NLA WO 18 Urk

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Augustinerchorfrauenstift Steterburg

Laufzeit 

1222-1706

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Zentraler Urkundenbestand für das Stift Steterburg

Bestandsgeschichte 

[Folgender Absatz aus dem Urkundenbuch von Josef Dolle:]
Um das Jahr 1000 wurde das Kanonissenstift Steterburg durch Bischof Bernward von Hildesheim (993-1022) und die matrona Frederunda, Tochter des Grafen Altmann, im Bereich des Suburbiums der gleichnamigen Burg gegründet. Die Stedieraburg war vermutlich um 926 auf Veranlassung König Heinrichs I. erbaut worden und hatte bei der Abwehr der Ungarn eine wichtige Rolle gespielt, inzwischen aber ihre Bedeutung als Verteidigungsanlage weitgehend verloren. Frederunda übertrug aus ihrem Erbgut 211 Hufen an die Hildesheimer Kirche zur Gründung des Stifts und wurde seine erste Äbtissin. Bernward ließ die bischöflichen Rechte durch Otto III. (983-1002) und Heinrich II. (1002-1024) bekräftigen. Steterburg erhielt die Immunität, das Recht, die Äbtissin unter Mitwirkung des Bischofs zu wählen und die freie Wahl des Vogtes. Die inneren und äußeren Angelegenheiten unterlagen der Prüfung des jeweiligen Bischofs, der damit weitgehende Kontrollmöglichkeiten erhielt. Neben Heiningen war Steterburg der zweite wichtige Stützpunkt des Hildesheimer Bischofs an der Ostgrenze seiner Diözese. Danach fließen die Quellen über das Stift für mehr als 100 Jahren spärlich. Trotz der reichlichen Dotation scheint es sich nicht gut entwickelt zu haben. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts gehörten ihm nur noch fünf Mitglieder an. Die Hildesheimer Bischöfe Bertold I. (1119-1130) und Bernhard I. (1130-1153) übernahmen selbst die Verwaltung. Bernhard I. ernannte den Riechenberger Propst Gerhard, der vom Papst zum Leiter der Augustiner-Chorherrenbewegung des Bistums Hildesheim ernannt worden war, auch zum Propst in Steterburg. Gerhard wandelte das Kanonissen- in ein Augustiner-Chorfrauenstift um. Begleitet wurde dies durch umfangreiche bauliche Maßnahmen. Unter seinem gleichnamigen Neffen, Propst Gerhard II. (1164-1201), erlebte Steterburg eine erste Blüte, die sich in den Steterburger Annalen, einer vermutlich von Propst Gerhard II. verfassten oder zumindest veranlassten Chronik widerspiegelte. Er besaß sowohl das Vertrauen der Hildesheimer Bischöfe, als auch dasjenige Herzog Heinrichs des Löwen, dem er persönlich nahestand. Gerhard II. konnte den Besitz des Stifts in beträchtlichem Umfang vermehren; er ließ die Gebäude renovieren und erweitern, zumal die Anzahl der Kanonissen zunahm. Sie entstammten zu dieser Zeit, soweit die Quellen Aussagen zulassen, in der Regel den bischöflichen und herzoglichen Ministerialenfamilien. Steterburger Kanonissen stellten 1181 den Gründungskonvent des Augustiner-Chorfrauenstifts Marienberg bei Helmstedt. Auch in der Folgezeit prosperierte Steterburg. Propst Bertold I. konnte im Jahr 1222 die Stiftsvogtei erwerben. Allerdings war einer Tochtergründung im nahe gelegenen Melverode kein längerer Erfolg beschieden. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts profitierte das Stift vom wirtschaftlichen und politischen Aufstieg der nahe gelegenen Stadt Braunschweig. Die Konventualinnen entstammten zunehmend wohlhabenden Braunschweiger Familien. Die von ihnen eingebrachten Vermögen und reiche Schenkungen ihrer Verwandten trugen erheblich zum Wohlstand des Stifts bei. Im Gegenzug geriet Steterburg unter den zunehmenden Einfluss der Stadt. Spätestens seit Beginn des 14. Jahrhunderts stellten städtische Bürger die Prokuratoren, die die Vermögensverhältnisse kontrollierten. 1328 zerstörte ein Brand nahezu alle Gebäude und leitete einen wirtschaftlichen Niedergang ein; der Wiederaufbau erwies sich als schwierig. Ende des 14. Jahrhunderts waren die Finanzen zerrüttet. Erst unter der tatkräftigen Priorin Wilberg von Rautenberg, die dem Stift 33 Jahre vorstand (ca. 1382-1415), konnte Steterburg genesen. Unterstützung fand sie beim Hofmeister Dietrich von Pattensen und beim Kaplan und Provisor bzw. Propst Eckbert Becker (Pistor), der zudem mehrere liturgische Handschriften stiftete. Die wirtschaftliche und geistige Erneuerung hatte auch zur Folge, dass die Zahl der Konventualinnen, die während der Krisenzeit stark zurückgegangen war, wieder anstieg. 1481 gehörten dem Konvent, der sich inzwischen der Windesheimer Reformbewegung angeschlossen hatte, mindestens 68 Frauen an. 1515 entsandte Steterburg den Gründungskonvent des St. Annen-Klosters in Lübeck, doch kehrten die Konventualinnen 1532 zurück, als St. Annen im Zuge der Reformation geschlossen wurde. Steterburg blieb, nicht zuletzt unter dem Einfluss Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, altgläubig, zumal dessen Schwester Elisabeth dem Stift für mehr als vier Jahrzehnte vorstand (1519-1562). Die welfische Landesherrschaft über das Stift war inzwischen gesichert. Hatte der Bischof von Hildesheim im Jahr 1423 noch eine Bede von Steterburg erfolgreich fordern können, stand diese Steuer spätestens seit Ende des 15. Jahrhunderts dem Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel zu. Veräußerungen oder Verpfändungen von Stiftsbesitz bedurften der Zustimmung durch den Landesherrn, der damit die Kontrolle über die Finanzen übernommen hatte. Die Steuerforderungen Heinrichs des Jüngeren stellten eine enorme Belastung dar, die nur durch die Verpfändungen von Landbesitz zu leisten waren. Zudem wurde das Stift in die Konflikte des Herzogs hineingezogen und mehrfach geplündert. Sein Sohn und Nachfolger Herzog Julius führte im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel die Reformation ein und wandelte Steterburg 1569 in ein evangelisches Jungfrauenstift um. Im Dreißigjährigen Krieg brannten die Stiftsgebäude nieder, konnten aber wiederaufgebaut werden. 1691 in ein adeliges freiweltliches Damenstift verwandelt, existierte es, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung während der napoleonischen Zeit, bis 1938 weiter, als die Reichswerke Salzgitter die Gebäude erwarben. Sie dienen heute als Wohnanlage. Die Steterburger Stiftskirche gelangte 1939 an die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig. Die Stiftsdamen siedelten nach Blankenburg in zwei Häuser um, die nach dem Krieg enteignet wurden, und fanden schließlich eine Unterkunft in Schliestedt bei Schöppenstedt. Das „Stift Steterburg“ existiert heute als gemeinnützige Einrichtung der Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig.

Sieht man von Kurzregesten auf blauen Papierzetteln aus dem 19. Jahrhundert ab, die den Urkunden jeweils beiligen, so wurde der Bestand erstmals in den Jahren 1952/53 von Staatsarchivrat Dr. Hans Goetting in Form ausführlicher Regesten verzeichnet und zugleich mit einem umfassenden Index versehen. Nach dem Vorbild dieser Regesten wurden später vier Stücke nachgetragen, die im Jahre 1963 vom Hauptstaatsarchiv Hannover an das Staatsarchiv Wolfenbüttel abgegeben worden sind. Statt diese Urkunden aus dem 13. und 14. Jahrhundert mit Buchstabennummern in die chronologische Abfolge einzureihen, wurden sie nach dem Bär'schen Prinzip als Nummern 81-84 angehängt.

Im Jahre 2019 veröffentlichte die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen ein Urkundenbuch zum Stift Steterburg, das von Dr. Josef Dolle erarbeitet worden war. Zeitlicher Endpunkt des Werks ist die endgültige Einführung der Reformation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1569 durch Herzog Julius. Folglich umfasst das Urkundenbuch die Nummern 1-61 und 81-84 des vorliegenden Bestandes.

Am 22. September 2022, bei der feierlichen Vorstellung des Urkundenbuchs zum Zisterzienserkloster Riddagshausen von Dr. Horst-Rüdiger Jarck, bat Archivrat Dr Philip Haas den Bearbeiter des Urkundenbuchs des Stiftes Steterburg Dr. Josef Dolle darum, dem Niedersächsischen Landesarchiv sein Manuskript zur Verfügung zu stellen, um es für die Erschließung in Arcinsys nutzen zu können. Herr Dolle erklärte sich freundlicherweise sofort bereit dazu. Dr. Henning Steinführer und Dr. Jörg Voigt (Vorsitzender und Geschäftsführer der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen) waren bei der Veranstaltung ebenfalls anwesend und hatten seitens der HiKo keine Einwände zu erheben. In den folgenden Wochen konnten daher von Philip Haas die Regesten, Transkripte und Beschreibungen des Urkundenbuchs als Erschließungsdaten eingepflegt werden. Dabei wurde auf eine möglichst strukturierte Verzeichnung mittels zahlreicher Felder geachtet. Zugleich war eine gewisse Überarbeitung notwendig, etwa die Beseitigung von nicht mit Arcinsys kompatiblen Sonderzeichen, von Fußnoten und Querverweisen innerhalb des Urkundebuchs. Die jüngeren Urkunden (Nummern 62-80) wurden vom Bearbeiter auf Grundlage der von Hans Goetting erstellten Regesten verzeichnet, die teilweise sprachlich angepasst wurden. Der im Urkundenbuch enthaltene Zugang aus Hannover (Nummern 81-84) wurde um Angaben aus dem maschinenschriftlichen Findbuch ergänzt

Literatur 

Josef Dolle (Bearb.): Urkundenbuch des Kanonissenstifts Steterburg (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 301), Göttingen 2019

Findmittel 

Maschinenschriftliches Findbuch mit ausführlichen Regesten, erstellt von Dr. Hans Goetting in den Jahren 1952/53, und vier Nachträgen, die nach 1963 abgefasst wurden. Das Findbuch enthält einen ausführlichen Index, auch zu den Siegeln. Die Verzeichnung ist angesichts ihrer hohen Qualität als ungedrucktes Regestenwerk zu betrachten

EDV-Findbuch aus dem Jahre 2022

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

1,7 (84 Stück)

Bearbeiter 

Dr. Hans Goetting (1952/53)

Dr. Josef Dolle (2019)

Dr. Philip Haas (2022)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Ja