NLA WO 40 Alt

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Fürstliches Bauamt in Braunschweig

Laufzeit 

1564-1807

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Umfang: 7,2 lfdm
Inhalt: Geschäftsführung; verschiedene Bauten u. Reparaturen herrschaftlicher Gebäude in Brsg; Brücken- u. Wasserbauten, Oker u. Kanäle in Brsg; Feuerlöschwesen; Taxationen u. Gebäude in Brsg; Ankäufe von Bauholz; Mühlen; Handwerkerrechnungen; Rechnungswesen; Baumaterialien.

Bestandsgeschichte 

I. Behördengeschichte

a) In der Stadt Braunschweig hatten schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts die 5 Weichbilde eigene Bauämter mit je 1 - 2 Bauherren. Erst 1669 wurden die Weichbildbauherren zu einem Kollegium zusammengefaßt, wobei das Rechnungswesen der städtischen Finanzbehörde übertragen und ein gemeinsamer Bauhof eingerichtet wurde. Das Kollegial aufgestellte Bauprogramm führte freilich nach wie vor jeder Bauherr in seinem Weichbilde allein durch 1). Das wichtige Mühlenbauwesen, das auch die Reinhaltung der Oker, von Mühlengräben und der vor den Mühlen aufgestellten Schlammkisten umfaßte, unterstand den für die einzelnen Weichbilde zuständigen Mühlenherren. Das Mühlenbauholz lieferte ein Mühlen- und Zimmerhof in der Altstadt 2).

b) Es ließ sich bisher nicht mit Sicherheit feststellen, zu welchem Zeitpunkt nach der Eroberung der Stadt im Jahre 1671 im Bauwesen fürstliche Bedienstete an die Stelle der städtischen traten 3). Voraussetzung dafür war die Einrichtung der aus Mitgliedern des Geh. Rates bestehenden "Fürstlichen zur Einrichtung [auch Regulierung] der Braunschweigischen Stadtsachen verordneten Commission" (auch Commissions-Collegium) 4). Sie begann ihre Arbeit am 31. Juli 1671; eine schriftliche Ausfertigung ihrer Instruktion und ein Kommissorium konnten schon früher nicht ermittelt werden 5). Dieser Kommission als entscheidender Instanz war das Bauamt unterstellt. Bei ihrer Aufhebung am 10.6.1731 gingen ihre Befugnisse "in ecclesiasticis, politicis und in Justizsachen" auf den Geh. Rat über; das Kredit- (Stadtschulden-), Zoll-, Lizent-, Akzise-, Bau- und Mühlenwesen sowie die Polizei wurden der damals nach Braunschweig verlegten Kammer übertragen 6).

c) Die Stadtkommission erließ (zuerst ?) am 10.12.1687 eine Instruktion für die Bauherren Hans Darnedde und Melchior Gieseke zu ihrer Tätigkeit im Bau- und Feuerlöschwesen, bei Beaufsichtigung der Brunnen und Wasserleitungen und mit eingehenden Vorschriften über Führung eines Baubuches. Die Entscheidung über zu vergebende Arbeiten behielt sich die Kommission vor. Am 2.1.1705 wurde eine "Hauptinstruktion für die zu hiesiger Stadt Braunschweig Verordnete bei dem braunschw. Stadt-Bauamte" erlassen, in der erneut die Aufsicht der Stadtkommission festgelegt wurde 8). Eine "Revidierte Hauptinstruktion" vom 20.3.1710 ist an die selben Verordneten gerichtet, die auch als "Bauverordnete" bezeichnet sind 9). Eine Denkschrift von J.J. C. Lautitz und J.F. Faber vom 21.1.1730 behandelt eine genauere Abgrenzung der Tätigkeiten des Baumeisters, Bauverwalters und Bauschreibers 10). Die Vorlage der Baurechnung durch "die zum Bauamt Verordneten" an die Kammer wurde am 24.2.1732 geregelt; danach zahlte Löhne und Rechnungen der Kämmerer Cleve 11).

d) Eine neue Einrichtung erfuhr das Bauamt nach Entlassung seiner bisherigen Beamten (vgl. 40 Alt 20-23) durch die von Herzog Karl I. erlassene "Instruktion für das neubesetzte Bauamt" vom 28.3.1736 12). Aus wenig späterer Zeit scheint noch ein "Reglement über das Kammerbauwesen" zu stammen 13).

e) Die Instruktionen und der laufende Schriftverkehr lassen deutlich erkennen, daß das Fürstl. Bauamt eine von den Entscheidungen der Stadtkommission und ab 1731 der Kammer abhängige, bautechnische ausführende Dienststelle war, deren Zuständigkeit sich entsprechend ihren städtischen Vorgängern auf herrschaftliche Gebäude, Brücken, Mühlen und das Feuerlöschwesen in der Stadt Braunschweig, aber auch auf die Landwehr, Straßen und Wege sowie herrschaftliche Bauten außerhalb der Stadt und die Verwaltung der Baumagazine in Braunschweig und Wolfenbüttel erstreckte. Über die Tätigkeit des Bauamtes geben seine Akten nur bis etwa 1765 Auskunft.

II. Bestandsgeschichte
Die Bauamts-Akten lagen im alten Archivgebäude in einer kleinen Dachkammer des 2. Obergeschosses in windschiefen Holzregalen unter den Dachziegeln. Ihr äußerer Zustand und die Art ihrer Aufbewahrung ließ darauf schließen, daß sie "vergessen" waren. Zum großen Teile waren sie noch, wie bei Ablage in der Behörde, im Quartformat gefaltet und mit Bindfäden in ziegelförmige Bündel verschnürt, vielfach aber auch in losen Blattsammlungen fortgelegt. Eine frühere Ordnung ließ sich mit Sicherheit nur bei einigen mit römischen fortlaufenden Ziffern und z.T. auch arabischen Zahlen bezeichneten Reihen "Bauamtsprotokolle" und "Bausachen" erkennen, in denen die Tätigkeit des Bauamtes ihren Niederschlag in zeitlicher Reihenfolge gefunden hat. Aber auch laufende "Bausachen" betreffende Schriftstücke waren solchen Bänden nicht einverleibt sondern als Einzelvorgänge oder Blattsammlungen ohne Bezeichnung abgelegt. Andere Schriftstücke waren als mit kurzem Betreff versehene Blattsammlungen in ein Umschlagblatt gelegt und z.T. mit arabischen Ziffern versehen. Auf das Zusammenbleiben von über einige Wochen oder länger laufendem Schriftwechsel in einer bestimmten Angelegenheit legte das Bauamt offenbar wenig Wert. Eine Gliederung der Registratur ließ sich nicht erschließen, zumal der Bestand weder einen Registraturbehelf enthält noch feste Aktenbände darin vorkamen. Schließlich stellte sich heraus, daß zahlreiche Schriftstücke, wohl infolge Zerreißens der alten Bindfäden, aus einem ursprünglichen Verbande gerissen waren. Immerhin scheint der Bestand für die Zeit von etwa 1685 - 1760 ziemlich vollständig zu sein.

Inwieweit die Akten des Bauamtes die sogen. Alte Bauregistratur der Kammer (4 Alt Fb. 6) ergänzen oder ob sie über deren Akten hinausgehende Nachrichten enthalten, wird sich erst nach einer Neubearbeitung von 4 Alt entscheiden lassen. Einzelne Bände aus den Registraturen der Stadt-Kommission könnten hierher geraten sein, weil die Bauamtsakten später von der Kammer an das Archiv abgegeben wurden.

III. Bearbeitung des Bestandes
Die infolge der soeben angeführten Umstände erforderliche völlige Neuverzeichnung des Bestandes erfolgte im Laufe des Jahres 1976. Die allzu knappen alten Bezeichnungen, auch der Reihenakten, die überwiegend überhaupt fehlenden, erst anzugebenden Betreffe sowie die Trennung von Schriftstücken betr. das Bauamt während eines Zeitraumes wiederholt beschäftigende Angelegenheiten erforderten eingehende Darin-Vermerke, die einen Einblick in die Tätigkeit der Behörde und Hinweise z.B. zur Topographie und Baugeschichte, auf einzelne Gebäude, auf Baubeamte und Braunschweiger Handwerker ermöglichen. Im übrigen mußte versucht werden, den Bestand nach sachlichen Gesichtspunkten zu gliedern. Hierbei mag infolge der mangelhaften Aktenführung nicht in allen Fällen eine voll befriedigende Lösung gefunden sein. Die Beifügung je eines möglichst ausführlichen Namen- und Sachverzeichnisses wird aber eine Übersicht und die Benutzung des Bestandes hoffentlich hinreichend ermöglichen.

IV. Hinweise
Sozusagen gerade zu rechter Zeit erschien 1976 das Buch von Gerd Spies: Braunschweig. Das Bild einer Stadt im 18. Jahrhundert. Es wird bei Benutzung dieses Bestandes möglichst heranzuziehen sein, der Einzelheiten über manche der von Spies dargestellten und beschriebenen Gebäude enthält und dessen Angaben ergänzen, in einzelnen Fällen auch wohl berichtigen kann. -
Verschiedene der in diesem Bestände erwähnten Häuser sind näher beschrieben in der Aufsatzreihe von Heinrich Meier im Br. Magazin 1897 - 1900; auch dessen Beiträge zur Topographie der Außenstadt in Braunschweig (ebda. 1917 S. 114- - 116) stehen im Zusammenhänge mit 40 Alt.

1) Werner Spieß: Braunschweig im Nachmittelalter, II. Halbbd., 1966, S. 570, 573 f.
2) Ebda. S. 583.
3) Nach Ausk. des Stadtarchivs in Braunschweig vom 16.3.1976 (in SR 40 Alt) konnte in seinen Beständen nichts ermittelt werden.
4) Hier im Folgenden als Stadtkommission bezeichnet.
5) VI Hs 15 Nr. 21 (= W. Ehlers: Ansprüche des Stadtmagistrats zu Braunschweig an die Land- und Stadtgüter des Rats i.J. 1671) S. 265 f., 269 Anm. 1. - Eine Instruktion vom 27.11. 1674 und weitere Nachrichten bis 1730 s. 2 Alt 6505, 6506; vgl. auch 2 Alt 6481.- Über die zweimalige Erneuerung und weitere Entwicklung der Kommission zur obersten mit der Beaufsichtigung der städtischen Angelegenheiten beauftragten Regierungsbehörde vgl. Ehlers a.a.O. S. 274 - 311.
6) Ehlers a.a.O. S. 311 - 319; dessen Quelle hierzu wohl hauptsächlich 4 Alt Fb. 5 Nr. 75 (Akten der Kammer: Generalia betr. die zu Regulierung ... verordnet gewesene Commission und ihre Vereinigung mit der Kammer 1671 ff.).
7) In 40 Alt 4. Der Instruktion liegen bei die dort angeführten Aufstellung (o.D., 1688).
8) Ebda. Unterschrieben vom Kanzler Probst v. Wendhausen und H.C. Lautitz. Als Baubeamte sind genannt: der Bauverwalter und der Bauschreiber (als Rechnungführer und zur Aufsicht über das Bauspannwesen). Die Instruktion ist auch überliefert in 4 Alt Fb. 5 Nr. 719.
9) Ebda.
10) Ebda.- An gleicher Stelle findet man ein vom Bauverwalter - Adjunkt Counradi und Bauschreiber Rammelsberg verfaßtes "Projekt zu einem neuen Baureglement" von 1733 sowie ein "Protokoll wegen des hiesigen Bauwesens" von 1737, in dem als Beamte der Bauinspekteur B.C. Häckher, [Bauverwalter] J. Stisser und J.W. Strauß genannt sind.
12) 2 Alt 6559. Sie enthält genaue Festlegung der Geschäfte der "zur Respizierung unseres Braunschweigischen Stadt- Bauwesens Verordneten", d.h. für den Bauinspektor, Bauverwalter (ihm oblagen die Führung der Bauregistratur und der Inventare sowie die Rechnungsführung) und den Bauschreiber oder Controlleur (zuständig für Aufsicht über die Bauleute und -materialien sowie Feuerlöschgeräte). Vgl. dazu 40 Alt 27.
13) 4 Alt Fb. 5 Nr. 719. Diese Akte enthält auch undatierte Entwürfe über die Kammermagazine in Wolfenbüttel und Braunschweig (um 1740 ?) sowie Vorgänge betr. Anschaffung der Baumaterialien für die Magazine (15.3.1745), Abschr. der Bestallung des Landbaumeisters Peltier und zur Aufsicht über die öffentlichen Gebäude in den Städten (5.4.1745); die Baumagazine bestanden noch 1776.



Braunschweig, im Januar 1977
(Dr. jur. Kleinau)

Sicherheitsfilme Nr. 10043 bis 10065

Dieses Findbuch wurde im Rahmen der Programme zur Förderung der wissenschaftlichen Literaturversorgungs- und Informationssysteme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (www.dfg.de/lis) digitalisiert.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet