NLA WO 41 C Nds

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Naturhistorisches Museum Braunschweig

Laufzeit 

1750-2008

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Das Staatliche Naturhistorische Museum Braunschweig wurde als Herzogliches Naturalienkabinett von Herzog Carl I. von Braunschweig-Lüneburg begründet und am 10. August 1754 im ersten Stock des "Großen Mosthofes", der alten Burg Dankwarderode, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dieses Herzogliche Naturalienkabinett dürfte das älteste Museums Deutschlands und das älteste Museum überhaupt sein; das British Museum in London war wohl 1753 noch vor dem Braunschweiger Museum geplant, ist jedoch erst 1759 für den Besuch geöffnet worden. In der Anordnung der Sammlungen wurde Herzog Carl. I. durch Daniel de Supervlille (1696-1773), einem holländischen Arzt aus Hugenottengeschlecht, der vorher an der Gründung der Universität Bayreuth, später Erlangen, beteiligt war, beraten.

1765 zog das Museum in die Räume des Zeughauses am Platz der Bezirksregierung in Braunschweig um. Als dann das Naturalienkabinett zunehmend Kuriositäten und Kunstgegenstände neben den Naturalien aufnahm, erhielt es um 1768, ohne besondere Verfügung, die Bezeichnung "Herzogliches Kunst- und Naturalienkabinett", welche unter dem Nachfolger von Herzog Carl I., Herzog Carl Wilhelm Ferdinand (1735-1806) allmählich durch die Bezeichnung "Herzogliches Museum" ersetzt wurde. Als nach den Befreiungskriegen die aus Frankreich zurückgeführten Schätze herzoglicher Gemäldegalerien in das Museum gebracht wurden, gab man die besten Ausstellungsräume den Kunstsammlungen. Aus diesem Grund nahm man 1857 eine Trennung der Kunstschätze von den naturhistorischen Sammlungen vor und trennte das Herzogliche Museum (später Herzog Anton Ulrich-Museum) als Kunstinstitut von dem Herzoglichen Naturhistorischen Museum. Dieses vereinte seine Naturkundesammlung mit der naturkundlichen Lehrsammlung des Collegium Carolinum, dem Vorläufer der Technischen Universität.

Erster Direktor war Prof. Dr. Johann Heinrich Blasius (1809-1870), der als Zoologe seit 1836 die Professur für Naturgeschichte am Collegium Carolinum innehatte. 1871 wurde Prof. Dr. Wilhelm Blasius (Sohn von J. H. Blasius) auf den Lehrstuhl für Zoologie und Botanik berufen und Direktor des Herzoglichen Naturhistorischen Museums. 1877 zog das Museum in den heutigen Altbau der Technischen Universität. Schon 1873 wurden die mineralogischen, geologischen und paläontologischen Sammlungen von den übrigen Beständen getrennt und dem entsprechenden Institut zugeordnet. Das Museum umfaßte später überwiegend Sammlungen auf dem Gebiet der Zoologie und Paläontologie.

Durch die enge Bindung mit der Technischen Hochschule trat neben musealen Aufgaben eine rege wissenschaftliche Forschungstätigkeit in den Vordergrund. Zahlreiche Publikationen, im Laufe der Zeit mehrere Hundert größere und kleinere Schriften, gründen sich auf das Material des Museums. Von diesen sind vor allem die von Johann Heinrich Blasius, Rudolf Blasius und Wilhelm Blasius zu nennen. Unter den zahlreichen wissenschaftlich bemerkenswerten Schätzen des Museums ist vor allem das Skelett der Stellerschen Seekuh (Rhytina gigas) hervorzuheben.

Nach dem Tod von Wilhelm Blasius 1912 blieb die Zoologie zunächst verwaist, denn es wurde nur ein Ordinariat für Botanik geschaffen und die Direktorenstelle eingespart. Hermann Meerwarth verwaltete als Museumsinspektor die Bestände. Die botanischen Sammlungen gingen an das Botanische Institut über. 1921 wurde das Museum durch den Einsatz des jungen Zoologen Dr. Gerhard von Frankenberg - statt magaziniert zu werden - im Nordteil des Braunschweiger Schlosses untergebracht und wieder für Besucher freigegeben. Frankenberg wurde 1928 Museumsdirektor, mußte aber aus politischen Gründen schon 1933 abtreten.

1933 wurde das Naturhistorische Museum mit dem Institut für Allgemeine Biologie und Zoologie vereinigt. Prof. Dr. Curt Kosswig wurde auf den Lehrstuhl berufen und neuer Museumsdirektor. 1937 zog das Museum in die neuerbaute Bernhard-Rust-Hochschule an der Pockelsstraße. Kosswig mußte aus politischen Gründen ins Ausland fliehen. Zur Eröffnung der Schausammlungen kam es während des Krieges nicht mehr. Das Museum blieb bei den Bombenangriffen auf Braunschweig 1944 verschont, mußte aber verschiedene Institute der stark beschädigten Hochschule aufnehmen. Frankenberg kehrte 1945 als Lehrstulinhaber für Zoologie und Museumsdirektor nach Braunschweig zurück, blieb aber nur drei Jahre.

1948 wurde Dr. Adolf Kleinschmidt als kommissarischer Leiter des Museums und 1951 zum Kustos ernannt, 1950 Prof. Dr. Caesar Boettger zum Ordinarius für Zoologie und Museumsdirektor berufen. Die ersten Dioramen wurden gestaltet und Schausäle eingerichtet. 1958 wurde Prof. Dr. Friedrich Schaller Ordinarius und Museumsdirektor. Moderne, didaktische Gesichtspunkte flossen in die Gestaltung des Museums ein. Prof. Dr. Carl Hauenschild wurde 1967 Nachfolger von Prof. Schaller. Obwohl beide Einrichtungen personell und finanziell längst voneinander unabhängig waren, lag die Leitung von Museum und Institut noch immer in einer Hand. Im Untergeschoß richtete man das Aquarium ein.

1977 wurde die nebenamtliche Leitung des Museums durch den hauptamtlichen Ordinarius für Zoologie aufgehoben und Prof. Dr. Otto von Frisch zum Museumsdirektor ernannt. Die Öffentlichkeitsarbeit baute man durch bedeutende Sonderausstellungen aus und richtete die Museumspädagogik ein. 1995 wurde Prof. Dr. Gerhard Boenigk Museumsdirektor. Seit 2003 hat Prof. Dr. Ulrich Joger das Amt des Museumsdirektors inne.

Im Jahr 2004 feierte das Museum sein 250-jähriges Jubiläum. Ab Oktober 2012 begann man mit einem umfassenden Umbau und der Neugestaltung des Museums. Die Ausstellungsfläche wurde um 240 Quadratmeter vergrößert, sodaß die Schätze des einstigen Naturalienkabinetts, die zuletzt im Tresor des Museums lagerten, wieder in der Öffentlichkeit in drei neuen Ausstellungssälen mit Schatzkammer (fertiggestellt Dez. 2013) gezeigt werden können. Der neue "Entdeckersaal", "Schaumagazin" und insgesamt 29 Dioramen wurden in der ersten Jahreshälfte 2014 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neugestaltet wurden auch der gesamte Eingangsbereich und die Außenanlagen.

Stand: Juli 2014

Bestandsgeschichte 

Das museumsinterne "Archiv" befand sich in einem geordneten und geschlossenen Zustand und war erschlossen durch ein Aktenverzeichnis, das 2003 durch Irmgard Müsch und Sabine Ahrens zusammengestellt worden war und einen Einblick in den Inhalt und Zeitraum ermöglichte. Die Aktennummern dieses museumsinternen Aktenkatalogs befinden sich jetzt im Feld "alte Archivsignatur". Das museumsinterne Archiv wurde und wird betreut von Frau Claudia Kamcke (Abt. Wirbellose Tiere).

Im Dezember 2013 erfolgte die Übergabe des "Archivs" und weiterer archivwürdiger Unterlagen an das Staatsarchiv. Sie wurden in der ersten Jahreshälfte 2014 von Archivoberinspektorin Hillmann-Apmann verzeichnet.

Aufgrund der Komplexität vieler Akteninhalte wurden manche Aktentitel mehr als einem Gliederungspunkt zugeordnet. Dies konnte jedoch nicht umfassend geschehen, sodaß es sich empfiehlt, auch unter anderen Klassifikationspunkten als dem zunächst einschlägigen und über den Index zu suchen.

Die Zuordnung von Aktentiteln nach einer zeitlichen Einteilung in der Klassifikation (1. bzw. 2. Hälfte 19. bzw. 20. Jahrh.) erfolgte nach dem zeitlichen Schwerpunkt der Akte, da in vielen Fällen die Laufzeit über den festgesetzten Zeitrahmen hinausgeht. Auch die Zuordnungen "Erweiterung der Sammlung" und "Wiss. Austausch/Korrespondenz" überschneiden sich naturgemäß.

Die Inventare und Präparierbücher werden noch für die tägliche Arbeit im Museum benötigt und bleiben bis auf weiteres dort.

Stand: Juli 2014

Literatur 

Sabine Ahrens: 250 Jahre Naturhistorisches Museum in Braunschweig, Braunschweig 2004 (Dibi Zg. 265/2004)

Museum. Staatliches Naturhistorisches Museum Braunschweig, Braunschweig, Westermann 1979 (Dibi Zg. 512/81)

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

- 12 Neu (Staatsministerium), hier: 12 Neu (Pers) 5 Nr. 1403 (Personalakte von Wilhelm Blasius), 12 Neu (Pers) 11 I Nr. B 106 (Personalakte von Joh. Heinrich Blasius) und 12 Neu (Pers) 5 Nr. 1402 (Personalakte von Rudolf Blasius, Laufzeit: 1883-1907).
- 4 Nds Präs. (Verwaltungspräsidium Braunschweig) Zg. 2011/022 Nr. 20 mit einer Personalakte von Dr. Adolf Kleinschmidt (Laufzeit: 1939-1958).
- 284 N (Nachlaß Dr. Gerhard von Frankenberg).

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

12,0

Bearbeiter 

Christina Hillmann-Apmann (2014)