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NLA HA Hann. 76a

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Kurfürstliche/Königliche Kammer zu Hannover: Generalakten

Laufzeit

859-1900

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Allgemeines, Personalia, Landesökonomie, Bauwesen, Betreuung der Domäneneinkünfte, Domänenverpachtung, Domanialforstsachen, Prozesse, sonstige Akten der Kammeranwälte, Höfewesen, Verkoppelung, Ablösungen, königliche Originareskripte, Protokollbücher der Hofkammer Hildesheim, u.a.
Erschließung: EDV-Findbuch 2011
Umfang: 112,2 lfdm

Bestandsgeschichte

Der wechselnde Name der "Kammer"behörde, die ursprünglich aus der fürstlichen Rentkammer erwachsen ist, lautet im 17. bis 18. Jahrhundert Königliche und Kurfürstliche Kammer, ab 1823 Königliche Domänenkammer. Die Domänenkammer wird als selbständige Behörde im Jahre 1858 aufgelöst. Bis zur Übernahme der Geschäfte durch die Finanzdirektion im Jahre 1869 betreuen Übergangsbehörden verschiedenen Namens die Domänen- und Forstsachen: 1858 bis 1866 Finanzministerium und Ministerium des Königlichen Hauses, 1866 bis 1867 Preußisches Generalgouvernement, Finanzabteilung, 1868 bis 1869 Ziviladministration, Verwaltung der Domänen und Forsten. Erst mit der Auflösung der von 1869 bis 1885 bestehenden Finanzdirektion und der Übernahme der Geschäfte durch die Regierungen (1885) geht die Spanne der Kammerakten im weitesten Sinne zu Ende.
Das Anfangsjahr für die Mehrzahl der Kammerbestände ist durch den Brand des Leineschlosses 1741 bezeichnet, der fast alle Kammerakten vernichtete. In manchen Fällen wurden im 18. Jahrhundert ältere Stücke beschafft und hinzugefügt, aber Vorakten im engeren Sinne sind nicht vorhanden. Teilweise handelte es sich bei den älteren Akten auch um angekohlte und gerettete Stücke. Sie reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück.
In den zentralen Bestand der Generalakten der Kammer laufen alle wichtigen Fäden der Aufgabenverwaltung der Kammer, wie man sie aus Geschäftsverteilungsplänen (Hann. 76) kennt, zusammen. Für beide Hauptbereiche der Kammergeschäfte, die Betreuung der Domäneneinkünfte und der Domänenverpachtung einerseits und der Domanial-Forstsachen andererseits, finden sich wichtige Grundsatzentscheidungen und eine Fülle statistischen Übersichtsmaterials. Hier befinden sich die landesgeschichtlich besonders ergiebigen Quellen, während sich der Heimat- und Familienforscher in der Regel besser an die Spezialakten der einzelnen Ämter halten wird. In

breiter Fülle sind die Forstakten vertreten, danach folgen Domänen- und Landeskultursachen im weitesten Sinne an zweiter Stelle, während Gewerbesachen nur schwach und Städtesachen kaum vertreten sind. Bausachen nehmen ebenfalls einen breiten Raum ein, während Bergwerkssachen schon früher ausgesondert wurden. Die Abteilung Bestallungssachen enthält einige zentrale Beförderungsakten, die ergänzend zu den einzelnen Ämterbestallungen in Hannover 76 b heranzuziehen sind.
Wie aus dem Altrepertorium zu ersehen ist, gab es für die Generalia der Kammersachen vor Ablieferung der Akten an das Staatsarchiv nur 46 Abteilungen. Die Abteilungen 47 bis 50 wurden im Archiv neu gebildet, wobei die Gruppen 47 und 48 sowie der Großteil der Akten der Abteilung 45 aus Kammerakten gebildet wurden, die aus Cal. Br. 23 (Innere Angelegenheiten) herausgenommen wurden. Als weitere Teile wurden die älteren Generalia der Hofkammer Hildesheim als Abteilung 49 (jetzt: Klass. 43.01) und 50 (jetzt: 43.02) angefügt, die die Vorakten zu den Kammerakten der Provinz Hildesheim darstellten. Hier liegt nun in einem Falle ein Teilbestand vor, der weit über das Jahr des Kammerbrandes 1741 zurückreicht. Die Hildesheimer Generalakten unterscheiden sich von der Art der übrigen Akten insofern, als in ihnen Behördenverwaltung und Aufgabenverwaltung, die für die althannoverschen Gebiete in die Bestände Hann. 76 und Hann. 76a auseinandergelegt worden sind, vermischt auftreten.
Bei der Gesamtdurchsicht der Kammerakten zeigte es sich nun, daß neben der Großregistratur der Generalakten Teile von Sonderregistraturen vorhanden waren, die zu klein waren, um aus ihnen neue Bestände zu schaffen. Sie gehören ebenfalls zu den Generalakten und wurden daher zweckmäßigerweise als Abteilung 51 bis 56 an die schon vorhandene Reihe der Generalakten angeschlossen. Diese neugebildeten Abteilungen sind mit den sachlich zugehörigen

Hauptabteilungen zusammenzusehen, so zum Beispiel die Abteilung (=Klassifikation) 46 Floßregistratur Relliehausen mit der Abteilung (Klass.) 10 Flößesachen, die Forstinspektionssachen und die Zins- und Magazinkornsachen (Abteilung bzw. Klass. 44) sowie die Ablösungssachen (Abteilung bzw. Klass. 48) mit Zehntsachen (Abteilung bzw. Klass. 37). Eine etwas unglückliche Stellung nehmen die einzelnen Fiskalprozesse in der Abteilung/Klassifikation 49 ein. Aus Gründen, die nicht bekannt sind, wurden diese Prozeßsachen nicht auf die Spezialakten der einzelnen Ämter verteilt, als man im 18. Jahrhundert eine zentrale Prozeßregistratur der Kammer auflöste. In die Abteilung/Klassifikation 6 (Prozeßsachen) gehörten sie nicht, da ein gutes Ablieferungsverzeichnis vorhanden war, als letzte Abteilung der Generalia angeschlossen
Der Bestand Hann. 76a wurde mit Hilfe der aufgefundenen alten Behördenrepertorien wieder benutzbar gemacht. Das bedingte, daß erstens alle weitläufigen alten Signaturen beibehalten wurden und lediglich die römische Konvolutzahl auf arabische Ziffern umgestellt wurde. Weiterhin erwies es sich als zweckmäßig, alle diejenigen Akten bei dem Bestande zu belassen, die in das Signaturschema dieser Behördenfindbücher paßten und hier eingetragen waren. Dabei ergab es sich, daß ein mittleres Endjahr für die Generalakten 1869 anzusetzen ist. In diesem Jahre schuf die Finanzdirektion für ihre Generalakten ein neues Signaturschema. Die Beachtung der großen Registraturtradition, die über die Auflösung der Domänenkammer im Jahr 1858 hinausreicht, erschien als organischer anmutende Lösung als eine starr auf das Provenienzprinzip ausgerichtete Zerstückelung des Bestandes, bei der die Zwischenbehörden von 1858 bis 1869 berücksichtigt werden müssen

Hannover, den 31. März 1962
gezeichnet Matthes


Die Einrichtung des Magazin Pattensen machte die Abschrift der

Altfindbücher erforderlich, wobei auch die Akten mit laufender Nummer durchgezählt werden konnten. Das vorliegende Archivfindbuch enthält nur noch die wirklich vorhandenen Akten. Der Gesamtaktenbestand des 19. Jahrhunderts ist in den Altfindbüchern nachgewiesen. Dort sind auch die Nummern der Sicherungsfilme vermerkt.

Bei der Überprüfung der Findbuchneuschrift stellte sich heraus, daß es sich bei der letzten Abteilung LVI (jetzt Klassifikation 49) "Einzelne Fiskalprozesse" weder nur um Prozesse noch um Akten der Kammer handelt, vielmehr um Prozeß- und sonstige Akten der Kammeranwälte. Sie gehören dieser Provenienz gemäß in den Bestand Hann. 112 und sind dort einzugliedern. Bevor diese Umorganisation durchgeführt werden kann, wird die Abteilung LVI als Sonderband von Hann. 76a aufgestellt

Das Findbuch ist auf 35mm-Film aufgenommen worden. Es kann damit xerografisch vervielfältigt werden
Pattensen, im Dezember 1973
Gieschen

Anmerkung zu den Prozess- und Kommissionsakten der Kammerkonsulenten (Klassifikationspunkt 49)
Der Aktenbestand war bei der Neuordnung der Kammerbestände im Anfang der 1960er Jahre als Abteilung 56 den Generalakten mit gewissen Bedenken (vgl. oben) angehängt worden. Es zeigte sich jedoch bei der Neuschrift des Findbuches zu Hann. 76a, dass der Bestand ausschließlich Prozess- und Kommissionsakten von Kammerkonsulenten enthält. Er gehört eher in den Bestand Hann. 112 und könnte dort zu gegebener Zeit eingearbeitet werden. Zur Zeit erschien lediglich eine separate Aufstellung unter der alten Bestandssignatur Hann. 76a möglich. Sie stellt jedoch ein Provisorium dar. Anlässlich der Neuschrift wurden die Aktentitel des recht unzuverlässigen Behördenfindbuches ergänzt und berichtigt.

Pattensen, im Januar 1974
gez. Christoph Gieschen