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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Richard Dedekind (1831-1916): Briefwechsel

Laufzeit 

1872-1932, 1995

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Richard Dedekind (GND 118524259) wurde am 06.10.1831 in Braunschweig geboren. Sein Vater war Julius Levin Ulrich Dedekind (1795-1872), Professor der Rechtswissenschaft am Collegium Carolinum, seine Mutter Caroline Dedekind, geb. Emperius (1799-1882). Das Paar hatte vier Kinder: Zwei Töchter, Julie und Mathilde, und zwei Söhne, Richard und Adolf. Adolf studierte Jura und wurde später Dozent für Rechtswissenschaften an der TH Braunschweig, der Nachfolgeinstitution des Collegium Carolinum. Nach dem Besuch des Katharinengymnasiums in seiner Heimatstadt studierte Richard für ein Jahr Mathematik und Naturwissenschaften am Collegium, bevor er 1850 an die Universität Göttingen ging. Dort war er vier Jahre lang Privatdozent und wurde 1858 als Professor ans Polytechnikum nach Zürich berufen. 1862 übernahm er die Professur für Mathematik des Collegium, das 1878 zur Technischen Hochschule wurde. Auch nach seiner Emeritierung 1894 hielt er bis zu seinem Tod am 12.02.1916 weiter Vorlesungen.
Seine Dissertation betreute der berühmte Mathematiker Carl Friedrich Gauß. Am 18.03.1852 verteidigte Dedekind die Arbeit zum Thema "Über die Elemente der Theorie der Euler'schen Integrale" erfolgreich. Zwei Jahre später folgte ebenfalls in Göttingen die Habilitation "Über die Transformationsformeln für rechtwinklige Koordinaten".

Bestandsgeschichte 

In einem Artikel über die Mathematikerin Prof. Emmy Noether (geb. 1882) gab Clark Kimberling, Mathematikhistoriker an der University of Evansville, 1972 einen spannenden Fund bekannt: "Missing letters recovered". Emmy Noether brachte, als sie 1933 in die USA emigrieren musste und Professorin am Bryn Mawr College wurde, den Briefwechsel zwischen Richard Dedekind, Georg Cantor, Frobenius und Weber mit, den sie von der Familie, vor allem wohl von Hermann Dedekind, erhalten hatte. Einen Teil davon, den Briefwechsel zwischen Richard Dedekind und Georg Cantor, legte sie als Edition vor (abgeschlossen 1933, erschienen 1937). Diese Stücke waren noch in ihrem Besitz, als sie 1935 überraschend an den Folgen einer Operation starb. Bei seinen Recherchen über die Mathematikerin schrieb Kimberling 1968 an einen der Anwälte, die Emmy Noethers Nachlass verwalteten, mit der Bitte um weiter Informationen über sie - und erhielt überraschend die Briefe, die sich unbekannterweise in der Anwaltskanzlei in Philadelphia erhalten hatten und kurz vor der Kassation standen. Kimberling übergab Kopien der Briefe zur Aufbewahrung an die Clifford Memorial Library der University of Evansville und verwahrte die Originale in einem Banktresor.

Im Juli 1990 begegneten sich Prof. Kimberling und der Braunschweiger Professor Heiko Harborth auf einer Konferenz und trafen sich 1992 erneut in Schottland. Zweimal war Prof. Harborth zu Vorlesungen in Evansville und sah bei dieser Gelegenheit die Briefe im Banktresor ein. 1994 schließlich stimmte Prof. Kimberling dem Verkauf dieser Briefe an Prof. Harborth zu. Im Kontext der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 250-jährigen Universitätsjubiläum der TU 1995 wurden Mitteil in Höhe von 15.000 DM für den Ankauf durch die Braunschweig-Stiftung bereitgestellt. Am 30.11.1994 wurde der Bestand im Universitätsarchiv aufgenommen, Zug. 193/1994, damals den Bereich O 4 : Wissenschaftliche Briefwechsel zugeordnet, heute als Bestand G098 eingeordnet.

Literatur 

Clark H. Kimberling: Emmy Noether, in: The American Mathematical Monthly, Vol. 79, No. 2 (Feb. 1972), S. 136-149.

Ivor Grattan-Guinness: Teh Rediscovery of the Cantor-Dedekind Correspondence, in: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, Vol. 76 (1974/75), S. 104-139.

Thomas Hawkins: New Light on Frobenius' Creation on the Theory of Group Characters, in: Archive for History of Exact Science (1974), S. 217-243.

Joseph W. Dauben: Georg Cantor, His Mathematics and Philosophy of the Infinite, Harvard University Press 1979 (2. Aufl. 1990).

Pierre Dugac: Richard Dedekind et les fondements des mathématiques (avec de nombreux textes inédits), Paris 1974 (Collection de travaux de l'Académie Internationale d'Histoire des Sciences 24).

Urs Stammbach: Zur Entstehung der Mengenlehre II: Aus Briefen zwischen Richard Dedekind und Georg Cantor, in: Elemente der Mathematik 73 (2018), S. 122-129.

Findmittel 

Arcinsys

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Der wissenschaftliche Nachlass von Richard Dedekind befindet sich in der Handschriftenabteilung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: Briefentwürfe, Vorlesungsmitschriften und Manuskripte, die Hermann Dedekind und Alfred Dedekind 1931 als Leihgaben nach Göttingen gegeben haben.

Best. T007, Sammlung Heiko Harborth

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

0,16 lfm