Drucken

NLA HA Hild. Br. 3/4

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Augustiner-Chorherrenkloster Riechenberg vor Goslar

Laufzeit

1108-1812

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Angelegenheiten des Hochstifts Hildesheim und der Landesherrschaft, Angelegenheiten des Kapitels und seiner Mitglieder, Pfarreien, Güterverwaltung, Meiersachen, Forst- und Jagdsachen, Konkurs des Klosters 1773/1774 und dessen Abwicklung, Register über die Wirtschaftsführung des Kapitels
Findmittel: EDV-Findbuch 2003
Umfang: 8,4 lfdm

Bestandsgeschichte

1. Stiftsgeschichte

Die Gründung des heutigen Klostergutes Riechenberg, nordwestlich gelegen vor den Toren Goslars, erfolgte 1117 durch den Subdiakon des Goslarer Domstiftes Petrus unter Beteiligung seiner Verwandten Elferus, Elvezo und seiner Mutter Margareta auf seinem Eigengut Riechenberg. Petrus weihte die Kirche der Gottesmutter und übertrug die Stiftung den Benediktinern. 1131 wurde sie in ein Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt und erlebte in den folgenden Jahrzehnten Aufschwung und Besitzmehrung unter Propst Gerhard I., Freund und Berater des Kaisers Lothar von Süpplingenburg. Das 14. Jahrhundert war hingegen eher vom Niedergang gekennzeichnet. Neuerlichen Aufschwung erfuhr das Stift infolge der 1417 eingeführten Windesheimer Ordensregel der Augustiner.

Während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) stellte sich das Stift unter den Schutz Herzog Heinrichs d. J.; er machte Riechenberg in den Folgejahren zu seinem Hauptlager gegen die Reichsstadt Goslar. Hier mußte Goslar 1552 den aufgezwungenen Riechenberger Vertrag unterzeichnen, durch den die Stadt wesentliche Rechte verlor.

In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in Riechenberg die Reformation eingeführt. Nachdem der 30jährige Krieg auch hier deutliche Spuren der Plünderungen und Brandschatzungen hinterlassen hatte, kam Riechenberg 1643 an den Hildesheimer Bischof zurück; er beauftragte Augustiner aus Windesheim mit der Neueinrichtung und dem Wiederaufbau zerstörter Stifts- und Wirtschaftsgebäude.

1762 ließ Propst Wilhelm de la Tour eine Anzahl teils verschwenderischer Bauten errichten, welche das Stift in den Konkurs trieben, der 1773/74 verkündet werden mußte. Eine Tilgung der letzten Schulden gelang 1802. Ein Jahr später wurde das Chorherrenstift aufgehoben - das Hochstift Hildesheim war von Preußen besetzt worden. Man versteigerte zum einen das Inventar, zum anderen kamen besondere

Kostbarkeiten in die Silberkammer nach Berlin.

In westfälischer Zeit (1807-1813) bekam der französische General Aumeil das säkularisierte Stift Riechenberg als Gnadengeschenk. Der solchermaßen Bedachte schaffte die Bibliothek nach Paris. Nach dem Ende des Königreichs Westfalen nahm das Königreich Hannover eine Eingliederung des Stiftsguts in den Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds (Klosterkammer) vor. 1816 fiel die vom Klostergutspächter als Wohnung benutzte Propstei einem Brand zum Opfer; daraufhin benutzte man für den Wiederaufbau die leerstehende Kirche als Steinbruch. Den totalen Abriß stoppte ein Befehl aus Hannover, so dass zumindestens die Krypta gerettet werden konnte. Sie soll laut dem "Handbuch der historischen Stätten" die "reichste Gruftkirche" Niedersachsens sein; außerdem sind weitere erwähnenswerte Teile der Stiftskirche übrig geblieben. Auch sie zählt zu den Besonderheiten - sie war im 12. Jahrhundert nach dem sogenannten "Hirsauer Schema" errichtet worden und stellt das "nördlichste Beispiel dieser Bauart" dar.


2. Bestandsgeschichte

Es ist, u.a. bedingt durch die wechselvolle Stiftsgeschichte, von einem großem Aktenverlust auszugehen.

Die Übernahme des übrig gebliebenen Klosterarchivbestandes erfolgte 1870. Vorwiegend stammen die Akten aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und betreffen den Konkurs. Anfang der 60er Jahre nahm Dr. Th. Ulrich eine Neuverzeichnung des 24 Fach umfassenden Bestandes vor und führte dabei eine neue Zählung durch (unter weitgehender Beibehaltung der alten Ordnung).

Die von Dr. Ulrich vergebenen Signaturen wurden im Rahmen der Nachverzeichnung im wesentlichen beibehalten. Andererseits mußten Titelbildung, Laufzeit und Klassifikation teilweise erheblich verändert werden. Insgesamt gesehen ist die Verzeichnung nunmehr erheblich vertieft.

Kassationen waren nicht erforderlich.

Vgl. auch Cal. Br. 10 und

zu den Urkunden: Hild. Or. 3 Riechenberg.


3. Benutzungshinweise

Der Bestand ist im Rahmen der allgemeinen Benutzungsbestimmungen des Hauptstaatsarchivs benutzbar. Für die Bestellung ist die Bestellnummer zu verwenden, also z. B. Hild. Br. 3,4 Nr. 13.


4. Literaturhinweise

Borchers, Günther: Die Kirche des ehemaligen Stiftes Riechenberg. Goslar 1955.

Crusius, G. F. Eduard: Geschichte der vormals kaiserlichen freien Reichsstadt Goslar am Harze. Osterode 1843.

Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 2: Niedersachsen und Bremen, Stuttgart 1969.

Klinckenborg, M.: Die Privilegien Lothars von Süpplingenburg für das Augustinerchorherrenstift Riechenberg. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 1899, S. 102-117.

Rieckenberg, H. J.: Gab es eine Riechenberger Schreiberschule? In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 24, 1952, S. 134-143.

Streich, Gerhard: Klöster, Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation mit einem Quellen- und Literaturanhang zur kirchlichen Gliederung Niedersachsens um 1500. Hildesheim 1986.

Hannover, im November 2003
Dr. Claudia Bei der

Wieden