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NLA HA Hann. 74 Hameln

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Amt Hameln

Laufzeit

1405-1912

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Die Entfernung des Oberweserraums von den welfischen Machtzentren hatte dazu geführt, dass sich hier die spätmittelalterliche administrative Zersplitterung im Alten Reich unverändert erhielt. Um 1800 gab es westlich und südlich von der so genannten großen und damit amtsfreien Stadt Hameln die Ämter Lachem, Aerzen, Ohsen und Grohnde. Bereits 1815 waren die Ämter Grohnde und Ohsen verschmolzen und 1823 die Ämter Aerzen und Lachem mit der Stadtvogtei Hameln zu einem Amt Hameln vereinigt worden. Die weitere Entwicklung begünstigte wie üblich den größeren Ort. 1859 ging das Amt Grohnde im vergrößerten Amt Hameln auf. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam noch Lauenstein hinzu.

Den größten Sprengel besaß das Amt Aerzen. Die gleichnamige Burg wird 1283 erstmals bezeugt, und zwar als Besitz der Grafen von Everstein. Bereits Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte ein nicht unbeträchtlicher Amtsbezirk dazu, der 1408 mit der gesamten Grafschaft Everstein an die Welfen fiel. In der Folgezeit meist verpfändet, ging das Amt Aerzen erst um 1660 endgültig in landesherrliche Verwaltung über. Das Amt Lachem bestand lediglich aus zwei Kirchspielen. Im späten Mittelalter war die Vogtei Lachem Teil des Amtes Schaumburg. Nach dem Aussterben des alten Grafenhauses 1640 kam ein Teil der Vogtei mit dem Sitz des Vogtes an Hannover und bildete künftig eine Art Amt, dem noch lange die Bezeichnung "Amtsvogtei" anhaftete. Nach der westphälischen Zeit erstand das kleine Amt von Neuem. Der - begrenzte - Reformwille der Restaurationszeit reichte jedoch soweit, dass man 1823 die Ämter Aerzen und Lachem zu einem Amt Hameln vereinigte (vgl. Hann. GSlg., 1823, I S. 193). Die Stadt wurde Amtssitz.

Die Reformgesetzgebung von 1852 vergrößerte das Amt Hameln noch, und zwar erstens durch sieben Gemeinden des Amtes Springe, nämlich Afferde, Groß Hilligsfeld, Klein Hilligsfeld und Rohrsen (vgl. Verordnung vom 7. August 1852) sowie Holtensen, Unsen und Welliehausen (vgl. Verordnung von 28. September 1852), zweitens die vom Amt Grohnde abgetrennte Gemeinde Tündern. 1855 kam noch die Gemeinde Hastenbeck von Grohnde zu Hameln (vgl. Hann. GSlg., 1855, I S. 297). In Aerzen blieb 1852 ein Amtsgericht, dessen Sprengel im Wesentlichen dem alten Amt entsprach. 1854 erweiterte man das Amtsgericht wieder zum vollen Amt "für den den Bezirk des Amtsgerichts Aerzen umfassenden Teil des Amts Hameln" (vgl. Hann. GSlg., 1854, I S. 245). 1859 ging dieses eben abgetrennte Amt im Amt Hameln auf.

Die Burg Ohsen wird zuerst 1259 erwähnt als Anlage der Grafen von Everstein. Die Eversteiner mussten im 14. Jahrhundert ihre Burg mit den Welfen bzw. den Edelherren von Homburg teilen, so dass sich das zugehörige Amt nicht recht weiter entwickeln konnte und auf fünf Dörfer beschränkt blieb. Schloss Grohnde ist etwas jünger, wird 1395 erstmals erwähnt. Eversteiner und Homburger Rechte überschnitten sich hier stark. Nachdem beide Ämter 1408/09 an das Welfenhaus übergegangen waren, vergrößerte das Amt Grohnde allmählich seinen Umfang auf zehn Dörfer.

Bis ins 17. Jahrhundert waren Grohnde und Ohsen meist verpfändet, seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert zeitweise bereits in einer Hand. Die formale Verschmelzung erfolgte 1815 in der Weise, dass die Beamtenstelle in Ohnsen eingehen sollte (vgl. Hagemann, Landesverordnungen, 1815, S. 545). Die Bezeichnung blieb (bis 1852) "Amt Grohnde-Ohsen". Die Verwaltungsreform von 1852 ließ das nunmehrige Amt Grohnde leicht verkleinert weiterbestehen. 1852 wurde das Dorf Tündern und 1855 Hastenbeck an das Amt Hameln abgetreten. 1859 ging das Amt Grohnde im Amt Hameln auf. Außerdem kamen damals noch zwei Dörfer des Amtes Coppenbrügge (bzw. bis 1852 Amt Springe) hinzu: Behrensen und Diedersen.

So besaß das vergrößerte Amt Hameln bis zu seiner Aufhebung folgenden Umfang:
- Aus dem Amt Hameln die Gemeinden (Stand von 1855) Afferde, Klein Berkel, Dehmkerbrock*, Egge*, Halvestorf*, Hastenbeck, Haverbeck, Helpensen, Hemeringen*, Herkendorf*, Groß Hilligsfeld, Klein Hilligsfeld, Holtensen, Lachem*, Ohr, Posteholz, Rohrsen, Tündern*, Unsen, Wehrbergen und Welliehausen; aus dem Amt Grohnde (Stand von 1855) die Gemeinden Bessinghausen, Börry, Brockensen, Emmern**, Esperde, Frenke, Grohnde, Hagenohsen**, Hajen, Kirchohsen**, Latferde, Lüntorf, Voremberg und Völkerhausen (Die mit * gekennzeichneten Gemeinden gehörten ursprünglich zum Amt Lachem, die mit ** zum Amt Ohsen);
- aus dem Amt Aerzen (Stand von 1852/54) die Gemeinden Aerzen, Amelgatzen, Groß Berkel, Dehmke, Dehrenberg, Deitlevsen, Gellersen, Grießem, Grupenhagen, Hämelschenburg, Königsförde, Laatzen, Multhöpen, Reher, Reinerbeck (Reinerbeckerhorst), Schwöbber, Selxen und Welsede;
- aus dem Amt Coppenbrügge die Gemeinden Behrensen und Diedersen.

Stand: 1983 (Beständeübersicht)

Bestandsgeschichte

Der große Umfang des Bestandes entspricht der komplizierten Geschichte des Amtes Hameln. Die historisch relevanten Aktengruppen setzen im 16. Jahrhundert ein. Die vier Vorämter bedingten intensive Grenz-, Domanial- und Polizeiakten einschließlich der Verkoppelungs- und Ablösungssachen. Die Kirchen-, Schul- und Gemeindeakten setzen im Allgemeinen im 18. Jahrhundert ein. Bald nach 1859 sind die älteren Akten in Hameln in ein einheitliches System gebracht und geordnet worden. Abgaben an das Archiv erfolgten erst seit 1887/88, 1895, die zugehörigen Verzeichnisse verbrannten 1943. 1948 bemühte sich Rudolf Grieser um die im Landratsamt Hameln verbliebenen Repertorien und ließ sie - bevor die Akten selbst von der Auslagerung zurück waren - durch den Angestellten Bertram abschreiben. Da das die Abteilung V (Domanialia) betreffende Verzeichnis in Hameln unauffindbar und damit nicht abschreibbar war, hat Ernst Pitz 1963 diese Akten neu geordnet. Anschließend sind sie von Fräulein Dübel verzeichnet worden. Die Behördenrepertorien, welche bis jetzt für die übrigen Abteilungen noch benutzt werden mussten, hielten in der Regel den Abschluss der Akten nicht fest, außerdem waren eine nicht unbeträchtliche Zahl (häufig älterer) Akten zwar vorhanden, aber nicht eingetragen. Bei der Umstellung des Bestandes auf Numerus currens überprüfte daher Frau Palow sämtliche vorhandenen Akten einzeln, ergänzte die Jahreszahlen und schrieb das neue maschinenschriftliche Archivfindbuch.

Im September 2009 wurden vom Landkreis Hameln-Pyrmont ca. 22 m Akten, Amtsbücher und Druckwerke an das Landesarchiv in Hannover abgegeben(Acc. 2009/112). Über die Hälfte der Unterlagen hatte als Provenienz das Amt Hameln mit den ehemaligen Ämtern Aerzen, Grohnde-Ohsen und Lachem, der Rest verteilte sich provenienzmäßig auf die Ämter Lauenstein, Lauenstein-Coppenbrügge, Polle und Springe sowie die Kreise Hameln, Springe und Fürstentum Waldeck (nur 3 Faszikel).

Die das Amt Hameln betreffenden Akten wurden - wie es die Archivtektonik verlangt - in den vorliegenden Bestand eingeordnet - erkennbar an der Signatur Acc. 2009/112 Nr. 1 bis 557. Besonders zahlreich waren die zur Klassifikation 06 Kirchen- und Schulsachen sowie 08.02.03 Teilungen und Verkoppelungen gelegten Unterlagen. Deswegen wurden der Gliederung bei den Kirchen- und Schulsachen noch weitere Punkte hinzugefügt - sowohl bei den Generalia (06.01.01) wie auch besonders bei dem Kirchspiel Aerzen (06.01.02.01), wo eine Unterteilung (hier war der alte Registraturplan hilfreich) wegen des durch die Abgabe gewachsenen Umfanges sinnvoll erschien.

Die Akten zu Teilung und Verkoppelung wurden alphabetisch geordnet (08.02.03.02). Es handelt sich zum größten Teil um Rezesse und registerförmige Archivalien wie Taxations- oder Vermessungsregister. Die Unterlagen wurden übernommen, weil sie eine Ergänzung zu den im Bestand Hann. 148 Landeskulturamt vorhandenen (für diese Zeit eher wenigen) Unterlagen für das Hamelner Gebiet bilden.

Hinzuweisen ist ferner 1.) auf eine besondere "Wiederverwertungspraxis" der Amtsdiener: in einigen Fällen wurden die Aktenumschläge von der Amtsbehörde wiederverwendet; ein gutes Beispiel ist Bestell-Nr. 150 der Acc. 2009/112;
2.) wenn die Jahreszahl nicht aufgeführt ist, konnte keine eindeutig ermittelt werden; nur in besonderen Fällen wurde das durch den Zusatz: ohne Datum gekennzeichnet;
3.) in diesem Amtsbestand sind viele Behördenrepertorien (Aktenverzeichnisse) verschiedener Zeitschichten vorhanden, sie sind am Ende übernommen und verzeichnet worden. Bei Weitem nicht alle darin aufgeführten Akten haben aber auch den Weg ins Archiv gefunden;
4.) eine Sammlung von gedruckten braunschweig-lüneburgischen Verordnungen aus dem 18. Jahrhundert, welche den jeweiligen Ämtern als "Dienstexemplar" zur Verfügung gestellt worden war, wurde an die Dienstbibliothek des Landesarchivs Hannover abgegeben.

Stand: 2014
(Der Text kombiniert die Einführung der Beständeübersicht von 1983 mit dem Findbuchvorwort bis Anna Ostendorff von 2014.)

Enthält

Generalia, Hoheits-, Grenz- und Jurisdiktionssachen, Steuern, Zölle, Abgaben und Dienste, Militär-, Domänen-, Forst- und Jagd-, Gemeinde-, Polizei-, Gewerbe-, Höfe- und Bausachen, Ablösungen, Kirche und Schule

Literatur

BERNER, Hans, Das Amt Grohnde, Göttingen 1952.
BERNER, Hans, Das Amt Ohsen, Göttingen 1954.
FEIGE, Rudolf, OPPERMANN, Moritz, LÜBBERS, Hermann, Heimatchronik der Stadt Hameln und des Landkreises Hameln-Pyrmont, Hofgeismar 1961.
HAMANN, Manfred (Bearbeiter), Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs in Hannover, Bd. 3, Mittel- und Unterbehörden in den Landdrostei- bzw. Regierungsbezirken Hannover, Hildesheim und Lüneburg bis 1945, Teil I,II, Amt Hameln, S. 279-284, Göttingen 1983.
HAMANN, Manfred (Bearbeiter), Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs in Hannover, Bd. 3, Mittel- und Unterbehörden in den Landdrostei- bzw. Regierungsbezirken Hannover, Hildesheim und Lüneburg bis 1945, Teil I,I, Ämter, Verwaltungsgeschichtlicher Überblick, S. 170-189, Göttingen 1983.
LÜCKE, Heinrich, Das Amt Aerzen, Göttingen 1954.
BRÜNUNG, Kurt, Der Landkreis Hameln-Pyrmont (Die Landkreise in Niedersachsen, Bd. 7), Bremen-Horn 1952.
SCHNATH, Georg, Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, Göttingen 1922.

Findmittel

Der Bestand ist vollständig als EDV-Findbuch (2012) erschlossen.

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Hann. 148 Landeskulturamt

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

149, 4 lfdm
Der Bestand lagert im Außenmagazin Pattensen

Bearbeiter

Ernst Pitz und Fräulein Dübel (1963)

Frau Palow (ca. 1978)

Anna Ostendorff (2014)

Klaudia Woede (2015)

Hildegard Krösche (2021)

Benutzung

Wegen Pilzbefalls, Verunreinigung und Beschädigungen kann es teilweise zu Benutzungsbeschränkungen kommen. Einige Archivalien werden nur noch als Mikrofiche zur Benutzung vorgelegt.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Die Datensätze zu den Nummern 1582, 3653, 4057, 4099, 4164 und 4208 wurden gelöscht, da es sich nur um leere Aktendeckel handelte; über das maschinenschriftliche Altfindmittel bleibt dies nachvollziehbar.

(Stand: 2021)

Georeferenzierung

Bezeichnung

Amt Hameln (aus Ämtern Aerzen und Lachem)

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Amt Hameln