NLA HA Hann. 42

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Generalkommando und Generaladjutantur

Laufzeit 

1514-1874

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Akten des ab 1714 entstandenen Generalkommandos in Hannover und der Generaladjutantur in London zu allen Belangen des hannoverschen Militärs

Geschichte des Bestandsbildners 

Das Generalkommando in Hannover entstand 1714 durch das Regierungsreglement des nach England übersiedelnden Kurfürsten Georg Ludwig. (Cal. Or. 30, Nr. 42b; Meier, Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Band 1, S. 156ff.) Er übertrug darin unter anderem einem kommandierenden General die rein militärischen Aufgaben des Landesherren. Es verkehrte sowohl mit dem Geheimen Rat in Hannover wie mit der Deutschen Kanzlei bzw. der Generaladjudantur in London unmittelbar, die Organisation des Generalkommandos ist aber unklar, denn in den Staatshandbüchern erscheint es vor 1824 nicht. Vielleicht hat es überhaupt erst zur Zeit des Siebenjährigen Krieges festere behördliche Formen angenommen. Ab 1824 rangiert das Generalkommando in Hannover laut Staatshandbuch als Dienststelle des Generalgouverneurs und kommandierenden Generals aller Truppen als eine oberste Staatsbehörde neben dem Staats- und Kabinetts-Ministerium und dem Geheimen Ratskollegium. Demnach erstreckten sich seine Kompetenzen auf alle bloß militärischen Angelegenheiten, bezogen auf den Dienst, die Übungen und die Disziplin der Truppen, außerdem auf alle Avancements und Offizier-Pensions-Angelegenheiten, Anschaffung und Unterhaltung der Militärvorräte, Bau und Unterhaltung der Festungen, sowie die Dislokation und den Marsch der Truppen betreffenden Angelegenheiten. Zur Führung der Geschäfte war ihm der Stab der Armee übergeben.

Neben dem Generalkommando entstand in London beim König eine Generaladjutantur. Auch sie wird zunächst in den Staatshandbüchern nicht erwähnt. Seit 1818 nennt der Staatskalender einen Generaladjutanten beim Stabe des Herzogs von Cambridge in Hannover, den Generalmajor Martin, und seit 1822 einen Generaladjutanten im Stabe des Königs, Generalleutnant v. Dörnberg, der jedoch zugleich außerordentlicher Abgesandter in St. Petersburg war.

1837 kehrte der König nach Hannover zurück und übernahm seither selbst das Kommando der Armee. Da auch die Generaladjutantur von London nach Hannover verlegt wurde, wurde das Generalkommando in Hannover aufgehoben (Generalordre vom 13.7.1837) und ging auf im königlichen Kabinett, (Pitz, S. 112) während seine Kompetenzen seitdem von der Generaladjutantur übernommen wurden (Pitz, S. 114).
Das Staatshandbuch umschreibt die Aufgaben der Generaladjutantur ab 1838 wie folgt:
Die Generaladjutantur leitet mit dem Chef des General-Stabes unter unmittelbarem Befehl des Königs alle rein militärischen Angelegenheiten bezogen auf den Dienst, die Übungen und die Disziplin der Truppen, die Diensttüchtigkeit der Armee und die Verteidigung des Landes.
Der Generaladjutant war vortragender General im königlichen Militär-Kabinett, er hielt Vortrag über alle militärischen Vorkommnisse, besonders auch über Personalien. Da alle Befehle des Königs durch den Generaladjutanten als General-Ordres der Armee zugestellt wurden, war die Generaladjutantur seit 1837 die eigentliche Kommandobehörde der Armee (Pitz, S. 112f.).

Liste der hannoverschen Generaladjutanten:
bis 1829 Generalmajor David August Martin
1829-1838 Oberst (1831 Generalmajor) Hans v. dem Bussche
1838-1845 Generalmajor Ernst v. Linsingen
1845-1848 Generalmajor Victor L. Prott
1848-1850 Oberstleutnant (1848 Oberst, 1849 Generalmajor) Carl Jacobi
1850-1866 Oberstleutnant (1853 Oberst, 1855 Generalmajor, 1856 geadelt, 1862 Generalleutnant) Ernst Heinrich Wilhelm (v.) Tschirschnitz (er war schon seit 1838 in der Generaladjutantur tätig gewesen)
Juni 1866 Oberst Friedrich Dammers

Bestandsgeschichte 

Bei der Ordnung und Verzeichnung der Akten wurde die alte Systematik bis auf wenige Ausnahmen beibehalten.
Folgende fremde Provenienzen wurden dabei festgestellt:
Kabinettsministerium: Nr. 9
Kriegsministerium: Nr. 13-17, 1160, 1960-1976, 1987-1991
Kriegskanzlei: Nr. 10-12
General-Kriegs-Gericht bzw. Feld-General-Kriegs-Gericht: Nr. 1750-1794, 2027-2177
Ingenieurkorps: Nr. 2017-2026
Kriegskommissariat des 10. Bundes-Armee-Korps: Nr. 738-742, 744-748
Nachlass Oberstleutnant Seweloh: Nr. 1398
Da diese Akten fremder Provenienz bereits früher in die Systematik des Bestandes Hann. 42 eingegliedert waren, wurden sie im Bestand belassen. Soweit nötig, wurden Verweise bei den einschlägigen Provenienzbeständen angebracht.

Fach 134 im Bestand Hann. Des. 42 trug alte Signaturen von Hann. 41 E XXXI. Diese Akten sind wiederum Hann. 41 eingegliedert worden.
1. Russisch-Deutsche Legion (Aus der s.g. deutschen Kanzlei) 1813-15
2. Russisch-Deutsche Legion: Generalstab 1814
3. Desgl.: Kavallerie (namentl. Listen unterteilt nach Kompanien bzw. Batterien)
4. Desgl.: Infanterie (namentl. Listen unterteilt nach Kompanien bzw. Batterien)
5. Desgl.: Artillerie (namentl. Listen unterteilt nach Kompanien bzw. Batterien)
6. Desgl.: Hospitäler (namentl. Listen)
7. Desgl.: Ab- und Zugangs-Listen 1814
8. Desgl.: Inspektion des Korps durch Oberstleutnant v. Martin 1814
9. Desgl.: Verschiedenes 1814
12. Desgl.: Wundärzte für das Hospital der Russisch-Deutschen Legion 1814
Die neuen Signaturen dafür lauten: Hann. 41, XXI, Nr. 7-19

Aus Bestand Hann. 45 wurde 1 Fach Akten, das bereits die alten Signaturen des Bestandes Hann. 42 trug, hierher zurückverlegt.

Außerdem befinden sich teilweise in Abschrift erhaltene Schriftstücke aus älterer Zeit (17.-18. Jahrhundert in:
Nr. 1405-1473 Sammlung historischer Nachrichten zum Zweck einer Geschichte der hannoverschen Truppen (1674-1866) und
Nr. 2178-2224 Gebundene Archivalien (1693-1866)

Die Ordnung des Bestandes basiert auf Arbeiten von Archivoberrat Dr. Rautenberg. Sie wurden von Peter Düsterdieck während der Quellenarbeit für seine Dissertation zu Ende geführt und die Akten verzeichnet.

Im September 1991 sind einige Akten des ehemaligen Garnison-Gerichts Celle, die über die Wehrbereichsverwaltung Hannover an die Bücherei des Oberlandesgerichts Celle gelangt waren, von dieser an das HStA Hannover abgegeben worden und als Nr. 2028 a-f zum Bestand Hann 42. gelegt worden.

2020 wurde die Klassifikation geringfügig angepasst und überflüssige Gliederungspunkte gelöscht (Haberer).

Enthält 

Generalia u.a. mit Formation u. Reduktion der Truppen, Bundeskontingent, Feldzug in Schleswig-Holstein, Varia; Pesonalia; Ausrüstung u. Versorgung der Truppen, Beschwerden, Festungen; Ingenieurkorps, Generalkriegsgericht; Akten aus dem Kriegsarchiv des Generalstabs; Ordre-Bücher, Varia

Der Bestand Hann. 42 enthält für die Jahre 1814-1837 nur Akten des Generalkommandos in Hannover, nicht aber Akten der Generaladjutantur in London.

Literatur 

Hof- u. Staatshandbücher für das Königreich Hannover

Ernst v. Meier, Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1866, Leipzig 1898, 2 Bände.

Findmittel 

Ernst Pitz, Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Hannover, Band 2, Göttingen 1968 (= Veröffentlichungen der niedersächsischen Archivverwaltung, Heft 25).

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Hann. 39
Hann. 43
Hann. 44
Hann. 45
Hann. 45a
Hann. 47
Hann. 48
Hann. 48b

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

53,1

Bearbeiter 

Peter Düsterdieck (1972), Dr. Thomas Franke (1993), Haberer (2019)

Benutzung 

Die Akten sind durch Pilzbefall geschädigt und können daher nur zum Teil zur Benutzung vorgelegt werden.