NLA WO 16 R

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

SS-Oberabschnitt Mitte (Sitz Braunschweig)

Laufzeit 

1932-1944

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Umfang: 1,1 lfdm
Inhalt: Verwaltung; Abgabe schwarzer Uniformstücke; Jahresbeitragslisten der Spargemeinschaft der SS; Dienst- u. Personalsachen der SS-Sturmbanner in Celle; Reitersturm Hannover; Dienstleistungszeugnis der Reiterstandarte.

Geschichte des Bestandsbildners 

Der Reichsführung der SS waren 21 SS-Oberabschnitte unterstellt, die gebietsmäßig den 21 Wehrkreisen des Reiches entsprachen. Die Oberabschnitte waren in einen oder mehrere Abschnitte unterteilt. Zu beachten ist, dass diese Oberabschnitte nicht identisch waren mit den 7 SD-Oberabschnitten des Reichssicherheitsdienstes. Später, im Jahre 1943: 14 SD-Leitabschnitte. Leiter der SS-Oberabschnitte waren die Oberabschnittsführer. Braunschweig lag im Gebiet des Oberabschnitts „Mitte“, der identisch war mit dem Wehrkreis XI. Er teilte sich in die Abschnitte IV (Hannover), XIV (Bremen) und XVI (Dessau in Anhalt), denen wiederum die SS-Standarten, SS-Sturmbanne und die SS-Stürme unterstanden. Dem Oberabschnitt Nordwest waren im Jahre 1935 folgende SS-Abschnitte unterstellt: IV (Hannover), XIV (Bremen) und XVI (Magdeburg) (vgl. Dr. Kurt Stamm / Dr. Hans Fabricius: Bewegung, Staat und Volk in ihren Organisationen. Führer Kalender, 4. Aufl. 1935, S. 52).

Der SS-Oberabschnitt Mitte bestand seit dem 01.04.1936. Vorläufer waren der SS-Abschnitt IV (1932-1933) und der SS-Oberabschnitt Nordwest (errichtet am 15.08.1933 [vgl. 62 Nds Fb. 2 nr. 790]). Die SS-Dienststelle des Abschnitts IV domizilierte seit Januar 1932 in Braunschweig-Stadt (Petritorwall 18a) und umfasste damals über 100 SS-Stürme Norddeutschlands (vgl. Braunschweiger Landeszeitung vom 21.01.1932 in 2 Z Nr. 548). Im Jahre 1933 war SS-Gruppenführer Jeckeln „Führer der SS-Gruppe Nordwest“. Im Jahr 1938 war der SS-Abschnitt IV [Hannover] dem SS-Oberabschnitt Mitte unterstellt. Zum SS-Abschnitt IV zählten damals die Städte Goslar und Blankenburg (vgl. entsprechende Städteadressbücher).

Nachfolgend der Aufbau des Abschnitts IV aus der Zeit um 1933 (siehe R. Bein: Nationalsozialismus und Arbeitsbewegung im Freistaat Braunschweig 1931-1935, S 92: Staatsexamensarbeit, Dienstbibliothek Signatur: Zg. 91/81)

SS-Abschnitt IV (Leiter: April 1931-Februar 1933 Friedrich Jeckeln): 12. Standarte (Hannover), 49. Standarte (Braunschweig), 51. Standarte (Göttingen), 55. Standarte (Nienburg/W.)

49. Standarte (Leiter: bis Februar 1933 Fr. Alpers, ab Februar 1933 Maak): Sturmbann I/49 (Braunschweig), Sturmbann II/49 (Wolfenbüttel), Sturmbann III/49 (Goslar)

Der SS-Oberabschnitt „Mitte“ umfasste das Gebiet der NSDAP-Gaue Magdeburg-Anhalt und Südhannover-Braunschweig (ohne die Kreise Grafschaft Hoya, Diepholz, Nienburg und Münden), vom Gau Osthannover die Kreise Fallingbostel, Burgdorf, Celle, Uelzen, Gifhorn und Dannenberg und vom Gau Westfalen das Land Schaumburg-Lippe.

Im Jahre 1944 waren zuständig für den Gau Südhannover-Braunschweig die beiden SS-Oberabschnitte: „Mitte“ (mit den SS-Abschnitten IV = Hannover und XVI = Dessau) sowie SS-Oberabschnitt „Nordsee“ (in Hamburg) mit dem SS-Abschnitt XIV (=Bremen) (vgl. Nationalsozialistisches Jahrbuch, 18. Jg. 1944, S. 274; dort auch alle anderen SS-Oberabschnitte und Abschnitte im Reich aufgeführt).

Oberabschnittsführer „Mitte“ war von 1936 bis zum 28.06.1938 Friedrich Jeckeln. Sein Sitz war das Landtagsgebäude in Braunschweig.

Seit 1937 waren die Oberabschnittsführer der SS als Höhere SS- und Polizeiführer (HSSPF) in unmittelbarer Unterstellung unter Himmler auf der Ebene der Wehrkreise als Führer für den gemeinsamen Einsatz aller Polizeikräfte und SS-Verbände im Mob-Fall bestellt. Jeckeln war seit September 1931 Führer des SS-Abschnitts IV (62 Nds Fb-2 nr. 835), mit Unterbrechung von Februar bis Juli 1933.

Am 28.06.1938 wurde Jeckeln zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) für den Wehrkreis XI ernannt. Die Einsetzung von HSSPF erfolgte ab November 1937. Die HSSPF vereinten staatliche Funktionen auf dem Gebiet des Polizeiwesens mit dem Parteisektor als Führer ser SS-Oberabschnitte.

Jeckelns Titel lautete: „Höherer SS- und Polizeiführer bei den Reichsstatthaltern und Oberpräsidenten von Hannover, in Braunschweig und Anhalt, in Lippe und Schaumburg-Lippe und in der Provinz Sachsen im Wehrkreis XI“.

Deckten sich bis 1944 die Grenzen der SS-Oberabschnitte mit denen der staatlichen Verwaltung und der Wehrkreise, wurden durch den Erlass RFSS vom 20.02.1944 über die Neubegrenzung der Oberabschnitte die Grenzen derselben den Gebieten eines oder mehrerer NSDAP-Gaue angeglichen und auf 18 verringert. Im Falle des Oberabschnitts „Mitte“ waren es die Gaue Magdeburg-Anhalt und Südhannover-Braunschweig. Die Durchführung dieses Erlasses erfolgte bis zum 01.04.1944. Von diesem Zeitpunkt an lautete der Titel des HSSPF „Mitte“: „Höherer SS- und Polizeiführer in den Gauen Magdeburg-Anhalt, Südhannover-Braunschweig und im Wehrkreis XI“.

Zu den bisher 3 Abschnitten kam ein vierter, der Abschnitt Nordsee (Dienststelle in Hamburg) hinzu.
HSSPF des Wehrkreises XI, bzw. des Oberabschnitts „Mitte“ waren:
Friedrich Jeckeln: 28.06.1938 - 11.07.1940
Günter Pancke: 09.07.1940 - 08.07.1943
Hermann Höfle: Sept. 1943 - 20.09.1944
Rudolf Querner: 05.10.1944 - Kriegsende

Der vorliegende Bestand enthält lediglich Akten über Materialbeschaffungsangelegenheiten, über die Spargemeinschaft SS e.V. sowie verschiedene Personal- und Ausbildungssachen der SS-Sturmbanne und der SS-Stürme. Hinzu kommen verschiedene Dienstangelegenheiten der 21. Reiterstandarte in Celle und des Reitersturmes I/21 in Hannover. Der Sitz des HSSPF im alten Landtagsgebäude in Braunschweig wurde in der Nacht vom 14. zum 15. Oktober 1944, dem fast die gesamte braunschweiger Innenstadt zum Opfer fiel, ausgebombt.

Organisations- bzw. Geschäftsverteilungspläne des SS-Oberabschnitts Mitte sind bisher nicht bekannt. Aus dem Fernsprechleitungsschema in der Akte 16 R 3 geht nur hervor, dass in der Dienststelle „Stabsführer, Adjutant, Verwaltung [und] Registratur“ tätig waren; eine Fernsprechleitung führte zur XII Standarte im SS-Abschnitt Hannover.

In Braunschweig existierte das SS- und Polizeigericht XXVI (erster Instanz) [vgl. Boberach: Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, Seite 238, Signatur LS VI 40].

Um 1942 bestand in Braunschweig der „Sonderstab Mitte XI“ der Germanischen SS (12 Neu 13 Nr. 37914).

Jeckeln war vom 25.(?). 09.1931 bis zum 30.01.1933 Führer des SS-Abschnitts IV (62 Nds Fb. 2 Nr. 835). Vom 10.02.1933 bis zum 10.08.1933 war internistisch Berthold Maack anstelle von Jeckeln Führer des SS-Abschnitts IV (62 Nds Fb. 2 Nr. 823)

In der Akte 62 Nds Fb. 2 Nr. 1136 (Blatt 90 ff.) befinden sich originale Aktenschriftstücke der SS-Gruppe Nordwest bzw. des SS-Abschnitts IV aus dem Jahre 1933. Demnach haben auch noch andere Akten des vorliegenden Bestandes das Kriegsende von 1945 überdauert. Fotos von SS-Mitgliedern (ca. 1933) sind vorhanden in 62 Nsd Fb. 2 (u.a. Nr. 1136, 1019, 1454, 1025, 1154, 1361).

Bestandsgeschichte 

Der vorliegende Bestand wurde am 07.11.1978 vom Bundesarchiv in Koblenz an das Staatsarchiv Wolfenbüttel abgegeben. Die Archivalien entstammen dem dortigen Bestand NS 47 (früher NS 17) - Allgemeine SS (Zugang I 31/61 - Record Group 242/1010, Guide to German Records Nr. 27). Diese aus alliiertem Besitz zurückgeführten Akten müssen der in- und ausländischen Forschung uneingeschränkt zur Verfügung stehen, was ausdrücklich auch für den vorliegenden Bestand gilt. Der Bestand hat die Acessions-Nr. 12/79 und wurde im August 1987 von dem Angestellten Holger Wittig verzeichnet, der auch das Vorwort verfasste. Zusätzliche Informationen wurden später von Dieter Lent (Stellvertretender Leiter) hinzugefügt.

Literatur 

H. Buchheim: SS und Polizei im NS-Staat (1964) [=Organisationsgeschichte] (Signatur: Zg.767/86)

G. Wysocki: Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig (1997) [u.a. viel betr. Verquickung mit der SS] (Signatur: Zg.9/98)

W. Hilgemann: Atlas zur deutschen Zeitgeschichte 1918-1968 (1984) [S. 74 SS-Oberabschnitte und Abschnitte; S 98 dsgl; S 132 Gliederung von der Gestapo, SD, Kripo] (Signatur: LSVI1)

H. G. Jarck: Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19.-20. Jh. (1996) [darin F. Jeckeln] (Signatur: LS IV 52)

R. B. Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer (1986) [Lebenslauf von F. Jeckeln] (Signatur: Zg. 211/86)

G. Tessin: Zur Geschichte der Ordnungspolizei 1936 - 1945 (1957) [Die Stäbe und Truppeneinheiten der Ordnungspolizei] (Signatur: Zg.314/57)

H. Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf - die Geschichte der SS (1969) (Signatur: Zg.77/84)

Dr. R. Ley: Nationalsozialistisches Jahrbuch 1944 (1944)

E. Kogon: Der SS-Staat - das System der deutschen Konzentrationslager (1946) (Signatur:
Zg.325/95)

H. Boberach: Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates (1991) [u.a. S. 163, 136 ff. und passim] (Signatur: LS VI 40)

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

37 Slg 46 - Stadtbaubüro der DAF in der Stadt des KdF-Wagens

37 Slg 49 - NSDAP-Gau "Südhannover-Braunschweig"

12 Neu 13 Nr. 14904: Ausgaben für den Höheren SS- und Polizeiführer Oberabschnitte Mitte in Braunschweig 1940 - 1945

12 Neu Inn-Pol (Vorwort S. 36 ff.: Polizei des Landes Braunschweig 1933-1945)

119 N - Einrichtungen der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände

62 Nds Fb 2 Nr. 196 Bl. 177 - Gliederung der SS 1933

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

1,1

Referent 

Dieter Lent

Bearbeiter 

Holger Wittig und Stefan Wagner

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Ja