NLA ST Rep. 72/172 Jork

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Amtsgericht Jork (bis 1973)

Laufzeit 

1600-1974

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Verwaltungakten, Strafprozesse, Erb- und Nachlaßsachen, Bürgschaften, Schiedsmannangelegenheiten, Privatklagen, Zivilprozesse, Notariate, Registerangelegenheiten, Vormundschaft, Entmündigung, Fürsorgeerziehung, Hypotheken- und Grundbuchsachen, Konkursverfahren, freiwillige Gerichtsbarkeit, Schiffsangelegenheiten
Findmittel: EDV-Findbuch 1993/2001
Umfang: 40 lfdm

Bestandsgeschichte 

1. Das Amtsgericht Jork
Im Königreich Hannover wurden bis 1852 Justiz und Verwaltung auf der unteren Ebene von einer Dienststelle, nämlich dem Amt wahrgenommen. Erst nachdem auch das Königreich Hannover Anschluß an die Gewaltenteilung gefunden hatte, kam es durch die seit 1848/50 vorbereitete große Verfassungs- und Verwaltungsreform mit Wirkung vom 1. Oktober 1852 zur Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung. Die begrifflich bereits existierenden Amtsgerichte wurden aus dem Ämtern ausgegliedert und traten als selbständige und unabhängige Institutionen neben die Ämter. In aller Regel war der Sprengel des Amtsgericht mit dem des Amts identisch. Das Amtsgericht Jork umfaßte das gesamte Alte Land zwischen Stade und Hamburg.

Die Neuregelung der Justizorganisation 1879 hat ebenso wenig eine Änderung bewirkt wie die Verwaltungsreform von 1885 (Bildung eines Kreises Jork) und 1932 (Aufhebung des Kreises Jork zugunsten des Kreises Stade). Erst im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes trat 1937 eine Änderung im Zuständigkeitsbereich des Amtsgericht Jork ein: Die Gemeinden Cranz, Neuenfelde und Francop wurden dem Amtsgericht Jork entzogen an das Amtsgericht Hamburg-Harburg abgegeben. Die Orte Hove, Moorende und Rübke, alle im Landkreis Harburg gelegen, verblieben im Amtsgerichtsbezirk Jork.

Im Jahre 1966 wurde das Amtsgericht Jork aufgehoben (Nieders. GVBl. S. 227) und der Amtsgerichtssprengel Jork zwischen den Amtsgerichten Buxtehude und Stade aufgeteilt. Die 1. Meile des Alten Landes mit den Gemeinden Grünendeich, Guderhandviertel, Hollern, Steinkirchen und Twielenfleth fiel an das Amtsgericht Stade. Die Orte der 2. und 3. Meile des Alten Landes mit den Gemeinden Borstel, Estebrügge, Jork, Königreich, Ladekop, Mittelnkirchen und Neuenkirchen wurden dem Amtsgericht Buxtehude zugewiesen, welches auch die Zuständigkeit über die Gemeinden Hove, Moorende und Rübke erhielt. Noch bis 1971 wurde das Amtsgericht Jork als Nebenstelle des Amtsgerichts Buxtehude für die neu an Buxtehude zugewiesenen Gemeinden betrieben.

2. Zur Aktenüberlieferung des Amtsgerichts Jork
Nach der Trennung von Justiz und Verwaltung 1852 wurden die Gerichtsakten aus der Gesamtregistratur des Amts Jork herausgezogen und als neue Gerichtsregistratur verselbständigt. Allerdings sind noch geringe Reste vor allem in Prozeß- und Testamentssachen (vgl. Rep. 74 Jork) in der Amtsregistratur verblieben; es sollte also nicht versäumt werden, einen Blick in die Findbücher der Amtsarchivalien von Jork (Rep. 74 Jork) zu werfen.

Die Registratur des Amtsgerichts Jork ist nicht ungestört geblieben. Aufgrung der Anzahl der überlieferten Zivil- und Strafprozesse kann davon ausgegangen werden, daß von den Registratoren je nach Platzbedarf Prozeßakten ausgesondert und kassiert wurden. Eine Durchsicht des Altschriftguts durch einen Archivar wurde erstmals 1935 angeregt, was zu einigen Aktenabgaben an das Staatsarchiv Hannover führte; es handelte sich vor allem um Zivilprozeßakten ab 1660, zum Teil noch aus dem Gräfengericht, Testamente ab ca. 1680, Kontrakte vom beginnenden 17. Jahrhundert bis 1886 und Zivilstandsregisterakten der französischen Besatzungszeit. Von Kriegsverlusten während des Zweiten Weltkrieges blieb der Bestand wegen des Luftangriffs auf Hannover im Oktober 1943, bei dem auch das Staatsarchiv getroffen wurde, nicht verschont.

Mit der Einrichtung des Staatsarchivs in Stade 1959 wurden regelmäßige Altschriftgutabgaben des Amtsgerichts wesentlich erleichtert. Im Zuge der Auflösung des Amtsgericht Jork sind die im Amt verbliebenen Akten entsprechend der neuen Zuständigkeit auf die übernehmenden Amtsgerichte Buxtehude und Stade abgegeben worden.

Wer über diesen vorliegenden Bestand hinaus über das Alte Land arbeiten möchte, sollte sich die durch Finbücher erschlossenen Bestände des Amts Jork (Rep. 74 Jork) und des Kreises Jork (Rep. 174 Jork und Rep. 174 a Jork) ansehen; ferner verfügt das Staatsarchiv über eine Findbuchkopie des im Jorker Rathaus verwahrten Bestandes "Altländer Archiv", den H. P. Siemens 1940 verzeichnet hat (FA 6); er umfaßt vorwiegend familienkundliche und höfegeschichtliche Quellen, die auch inhaltlich den Amtsgerichtbestand berühren.

3. Die Erschließung dieses Amtsgerichtsbestandes
Im allgemeinen sind Gerichtsregistraturen nach wenigen Hauptabteilungen aufgebaut, in welchen die Akten jahrgangsweise oder alphabetisch abgelegt sind. Mag diese Ordnung für eine Gerichtsbehörde durchaus praktikabel sein, so verlangt doch eine archivische Ordnung mehr, denn im Archiv werden die Akten nach historisch-systematischen Aspekten gesucht, denn sie sind hier nicht allein Akten als selbständige Vorgänge, sondern es besteht unter ihnen ein innerer Zusammenhang. Der vorgefundene behördliche Ordnungszustand sollte daher mit dem hier vorgelegten Findbuch durch systematische Ordnung, detaillierte Erschließung und Verzeichnung verbessert werden. Mit Hilfe der Elektronischen Datenverarbeitung und der im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen einsetzbaren Kräften konnte das Werk durchgeführt werden.

Das Gliederungschema wurde flexibel gehalten, da evtl. noch ältere Akten aus den Amtsgerichten Buxtehude und Stade, die bislang noch gebraucht werden, problemlos nachgeschoben werden können. Bei Amtshandlungsbüchern, die Verträge aller Art enthalten, wurde auf eine detaillierte Verzeichnung verzichtet, da zumeist darin angelegte Namensregister enthalten sind, nach denen die einzelnen Verträge schnell gefunden werden können. Waren die Amtshandlungen nicht in Buchform überliefert, wurden sie wie die zahlreichen Einzelakten auch einzeln verzeichnet. In der Regel wurde geographische Aspekte (Wohnort, Belegenheit der Immobilie etc.) der Gliederung als erstes Kriterium zugrunde gelegt, erst auf der zweiten Stufe folgten Sortierungen nach Namensalphabet. Prozeßakten wurden in der Regel nach Deliktalphabet sortiert.

Der Index umfaßt zum größten Teil Personennamen, über die neben dem Weg über die Systematik der Gliederung wohl am häufigsten zugegriffen werden wird. Soweit bekannt, sind verheiratete Frauen auch unter ihrem Geburtsnamen ausgeworfen. Wegen der ausführlichen Gliederung konnte der Ortsindex straffer gefaßt werden. Der Index der Institutionen umfaßt Behörden, Firmen und Vereine. Der Sachindex bringt Begriffe, die sich aus der Gliederung nicht ersehen lassen; in den Sachindex sind auch die Zeitungsangaben eingearbeitet, was gerade für die ältere Zeitungsüberlieferung wertvoll ist.

Herzlichen Dank gebührt Frau Itta Schulte-Gromadies, Stade, denn sie hat nicht nur mehr als die Hälfte des Bestandes unter meiner Anleitung verzeichnet, sondern auch die von früheren ABM-Kräften verkarteten Akten überarbeitet und alle Datensätze eingegeben.

Stade, im Januar 1989
Dr. Matthias Nistahl

Der Bestand wurde durch Frau Lühmann um einige Zugänge aus dem Bestand Amtsgericht Buxtehude ergänzt, die Klassifikation durch den Unterzeichner gestrafft und der Index geringfügig überarbeitet.

Stade, Juli 2002
Dr. Jan Lokers

Amtsgericht Jork im Staatsarchiv Hamburg

Zum Bezirk des Amtsgerichts Jork gehörten bis 1937 die Gemeindebezirke Hasselwerder, Nincop, Francop und Cranz. Die Akten wurden nach 1937 an das Amtsgericht Harburg abgegeben, die nachstehend verzeichneten Stücke entstammen der Abgabe 9/50 des Amtsgerichts Harburg im Staatsarchiv Hamburg, Best. 59

1. Grundakten Nr. 228, 252, 273, 319, 323, 325 zum Grund-
buch von Hasselwerder, 1878-1887
2. Gebäudesteuerrolle von Hasselwerder, 1890
3. desgl., 1895
4. desgl., 1910
5. Flurbuch von Hasselwerder, 1876
6. Anhang zum Flurbuch von Hasselwerder, 1915-1942
7. Grundbuchakten zum Grundbuch von Nincop, 1878-1889
8. Grundbuchakten zum Grundbuch Nincop, 1886-1887
9. Gebäudesteuerrolle von Nincop, 1880
10. Anhang zur Gebäudesteuerrolle von Nincop, 1879-1907
11. Gebäudesteuerrolle von Nincop, 1895
12. Anhang zur Gebäudesteuerrolle von Nincop, 1896-1909
13. desgl., 1911-1935
14. Flurbuch von Nincop, 1876
15. Anhang zum Flurbuch von Nincop, 1877-1942
16. General- u. Sammelakten zum Grundbuch Francop, 1886-89
17. Anhang zur Gebäudesteuerrolle von Francop, 1878-1895
18. Gebäudesteuerrolle von Francop, 1895
18a. Anhang zur Gebäudesteuerrolle, 1896-1909
19. Gebäudesteuerrolle von Francop, 1910
20. Anhang zum Flurbuch von Francop, 1877-1941
21. Grundbuchakten zum Grundbuch von Cranz, um 1887
22. Namenregister zum Grundbuch von Cranz, o. D.
23. Anhang zur Gebäudesteuerrolle von Cranz, 1879-1895
24. Anhang zum Flurbuch von Cranz, 1930-1933

Rep. 72 Jork
Im November 2002 wurden vom Amtsgericht Buxtehude alle dort noch vorhandenen Testamentsakten des Amtsgerichts Jork aus den Jahren 1891 und 1900 ins Staatsarchiv Stade übernommen und dem vorliegenden Bestand als acc. 2002/226 einverleibt. Die Testamentsakten wurden im Januar 2003 von Frau Scheigert unter Anleitung der Unterzeichneten unter Gliederungspunkt 12.05.02 des Findbuches verzeichnet.

Stade, Januar 2003
Dr. Sabine Graf

Literatur 

Heinz-Joachim Schulze, Die hannoversche Justiz- und Verwaltungsreform und das politische System des Nachmärz im Landdrosteibezirk Stade (in: Die Herzogtümer Bremen und Verden und das Land Hadeln in späthannoverscher Zeit (1848-1866), hrsg. von H.-J. Schulze; Stade 1981), S. 39 - 62

ders., Der Regierungsbezirk Stade. Verwaltungsbezirk und historische Landschaftsbildung (in: Niedersachsen.

Territorien, Verwaltungseinheiten, geschichtliche Landschaften, hrsg. von Carl Haase, Göttingen 1971 (Veröff. der Nieders. Archivverwaltung 31), S. 201 - 223

Sarnighausen, Hans-Cord: Hannoversche Amtsjuristenfamilien von 1715 bis 1866 in Jork, Altes Land, in: Jahrbuch des Altländer Archivs. Beiträge zur Ortsgeschichte, Jork 2012, S. 53-80.

Susanne Höft-Schorpp: Die Schließung des Amtsgerichts in Jork 1971, in: Jahrbuch des Altländer Archivs, Jork 2001, S. 25-35.

Volker Friedrich Drecktrah und Robert Gahde: Amtsgericht Jork, in: Das Alte Land von A bis Z. Lexikon einer Elbmarsch, Husum 2018, S. 21f.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Amtsgericht Jork

Zeit von 

1852

Zeit bis 

1937

Objekt_ID 

2

Ebenen_ID 

5950

Geo_ID 

5950-2

Link 

Amtsgericht Jork

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Amtsgericht Jork

Zeit von 

1937

Zeit bis 

1966

Objekt_ID 

5

Ebenen_ID 

1650

Geo_ID 

1650-5

Link 

Amtsgericht Jork