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NLA HA V.V.P. 105

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Kinderkrankenhaus "Auf der Bult", Hannover

Laufzeit

1875-1999

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Die Massenarmut weiter Teile der Bevölkerung zeigte sich vor dem Hintergrund der Industrialisierung bei steigenden Bevölkerungszahlen besonders in der schlechten Versorgungslage von Kindern aus Arbeiterfamilien. Auf Initiative des Vaterländischen Frauenvereins gründeten daher angesehene Bürger Hannovers und Lindens im Januar 1865 einen Verein zu dem Zweck der Errichtung einer Kinderheilanstalt. Am 24. April des gleichen Jahres eröffnete der Verein eine erste Poliklinik im Privathaus der Witwe Giese in der Calenberger Straße 43, die medizinische Betreuung lag in Händen von Sanitätsrat Dr. Meyenberg, die Kosten wurden aus privaten Spendengeldern aufgebracht. Die Not war so groß, so dass allein in den ersten zehn Jahren seit der Gründung des Vereins über 8300 Kinder in diesen Räumlichkeiten behandelt wurden, schwer Erkrankte kamen jedoch in das Henriettenstift.
Am 24. Mai 1875 erhielt die Hannoversche Kinderheilanstalt die Anerkennung als gemeinnützige Stiftung privaten Rechts. Sie gründete ein erstes Kinderkrankenhaus mit 30 Betten in der Südstadt, Lehzenstraße 11, und verlegte zugleich die Poliklinik dorthin. Da die Patientenzahlen stetig anstiegen, bezog das Kinderkrankhaus am 6. Januar 1893 eine mit 110 Betten ausgestattete, neuerbaute Klinik im Zooviertel, Ellernstraße 10. Dort wurde 1907 auch eine eigene Säuglingsstation eingerichtet. Während des Ersten Weltkrieges litt die medizinische Versorgung der Kinder am Ärztemangel, so dass viele Patienten abgewiesen werden mussten. Nach dem Ende der Inflation und einer besseren wirtschaftlichen Lage gab es aufgrund des hohen Bedarfs wiederum Planungen für Neubau.

Im Zuge der Gleichschaltung und seit der Auflösung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes 1934 übernahm die NSDAP das Einsammeln der Spendengelder. Seit diesem Jahr war die Kinderheilanstalt außerdem Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover. 1940 gab es Diskussionen um den Anschluss der Kinderheilanstalt an die NS-Volkswohlfahrt sowie die Entlassung von Ärzten und Schwestern. Am 26. Oktober 1942 trat eine neue Satzung in Kraft, die dem Führerprinzip folgte und den Einfluss der Stifter und ordentlichen Mitglieder abschaffte. Von den Luftangriffen war wiederholt auch das an der Bahnlinie gelegene Krankenhaus betroffen. Im September 1943 wurde daher der Krankenhausbetrieb zu großen Teilen nach Nienstedt am Deister verlegt, wo noch bis 1951 Patienten behandelt wurden.
Direkt nach Kriegsende wurden zerstörte Gebäude in der Ellernstraße wieder aufgebaut und entstanden außerdem Neubauten. Die Erweiterung des Krankenhauses setzt sich angesichts hoher Patientenzahlen in den folgenden Jahrzehnten weiter fort; 1963 meldete die Kinerheilsanstalt rund 8600 Patienten pro Jahr. 1971 fiel seitens des Niedersächsischen Sozialministeriums die Entscheidung für einen Neubau, der 1983 Auf der Bult fertiggestellt war. Zugleich wurden das Cecilienstift in die Hannoversche Kinderheilanstalt eingegliedert. Zum 1. August 1983 nahm das neue Krankenhaus mit acht Abteilungen und rund 700 Mitarbeiter/innen seine Arbeit dort als „Kinderkrankenhaus auf der Bult“ auf. Die Hannoversche Kinderheilanstalt ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts und steht unter Aufsicht des für Inneres zuständigen Ministeriums des Landes Niedersachsen. Die Geschäftsführung obliegt einem hauptamtlichen und auf fünf Jahre durch den Aufsichtsrat bestellten Vorstand.
Stand: 2015

Bestandsgeschichte

Der Bestand gelangte 2015 als Depositum V.V.P. 105 in das Landesarchiv. Ältere Unterlagen ab 1863 sowie das erste Aufnahmebuch sind noch nicht in den Bestand gelangt.

Enthält

Aufnahme-/Diagnose-, Operations- und Sterbebücher sowie alphabetisch geführte Namensverzeichnisse zu den Aufnahme-/Diagnosebüchern. Der Überlieferungszeitraum dieser Bücher setzt mit der Eröffnung des Hannoverschen Kinderhospitals im Jahr 1875 ein und reicht mit einigen Lücken bis in die späten 1980er Jahre.

Literatur

Chroniken:
- 125 Jahre Hannoversche Kinderheilanstalt. Hrsg: Stiftung Hannover Kinderheilanstalt, Hannover, 1988.
- In guten Händen. 150 Jahre hannoversche Kinderheilanstalt. Hg. Hannoversche Kinderheilanstalt. Göttingen 2013.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

12,0

Bearbeiter

Stephanie Haberer (2015)

Benutzung

Die Einsichtnahme in die Patientenbücher unterliegt den Bestimmungen des Niedersächsischen Archivgesetzes. Die Bücher enthalten ausschließlich personenbezogene Daten. Die Schutzfristenvergabe orientiert sich an der jüngsten betroffenen Person.