinaus gehenden inhaltliche Einzelerschließung geboten, nicht zuletzt im Hinblick auf aktuelle Restitutionsforderungen von Erben in der NS-Zeit enteigneter oder zum Verkauf gedrängter Kunstsammler. Der Ankauf von Kunstwerken seitens des Museums erfolgte allerdings meist über den gewerblichen Kunsthandel, so dass aus den Akten (eventuell jüdische) Vorbesitzer nicht oder nur in Ausnahmefällen erkennbar sind. Provenienznotizen erfolgten im Museum offenbar gesondert an anderer Stelle (evtl. in der Objektkartei).

Bei der Erschließung der genannten Ankaufsakten (die mehr als nur den wirklichen Erwerb enthalten) wurde zwischen Angebot, Ankaufswunsch (Kaufinteresse) und Ankauf unterschieden. Wurde ein Kunstwerk letztendlich vom Landesmuseum (sei es auf Rechnung des Landes oder der Stadt Hannover) angekauft, ist es lediglich als Ankauf verzeichnet, wobei darunter selbstverständlich ebenso ein voraufgehendes Angebot und Kaufinteresse mit gemeint ist; in den Fällen, die nur als "Angebot" und "Ankaufswunsch" verzeichnet werden,

kam es nicht zum Vertragsabschluss (in ersterem Falle bestand seitens Hannovers auch kein Interesse daran oder lag außerhalb des finanziell Denkbaren). Die Einzelaufnahme auch der verworfenen Angebote erfolgte unter dem Gesichtspunkt, dass unter den zu dieser Zeit auf dem Kunstmarkt befindlichen Werken manche mit "dunkler Provenienz" gewesen sind, so dass der laufenden Kunst-Provenienzforschung, gerade auch der über Niedersachsen hinausgehenden, jeglicher Verbleibsnachweis erwünscht sein dürfte (fallweise in Klammern hinzugefügt wurden Angaben zu früheren Besitzern/Sammlungen, Äußerungen zur Provenienz der Kunstwerke sind in den Akten jedoch selten. Wurden Kunstwerke aus dem Besitz der Erben des Künstlers selbst angeboten, erfolgte der Hinweis "aus Familienbesitz").

Hannover wurden immer wieder erstrangige Werke aus dem gesamten deutschen und zum Teil auch außerdeutschem europäischen und amerikanischen Kunsthandel angeboten. Hinzu treten Korrespondenzen mit kunstbesitzenden Privatpersonen (z.T. mit umfangreichen Sammlungen) und einzelnen Künstlern. Die Einzelblattverzeichnung zeigte allerdings, dass wertvolle Autographen (Künstler-Briefe) den Akten offenbar in bereits länger zurück liegender Zeit entnommen worden sind, da sie sich schon zum Zeitpunkt einer vorarchivischen Paginierung der Aktenblätter nicht mehr in den Akten befanden.

Wenn möglich, wurde bei den Gemälden, Grafiken oder Plastiken ein Entstehungsjahr (in Klammern) hinzugefügt, was gerade dann besonders wichtig erscheint, wenn ein Werktitel ansonsten nicht genannt ist.

Bislang vollkommen unzureichend archivisch überliefert ist die Abteilung für Naturkunde, die noch keine Akten an das Staatsarchiv abgegeben hat. Lediglich zwei Aktentitel unter den früher von der Urgeschichtsabteilung übernommenen Akten beziehen sich auf diese Abteilung des Provinzialmuseums.

Vorläufig noch unter der nicht angemessenen Bestandsnummer Hann. 152 liegen auch diejenigen Akten, die den Nachfolge-Bestand Nds. 457 bilden. Für das Schriftgut des Landesmuseums Hannover nach 1945 vgl. den genannten Bestand Nds. 457.

Die Gliederung des Bestandes orientiert sich an der Abteilungsgliederung des Museums und nachfolgend an Aufgabenfeldern. Es wurde eine Gliederung analog zu Nds. 457 entworfen, die nach Notwendigkeit kleine Änderungen enthält und zeitnotwendige Umbenennungen berücksichtigt.

INDIZES

Zur leichteren Auffindung im gedruckten Findbuch wurden folgende einzelne Indizes gebildet:
1. Personenindex (ca. 1190 Lemmata),
2. Ortsindex (ca. 1020 Lemmata),
3. Sachindex (ca. 1540 Lemmata),
4. Ikonographischer Index (ca. 1870 Lemmata),
5. Künstlerindex (ca. 2600 Lemmata),
6. Institutionenindex (ca. 280 Lemmata),
7. Index der Voreigentümer (Provenienzen, private Kunstsammlungen) (ca. 180 Lemmata).

In den Personen- bzw. Ortsindex nicht aufgenommen wurden solche Ortsbezeichnungen und Personennamen, die in Werktiteln auftreten, es sei denn, es handelt sich ausdrücklich um Porträts (dann Aufnahme in den Personenindex mit Zusatz "Bildnis").

Der Sachindex enthält Sachschlagworte und verzeichnet so u.a. Kunstausstellungen, Künstler- oder Sammlernachlässe (unter "Nachlass ..."), Materialien oder einzelne Kunsttechniken. Diese wurden allerdings nur ausgeworfen, sofern sie sich aus dem Aktentitel nicht von selbst ergeben.

Der ikonographische Index verzeichnet die Titel, Themen und Einzelmotive von Kunstwerken. Mittelalterliche Gesamtobjekte wie Altäre, aber auch sonstiges Kircheninventar (Taufsteine, Glocken, Kruzifixe o.ä.) suche man hingegen im Sachindex.

Künstler wurden nur dann in den separaten Künstlerindex aufgenommen, wenn lediglich ihre Werke Thema im Aktentitel sind. Sind sie auch als Person erwähnt oder handelnd tätig (z.B. in Korrespondenzen mit dem Museum), so stehen sie (zusätzlich) im Personenindex.

Im Institutionenindex suche man u.a. Kunstgalerien, Kunstmuseen, Behörden, Parteien, Vereine und Wirtschaftsunternehmen.

Im Index der Vorbesitzer und (privaten) Kunstsammlungen, der Hinweise auf Provenienzen angebotener oder angekaufter Kunstwerke liefert, sind öffentliche Kunstsammlungen und Kunstmuseen nicht verzeichnet (siehe aber ->Institutionenindex). Diese stellen auch nur in Ausnahmefällen (v.a. im Falle des Bilderverlusts durch die Aktion "Entartete Kunst") eine Vorprovenienz dar. Der Index verzeichnet auch Privatsammlungen aus denen nicht angekauft wurde.

Unter "Sammlung" ohne weiteren Zusatz sind meist Kunst-, v.a. Gemäldesammlungen zu verstehen; die Zusammensetzung anderer Sammlungen ergibt sich aus dem gewählten Begriff wie etwa "Briefmarkensammlung".

Zu beachten ist, dass Indexlemmata im betreffenden Aktentitel durchaus mehrfach auftreten können, so dass es sich immer empfiehlt, den gesamten Text durchzugehen.

HINWEISE AUF ANDERE ARCHIVBESTÄNDE

Für die Zeit nach 1945 ist der unmittelbar anschließende Nachfolgebestand: Nds. 457 (Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover).
Hann. 150 (Provinziallandtag) und Hann. 151 (Provinzialverwaltung). In Hann. 151 ca. 30 Akten (Laufzeit: 1866-1947)
VVP 87 (Bund der Bildenden Künstlerinnen und Künstler, BBK)
Dep. 100 (Kestnergesellschaft) und ZGS 2/2 Nr. 190 (Kestnergesellschaft in Hannover 1926-1960).
ZGS 2/2 Nr. 230 (Museen in Hannover Stadt 1926-1960) und Nr. 180 (Vorgeschichtsforscher Jacob-Friesen 1938-1952)
Nachlass Alexander Dorners: VVP 21, Teil auch im Busch-Reisinger Museum des Harvard Art University Museums (FA Nr. 277) und im Sprengel-Museum (FA Nr. 278), (sein Wiedergutmachungsantrag: Nds. 401).
Akten zum Landesmuseum bis ca. 1950 im Übrigen im Stadtarchiv Hannover im Bestand "Altes Archiv Akten" (AAA).
Ein Verzeichnis der Gemäldesammlung von Bernhard Hausmann (1784-1873) in Hannover (1817) siehe Dep. 110 (Grafen Münster, Derneburg) A Nr. 214, derjenigen des Grafen Wallmoden-Gimborn (um 1820) in Dep. 110 A Nr. 211, Statuten und erste Mitgliederliste des Kunstvereins für das Königreich 1832-1834 in Dep. 110 A Nr. 274.
Gesperrte Akten befinden sich in Dep. 103 XX, v.a. Gliederungspunkte 02.07 und 02.08 (Sammlungen des Königshauses, Gemäldeankauf, Münzkabinett, Fideikommissgalerie) und in Dep. 103 XXVIII (Gliederungspunkt 28.12.: Welfenmuseum).

Stand: April 2007

Enthält

Interne Verwaltung, Personalia, Bausachen, Abteilung für Urgeschichte und Völkerkunde, Abteilung für Naturgeschichte, Museum für Kunst und Landesgeschichte, Landesgalerie, Reichsaltertümer

Literatur

- Inventar des Welfenmuseums 1921 (frühere Inventare in Dep. 103 XVII)
- Jahrbuch des Provinzialmuseums, Bände 1-13, Hannover 1901-1913. Neue Folge seit 1926
- Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte
- Mitteilungen der Provinzialstelle für Natur-Denkmalpflege
- Karl Hermann Jacob-Friesen, Hundert Jahre niedersächsisches Landesmuseum zu Hannover,
Hannover 1952 [Qe 20]
- Harald Seiler, Niedersächsisches Landesgalerie Hannover, Köln 1969 [T Hannover l 84]
- Hans Becher u.a., Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Braunschweig 1984 [T Hannover
I 147]
- Ines Katenhusen, Kunst und Politik: Hannovers Auseinandersetzungen mit der Moderne in der
Weimarer Republik, Hannover 1998 [T Hannover l 148]
- Dies., Erwerbungspolitik und Bestandsentwicklung am Niedersächsischen Landesmuseum seit 1933,
in: Mitteilungsblatt des Museumsverbands für Niedersachsen und Bremen e.V. Nr. 66 (2005), S. 5-12
[ZS 123]
- Heide Grape-Albers (Hg.); 2002. Das Niedersächsische Landesmuseum Hannover. 150 Jahre
Museum in Hannover. 100 Jahre Gebäude am Marschpark. Festschrift zum Jahr des
Doppeljubiläums, Hannover 2002
- Kirsten Hoffmann, Ur- und Frühgeschichte - eine unpolitische Wissenschaft? Die urgeschichtliche
Abteilung des Landesmuseums Hannover in der NS-Zeit, in: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte (NNU) Bd. 74 (2005), S. 209-249 (Magisterarbeit Univ. Hannover 2002).

Bestandskataloge der Kunstabteilung (bzw. Landesgalerie) siehe im Literaturverzeichnis zu Bestand Nds. 457.

Findmittel

EDV-Findbuch (2024)

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

12,7

Bearbeiter

Dr. Sven Mahmens (2007)

Benutzung

Das Archivgut kann im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 Niedersächsisches Archivgesetz (NArchG) eingesehen werden.

Georeferenzierung

Bezeichnung

Hannover, Stadt [Wohnplatz]

Zeit von

1

Zeit bis

1

Objekt_ID

2369

Ebenen_ID

1

Geo_ID

1-2369

Link

Hannover, Stadt [Wohnplatz]

Georeferenzierung

Bezeichnung

Stadt Hannover

Zeit von

1859

Zeit bis

1885

Objekt_ID

3

Ebenen_ID

6320

Geo_ID

6320-3

Link

Stadt Hannover

Georeferenzierung

Bezeichnung

Stadt Hannover

Zeit von

1824

Zeit bis

1859

Objekt_ID

2

Ebenen_ID

6420

Geo_ID

6420-2

Link

Stadt Hannover

Georeferenzierung

Bezeichnung

Stadt Hannover (einschließlich Vorstädten und Linden)

Zeit von

1815

Zeit bis

1824

Objekt_ID

3

Ebenen_ID

7420

Geo_ID

7420-3

Link

Stadt Hannover (einschließlich Vorstädten und Linden)

Georeferenzierung

Bezeichnung

Stadtkreis Hannover

Zeit von

1928

Zeit bis

1974

Objekt_ID

3232027

Ebenen_ID

20

Geo_ID

20-3232027

Link

Stadtkreis Hannover

Georeferenzierung

Bezeichnung

Stadtkreis Hannover

Zeit von

1885

Zeit bis

1907

Objekt_ID

1

Ebenen_ID

2920

Geo_ID

2920-1

Link

Stadtkreis Hannover

Georeferenzierung

Bezeichnung

Stadtkreis Hannover

Zeit von

1907

Zeit bis

1920

Objekt_ID

2

Ebenen_ID

5820

Geo_ID

5820-2

Link

Stadtkreis Hannover

Georeferenzierung

Bezeichnung

Stadtkreis Hannover

Zeit von

1920

Zeit bis

1928

Objekt_ID

1

Ebenen_ID

8520

Geo_ID

8520-1

Link

Stadtkreis Hannover