NLA WO 15 Urk

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Benediktinerinnenkloster Kemnade

Laufzeit 

1219-1639

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Das im 10. Jh. von den Billunger Grafen gegründete, reichsunmittelbare Kanonissenstift Kemnade wurde 1147/48 nach einer Auseinandersetzung um die Lebensführung der Äbtissin Jutta der Abtei Corvey einverleibt und deren Propstei unterstellt. Der Klosterschatz wurde nach Corvey überführt. Nach einer Übergangsphase, in der Mönche das Kloster bewohnten, war Kemnade von 1194 bis zur Umwandlung in ein evangelisches Konvent im Jahre 1579 ein Benediktinerinnenkloster. Das Kloster stand in engen Beziehungen zu verschiedenen im Umland begüterten Adelshäusern, bis zu deren Aussterben im frühen 15. Jahrhundert insbesondere mit den Herren von Homburg. Im Jahre 1504 trat der Konvent der Bursfelder Kongregation bei. Nach einem ersten protestantischen Zwischenspiel während der Herrschaft des Schmalkaldischen Bundes führte Herzog Julius im Jahre 1579 den neuen Glauben ein. Angseichts von Protesten seitens Corveys und einiger adliger Häuser, hatte er zunächst gezögert, diesen Schritt zu gehen. Ob das Kloster der Reichsabtei Corvey oder dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel zugehörte, blieb während der folgenden Jahrhunderte umstritten. 1584 entschied das Reichskammergericht zugunsten Corveys, dennoch fiel das Kloster im Jahre 1656, nach einem längeren Entfremdungsprozess gegenüber der Reichsabtei, wieder an die Herzöge von Wolfenbüttel, wobei Corvey erst 1777 auf seine Ansprüche Verzicht leistete. Im Jahre 1842 wurde das Klostergut von den Braunschweiger Herzögen an die Grafen von der Schulenburg verkauft.

Bestandsgeschichte 

Die wechselvolle Geschichte des Bestandsbildners, d.h. das Changieren des Klosters Kemnade zwischen der Reichsabtei Corvey und dem Fürstentum Wolfenbüttel, hat sich auf die Bestandsgeschichte ausgewirkt. Der Großteil der Urkunden ist mit denen Corveys in das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen - Abt. Westfalen in Münster überführt worden (Bestand: A 039 I, 136 Urkunden). In Wolfenbüttel befindet sich ein Restbestand von lediglich 19 Urkunden. Umgekehrt verhält es sich in Bezug auf die Aktenüberlieferung: Während in Münster nur ein kleiner Bestand im Umfang von 13 Archivalien zu finden ist (Bestand: A 039 II), befinden sich im Wolfenbütteler Kernbestand 11 Alt Kemn insgesamt 73 Akten. Offenbar wurden die Urkunden relativ frühzeitig, wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrghunderts, nach Corvey überführt. Auch die meisten Kopialbücher befinden sich in Wolfenbüttel.

Bei den vorliegenden Urkunden handelt es sich ganz offensichtlich um einen Restbestand, der im 19. Jahrhundert zusammengetragen wurde. Darauf verweist das handschriftliche Repertorium, das aus dieser Zeit stammt, während die meisten Urkundenbestände der Stifte, Klöster und Ordenshäuser bereits um 1750 ins Archiv übernommen und verzeichnet worden sind (vgl. etwa 13 Urk, 22 Urk oder 26 Urk). Das Findbuch ist in Deutscher Kurrentschrift gehalten, wobei zunächst neun Regesten von einer Hand verfasst worden sind und später am Rand von drei Schreibern um weitere Verzeichnungen ergänzt wurden. Wie 15 Urk Nr. 6 zeigt, die im Jahre 1885 käuflich erworben wurde, geschah dies offenbar vorwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nur Nr. 19 wurde von einer fünften Hand, wie an der Schrift erkennbar von Dr. Hans Goetting, im Jahre 1963/64 (am Staatsarchiv Wolfenbüttel tätig von 1948-1964) verzeichnet. Die Papsturkunde hatte das Hauptstaatsarchiv Hannover im Februar 1963 an das Staatsarchiv Wolfenbüttel abgegeben. Wie bei vielen anderen der klösterlichen Urkundenbestände auch wurde 15 Urk vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu durchnummeriert und in eine chronologisch geordnete Gesamtreihenfolge gebracht. Die von Hans Goetting verzeichnete Urkunde aus dem 14. Jahrhundert wurde unter Umgehung der chronologischen Nummerierung als Nr. 19 fortlaufend verzeichnet (nummerus currens), statt etwa eine Nummer 5a zu bilden.
Im Jahre 2021, während der „Corona-Krise“, übertrug der Archivrat Dr. Philip Haas das Repertorium nach Arcinsys. Im Zuge dieser Arbeit wurden die Regesten sprachlich komplett überarbeitet, dem heutigen Sprachgebrauch angenähert und der gegenwärtigen Orthografie angepasst. Sofern dies noch nicht geschehen war, wurde die Datierung nach Heiligentagen aufgelöst. Einige der Regesten wurde später auch anhand der Originale überprüft und ggf. modifiziert, eine komplette Überprüfung und Neuverzeichnung war aus Gründen der Arbeitsökonomie nicht möglich.

Literatur 

- Mamsch, Stefanie: Kemnade. In: Josef Dolle (Hrsg.): Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 2, Bielefeld 2012,S. 875-881.

- Römer, Christof: Kemnade. In: Germania Benedictina, Bd. 11: Norddeutschland, St. Ottilien 1984, S. 298-330.

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Handschriftliche Überlieferung, v.a.:
- NLA WO VII B Hs 318 (Kopialbuch 1226-1568)
- NLA WO VII B Hs 100 II (Overhamsche Manuskriptre betreffend Corvey, Göttingen und Kemnade)
- NLA WO VII B Hs 319 (Abschriften und Regesten der Urkundes des Klosters Kemnade von Robert Rustenbach)
- LAV NRW Abt. Westfalen A 039 II11 (Kopiar aus dem 17. Jahrhundert)

Kartenüberlieferung, u.a.:
- NLA WO K 1154, 2273-2277, 3383 und 5770

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

0,4 (19 Stück)

Bearbeiter 

Dr. Philip Haas (2021)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Ja