ARH Kl. Erw.

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Kleine Erwerbungen

Laufzeit 

1799-2009

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

--> 01 Depositum Henne
Das vorliegende Protokollbuch der Ortsgruppe des "Stahlhelm" in Burgdorf umfasst den Zeitraum von der Gründungsversammlung am 04.04.1924 bis zur Auflösung des Vereins am 09.11.1935. Das Archiv der Region Hannover erhielt es als Depositum aus dem Nachlass des verstorbenen Mitglieds und Protokollführers Otto Henne aus Burgdorf. 130 Versammlungsprotokolle, Notizen und Zeitungsausschnitte spiegeln die Tätigkeit der Gruppe. Das Buch ist als Akzession 2006/8 übernommen worden und kann zu den üblichen Benutzungsbedingungen eingesehen werden.

Der "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten", ein paramilitärischer Wehrverband , wurde 1918 durch den Reserveoffizier Franz Seldte in Magdeburg gegründet. Obwohl er sich offiziell überparteilich gab, trat der "Stahlhelm" ab 1929 offen als Gegner demokratischer Bestrebungen auf. 1934 wurde der "Stahlhelm" als "NS-Frontkämpferbund" in die Sturmabteilungen (SA) eingegliedert und 1935 aufgelöst.

Neustadt a. Rbge., im Juni 2006
gez. Roswita Kattmann

--> 02 Sammlung Ebeling
Die vorliegende Sammlung übersandte Frau Schmidt-Wienecke aus Osterode im Juni 2009. Es handelt sich um Familienpapiere der Familie Ebeling aus Ingeln.

Neustadt a. Rbge., im Juni 2009
gez. Roswita Kattmann

--> 03 Nachlass Specht
Die Dokumente stammen aus dem Nachlass des ehemaligen Landrates Johannes Specht aus Neustadt am Rübenberge. Dieser wurde am 01.01.1888 in Posen als Sohn des preußischen Reichsgerichtsrates Felix Specht geboren. Nach der Schullaufbahn an einem preußischen und später sächsischen humanistischen Gymnasium mit Zwischenaufenthalt in Cambridge verbrachte Johannes Specht ein Jahr beim Militär. Vom 06.12.1906 bis zum 17.03.1908 gehörte er als Aktiver dem Corps Vandalia in Heidelberg an. Danach studierte Specht in Kiel Rechtswissenschaften und wurde 1912 Regierungs-Referendar in Danzig. Im 1. Weltkrieg diente er als Oberleutnant. Nachdem Specht seine berufliche Laufbahn 1919 als Regierungsassessor beim preußischen Ministerium des Inneren in Berlin wiederaufgenommen hatte, wurde er am 31.12.1921 zum Regierungsrat in Merseburg ernannt. Im Juli 1923 schied er aus dem preußischen Verwaltungsdienst aus und übernahm beim Finanzamt für Körperschaften in Hamburg eine Stelle. Seinen beruflichen Höhepunkt erreichte Johannes Specht durch die Ernennung zum Landrat von Neustadt am Rübenberge am 26.01.1934 bis zum Kriegsende 1945. Nach Kriegsende wurde er für 2 Jahre interniert. Danach wurde er von den britischen Besatzungsstreitkräften zwei Jahre lang auf dem Wunstorfer Fliegerhorst beschäftigt, ehe er sich 1950 im Alter von 62 Jahren als Steuerberater in Neustadt am Rübenberge niederließ. Am 02.11.1948 wurde Johannes Specht durch den Entnazifizierungs-Hauptausschuss als "entlastet" (Kategorie V) eingestuft. In der Folgezeit ließ sich Johannes Specht als Rechtsanwalt in Neustadt am Rübenberge nieder und lebte dort bis zu seinem Tode am 31.05.1985. Die vorhandenen Dokumente von seinem Neffen Ekkehard Wendel-Specht zusammengetragen und beinhalten hauptsächlich Dokumente des beruflichen Werdegangs, 16 Fotos aus dem öffentlichen und privaten Leben sowie einen Nachruf eines Verbindungsfreundes. Sie wurden als Akzession 2009/9 in das Archiv der Region Hannover übernommen.

Neustadt a. Rbge., im August 2009
gez. Nora Marie Zmyslony

--> 04 Sammlung Dr. Axel Dohrn
Die Dokumente und Zeitungsartikel behandeln den Prozess des Arztes Dr. Axel Dohrn aus Großburgwedel. Dieser wurde am 08.10.1908 als "Vierteljude" mit einer jüdischen Großmutter in Hannover geboren. Seine jüdische Abstammung verhinderte 1935 zunächst, nach Abschluss seines Medizinstudiums, die Zulassung als Arzt. Diese bekam er erst 1939, als Ärzte für den Krieg benötigt wurden.

Nach dem Krieg arbeitete Dr. Axel Dohrn ab 1946 im Kreiskrankenhaus Burgwedel und stieg schnell zum Chefarzt für Chirurgie und Gynäkologie auf. Er wohnte zu dieser Zeit, zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern, in einer Dienstwohnung auf dem Krankenhausgelände. In seiner Zeit als Chefarzt der Gynäkologie (bis 1961) sterilisierte er 1300 Frauen auf deren Wunsch hin. 1959 wurde Dohrn wegen dieser Sterilisationen von seinem Kollegen Dr. Hindemith angezeigt, sittenwidrig gehandelt und gefährliche Körperverletzung an vielen Frauen begangen zu haben. Daraufhin ermittelte die hannoversche Oberstaatsanwaltschaft, auf der Basis des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, gegen Dohrn. Diese Anklage wurde 1960 fallengelassen. Anfang Januar 1961 nahm die Staatsanwaltschaft Hannover das Verfahren allerdings wieder auf und kam zu keinem anderen Ergebnis als 1960. Daraufhin übernahm der Generalstaatsanwalt Biermann aus Celle die Anklage und der Landkreis Burgdorf nahm dies zum Anlass, Dr. Dohrn fristlos zu entlassen.

Die Kündigung Dr. Dohrns und die Einsicht der Krankenakten der sterilisierten Frauen durch die Oberstaatsanwaltschaft löste heftige Proteste in der Bevölkerung aus. Dies führte 1961 zur Gründung der Notgemeinschaft Dr. Axel Dohrn, die sich gegen behördliche Übergriffe zur Wehr setzte und Familie Dohrn nach ihrem Auszug aus der Dienstwohnung unterstützte. Im November 1963 wurde Dr. Dohrn der schweren Körperverletzung und des Verstoßes gegen die guten Sitten für schuldig befunden und zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Dieses Urteil wurde jedoch 1964, nach Prüfung des Verfahrens durch den Obersten Gerichtshof, aufgehoben.

Im Anschluss an seine vollständige Rehabilitierung 1964 zog Dr. Dohrn mit seiner Familie nach Hamm in Westfalen um dort eine Privatklinik zu leiten, und starb dort schließlich 1976. Zu seinen Ehren wurde 2008 die Auffahrt des Krankenhauses in Burgwedel nach ihm benannt und seine Geschichte von zwei Gymnasiastinnen im Rahmen des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten recherchiert.

Die vorhandenen Dokumente über den Prozess wurden zusammengetragen von einem Sohn einer der von Dr. Dohrn sterilisierten Frauen und beinhaltet Zeitungsartikel, welche die bundesweite Resonanz wiederspiegeln, die der Fall von Dr. Dohrn auslöste, sowie jüngere Berichte über die Straßenbenennung und den Geschichtswettbewerb, aber auch Briefe, einen Strafantrag, eine Stellungnahme des Oberkreisdirektors, einen Leserbrief und eine Mitgliedskarte der Notgemeinschaft Dr. Axel Dohrn.
Sie wurden als Akzession 2009/14 ins Archiv der Region Hannover übernommen.

Neustadt a. Rbge., im September 2009
gez. Elisabeth Härterich

--> 05 Sammlung Stefan Weigang
Weitere Materialien dieses Bestandes wurden in ARH, P Grüne L, insbesondere dem Ortsverband der Grünen in Neustadt a. Rbge., eingearbeitet.

Findmittel 

Der Bestand ist vollständig per EDV erschlossen und online recherchierbar.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

0,2

Bearbeiter 

- RKat

Benutzung 

- Niedersächsisches Archivgesetzes (NArchG).
- Nutzungsordnung für das Archiv der Region Hannover.