NLA WO 1003 N

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Materialwarengeschäft und Bankhaus Meineke in Wolfenbüttel

Laufzeit 

1700-1938

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Umfang: 3,6 lfdm
Das Geschäft entstand 1789 aus dem um 1778 gegründeten Kaufmannsgeschäft Grüttemann in Wolfenbüttel. Die Firma Meineke war ab 1876 ein reines Bankhaus u. endete 1928 durch Konkurs. Inhalt: u.a. Geschäftsbücher; Serien von chronologisch geordneten Geschäftsbriefen; Verschiedenes (geschäftlich, privat, familiär); Handakten von Carl Meineke als Stadtverordneter in Wolfenbüttel.

Bestandsgeschichte 

Dieser Bestand (Umfang: 3,60 lfdm) trug ehemals bis 1963 die Signatur 22 N, vom 1.1.1963 bis 1991 die Signatur 252 N (siehe SR 252 N).

Der Bestand muß in der Zeit etwa zwischen 1952 (1955 ?) und 1959 im Staatsarchiv hinterlegt worden sein mit Bestimmung "gesperrt bis 1980!" (vgl. Beständeübersicht Bd. 2, 1962, S. 231). Akten über diese Hinterlegung sind in der Dienstregistratur (SR 252 N; BR Meineke) nicht zu ermitteln.

In den Zugangsbüchern (seit Anfang des 20. Jh.) bis 1962 fehlt ein Eintrag über diesen Bestand. In einer undatierten
Liste (SR N- Nachlässe allgemein) hat Dr. Kleinau den Bestand unter "Abt. 22" mit demselben Wortlaut wie in der Beständeübersicht Bd. 2 (1962) aufgeführt; da hier (S. 231) jeder Hinweis auf das Jahr der Hinterlegung fehlt (welches bei vielen anderen Beständen der Abt. N dort genannt ist), ist anzunehmen, daß Akten über die Hinterlegung wohl nicht angelegt worden sind (aus unbekannten Gründen).

Aus einer Aktenaufschrift in 1003 N 34 geht hervor, daß Notar Ernst Meineke noch im Januar 1955 (kurz vor seinem
Tode am 12.9.1955) sich ordnend mit diesem Bestand befaßt hat. Vielleicht ist der Bestand nach seinem plötzlichen und unerwarteten Tode (s. Familiengeschichte Meineke, 1962, S. 157) schnell ins Staatsarchiv abgegeben worden, ohne daß sich seine Erben weiter darum kümmerten (bzw. solches wurde für später aufgeschoben). Auf eine gewisse Hast bei der Abgabe aus Staatsarchiv deutet auch die ganz falsche Deklarierung des Bestandes als "Nachlaß Ernst Meineke". Über die Nachkommen von Ernst Meineke orientiert die gedruckte Familiengeschichte (1962).

Der Bestand lag bis 1990 in 6 großen Kartons. Die nach zehntausenden zählenden Geschäftsbriefe waren fast ausnahmslos schmal-rechteckig gefaltet und ursprünglich auch sorgfältig gebündelt und meistens jahrgangsweise beschriftet. Der Hauptteil des Bestandes besteht aus

Geschäftsbriefen (ältere Aufschrift öfter "Handlungsbriefe"); Die Kaufmannskorrespondenz erstreckt sich auf viele private Kunden (auch aus den unteren Sozialschichten!) und Kaufleute bzw. auch Firmen im In- und auch Ausland. In die Serien dieser Geschäftskorrespondenz sind nahezu untrennbar auch in nennenswertem Umfang privat - familiäre Briefwechsel eingemischt. Da mehrmals mehrere Familienmitglieder Meineke zur gleichen Zeit Geschäftsleute waren, ist ein Großteil dieser familiären Korrespondenz wiederum halbgeschäftlich (privatgeschäftlich - familiär). Es ist zu beachten, daß der Großteil der Geschäftskorrespondenzen sich auf Partner in den Städten Braunschweig und Wolfenbüttel bezieht. Inhaltlich enthalten gerade die älteren Geschäftsbriefe viele Informationen über die allgemeine Wirtschaftslage, Geschäfts- und Handelsverhältnisse, "Handel und Wandel", Lokales, Familiäres usw. Die Briefpartner stammen aus den unteren, mittleren und gehobenen Gesellschaftsschichten.

Bei der Verzeichnung wurden nur die Absendeorte der Briefe (bzw. die Abfassungsorte) erfaßt. Die Erfassung der Namen der Korrespondenten wäre nur mit einem unverhältnismäßig großen Arbeitsaufwand möglich. Historisch interessant wären dabei wohl vorwiegend lediglich die Korrespondenten aus den gehobenen Gesellschaftsschichten der Stadt Braunschweig (und vielleicht des Herzogtums Braunschweig).

Erwähnenswert sind die öfter in die Geschäftskorrespondenz eingestreuten gedruckten Geschäftsanzeigen der Geschäftspartner, auf die im Findbuch nur selten eigens hingewiesen wird.

Über die Firma Meineke sowie die Familiengeschichte Meineke (mitsamt den versippten Familien Grüttemann usw.) unterrichten ausführlich die Zeitungsserie (in 1003 N 241) sowie die Familiengeschichte (mit Stammtafeln!) von Ernst Meineke, dem Urenkel des Firmengründers (vgl. Literatur). Im 19. Jahrhundert wird der Familienname

noch wechselnd Meinecke und Meineke geschrieben.

Im Jahre 1789 übernahm Karl Friedrich Meineke (1766 - 1836) durch Einheirat das spätestens 1778 gegründete Kaufmannsgeschäft Grüttemann in Wolfenbüttel. Er betrieb hauptsächlich Gewürz- und Materialwarenhandel sowie das Destillationsgewerbe, daneben aber auch Garnhandel und Bankgeschäfte. Die bald zu einem der ersten Geschäfte in Wolfenbüttel sich entwickelnde Firma hieß seit 1830 "Carl Friedrich Meineke u. Sohn". Die nachfolgenden Firmeninhaber waren sein Sohn August Meineke (1792 1868), sein Onkel Bankier Carl Meineke
(1834 - 1900) sowie sein Urenkel Bankier Carl Meineke (1887- 1937). Nach 1868 trat das Bankgeschäft in der Firma in den Vordergrund. Der Übergang zum reinen Bankhaus fand mit dem Verkauf des Materialwarengeschäfts am 1. April 1876 an den Kaufmann Carl Hermann Zorn seinen Abschluß. Im Jahre 1896 wurde das Bankhaus in die "Carl Friedrich Meineke u. Sohn GmbH" umgewandelt und im Februar 1928 fand es durch Konkurs sein Ende.

Der Sohn des letzten Firmeninhabers war der seit 1921 als Rechtsanwalt wirkende Notar Ernst Meineke (1892 - 1955) in Wolfenbüttel, der mehr als 40 Jahre an seiner erst 1962 gedruckten Familiengeschichte gearbeitet hat. Im 19. Jahrhundert betrieben Familienmitglieder auch je ein Geschäft in Braunschweig und in Hannover. Einzelheiten dazu sowie über die verschiedenen Meinekeschen Geschäftslokale, Wohnhäuser usw. in der Stadt Wolfenbüttel finden sich in den Veröffentlichungen von Notar Ernst Meineke. Er hat sich mit verschiedenen Teilen des Bestandes auch ordnend befaßt, wie manche Faszikelaufschriften erkennen ließen.

Der Wert des Bestandes als Quellenfundus zur Wirtschaftsgeschichte und auch zur Stadtgeschichte Wolfenbüttels ist recht hoch zu veranschlagen. Bemerkenswert ist, daß die Serien der Geschäftskorrespondenz von 1789 bis in die
sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts

offenbar vollständig überliefert sind. Hervorhebenswert ist u.a. auch, daß sich
im Bestand überaus zahlreiche Schreiben von sonst als Persönlichkeiten nirgendwo so deutlich dokumentierten Privatpersonen aus den unteren und einfachen Sozialschichten finden.

Ein eng beschriebenes mittelalterliches Pergamentblatt (1 Lage; vier Seiten je zweispaltig beschrieben) lag ohne Zusammenhang im Bestand. Der nach den Kriterien für Urkundenschrift etwa aus der Zeit um 1330 stammende vermutlich theologische oder juristische Text wurde in dem Sammelbestand 12 Slg eingeordnet.

Der vorliegende Bestand wurde von dem Unterzeichneten geordnet und verzeichnet. Das Findbuch schrieben Frau Maresch und Herr R. Kustak. Herr Kustak hat auch die Indizes verfertigt.


Wolfenbüttel, Juni 1991

gez. D. Lent




Nachtrag:

Der Zg. 2013/035 gelangte im April 2013 ins hiesige Staatsarchiv und wurde als Schenkung übergeben. Es handelt sich sowohl um private sowie Geschäftskorrespondenz des Notars Ernst Meinecke (+ 1955) als auch um ältere Unterlagen aus dem Bankhaus Meine(c)ke. Die Akten wurden vom Auszubildenden (FAMI) K.-H. Radewaldt sowie dem Unterzeichnenden gesichtet und verzeichnet. Die Überarbeitung und Erweiterung der Gliederung, die Einarbeitung in den Gesamtbestand sowie die Schlussredaktion nahm der Unterzeichnende vor.

Wolfenbüttel, im Juli 2013

St. Luttmer
(Archivoberinspektor)






Literatur

- Ernst Meineke (gest.): Familiengeschichte der Familie
Meineke, hrsg. von Pastor Dr. (Ernst August) Meineke, 1962
(168 Seiten mit 5 Stammtafeln sowie Personen- und Ortsindizes) (Dienstbücherei: 2 Zg. 155/62).

- Ders.: 150 Jahre Wolfenbütteler Familiengeschichte. Die
Sippe Meineke von 1788 bis 1938 in unserer Stadt ansässig
(in: Braunschweiger Tageszeitung vom 5./6., 10., 17.,
19./20. Februar 1938 sowie vom 2., 7., 11. und 22. März
1938) (in

1003 N 241)

- H.M.: Ernst Meineke (1892 - 1955) zum Gedenken (Nachruf)
(in: Braunschweigische Heimat, 41. Jg., 1955, S. 128)

- Aufsätze von F. Jeep zur Wolfenbütteler Stadtgeschichte
(usw.) im Bestand 222 N

- Vgl. auch: 222 N 25 (Kriegsanleihen); 30 Slg. 27/5 (Anleihen/Kriegsanleihen des Bankhauses Meineke 1901 - 1915)

- Braunschweiger Zeitung vom 15.2.1997 (betr. Villa Meineke 1897-1928, später Polizeigebäude am Grünen Platz in

Wolfenbüttel)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Wolfenbüttel, Stadt [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

2342

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-2342

Link 

Wolfenbüttel, Stadt [Wohnplatz]