StadtA H 1.NR.6.14

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

U-Bahn-Bauamt

Laufzeit 

1940-1995

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Seit Februar 1964 gab es im Tiefbauamt eine Stelle für U-Bahn-Angelegenheiten, die im März 1965 zu einer neuen Abteilung U-Bahn-Bau im Tiefbauamt (Zentralregistratur 665) erweitert wurde. Die Leitung übertrug man Oberbaurat Herbert Harcke, der von allen sonstigen Aufgaben freigestellt wurde (vgl. Aktenvermerk vom 05.11.1964 in Nr. 41). Die Diensträume befanden sich zunächst im Bauamtshaus am Friedrichswall 4.
Auf Grundlage eines Verkehrsgutachtens von Prof. Bruno Wehner, TU Berlin, erfolgte dann am 23.06.1965 der einstimmige Ratsbeschluss, „zur Verbesserung des Gesamtverkehrs und zur Förderung des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt Hannover eine U-Bahn zu bauen“.
Es war geplant, ein Verkehrssystem mit einem Tunnelnetz in der Innenstadt und sich anschließenden oberirdischen Streckenabschnitten umzusetzen.
Mit einem öffentlichkeitswirksamen Rammschlag begann am 16.11.1965 der Bau der Linie A. Der erste Tunnelabschnitt wurde zwischen dem Waterlooplatz über die Stationen Markhalle, Kröpcke und Hauptbahnhof bis zum Raschplatz errichtet.
Ab 1.10.1967 wurde die Abteilung für U-Bahn-Bau aus dem Tiefbauamt ausgegliedert und ein eigenständiges U-Bahn-Bauamt (Zentralregistratur 690) innerhalb der Bauverwaltung geschaffen. Die Diensträume befanden sich nach dem Umzug direkt an der ersten Tunnelstrecke in der Karmarschstraße 46. Die Leitung übernahm Diplom-Ingenieur Klaus Scheelhaase.
Das neue Amt war für folgende Kernaufgaben zuständig:
„Planung, Entwurf und Bau der U-Bahn einschließlich Bearbeitung der Finanzierungsfragen, Antragsbearbeitung für Planfeststellungsverfahren, Vorbereitung von Regelungen mit Anliegern, Bearbeiten von Entschädigungsforderungen sowie Versicherungsangelegenheiten. Bearbeiten der Angelegenheiten, die das Verhältnis der Stadt zu den Hannoverschen Verkehrsbetrieben AG (Üstra) betreffen.“ (vgl. Nr. 40)
Mit der Pensionierung Scheelhaases am 30.9.1994 wurde das U-Bahn-Bauamt aufgelöst. Personal und Aufgaben wurden in das neugegründete Unternehmen TransTecBau GmbH (Transport und Technologie Consult GmbH) überführt, eine Tochtergesellschaft der üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe AG. Die bei der Stadt verbliebenen Aufgaben wurden der Abteilung ‚Technische Gebäudeausstattung‘ im Hochbauamt zugeordnet und die dort angesiedelte ‚Stelle für Baumaßnahmen 2‘ um das Aufgabengebiet U-Bahn erweitert.
Zu diesem Zeitpunkt war der Bau der Tunnelstrecken der drei Linien A, B, und C unter der Innenstadt abgeschlossen. Der unterirdische Streckenverlauf der D-Linie wurde nicht realisiert.
Nach der Neustrukturierung von Stadt und Landkreis Hannover als Region Hannover heißt die Rechtsnachfolgerin des U-Bahn-Bauamtes (OE 69) und Anlagenbetreiberin der Stadtbahn infra Infrastrukturgesellschaft Region Hannover GmbH.

Bestandsgeschichte 

Nur wenige Monate nach Auflösung des Amtes gelangte die Registratur in drei Akzessionen in das Stadtarchiv (14/1995,18/1995,19/1995). Der Bestand besaß bis zu seiner Bewertung und vollständigen Erschließung einen Umfang von 60 lfm. Ein Teil der Akten war mit einem roten A auf dem Rücken als archivwürdig gekennzeichnet, aber erst mit den übrigen Lieferungen an das Archiv abgegeben worden.
Die mitgelieferten Aktenpläne ermöglichten eine erste Orientierung und die Erarbeitung von Bewertungskriterien.
Im Sommer 2019 haben Dr. Carsten Stühring und Uta Ziegan den Bestand bewertet. Der Bestand umfasst nach der Erschließung 373 Verzeichnungseinheiten. Der Rest wurde kassiert.

Die Auswahl wird im Folgenden erläutert.

Allgemeine Verwaltung und Geschäftsordnung:
In diesen Bereichen sind die Akten über die Zusammenarbeit mit den politischen Gremien und der Verwaltungsspitze vollständig, die Akten mit der Korrespondenz innerhalb der Stadtverwaltung und mit Dritten exemplarisch übernommen worden.
Öffentlichkeitsarbeit:
Das U-Bahn-Bauamt hat mit zahlreichen Maßnahmen versucht, die Bevölkerung über das umfangreiche, langjährige Bauprojekt zu informieren, die Akzeptanz zu fördern und die negativen Begleiterscheinungen, v. a. in der Bauphase, abzufedern: Bürgerversammlungen, Werbung und Information durch Faltblätter und Broschüren, Presseerklärungen und Medienberichterstattung, Baustellenbesichtigungen und Eröffnungsveranstaltungen.
Die Imagekampagnen und Veranstaltungsformate sind breit dokumentiert. Die Presseausschnittsammlung ist für die A-Linie vollständig und für die D-Linie exemplarisch übernommen worden.

Fachverwaltung :
Im diesem Bereich finden sich Unterlagen zu den Planfeststellungsverfahren und -beschlüssen für die Tunnelstrecken, die sowohl in offener Bauweise als auch geschlossen mit Schildvortrieb gebaut wurden. Es sind diesbezüglich Unterlagen aller Linien, auch die nicht realisierten Planungen zur unterirdischen D-Linie übernommen worden.
Die Korrespondenz mit den U-Bahn-Anliegern enthält wegen der Eingriffe in das Privateigentum umfangreiche juristische Aspekte wie Bausicherungsmaßnahmen, Unterfahrungsrechte, Vereinbarungen über Rückverankerungen und begrenzte Grundstücksnutzungen beim U-Bahn-Bau sowie die Auseinandersetzungen über Schadensersatzansprüche an die Stadt. Besondere Berücksichtigung haben die Eigentümer und Geschäftsinhaber der Innenstadt und der Celler Heerstraße (heute Lister Meile) gefunden, weil in den Akten auch Einnahmeausfälle und Geschäftsschließungen enthalten sind. Die Anlieger der Fridastraße sind wegen der Untertunnelung ihrer Grundstücke betroffen. Die Einzelfallakten sind nach der Anschrift des Grundstücks geführt. Der Enthält-Vermerk gibt Aufschluss über den inhaltlichen Schwerpunkt der jeweiligen Akte.

Besprechungen:
Vermerke und Protokolle von Dienstbesprechungen innerhalb der Bauverwaltung, interner und externer Arbeitsgruppen und mit dem zentralen Projektpartner Üstra sind übernommen worden. Die Amtsbesprechungen zwischen 1967 und 1994 wurden in mehreren Abteilungen des U-Bahn-Bauamtes abgelegt. Die Protokolle weisen deshalb unterschiedliche Anhänge und Umlaufvermerke sowie Bearbeitungsspuren in Form handschriftlicher Anmerkungen auf. Aus diesem Grund wurden Protokolle mehrfach übernommen.

Planung und Entwurf:
Übernahme aller Gutachten, die als Grundlage der Ratsentscheidung und späterer Konzeptvarianten von der U-Bahn zur Stadtbahn gedient haben.
Übernahme der Akten der ersten Linie A und der letzten Linie D. Letztere wurde als U-Bahn konzipiert, die Tunnelstrecke aber nicht realisiert.
Übernahme der Akten zu den U-Bahn-Stationen der Linie A vom Waterlooplatz bis zum Lister Platz als Beispiele für die gestalterische und technische Umsetzung dieser Bauaufgabe. Außerdem dokumentieren die Akten der Stationen Königsworther Platz und Altenbekener Damm auch die künstlerische Einbeziehung des oberirdischen Umfelds.
Im Gliederungspunkt Technische Ausstattung sind Sachgebiete berücksichtigt worden, die vor allem sicherheitspolitische, soziale und gesundheitliche Aspekte umfassen: Zivilschutz, behindertengerechte Ausstattung, Lärmschutz, Umweltverträglichkeit und Nutzerfreundlichkeit.
Karten und Lagepläne befinden sich geheftet in den Aktenordnern.

Für die Akzession 14/1995 ist nach der Übernahme ein numerisches Bestandsverzeichnis "U-Bahn-Bauamt OE 69" mit 196 Aktentiteln angelegt worden. Bei den aus dieser Akzession übernommenen Aktentiteln wird die Signatur im Feld "Alte Archivsignatur" mitgeführt, um die Konkordanz sicherzustellen: U-Bahn-Bauamt Nr. X-XXX.

In der Registratur U-Bahn-Bauamt befanden sich Akten des Rechtsamtes mit Bezug "Ueberlandwerke und Straßenbahnen AG" mit dem Kürzel Üstra. Diese Akten wurden vollständig übernommen und unter dem Klassifikationspunkt Üstra im Bestand Rechtsamt 1.Nr.3.05 mit dem Hinweis auf den Fundort U-Bahn-Bauamt verzeichnet (Nrn. 786-862)

In der Registratur U-Bahn-Bauamt befanden sich Akten aus HR 26 Verkehrswesen. Diese Akten wurden in den Bestand 1.HR.26 überführt und mit dem Hinweis auf den Fundort U-Bahn-Bauamt verzeichnet (Nrn. 367 bis 377).

Literatur 

Kohlstruck, Malte: Öffentlichkeitsarbeit und Imagebildung: Der U-Bahnbau in Hannover 1965 bis 1975/76, Magisterarbeit Universität Hannover, 2000
(ADS 1447)

Seegers, Lu: Dom des Jahrhunderts. Der hannoversche U-Bahnbau im Kontext städtischer Kommunikations- und Imagepolitik (1965-1975), in: Adelheid von Saldern (Hg.): Inszenierter Stolz. Stadtrepräsentationen in drei deutschen Gesellschaften 1935-1975, Stuttgart 2005, S. 369-406
(KPS 5168)

Scheelhaase, Klaus: 20 Jahre Stadtbahnbau und die Folgen in Hannover. U-Bahn-Bauamt, Hannover 1986. Der Nahverkehr. Zeitschrift für Verkehr in Stadt und Region 3/86. Sonderdruck
(ADS 638)

Lüder, Detlev: Von der Sänfte bis zur Stadtbahn, Hannover 1989 (HB 3234)
Narten, Michael: Unterwegs in Hannover - 125 Jahre Üstra, Hannover 2017
(HB 6553)

Herbert Mundhenke, 100 Jahre Städtische Bauverwaltung 1875-1975, in: HGbl. NF (1975), S. 81ff. Organigramm der Ämter

Zahlreiche Drucksachen des U-Bahn-Bauamtes mit dem Signatur-Kürzel Ads in der Dienstbibliothek (u.a. aus Akz 1994_005)

47_31_03-08093 Liste mit etwa 50 Filmbeiträgen des NDR zum Thema U-Bahn-Bau in Hannover, 02/2016 Stü

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

StadtAH 1.NR.1.08 Referat für Kommunikation, Nr. 62:
Austausch über Konzepte zur Verbesserung des Hannover-Images, darin: Brief Scheelhaases vom 17.11.1996 zur Verbesserung von Hannovers Image

StadtA H, 1.NR.0.01 Rat: Protokolle des Rates, verschiedener Ausschüsse und Drucksachen

StadtA H, 1.NR.1.03 Presseamt: Stadtbahn, Straßenbahn, Busse, ZOB, Üstra, Preisgestaltung
StadtA H, 1.NR.1.03 Presseamt: U-Bahn-Bau

StadtA H, 1.NR.3.05 Rechtsamt, Nr. 1: Konzeptionen zum Ausbau der Stadtbahn im Großraum Hannover

StadtA H, 1.NR.3.06 Amt für Zivilschutz, Nr. 239: Errichtung von öffentlichen Schutzräumen in Verbindung mit dem Bau unterirdischer Verkehrsanlagen als Mehrzweckbauten

StadtA H, 1.NR.0.05 Handakten Hillebrecht: U-Bahn und Großraum Hannover

Bestände Bildarchiv
3.NL 349 Nachlass Kurt Hölscher: Fotos von den Baustellen in der Innenstadt, 1970er Jahre

Bestände Kartenmagazin
1.NR.6.09 (Stadtvermessungsamt): Stadtkarte (1:10000) Geplantes Stadtbahnnetz, Ausbaustufe Innenstadt, Hannover-Mitte, 1966-1992 (jetzt Fach 97)
1.NR.6.14 (U-Bahnbauamt) Akz.2018_016: Enthält u.a. Pläne Tunnelquerschnitte, Stationslagepläne sowie Erläuterungsbericht Querschnitte (jetzt Fach 6)

4.AV.01 Nr. 5859 Luftaufnahme der U-Bahn-Baustelle Kröpcke v. 15.4.1971