NLA ST Rep. 71b

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Elbzollgericht Stade 1719-1852

Laufzeit 

1719-1817

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Akten zu den Zollbediensteten, der Organisation des Gerichts, Zollbefreiungen und -vergehen.
Findmittel: EDV-Findbuch 2001
Umfang: 0,2 lfdm

Bestandsgeschichte 

1. Elbzoll und Elbzollgericht

Der bei Stade erhobene Elbzoll war keiner der zahlreichen
Flußzölle, die bis weit in das 19. Jahrhundert hinein den
Binnenhandel behinderten. Es handelte sich dabei vielmehr
um die Einziehung von Abgaben von den aus der Nordsee über
die Elbe nach Hamburg fahrenden Handelsschiffen. Grundlage
des Stader Elbzolls stellt vielleicht schon der im Jahr 1038
der Bremer Kirche in Stade verliehene Marktzoll dar.

Historisch greifbar wird der Elbzoll infolge des Privilegs
Kaiser Friedrichs I. von 1189 für Hamburg, welches den Ham-
burgern die ungehinderte Zufahrt zur Nordsee garantierte
und sich wahrscheinlich auf einen bereits vorhandenen Stader
Elbzoll bezog. Eine Reaktion darauf war die Verleihung des
Stapelrechts an die Stadt Stade durch Erzbischof Hildebold
im Jahr 1259. In der von den Hamburgern daraufhin vorgenom-
menen Verfälschung des Barbarossa-Privilegs wird der Stader
Zoll erstmals urkundlich erwähnt. Noch in erzbischöflicher
Zeit wurde der Stapelplatz wegen der zunehmenden Versandung
der Schwinge von Stade nach Brunshausen verlegt. Der durch
diese Verlegung entstandene Elbzoll wurde erst im Jahr 1863
abgelöst.

Bereits elf Jahre vor der Ablösung des Elbzolles war es zur
Aufhebung des Elbzollgerichts gekommen. Nachdem bereits in
der Schwedenzeit ein sogenanntes "Lizentgericht" bestanden
hatte, welches im Jahr 1688 eine eigene "Ordnung" erhielt,
unterstellte die kurhannoversche Verwaltung durch Verordnung
vom 4. September 1719 die Zollsachen und Zollbeschwerden der
Direktion der Kammer in Hannover. Entsprechende Untersuchun-
gen hatte der Oberzollinspektor zu Stade durchzuführen und
darüber an die Kammer zu berichten.

Im Frühjahr 1733 wurde in Stade ein besonderes Gericht zur
Verhandlung der Zollvergehen und Zollbeschwerden eingerich-
tet. Im Jahr 1743 wurde diese Einrichtung erstmals

als
Elbzollgericht bezeichnet. Das Elbzollgericht wurde gemäß
landesherrlichem Reskript vom 13./24. März 1733 von drei
landesherrlichen Beamten gebildet; in der Regel waren dies
einer der Stader Regierungssekretäre, der Amtmann des Amtes
Stade-Agathenburg sowie ein Kammeranwalt. Daneben ordnete
die Stadt Stade einen ihrer Bürgermeister als Beisitzer ab.
Jeweils in Brunshausen und in Hamburg gab es dem Elbzollge-
richt nachgeordnete Inspektionen, die aus ein oder zwei
Zollkontrolleuren bzw. Zollinspektoren bestanden.

Durch königliche Verordnung vom 30. Juni 1841 wurde die
gesamte Verwaltung der Wasserzölle an Elbe und Weser der
Generaldirektion der Zölle in Hannover übertragen. Infolge
dieser Neuorganisation wurde neben dem Elbzollgericht im
Jahr 1844 das Elbzollamt Brunshausen eingerichtet. Während
das Elbzollamt selbst die Ablösung des Elbzolles überdauer-
te, wurde das Elbzollgericht im Rahmen der hannoverschen
Justiz- und Verwaltungsreform des Jahres 1852 aufgehoben.

Der Brunshausener bzw. Stader Elbzoll wurde durch den
Staatsvertrag vom 22. Juni 1861 von verschiedenen Staaten
gegen Kapitalzahlung abgelöst. Mit der Publikation des
entsprechenden königlichen Patents vom 9. Juni 1863 wurde
daher der Zoll von den Ladungen der den vertragsschließen-
den Staaten angehörigen Schiffen nicht mehr erhoben. Durch
Verordnung vom 14. Juni 1863 wurde schließlich der Sitz des
Elbzollamtes Brunshausen zu Stade und des Hauptzollkomtoirs
daselbst nach Stadersand verlegt.



2. Der Bestand

Nur ein geringfügiger Teil der Überlieferung des Elbzollge-
richts ist erhalten geblieben. Die Akten wurden gegen Ende
des 19. Jahrhunderts vom Landgericht Stade an das Staats-
archiv Hannover angegeben. Hier bildeten die Akten des Elb-
zollgerichts mit den Akten von Justizkanzlei und Hofgericht
sowie den Akten der Kammerkonsulenten und Amtsadvokaten

ei-
nen gemeinsamen Bestand (Hann. 71 Stade). Nach der Wieder-
errichtung des Staatsarchivs Stade 1959 wurden die Akten im
Jahr 1964 von Hannover nach Stade überführt und dort von der
Überlieferung der anderen Institutionen getrennt.

Der so entstandene Bestand umfaßt 11 Akten (= 0,2 lfdm) aus
den Jahren 1719 bis 1817 sowie das nunmehr abgelöste alte
Repertorium von 1968. Abschriftlich reicht die Überlieferung
bis in das Jahr 1508 zurück. Inhaltlich betreffen die Akten
die Organisation des Gerichts und die Ahndung von Zollver-
gehen.

Im Jahr 1968 wurde der Bestand von Paul Dubielzig auf Kar-
teikarten verzeichnet. Die Verzeichnung, die sich hinsicht-
lich der Titelvergabe und der Laufzeiten sehr eng an den
alten Registraturvermerken orientierte, war in manchen Punk-
ten zu korrigieren. Im Januar 2001 wurde der Bestand von Dr.
Christian Hoffmann neu verzeichnet.

Der Bestand Rep. 71b enthält ausschließlich Schriftgut aus
der hannoverschen Zeit. Ergänzungen zur Geschichte des Elb-
zolles für die vorhergehenden Epochen sind in den Beständen
Rep. 5 (Nr. 60 und Nr. 65-67),
Rep. 5a Fach 178,
Rep. 5b Fach 122,
Rep. 30 Tit. 50 sowie
Rep. 32 I Nr. 81
Rep. 95 Nr. 829-830 zu finden.
Die Elbzollakten aus der Schwedenzeit liegen ganz überwie-
gend im Riksarkivet in Stockholm.




Literatur:

Max Bär, Übersicht über die Bestände des K. Staatsarchivs zu
Hannover (= Mitteilungen der K. Preuß. Archivverwaltung, 3),
Leipzig 1900, S. 90.

Karlheinz Blaschke, Elbschiffahrt und Elbzölle im 17. Jahr-
hundert. In: Hansische Geschichtsblätter 823 (1964), S.
42-54.

Jürgen Bohmbach, Elb- und Weserzoll. In: Zwischen London und
Byzanz. Die geschichtlichen Territorien Niedersachsens in
ihren Beziehungen zum Ausland. Eine Ausstellung der Nieder-
sächsischen Archivverwaltung (= Veröffentlichungen der

Nie-
dersächsischen Archivverwaltung, Beiheft 23), Göttingen
1979, S. 105-110.

Jürgen Bohmbach, Stader Stadtlexikon von Abbenfleth bis
Zwangsarbeit, Stade 1994, S. 40f.

Brönnenberg, Kurze Geschichte des Brunshäuser Zolls. In:
Stader Archiv 4 (1871), S. 401-414.

Richard Graewe, Die zweihundertjährige Geschichte der Elb-
Zoll-Fregatte zu Brunshausen und ihrer Kommandanten 1650-
1850 (= Einzelschriften des Stader Geschichts- und Heimat-
vereins, 17), Stade 1963.

William Hutt, Der Stader Zoll, Hamburg 1839.

L. Müller, Der Stader Zoll vom Mittelalter bis zu seiner
Ablösung, Hamburg 1940.

Peter Seidensticker, Die letzte Zollfregatte von Stadersand,
die Brigg "Piercer". In: Stader Jahrbuch NF 44 (1954), S.
201-204.

A. Soetbeer, Des Stader Elbzolles Ursprung, Fortgang und
Bestand. Eine publizistische Darstellung, Hamburg 1839.

Erich Weise, Geschichte des Niedersächsischen Staatsarchivs
Stade nebst Übersicht seiner Bestände (= Veröffentlichungen
der Niedersächischen Archivverwaltung, 18), Göttingen 1964,
S. 252f.



Stade, den 04.04.2001 Dr. Christian

Hoffmann

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet