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LkAH D 111

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Privat-Nachlass Hanns Lilje

Laufzeit

1889 - 1977

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Privat-Nachlass von Hanns Lilje (1899 - 1977) aus dem Familienbesitz Lilje - Hafermann, Eigentümer und Depositalgeber: Hanns-Lilje-Stiftung Hannover (abgegeben 2016)

Beschreibung

Der Bestand wurde 2016 von der Hanns-Lilje-Stiftung an das Landeskirchliche Archiv als Depositum abgegeben. Er enthält v. a. Einzeldokumente, Bücher, Fotografien und Alben, sowie Gegenstände und Textilien aus dem persönlichen Besitz Hanns Liljes
(darunter Orden und Auszeichnungen, Ehren- und Verleihungsurkunden, Tagebücher, "Hoods" verschiedender Universitäten, Tonbänder mit Aufnahmen von oder für Lilje, Fotodokumentationen von Auslandsreisen, persönliche Fotos, Postkarten sowie Bilder aus allen Bereichen seines dienstlichen Lebens (Landeskirche, Lutherischer Weltbund, Ökumene, Kloster Loccum u. a.).

Geschichte des Bestandsbildners

LEBEN:
Johannes Richard Lilje wurde am 20. 8. 1899 in Hannover als Sohn eines Diakons geboren. In seiner Heimatstadt besuchte er die Leibnizschule, nahm nach dem Abitur 1917 kurzfristig noch am 1. Weltkrieg teil, studierte dann in Göttingen und Leipzig Theologie und zeitweilig Kunstgeschichte und wurde 1924 ordiniert. Zunächst als Jugendpfarrer tätig, war Lilje 1925-1927 Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule Hannover und wechselte dann nach Berlin als Generalsekretär der Deutsch-Christlichen Studentenvereinigung (DCSV). 1932 promovierte er in Zürich mit einer Arbeit über Luthers Geschichtsanschauung zum Dr. theol. 1932-1935 war er zugleich Vizepräsident der World Student Federation und knüpfte in dieser Zeit die ersten ökumenischen Kontakte. Von der NS-Herrschaft schon nach kurzer Zeit ernüchtert, engagierte sich Lilje bald auf Seiten der kirchlichen Opposition gegen die Deutschen Christen. Er war Mitbegründer der "Jungreformatorische Bewegung", gab die oppositionelle Zeitschrift "Junge Kirche" heraus und engagierte sich im "Lutherrat", der die Aktivitäten lutherischer Kirchenleitungen gegen die Deutschen Christen koordinierte. Als Generalsekretär des Lutherischen Weltkonvents 1935-1945 hielt Lilje die Verbindung zu den Lutheranern in anderen Ländern und Kontinenten. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er wegen seiner seelsorgerlichen Kontakte zu den Hitler-Attentätern verhaftet und erst im Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit. In Hannover wurde er 1945 Oberlandeskirchenrat, wenige Tage später wurde er zum Mitglied des Rates der neu gegründeten Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt. 1947 wurde er Landesbischof der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, in diesem Amt blieb er bis zum Beginn seines Ruhestands 1971. Daneben übernahm Lilje zahlreiche weitere kirchliche Ämter: 1949-1967 war er stellvertretender Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland und von 1955-1969 Leitender Bischof der Vereinigten Ev.-luth. Kirche Deutschlands (VELKD). An der nach dem 2. Weltkrieg sich neu bildenden internationalen ökumenischen Bewegung beteiligte sich Lilje von Anfang an in führenden Positionen. Er war kommunikativ und sprach mehrere Sprachen fließend. 1947-1970 war er Mitglied des Exekutivkomitees des Luth. Weltbunds und amtierte 1952-1957 als dessen Präsident. Im Weltrat der Kirchen war er seit dessen Gründung (1948) Mitglied des Zentralkomitees und 1968-1975 einer von dessen Präsidenten. Als Abt von Loccum (seit 1950) konnte Lilje seine Weltläufigkeit, die für Deutsche nach dem 2. Weltkrieg selten war, mit dem Stolz auf die kirchlichen Traditionen Niedersachsens verbinden. Diese Traditionen wollte er für die Gegenwart fruchtbar machen. Um einer zunehmend säkularen Welt das Evangelium zu verkünden, nutzte Lilje entschlossen die modernen Kommunikationsmedien, 1948 gründete er das "Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt" als "unabhängige Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Kultur". Um den Dialog von Kirche und Gesellschaft zu fördern, beteiligte er sich 1946 an der Gründung der Evangelischen Akademie Hermannsburg, die 1952 nach Loccum verlegt wurde. Ebenso unterstützte er die Deutschen Evangelischen Kirchentage, auf seine Initiative wurde der erste Kirchentag 1949 in Hannover veranstaltet. Lilje war eine der zentralen Personen des deutschen Protestantismus im 20. Jahrhundert; er wollte, dass die Kirche ohne Scheu vor der modernen Welt die biblische Botschaft weitergibt. Ihm wurden zahlreiche internationale Ehrungen zuteil. Er starb am 6. 1. 1977 in Hannover und wurde auf dem Klosterfriedhof in Loccum begraben.

Bestandsgeschichte

Die Unterlagen und Gegenstände stammen aus dem persönlichen und familiären Nachlass Hanns Liljes. Sie wurden 2016 von Ortrud Hafermann, geb. Lilje, Tochter von Hanns Lilje, der Hanns-Lilje-Stiftung als Schenkung übergeben. Diese ist heute Eigentümerin des Bestandes.

2016 wurde der Bestand als Depositum der Hanns-Lilje-Stiftung dem Landeskirchlichen Archiv übergeben.
Im Rahmen der Ordnungs- und Erschließungsarbeiten wurden Fotografien und Tonbänder digitaliert, Gegenstände und Textilien neu verpackt und einzelne Bücher ohne persönlichen Bezug zu Hanns Lilje an den Depositalgeber zurückgegeben.
Der sehr umfangreiche Fotobestand des Nachlasses (ca. 3900 Einzelbilder und 5 Alben) wurde aus konservatorischen Gründen entnommen und als Sonderbestand der Fotosammlung des Landeskirchlichen Archivs zugeordnet.

Siehe

Korrespondierende Archivalien

- Bestand L3 I - III (Kanzleien und Privat-Dienstlicher Nachlass Hanns Liljes)
- Fotosammlung S2

Weitere Angaben (Bestand)

Bearbeiter

Manuela Nordmeyer-Fiege, Dipl.-Archivarin, unter Mitarbeit von Saskia Dede, archiv. Hilfskraft

Benutzung

Der Bestand darf über das Online-Portal recheriert und zur Einsichtnahme bestellt werden.
Bei Nutzung der Archivalien ist dem Leihgeber Name und Thema des Forschenden zur Kenntnis zu geben, eine Nutzungsgenehmigung durch ihn ist nicht erforderlich. Der Leihgeber kann der Nutzung jedoch unter besonderen Umständen widersprechen (gemäß mündl. Vereinbarung mit der Hanns-Lilje-Stiftung vom 30.01.2019).