NLA ST Rep. 74 Verden

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Amt Verden (bis 1885)

Laufzeit 

1560-1931

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Hoheitssachen, historische und statistische Nachrichten, Militär-, Domanial- und Polizeisachen, Gewerbesachen, Kirchen- und Schulsachen

Findmittel: EDV-Findbuch 1990
Umfang: 17 lfdm

Geschichte des Bestandsbildners 

Wie im Erzstift Bremen sind im Zuge der Entwicklung der Landesherrschaft aus den mittelalterlichen Vogteien, Kirchspielen und Gerichtsbezirken auch im Stift Verden Verwaltungsbezirke entstanden, die etwa seit Beginn des 16. Jahrhunderts Ämter genannt werden. Neben diesen Ämtern blieben zwar noch einige, meist kleinere Verwaltungsbezirke bestehen, die Gerichte oder Börden hießen. Das Amt war ein Verwaltungsbezirk, über den der Bischof bzw. Administrator die landesherrliche Gewalt besaß. Die untere Verwaltungseinheit "Amt" blieb auch nach der Säkularisierung des geistlichen Instituts Verden erhalten. Weder die schwedische, noch die
braunschweig-lüneburgische und münstersche, noch die dänische Herrschaft haben an der inneren Struktur dieser Verwaltungseinheit gerüttelt; während der französischen Okkupation waren nur geringfügige Änderungen eingetreten, die aber nach 1813 ohne Bedeutung geblieben sind.

In der Schwedenzeit (1645/48 - 1712) wurde das Amt Verden 1650 im Zuge der Donationspolitik an den schwedischen Reichsrat Gören Paykull und seine Erben in weiblicher Linie gegeben (BÖHME S. 543). Nach dem Celler Frieden 1679 zwischen Braunschweig-Lüneburg und Schweden verlor das Amt Verden die Vogtei Dörverden an das Amt Thedinghausen, welches zwischen Braunschweig-Lüneburg und Braunschweig-Wolfenbüttel geteilt wurde. Im Zuge der Reduktion und der sich anschließenden Verwaltungsreform ab 1680 kam das Amt Verden ca. 1690 mit anderen donierten Ämtern an die Krone Schwedens zurück (FIEDLER S. 146). Zu diesem Zeitpunkt bestand das Amt Verden im wesentlichen aus den Kirchspielen Kirchlinteln und Wittlohe; die Stadt Verden blieb als Landstadt weiter selbständig. Wie schon Reichsrat Paykull, so bestellte auch die schwedische Administration einen Amtmann, dessen Jahresbesoldung entsprechend der Größe seines Amtsbezirks auf nur 200 Rtlr. zuzüglich 40 Rtlr. Reisegelder festgelegt wurde; ein ihm zugeteilter Hausvogt sollte 40 Rtlr. und 16 Rtlr. Reisegelder erhalten, der Profoß 20 Rtlr. (FIEDLER S. 146).

Nach dem Übergang der Herzogtümer Bremen und Verden 1715 an das Kurfürstentum Hannover blieb zunächst alles beim alten. In Stade regierte eine kollegiale Mittelbehörde, die sich 1823 durch die landesweite Verwaltungsreform zur hannoverschen Landdrostei Stade entwickelte. Erst durch die Trennung von Rechtspflege und Verwaltung wurde die auf Ämterbasis organisierte untere Verwaltungsebene 1852 durch Hinzufügen weiterer Ämter umgestaltet; dem Amt Verden wurden vom alten Gogericht Achim das Kirchspiel Daverden und die Bauerschaften Cluvenhagen und Etelsen zugeteilt (Hann. Gesetzesslg. 1852 S. 226). Durch die revidierte Amtsordnung von 1859 wurde die Vermehrung der Ämter zurückgenommen, d.h., die bestehenden Ämter wurden zahlenmäßig reduziert und auf die verbleibenden Ämter aufgeteilt. Dem Amt Verden wurde das
Amt Westen einverleibt, und vom alten Amt Schwarme wurden die links der Weser gelegenen Orte Intschede mit Reer und Winkel, Ritzenbergen, Amedorf und Neddernhude an Verden abgegeben (Hann. Gesetzesslg. 1859 S. 187). Nach wie vor blieb die Stadt Verden selbständig. Lediglich das herrschaftliche Strukturgericht Verden war unmittelbar nach Ende der französischen Besetzungszeit 1813 dem Amtmann unterstellt worden; der jeweilige Amtmann, 1813 war das Friedrich Georg Wilhelm Ostermeyer, wurde gleichzeitig Strukturarius (Domstrukturfonds Verden - Rep. 94, Nr. 65), bis die Struktur 1852 aufgehoben und dem Amt eingegliedert wurde.

Auf mittlerer und unterer Verwaltungsebene wirkte sich die Umwandlung des Kurfürstentums, seit 1815 Königreiches Hannover in eine preußische Provinz 1866 erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus. Am 30. Juli 1883 wurde das preußische Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung erlassen; ihm folgte am 6. und 7. Mai 1885 die neue Kreis- und Provinzialordnung, die zum 1. April 1885 in Kraft trat. Zu diesem Stichtag wurde die hannoversche Landdrostei Stade zum preußischen Regierungsbezirk, und die 18 Ämter wurden zu 14 Kleinkreisen umgebildet. Aus dem Amt Verden wurde der Kleinkreis Verden, dem die bislang selbständige Stadt Verden als Kreisstadt zugewiesen wurde.

Im Jahre 1819 umfaßte das Amt Verden 100567 Kalenberger Morgen und hatte 5144 Einwohner in einem Marktflecken, 34 Dörfern, 17 Einzelhöfen und 565 Feuerstellen. Nach der Verwaltungsreform von 1859 wird die Fläche des Amts mit 7,395 Quadratmeilen angegeben, auf der 1869 in 55 Gemeinden ca. 17000 Einwohner in 2796 Wohngebäuden leben (Dörverden 1042, Langwedel 827, Stedorf 805 und Westen 697 Einwohner); 1885 kam die Stadt Verden mit mehr als 9000 Einwohnern dazu und vergrößerte den Kreis Verden erheblich, der sich aus dem einst kleinen Amt entwickelt hatte.

Bestandsgeschichte 

Aktenüberlieferung und Erschließung

In den hier vorliegenden Bestand ist nur ein Teil der seit dem 16. Jahrhundert überlieferten und später für archivwürdig erklärten Akten eingegangen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden weitere Altaktenabgaben des 1932 kommunalisierten Landkreises zurückbehalten, da sich der
Oberkreisdirektor von der Auffassung leiten ließ, daß mit der Kommunalisierung der Kreisverwaltung auch das vorhandene Schriftgut staatlicher Herkunft Eigentum des Landkreises geworden sei. Bereits vorbereitete Aktenabgaben in das Hauptstaatsarchiv Hannover wurden gestoppt, da man beabsichtigte, für die Heimatgeschichtsforschung die Akten vor Ort zu behalten und ein Kreisarchiv einzurichten. Die Einrichtung des Stader Staatsarchivs 1959 und dessen Archivzweckbau, der 1964 fertiggestellt wurde, haben auf die Verdener Entscheidung keinen Einfluß mehr gehabt.

So ist die archivalische Überlieferung für das Amt Verden sowohl im Staatsarchiv Stade als auch im Kreisarchiv Verden (Lindhooper Str. 67 in Verden) zu finden. Für das Staatsarchiv sind damit einst staatliche Archivalien des alten Amts, aber auch des ersten Kleinkreises Verden (1885-1932) verloren gegangen, und dem Geschichtsforscher werden somit doppelte Wege zugemutet. Die Findbücher über den Kreisarchivbestand liegen hier in Stade in fotokopierter Form vor (FA 36).

Die Altakten des nun hier vorliegenden Findbuches Rep. 74 Amt Verden sind in früherer Zeit an das Königlich Hannoversche Archiv zu Hannover bzw. an das Preußische Staatsarchiv Hannover und an das Niedersächsische Hauptstaatsarchiv Hannover abgegeben worden. Von dort wurden sie nach Fertigstellung des Archivzweckbaus zuständigkeitshalber dem Nieders. Staatsarchiv Stade überbracht; zunächst waren die Akten nicht verzeichnet, da man ja noch auf Abgaben der Landkreisverwaltung hoffte; lediglich ein altes Repertorium von 1855, welches aber nur Kirchen- und Schulsachen enthielt, diente als vorläufiges Findmittel. In den 70iger Jahren wurden die Aktentitel abgeschrieben und in Findbuchform zusammengestellt. Ein Teil dieser Titelaufnahmen war unzureichend bzw. falsch, was zu einer Überarbeitung Anlass bot. Dabei wurde nun auch ein Verzeichnis der Orte, Personen, Sachen und Institutionen beigegeben. Soweit hier noch bekannt, sind auch ältere Archivsignaturen im Anhang zusammengestellt worden. Bestell-Nummer und Umfang der Akte sind beim jeweiligen Aktentitel angegeben.

Die hier nun vorliegenden Akten umfassen den Zeitraum vom frühen 16. Jahrhundert bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, obwohl der Landkreis Verden 1885 eine neu angepaßte Registratur erhielt. Dieses Übergreifen von Amtsregistratur und Landkreisregistratur ist nicht ungewöhnlich, zumal der Behördensitz nicht verändert wurde und ältere Akten für neuere Vorgänge herangezogen werden mußten, somit auch Zuwachs aus der Zeit nach 1885 erhielten.

Um eine vollständige Übersicht über die Aktenüberlieferung des Amts Verden zu bekommen, muß neben dem Verdener Kreisarchivbestand der durch ein Findbuch erschlossene Bestand Rep. 94 a, Struktur Verden, hier im Hause herangezogen werden; der umfangreiche Bestand, der Besitz und Rechte des Verdener Domkapitels weiterführt, umfaßt die Zeit von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Aufhebung der Struktur im Jahre 1852, die trotz ihrer Anbindung an das Amt bzw. Amtsverwaltung eine eigene Registratur behalten hat, die auch weitgehend vollständig in das Staatsarchiv gelangt ist.

Für die ältere Zeit, vor der Säkularisierung des Fürstbistums Verden 1648, sei der Hinweis auf den hiesigen Bestand Rep. 8, Archiv des Stifts Verden, gegeben.

Für das Schreiben des Findbuches und das Eingeben der Datensätze möchte ich an dieser Stelle Frau Rita Wirschins danken.

Dr. M. Nistahl
Stade, im August 1990

2.

Literatur 

Richard BÖHME, Bremisch-Verdische Staatsfinanzen 1645-1676. Die Schwedische Krone als deutsche Landesherrin (Uppsala 1967)

Beate-Christine FIEDLER, Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712. Organisation und Wesen der Verwaltung (Stade 1987; Einzelschriften des Stader Geschichts- und Heimatvereins 29)

Grundriß der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Reihe A: Preußen, Bd. 10: Hannover, bearb. von Iselin GUDERMANN und Walter HUBATSCH (Marburg 1981) S. 81, S. 300 f. und S. 776 f.

Adolf SIEDEL, Untersuchungen über die Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenze des ehemaligen Fürstbistums Verden (bis 1586) (Göttingen 1915; Studien und Vorarbeit zum Hist. Atlas Niedersachsen)

Erich WEISE, Geschichte des Niedersächsischen Staatsarchivs in Stade nebst Übersicht seiner Bestände (Göttingen 1964; Veröff. der Nieders. Archivverwaltung 18)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Strukturgericht Verden

Zeit von 

1813

Zeit bis 

1852

Objekt_ID 

183

Ebenen_ID 

6020

Geo_ID 

6020-183

Link 

Strukturgericht Verden

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Amt Verden

Zeit von 

1813

Zeit bis 

1852

Objekt_ID 

184

Ebenen_ID 

6020

Geo_ID 

6020-184

Link 

Amt Verden

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Amt Verden

Zeit von 

1852

Zeit bis 

1859

Objekt_ID 

137

Ebenen_ID 

6120

Geo_ID 

6120-137

Link 

Amt Verden

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Amt Verden

Zeit von 

1859

Zeit bis 

1865

Objekt_ID 

9

Ebenen_ID 

6620

Geo_ID 

6620-9

Link 

Amt Verden

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Amt Verden

Zeit von 

1865

Zeit bis 

1885

Objekt_ID 

12

Ebenen_ID 

6720

Geo_ID 

6720-12

Link 

Amt Verden

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Amt Westen

Zeit von 

1852

Zeit bis 

1859

Objekt_ID 

25

Ebenen_ID 

6120

Geo_ID 

6120-25

Link 

Amt Westen