NLA HA V.V.P. 90

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Nachlass Dr. Jürgen Asch

Laufzeit 

1925-1991 (2017)

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Biographie

Als Sohn einer protestantischen Mutter und eines jüdischen Vaters gehörte Dr. Jürgen Asch zu den rassisch Verfolgten des NS-Regimes. Er wurde am 2. Juli 1931 als einziges Kind der Eheleute Bertha Kließ (Buchhalterin, geb. 28.6.1895 in Travemünde, gest. Juli 1990 in Hannover) und Moritz Asch (Kaufmann, geb. 6.9.1883 in Schneidemühl/Posen) in Berlin-Lichterfelde geboren. Die Familie war wohlhabend. Sein Vater Moritz Asch, Sohn der Eheleute Isert und Rosa Asch, verkehrte in großbürgerlichen Kreisen in Berlin und Hamburg. Als Jude wurde er am 9. November 1938 von der Gestapo in der Berliner Wohnung der Familie verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen-Oranienburg gebracht, wo er am 8. Dezember 1938 starb. Seine unter Pflegschaft stehende Schwester Klara Asch (geb. 7.11.1881) wurde am 16. Juni 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und nach dem Krieg durch Beschluss des Amtsgerichts Wedding vom 15. November 1951 mit Wirkung vom 16. Juni 1943 für tot erklärt.

Jürgen Asch besuchte zunächst ab 1938 die Wasgen-Volksschule in Berlin-Schlachtensee. 1942 wurde er in die Dreilinden-Oberschule in Berlin-Wannsee aufgenommen. 1944 zog Jürgen Asch zu seiner Großmutter Wilhelmine Kließ nach Lübeck, wo er zusammen mit seiner Mutter das Kriegsende erlebte. In Lübeck wurde Jürgen Asch 1945 in die Quarta des Johanneums aufgenommen.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges lebten Mutter und Sohn zunächst von den Erträgen aus dem Grundbesitz der Familie Asch in Schneidemühl, der 1945 verloren ging. In der Nachkriegszeit lebten sie unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen in Lübeck. Bertha und später auch Jürgen Asch führten gegen das Entschädigungsamt Berlin langwierige Verfahren wegen Entschädigung als Verfolgte des Nationalsozialismus sowie wegen des Nachlasses von Klara Asch. Deren Erben waren laut Erbvertrag vom 9.4.1932 ihre beiden Neffen Dr. Jürgen Asch und der ungarische Arzt Dr. Ernst Franz Fischer, Sohn ihrer früh verstorbenen Schwester Elfriede Fischer geb. Asch. Allerdings war Dr. Ernst Franz Fischer (geb. 16.11.1912 in Novi Sad), der vor dem Krieg in Ungarn gelebt hatte, seit dem Krieg verschollen und wurde von einem Abwesenheitspfleger vertreten. Erst 1967 kam es in dieser Sache zu einem Vergleich mit dem Entschädigungsamt.

Nach dem Abitur im Jahr 1952 studierte Asch Germanistik und Geschichte an den Universitäten Hamburg und Tübingen. 1958 legte er zunächst das Erste Staatsexamen für das Höhere Lehramt ab. Nach Fertigstellung seiner Dissertation, die 1961 unter dem Titel "Rat und Bürgerschaft in Lübeck 1598-1669: Die verfassungsrechtlichen Auseinandersetzungen im 17. Jahrhundert und ihre sozialen Hintergründe" veröffentlicht wurde, wurde Asch 1961 als Archivreferendar im Land Niedersachsen eingestellt. Nach Abschluss der Ausbildung an der Archivschule Marburg wurde er zum 1. April 1964 als Archivassessor dem Niedersächsischen Staatsarchiv Oldenburg zugewiesen. Zum 1. Dezember 1968 wurde er er an das Niedersächsische Staatsarchiv in Hannover versetzt. Dort war er - seit 1979 im Rang eines Archivdirektors - während seines gesamten weiteren Berufslebens tätig. Ende September 1991 schied er wegen eines starken Augenleidens vorzeitig aus dem Dienst aus.

Jürgen Asch, der wie seine Mutter dem lutherischen Glauben angehörte und in der Gemeinde St. Titus in Hannover-Vahrenheide sehr engagiert war, starb am 21. August 2007.

Stand: November 2009

Bestandsgeschichte 

Bestandserschließung

Jürgen Aschs Nachlass wurde derm NLA - Hauptstaatsarchiv Hannover - vermittelt über Herrn Dr. Manfred von Boetticher und Frau Dr. van den Heuvel - im Juli 2008 von seinem Nachlassverwalter überlassen. Neben Aschs persönlichen Papieren besteht er im Wesentlichen aus geschäftlichen Korrespondenzen und Unterlagen seiner Eltern Moritz und Bertha Asch aus der Zeit vor 1945 sowie aus Unterlagen, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Laufe des Entschädigungsverfahrens entstanden. Schließlich enthält der Bestand noch eine größere Anzahl Fotos von verschiedenen Angehörigen der Familien Asch und Seligsohn. Ein großer Teil davon stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Stand: November 2009

Im August 2017 ist der Archivbestand durch einen Nachruf der Gemeinde St. Titus in Hannover-Vahrenheide ergänzt worden.

Stand: August 2017

Enthält 

persönliche Papiere, geschäftliche Korrespondenzen, Unterlagen seiner Eltern Moritz und Bertha Asch aus der Zeit vor 1945, Entschädigungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg, Fotos von verschiedenen Angehörigen der Familien Asch und Seligsohn, Nachrufe

Literatur 

Otto Merker, Herbert Obenaus, Erinnerung an Jürgen Asch, in: Niedersächsisches Jahrbuch 80 (2008), S. 623-632.

Findmittel 

EDV-Findbuch 2008

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

0,3

Bearbeiter 

Dr. Claudia Kauertz (2009)

Benutzung 

Der Bestand war in Anlehnung an § 5 Abs. 2, Satz 4 NArchG 10 Jahre nach dem Tod des Nachlassers bis 2017 gesperrt.