NLA HA V.V.P. 12

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Gemeinschaft der durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen e.V.

Laufzeit 

1946-1968

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Gemeinschaft versuchte - wie viele andere Organisationen auch - unmittelbar nach dem Krieg speziell für die Verfolgten nichtjüdischen Glaubens erste Hilfe in Kontakt mit den lokalen Behörden aufzubauen. Bei diesen eher als Fürsorge zu definierenden Maßnahmen ging es um Fragen der Lebensmittel- und Wohnungszuteilung, der Arbeitsvermittlung wie auch der Hilfestellung im Falle einer Auswanderung. Der gesetzliche Rahmen wurde dafür zunächst durch die Militärregierung mit der Zonenpolitikanweisung (ZPA) Nr. 20 vom Dezember 1945 vorgegeben. Erst im Verlauf der folgenden Jahre ging es um grundsätzlichere Fragen nach Rückerstattung verlorengegangener Vermögenswerte sowie einer Entschädigung für die erlittenen Schäden an Leib und Leben. Dabei stellte sich die Frage zunächst auf der Ebene der einzelnen Zonen, wo es allerdings nur in der amerikanischen zu einer umfassenden Regelung der Entschädigung im April 1949 (US-EG) kam. Auf diesem Fundament wurde auf Bundesebene dann das Bundesergänzungsgesetz von 1953 bzw. das Bundesentschädigungsgesetz von 1956 erlassen. Die britische Zone blieb im Rahmen der gesetzlichen Regelungen bei der Gewährungvon Sonderhilfen (SHG vom September 1948) hinter der Vorreiterrolle der amerikanischen Besatzungsbehörden weit zurück, war aber im Bereich der Haftentschädigungen (HEG vom Juli 1949) liberaler. Hier nahmen Organisationen wie die hier zu behandelnde Gemeinschaft eine Interessenvertretung der Geschädigten wahr, indem sie nicht nur Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben versuchten, sondern sich auch in den bald eingerichteten lokalen und zonalen Ausschüssen der KZ-Häftlinge engagierten. Teilweise waren sie auch in den entsprechenden Verwaltungsablauf bei Fürsorgemaßnahmen, Heimaufenthalten etc. in Form der sogenannten Kreissonderhilfsausschüsse (KSHA) bzw. des Landesausschusses eingebunden. Neben den finanziellen standen auch soziale Fragen, wie die Anerkennung freier Ehen, im Vordergrund, weniger dagegen rein politische Themen, wie sie sich z.B. in der Grundhaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) zum Antifaschismus dokumentieren.

Die größte und bekannteste Interessenvertretung war die VVN, die jedoch schon bald in die deutschlandinterne Auseinandersetzung im Zeichen des Ost-West Konflikts geriet. Nach dem Unvereinbarkeitsbeschluß der SPD vom April 1948 verlor die VVN mit ihren sozialdemokratischen Vertreter nicht nur an Engagement, sondern auch an Einfluß. Die Vereinigung wurde sogar kurzzeitig im September 1950 verboten. Als bewußte Abspaltungen sind Organisationen wie die Arbeitsgemeinschaft verfolgter Sozialdemokraten (AvS) oder der Bund der Verfolgten des Naziregimes (BVN) zu sehen, die jedoch beide keinen größeren Einfluß gewinnen konnten. Darüber hinaus nennen die Akten der Gemeinschaft zahlreiche weitere, oft religiös gebundene Organisationen, die sich spezifisch für die Interessen der Verfolgten einsetzten. Sie bündelten ihre Kräfte im Rahmen der Regelung der Haftentschädigung durch Bildung der AOV, in der die Gemeinschaft führend vertreten war. So finden sich in den Akten auch viele Angaben zur Geschichte der anderen beteiligten Interessenvertretungen, vor allem zum Jüdischen Komitee, zur VVN oder zum BVN. Die Gemeinschaft selbst ist in der einschlägigen Literatur bisher kaum bekannt, ihre tatsächliche Rolle daher zunnächst schwer abzuschätzen. Der Zentralverband der Gemeinschaft saß in Hamburg. An Mitgliedern zählte der Landesverband knapp 2.000 Mitglieder, die vorwiegend in der Region um Hannover angesiedelt waren. Darüber hinaus gab es aber noch die oben erwähnten Regionalvertretungen. Der Vorstand stand in Kontakt mit allen bekannten Verfolgtenorganisationen. In ihm wirkten Persönlichkeiten wie Walter Reinhold (SPD) oder Theodor Hohenstein (Jüdische Gemeinde), die auch in der VVN Niedersachsen führend tätig waren.

Stand: Dezember 1997

Bestandsgeschichte 

Der Bestand des nidersächsischen Landesverbandes der Gemeinschaft der durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen e.V. umfasst die Jahre von seiner Gründung 1946 bis hin zur Auflösung
im Jahr 1968.

Dabei handelt es sich nicht nur um originäres Schriftgut des niedersächsischen Landesverbandes mit seinen regionalen Sektionen in Braunschweig, Oldenburg und Osnabrück, sondern auch um solches der übergeordneten Arbeitsgemeinschaft der Organisationen politisch, rassisch und religiös Verfolgter (AOV) (Gliederungspunkt 02) sowie des Hilfswerkes der Gemeinschaft mit Sitz in Bonn (Gliederungspunkt 03). Der Schwerpunkt liegt auf der Korrespondenz, sei es mit Mitgliedern der Gemeinschaft, oder mit Ministerien und deren nachgeordneten Behörden, oder mit anderen Hilfsorganisationen. Sachakten sind dagegen kaum zu finden.

Stand: Dezember 1997

Enthält 

Organisation und Verwaltung (v.a. Mitgliederbetreuung), Korrespondenz mit Behörden, Hilfsorganisaionen, dem Zentralverband und anderen Zweigen der Gemeinschaft, Wiedergutmachungs- und Entschädigungsfragen

Literatur 

Regina Hennig: Entschädigung und Interessenvertretung der NS-Verfolgten in Niedersachsen 1945-1949. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 1991 (Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte; Bd.4)

Constantin Goschler: Wiedergutmachung. Westdeutschland und die Verfolgten des Nationalsozialismus (1945-1954) München: R. Oldenbourg Verlag, 1992 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Hg. vom Institut für Zeitgeschichte; Bd. 34)

Mitteilungsblatt der Notgemeinschaft der durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen e.V., Hamburg 1951ff. sowie der Gemeinschaft der durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen e.V. Niedersachsen, Hannover 1951ff.

Findmittel 

EDV-Findbuch (1997)

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

5,4

Bearbeiter 

Thomas Bardelle (1997)

Benutzung 

Das Archivgut kann im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 Niedersächsisches Archivgesetz (NArchG) eingesehen werden.

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Niedersachsen

Zeit von 

1946

Zeit bis 

1993

Objekt_ID 

1

Ebenen_ID 

200

Geo_ID 

200-1

Link 

Niedersachsen