NLA HA Hild. Br. 3/2

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Benediktinerkloster St. Godehardi zu Hildesheim

Laufzeit 

1256-1812

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Angelegenheiten des Hochstifts Hildesheim und der Landesherrschaft, Angelegenheiten des Konvents und der Konventsmitglieder, Pfarr-, Schul- und Begräbnissachen, Güterverwaltung des Klosters, Güterverzeichnisse, Register über die Wirtschaftsführung des Klosters, Meiersachen, Erbenzinssachen
Findmittel: EDV-Findbuch 2004
Umfang: 4,5 lfdm

Bestandsgeschichte 

Klostergeschichte

Nachdem Bischof Bernhard (1130-1153) die Heiligsprechung seines Vorgängers Godehard (1022-1038) endgültig im Jahre 1131 erreicht hatte, legte er 1133 den Grundstein für das Benediktinerkloster zu Ehren der hl. Jungfrau Maria und des hl. Bischofs Godehard, nicht zuletzt, um das nach Süden noch offene Gelände um die Domburg zu befestigen. Die Fertigstellung sollte sich allerdings noch bis 1146 hinziehen, zwischenzeitlich, 1136, waren aber schon Benediktinermönche eingezogen. 1146 wurde die Klostererrichtung feierlich verkündet und mit einer Urkunde besiegelt, in der der Status eines bischöflichen Eigenklosters festgeschrieben war und die Vogtfreiheit des unmittelbaren Klosterbezirks. Einige Jahre später fand der Gründerbischof Bernhard in St. Godehard seine letzte Ruhestätte.

Die klösterlichen Rechte und Besitzungen regelte die erwähnte Urkunde von 1146. Dort heißt es, Bernhard habe das Kloster teilweise mit eigenem Grundbesitz ausgestattet. Die wirtschaftliche Ausstattung bestand zunächst aus knapp 159 Hufen, 60 Morgen, einem Hof, einem Landgut, einer Wiese, einigen Zehnten, zwei Mühlen und dem Patronatsrecht zu Sehlem, Barbecke und der Patronatskirche St. Nikolai im nahegelegenen Brühl. Dazu kamen in den nächsten 120 Jahren: 70 Hufen, 102 Morgen, ein großes Gut in Gießen, einige Zehnten, anderthalb Mühlen, zwei Buden, einige Hausstellen sowie das Patronatsrecht über die Kirchen in Schwicheldt und Groß Giesen. Zur weiteren Besitzgeschichte des Klosters ist vorgreifend zu bemerken, dass im 14. Jahrhundert ein wirtschaftlicher Verfall zu verzeichnen war, dem sich im folgenden eine Konsolidierung anschloss, vor allem wegen der klugen Strategie des Abtes Pepersack (1404-1417), er hatte viele Häuser und Grundstücke zu Leib- und Erbrecht ausgetan. In der Frühen Neuzeit gingen die wirtschaftlichen Bedrohungen namentlich von der Stadt Hildesheim und

den Braunschweiger Herzögen aus.

In der Klosterüberlieferung gilt Bischof Adelog von Hildesheim als zweiter Gründer, denn erst mit seiner Hilfe gelang die endgültige Fertigstellung der Klosterkirche im Jahre 1172. Eine kulturelle Blüte erlebte das Kloster schon unter dem ersten Abt Friedrich. Er legte den Grundstein für die Schule und die Bibliothek. Die Mönche folgten in der Regelobservanz bereits frühzeitig einer eher gemäßigten Tendenz. Im 15. Jahrhundert, genauer 1466, musste das Kloster auf äußeren Druck hin die Bursfelder Reform akzeptieren.

Unter Abt Helmold (1429-1460) war das Kloster mit einer Mauer befestigt worden. Das sollte das Verhältnis zur Stadt Hildesheim zunächst nicht trüben, zumal ihr das Kloster 1461 die Aushebung eines Grabens, die Anfänge des nachmaligen Dyesgrabens, gestattete. Doch bald mehrten sich die städtischen Übergiffe auf klösterliche Rechte und Besitz, sie eskalierten seit der Reformation. Seit 1542 gelang es der Stadt sogar zeitweise, Mönche und katholischen Gottesdienst aus dem Kloster zu verdrängen. 1548 erreichte der geflohene Abt Ulrich Wöller die Restitution des Klosters durch einen Reichskammergerichtsspruch. Dennoch hielten die religiösen und juristischen Konflikte zwischen Stadt und Kloster bis ins 18. Jahrhundert an und entluden sich nicht selten gewaltsam. Probleme ergaben sich z. B., weil das Kloster die Nutzung des Godehardikirchhofs durch die Protestanten der St.-Pauls-Pfarrei duldete.

Mannigfache Beeinträchtigungen des Klosterlebens brachte außerdem der 30jährige Krieg. Abgesehen von hohen Kontributionen, schlechter Güterverwaltung und feindlichem Beschuss mussten Abt und Konvent sogar für einige Jahre das Kloster verlassen. Nach dem Wiedereinzug 1637 fehlten neben zahllosen Inventargegenständen wertvolle Bände der Klosterbibliothek. Nichtsdestominder konnte an St. Godehard auch im 17. und 18. Jahrhundert ein

vergleichsweise bedeutsames geistig-kulturelles Niveau gehalten werden, ablesbar u. a. daran, dass theologische Lektoren von St. Godehard anderen Benediktinerklöstern zur Verfügung gestellt wurden.

Mit der Säkularisation 1803 fand dieses geistige Leben ein Ende. Das Kloster zählte damals unter Einschluss des Abtes 26 Patres, sechs Fratres und drei Novizen. Dem Abt bewilligte man als Pension 1200 Taler, den Konventualen ohne Pfarrstelle jeweils 250 Taler und den Novizen einmalig 600 Taler. In wirtschaftlicher Hinsicht hatte das Kloster 1803 einen guten Stand erzielt. Es war nahezu schuldenfrei, sein Landbesitz umfasste 1325 Morgen (davon 852 verpachtet), ferner vier Gartengrundstücke von insgesamt 53 Morgen nahe der Stadt, die in Teilstücken an Hildesheimer Bürger vermietet waren. Hinzu kamen 24 Häuser innerhalb und ein Haus außerhalb der Stadt mit ihren Einkünften. Weitere Einnahmen flossen aus dem Garbenzehnten von acht Dörfern (Ausdehnung über 3066 Morgen) und dem Zins von 110 Meierhöfen mit zusammen 3600 Morgen Grund und Boden.


Bestandsgeschichte

Man muss von Aktenverlusten ausgehen. Die Übernahme des übrig gebliebenen Klosterarchivbestandes fand 1870 statt. Eine erste Verzeichnung (1885) geht auf Dr. Irmer zurück, dessen Gliederung bei einer Neuverzeichnung durch Dr. Ulrich aus dem Jahre 1963 berücksichtigt wurde. Dr. Ulrich entschied sich allerdings für eine neue Zählung.

Die alte Gliederung, ferner Titelbildung und Laufzeit wurden wegen ihren Mängeln im Rahmen der letzten Verzeichnung aufgegeben, die Zählung konnte dagegen weitgehend beibehalten werden. Urkunden sind erstmals ausgeworfen und bis 1522 regestiert. Kassationen waren nicht erforderlich. Einige Lehnsakten sind in Hild. Br. 9 enthalten.


Benutzungshinweise

Der Bestand ist im Rahmen der allgemeinen Benutzungsbestimmungen des Hauptstaatsarchivs benutzbar. Für die Bestellung ist die

Bestellnummer zu verwenden, also z. B. Hild. Br. 3,2 Nr. 15.


Literaturhinweise

Bertram, Adolf: Geschichte des Bistums Hildesheim. 1.-3. Bd. Hildesheim 1916 ff.

Germania Benedictina, hrsg. von der bayerischen Benediktinerakademie München in Verbindung mit Abt-Herwegen-Institut Maria Laach. Bd. 6: Die Benediktinerklöster in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen. St. Ottilien 1979, S. 200 ff. (hier auch weitere Literaturhinweise).

Reuther, H.: St. Godehard zu Hildesheim. Bau und Ausstattung. In: Die Diözese Hildesheim 37, 1969, S. 76-107.

Streich, G.: Klöster, Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation. Mit einem Quellen- und Literaturanhang zur kirchlichen Gliederung Niedersachsens um 1500. Hildesheim 1986 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 2) (hier auch weitere Literaturhinweise).


Hannover, im März 2004
Dr. Claudia Bei der Wieden