Identifikation (kurz)
Titel
Amt Lingen bis 1885
Laufzeit
1621-1915
Bestandsdaten
Kurzbeschreibung
Das 1819 eingerichtete Amt Lingen umfasste die Kirchspiele Lingen, Baccum, Bawinkel, Bramsche, Plantlünne und die rechtsemsischen, ab 1826 auch die linksemsischen Teile der Kirchspiele Salzbergen, Emsbüren und Schepsdorf.
Geschichte des Bestandsbildners
Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft übernahm im Nov. 1813 eine preußische Provisorische Regierungskommission mit Sitz in Münster die Regierungsgewalt in der vormaligen Niedergrafschaft Lingen. Die Lingener Geschäfte auf Unterpräfektur- bzw. Landratsebene führte der Geheime Kriegs- und Domänenrat Mauve. Wie zuletzt auf dem Wiener Kongress vereinbart, trat Preußen im Okt./Dez. 1815 die Niedergrafschaft Lingen an das Königreich Hannover ab, und zwar einschließlich der sog. münsterschen Absplisse (der 1802 angegliederten rechtsemsischen Teile der Kirchspiele Salzbergen, Emsbüren und Schepsdorf, die zuvor zum münsterschen Amt Rheine-Bevergern gehört hatten). Im links der Ems gelegenen Teil dieser Kirchspiele (ehemals dem Fürstentum Rheina-Wolbeck zugeschlagen, nun als Kreis Emsbüren bezeichnet) nahm der Herzog von Looz-Corswarem vorläufig standesherrliche Rechte wahr.
Der hannoversche Oberappellationsrat von Stralenheim übertrug die Verwaltung zunächst einer Provisorischen Administrationskommission unter Führung des Fürstenauer Landdrosten von Boeselager. Erst zum 1. Juli 1819 wurde die Amtsverfassung eingeführt und das Gebiet in die beiden Ämter Lingen und Freren aufgeteilt. Die Stadt Lingen gehörte formal zum Amtsgebiet, doch war dem Magistrat eine weitgehend selbständige Ortsverwaltung aufgetragen, deren Aufsicht die Landdrostei Osnabrück vorwiegend direkt wahrnahm. Nach dem Erlöschen der standesherrlichen Rechte des Herzogs von Looz-Corswarem (Dez. 1824) wurde mit dem 1. Oktober 1826 auch der Kreis Emsbüren dem Amt als Vogtei angegliedert. Wie in den anderen hannoverschen Ämtern wurde 1852 die Justiz von der Verwaltung getrennt und einem Amtsgericht übertragen. In dieser Form blieb das Amt Lingen auch in preußischer Zeit ab 1866 bis zum Inkrafttreten der Kreisordnung 1885 bestehen.
Untergliederung des Amtes:
(- Stadt Lingen)
- Vogtei
Lingen: Untervogteien bzw. Kirchspiele Lingen (mit Altenlingen, Biene, Brögbern, Brockhausen, Darme, Holthausen, Laxten), Baccum (mit Münnigbüren, Ramsel), Bawinkel (mit Clusorth-Bramhar, Duisenburg, Plankorth)
- Vogtei Plantlünne: Untervogteien Plantlünne (mit Altenlünne, Gleesen, Heitel, Holsten, Listrup-Bexten, Spelle, Varenrode, Venhaus), Bramsche (mit Hüvede-Sommeringen, Mundersum, Rottum)
- (seit 1826) Vogtei Emsbüren: Untervogteien Emsbüren (mit Ahlde, Bernte, Berge, Elbergen, Leschede, Mehringen), Salzbergen (mit Hummeldorf, Steide), Schepsdorf-Lohne
Amtleute bzw. (seit 1868) Kreishauptleute:
1818-1820 Dr. Joh. Heinr. Anton zum Sande (dann Amtmann von Freren)
1820-1851 (+) Diedrich Heinrich Wilhelm Thesing (zuvor Bgm. von Lingen)
1852-1853 (+) Franz Hermann Schmidt
1853-1855 (kommissarisch) Amtsassessor Leopold Otto Christian Meyer
1855-1878 (+) Regierungsrat Christian Aug. Lodemann
1878-1885 Carl Georg Lindemann (zuvor Amtmann in Neuenhaus; 1885-95 Landrat, + 1915)
Bestandsgeschichte
Der Bestand, ehem. Rep 122 VI, ist im Wesentlichen 1885-1912 ins Staatsarchiv gelangt. Ein 1915 von Dr. Fink erstelltes Findbuch behielt die Aktentitel und den Registraturplan des Amtes bei. Auf dieses Gliederungsschema beziehen sich die angegebenen alten Archivsignaturen: Loc(atur) I/II Regiminalia, III Communalia, IV Domanialia, V Consistorialia, VI Steuer- und Zollsachen, VII Militaria, VIII Regiminalakten betr. Landstraßen, Eisenbahn, Ablösungen etc.; später angefügt wurde noch Loc. IX mit Akten der Zwangswirtschaft 1914-23. Der Bestand wurde 1971/72 auf laufende Nummern umsigniert und zeitlich auf das hannoversche Amt einschließlich der provisorischen Vorgängerkommissionen beschnitten (Vermerk Feindt). Bei der jetzt abgeschlossenen Verzeichnung wurden weitere Bereinigungen vorgenommen.
Osnabrück, im März 2007 Dr. Nicolas Rügge
Literatur
Bär, Max, Abriß einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Osnabrück, Hannover 1901, bes. S. 189-191
Budde, Herbert, Amt Lingen, in: Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Osnabrück, Göttingen 1978, S. 146 f. (vgl. ebd. S. 134)
Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945. Reihe A: Preußen, Bd. 10: Hannover, bearb. von Iselin Gundermann u. Walther Hubatsch, Marburg 1981, bes. S. 320 f., 821-826
Landschaften im Emsland: Lingen, Emsbüren, Salzbergen, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes 36, 1990, S. 113-280
Lensing, Helmut, Art. Lodemann, Christian August, in: Emsländische Geschichte 7, hg. von der Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte, Dohren 1998, S. 198 f.
Schriever, Ludwig, Geschichte des Kreises Lingen, 2 Bde. Lingen 1905/10
Steinwascher, Gerd, Politische Geschichte im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Werner Franke / Josef Grave / Heiner Schüpp / Gerd Steinwascher (Hg.), Der Landkreis Emsland. Geographie, Geschichte, Gegenwart. Eine Kreisbeschreibung, Meppen 2002, S. 333-379, bes. S. 343-353
Siehe
Korrespondierende Archivalien
Ergänzungen:
weitere Amtsberatungsprotokolle in Rep 335; Amtsrechnungen in Rep 355; Personenstandsregister in Rep 491; Justizsachen (auch vor 1852) in Rep 950 Lin
Auswahl weiterer Bestände mit Berührungspunkten:
- übergeordnet: Landdrostei Osnabrück (Rep 335, einzelne Mühlen- und Markensachen in Rep 337), Obere Domänenverwaltung in Hannover (Rep 560 IX und 561)
- untergeordnet: Amtsvogteien (Rep 360)
- zeitlich vorangehend (mit Überschneidungen): Rep 250 Lin I
- zeitlich anschließend (mit Überschneidungen): Rep 450/51 Lin, Domanialsachen in Rep 562
Informationen / Notizen
Zusatzinformationen
Abgeschlossen: Nein
teilweise verzeichnet
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amt Lingen
Zeit von
1819
Zeit bis
1826
Objekt_ID
35
Ebenen_ID
7420
Geo_ID
7420-35
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amt Lingen, einschließlich Stadt Lingen
Zeit von
1826
Zeit bis
1885
Objekt_ID
3
Ebenen_ID
8820
Geo_ID
8820-3
Link