NLA HA Dep. 131

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Burschenschaft Alemannia Göttingen

Laufzeit 

1880-2006

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Protokollbücher, Korrespondenz der Altherrenschaft, Unterlagen zum Haus, Personalia, Burschenschaftsarchiv, Geschichtliches, Fechtsachen, Fotoalben, Mitteilungen der Alemannia, Bier- und Festzeitungen, Stammbuch
Findmittel: EDV-Findbuch 2008
Umfang: 6,8 lfdm

Bestandsgeschichte 

1. Bestandsinformation

Die Burschenschaft Alemannia zu Göttingen bestand mit Unterbrechungen, Neuformierungen und Umbenennungen von 1880 bis 2001 als schlagende und farbentragende Studentenverbindung der Georg-August-Universität Göttingen. Sie war organisiert im Dachverband "Deutsche Burschenschaft" (DB).

Die grundlegenden Organisationsprinzipien der Burschenschaft Alemannia waren - wie allgemein bei Studentenverbindungen üblich - das Lebensbundprinzip und das Konventsprinzip. Das Lebensbundprinzip sieht die lebenslange Mitgliedschaft der studierenden, aktiven wie auch der berufstätigen, nichtaktiven Mitglieder einer Verbindung vor. Auf diese Weise sollen Kontakte und Freundschaften zwischen den Generationen ermöglicht und die Bildung von Netzwerken gefördert werden. Daneben galt auch innerhalb der Alemannia das basisdemokratisch geprägte Konventsprinzip. Konvente sind Mitgliederversammlungen, bei der alle Teilnehmer das volle und gleichberechtigte Stimmrecht besitzen. Die Teilnahmeberechtigung hängt von der Art des jeweiligen Konvents ab. Das Archiv der Burschenschaft Alemannia dokumentiert insbesondere zwei Arten von Konventen, die jeweils planmäßig (ordentliche Convente) und außerplanmäßig (außerordentliche Convente) stattfanden. Der sog. Allgemeine Convent (A.C.) umfasste sowohl die Burschen, d. h. die Vollmitglieder, die bereits das Burschenversprechen abgelegt hatten, als auch die Füchse, d. h. alle neuen Mitglieder der Burschenschaft, die noch eine Probezeit zu absolvieren hatten. Der sog. Innere Convent (I.C.) oder Burschen-Convent (B.C.) fand hingegen unter Ausschluss der Füchse statt. Hier wurden etwa die stattfindenden Mensuren beurteilt oder die Aufnahme der Füchse beschlossen.

Der Kreis der studierenden Mitglieder bildete die Aktivitas, die auf dem Burschenschaftshaus (sog. Alemannenhaus, Herzberger Landstr. 3, Göttingen) wohnte und Mensuren

focht. Sie wurden unterstützt von den bereits in das Philisterium aufgenommenen inaktiven Mitgliedern, den sog. Alten Herren, die sich in der Altherrenschaft (AH) zusammengeschlossen hatten. Diese stellte über den Verein Alemannenhaus e.V. finanzielle Mittel zum Unterhalt des Burschenschaftshauses bereit, gestaltete aber auch inhaltlich das Leben auf dem Haus mit.

Die 1880 gegründete Burschenschaft Alemannia zu Göttingen überstand den Ersten Weltkrieg, musste aber durch Gefallene große Verluste in Aktivitas und Altherrenschaft hinnehmen. Im Dritten Reich löste sich die Burschenschaft Alemannia - dem politischen Druck der Reichsführung nachgebend - 1934 auf und gliederte sich als "Kameradschaft General Graf von Schlieffen" in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) ein.
Nach Kriegsende belegen die Akten das Bestreben der Gemeinschaft in der jungen Bundesrepublik weiter zu bestehen. Zu diesem Zweck bildete sich der Studentenbund "Die Gleichen", der von der britischen Übergangsregierung genehmigt wurde und von 1945 bis 1950 bestand. 1950 nahm die Burschenschaft ihren alten Namen an und nannte sich fortan wieder "Burschenschaft Alemannia". Deren Aktivitas wurde 1972 suspendiert, nur die Altherrenschaft des Bundes blieb bestehen. Auf deren Betreiben wurde die Alemannia 1987 wieder belebt, als "Rekonstituierte Burschenschaft Alemannia" bestand sie bis zur endgültigen Auflösung der Aktivitas im Jahr 2001.
Insgesamt entsteht aus den Akten das Bild einer konservativen Wertegemeinschaft, die sich nach 1945 in einer zunehmend modernisierenden und individualisierenden Gesellschaft zu behaupten versuchte. Der Bestand zeigt aber auch wachsende Konflikte zwischen den jungen Studenten in der Aktivitas und der Altherrenschaft, die selbst unter inneren Spannungen litt. Darüber hinaus bezeugt die gesammelte Korrespondenz enge Kontakte zu anderen

Burschenschaften und Studentenverbindungen sowie zum Dachverband "Deutsche Burschenschaft".


2. Bestandserschließung

Nach Auflösung der letzten Aktivitas wurde der Bestand 2003 von dem Rechtshistoriker und Alten Herren Prof. Dr. Bernhard Diestelkamp geordnet und verzeichnet und im Januar 2007 als Depositum an das Hauptstaatsarchiv Hannover abgegeben. Zu dem Bestand gehören Protokollbände, Akten, lose Blätter und Publikationen, die sich aus Schriftgut der jeweiligen Aktivitates sowie aus Unterlagen der Altherrenschaft und ihrer jeweiligen Vorsitzenden zusammensetzen. Da die ursprüngliche Ordnung nur noch rudimentär vorhanden war, wurde das Material von Prof. Diestelkamp nach einem neuen Klassifikationsschema geordnet, das nun bei der EDV-Erschließung mit dem Programm izn-AIDA als "alte Archivsignatur" aufgenommen wurde.
Diestelkamp hat die Akten grundsätzlich in dem Zustand belassen, in dem sie sich befanden. Nur eine Verbesserung der chronologischen Ordnung und die Zuordnung loser Papiere waren angesichts der schlechten Aktenführung häufig nötig. Allein die Protokolle der Altherrenausschusssitzungen und der Mitgliederversammlungen wurden aus den ursprünglichen Akten herausgenommen und zu neuen Bänden zusammengeführt.
Das von Prof. Diestelkamp zugrunde gelegte Ordnungsschema spiegelt jeweils die verschiedenen Phasen der Burschenschaft wider. Außerhalb dieser Ordnung sammelte er "Allgemeines", "Material der Altherrenschaft" und "Bücher" (siehe zu Diestelkamps Erschließung: Dep. 131 Acc.2007/003 Nr. 187).

Die bei der vorliegenden EDV-Erschließung zugrunde gelegte Klassifikation des Bestandes orientiert sich in Bezug auf die Akten der Aktivitas ebenfalls an den Epochen der Geschichte der Alemannia. Dieses Schema wurde jedoch nicht auf die Nachlässe der Altherrenschaft angewendet, da diese keine klaren Zäsuren aufweisen, sondern unbeeinträchtigt von den

Entwicklungen der Aktivitas fortlaufen. Eine eigene Sektion bilden auch die Akten des Vereins Alemannenhaus e. V., dessen Aufgabe in der Finanzierung und Unterhaltung des Burschenschaftshauses bestand.
Aus den Beständen der Altherrenschaft und der Aktivitas wurden zudem Akten thematisch zusammengestellt. Hierzu gehören die Gliederungspunkte Personalia, Geschichte der Alemannia Göttingen, Fechtsachen, Fotoalben, Mitteilungsblätter sowie Festschriften, Bierzeitungen und Gästebücher. Des Weiteren wurden auch diejenigen Akten, die in direktem Zusammenhang mit dem Dachverband "Deutsche Burschenschaft" stehen, in einem eigenen Gliederungspunkt zusammengefasst.

Die verschiedenen Phasen der Bundesgeschichte sind in dem Bestand in unterschiedlicher Dichte vertreten. Für die Zeit vor der Auflösung der Alemannia im Oktober 1935 fehlen die Korrespondenzen der Aktivitas. Justus Steinbömer hatte damals in einer Blättchennotiz mitgeteilt, dass das Archiv des Bundes vom Haus entfernt worden sei - wohl eine Sicherheitsmaßnahme angesichts der damaligen politischen Entwicklung. Deshalb wurde anscheinend auch nicht bekannt gegeben, wohin das Archiv gebracht worden war. Da die Protokollbände dieser Zeit fast ausnahmslos vorhanden sind, muß dieser Teil der Archivalien nach 1945 zurückgegeben worden sein. Die Korrespondenzen blieben jedoch verschollen, ihr Verbleib konnte bislang nicht ermittelt werden.
So setzt sich das Archiv der Alemannia heute aus den (mit wenigen Ausnahmen) vollständigen Protokollbänden der Aktivitas vom Anfang bis zur Auflösung sowie den Korrespondenzakten der Aktivitas aus der Nachkriegszeit zusammen. Hinzu kommen Akten der Amtsträger der Altherrenschaft sowie Korrespondenzen einiger Alter Herren (wie etwa Julius Frölich, Franz Harz, Detlev Sagebiel und Karl Ringe), die deren Erben dem Bund hinterlassen haben.

3. Bestandsbenutzung

Gemäß den Bestimmungendes Depositalvertrags ist der Bestand in den ersten 5 Jahren nach Übergabe des Archivguts an das Hauptstaatsarchivs nur mit Genehmigung des Depositars zu benutzen. Im Übrigen gelten die Bestimmungen des Niedersächsischen Archivgesetzes.

Hannover, im April 2007
gez. Dr. Claudia Kauertz

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Göttingen, Stadt [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

677

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-677

Link 

Göttingen, Stadt [Wohnplatz]

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadtkreis Göttingen

Zeit von 

1885

Zeit bis 

1964

Objekt_ID 

3232026

Ebenen_ID 

20

Geo_ID 

20-3232026

Link 

Stadtkreis Göttingen

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Weende [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

691

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-691

Link 

Weende [Wohnplatz]