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NLA HA Hann. 53

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Hanseatische Departements: Oberems, Weser- und Elbemündungen

Laufzeit

1801-1820

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Am 13. Dezember 1810 wurden Teile des Königreichs Westfalen, nämlich Hoya, Diepholz, Bremen, Verden, Osnabrück mit den Städten Bremen, Hamburg und Lübeck sowie mit den Herzogtümern Lauenburg und Arenberg-Meppen zu den sogenannten "Hanseatischen Departements" des französischen Kaiserreichs zusammengefasst. Zur Intensivierung der Kontinentalsperre hatte sich Napoleon entschlossen, die Nordseeküste mit den neuen Departements Oberems, der Weser-"Elbmündungen" mit Frankreich zu vereinen. Das Besatzungsregime diktierte die Verwaltungsgliederung der Departements in Arrondissements, Kantone und Mairien. An der Spitze der Departements standen Präfekten, deren Vorgesetzter der Generalgouverneur der Hanseatischen Departements war. Den Arrondissements standen Unterpräfekten vor, in den Mairien sorgten die Mairies für die Abwicklung der Administration. Der Kaiser verfügte auch die Einführung des französischen Rechts in das Nordseegebiet. Aber diese Ausweitung wie auch die verfügte "Mitbestimmung" der Untertanen auf Departements- Arrondissements- und anderen Kommunalebenen konnten die Rechtslosigkeit der Bewohner der deutschen Küstenlandschaften schlecht bemänteln. Auch die Pläne zur Förderung von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe in den neu gewonnenen Arrondissements kamen nicht zur Durchführung. Die Zollschranken zum Kaiserreich und zum Königreich Westfalen erdrückten Handel und Wandel. Die französische Armee fraß das Land praktisch kahl. Die Gemeinden, die unter den fortwährenden Kriegskontributionen, Kriegerfuhren und Einquartierungslasten stöhnten, wurden durch die dauernde Stellung von Pferden, Vieh und Feldfrüchten für die Truppen vollends ruiniert. Die Brutalität des Besatzungsregimes zeigt sich in ihren Maßnahmen bei der Durchführung von Zwangsarbeiten, Aufhebungen für die Armee und Sippenhaft. Die vorzüglich organisierte Polizei trieb auch die "freiwilligen" Leistungen der Departements für den Kaiser ein. Die französische Regierung musste endlich zahllose Deserteure suchen lassen und schwere Strafmaßnahmen gegen Aufruhr und Widerstand verhängen. Als infolge der militärischen Lage die Verwaltung der Departements zusammenbrach, war das französische Experiment, "Die Deutschen aus der Barbarei emporzuziehen", gescheitert.

Bestandsgeschichte

Der Bestand Hann. 53 (Hanseatische Departements) ist Teil der großen Sammlung "westfälisch-französischer" Akten, die in den Jahren 1881/1882 der spätere Archivdirektor und Mitglied des deutschen Reichstags Dr. Karl Sattler anlegte, um die Zusammenfügung der Registratursplitter zahlreicher Behörden eine Gesamtdokumentation für die Zeit von 1803 bis 1814 aufzubauen [alter Bestand Hann. 51, siehe zur Vorgeschichte auch dort]. Die Akten, deren Einteilung in Sachgruppen teilweise durchgeführt wurde, blieben aber dann ungeordnet liegen. Der Sammeleifer von Sattler hatte aber auch zur Plünderung von Beständen geführt, die schon aufgebaut waren. So ist es nicht verwunderlich, dass Kritik der hannoverschen Archivare, denen außer welfischer Ehrbarkeit kein weiterreichender Gedanke einfiel, über den "preußischen" Außenseiter laut wurde.

Die Archivalien des Bestandes Hann. 53 entstammen größtenteils den Registraturen der Arrondissements, der Mairien und der Departements der Küstenregion. Im Bestand finden sich auch einige Akten der Pariser Ministerien. Erwähnenswert ist die Gruppe der Register der Domänen- und Steuerverwaltung. Der Großteil der Akten von französischen Behörden in den hanseatischen Departements befindet sich im Staatsarchiv Osnabrück (Rep. 240). Auch die Staatsarchive in Stade (Rep. 53) und Münster besitzen Akten verschiedener französischer Verwaltungen der norddeutschen Departements. Der hannoversche Bestand setzt sich vor allem aus Akten zusammen, die in den Arrondissements Lüneburg, Nienburg und Quakenbrück entstanden sind. Die Überschwemmung der Leine 1946 führte nicht nur zu Pilz- und Schimmelschäden in den Akten sondern das Wasser wusch teilweise auch die Schriftzüge der Archivalien aus. Seit 1975 ordnete Dr. J. Studtmann die Akten. In dem Bestand sollten die Registraturen der französischen Oberbehörden wieder hergestellt werden. Aus der Ordnungsarbeit wurde 1977 Dr. J. Studtmann vom Tod weggerissen.

Angesichts der rudimentären Überlieferung erschien dem Unterzeichneten eine Ordnung der Archivalien nach Herkunfts- und Entstehungszusammenhang sinnlos. Daher wurden die Akten auf die Sattlerschen Sachgruppen aufgeteilt. Durch Aktenzusammenlegung, Feinkassation und Zurücklegung eines Teils der Akten zum ursprünglichen Bestand schrumpfte der Fond um rund 100 Nummern.

Hannover, den 15. Juli 1978
Schöningh

Enthält

Akten aus den Arrondissements Lüneburg, Nienburg und Quakenbrück

Findmittel

EDV-Findbuch 2005

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

20,7

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Aus konservatorischen Gründen kann es zu Einschränkungen bei der Benutzung kommen.