StAB 7.1078

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Bremen

Laufzeit 

1948-2016

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bremen ist aus den Lehrerinnen- und Lehrervereinen hervorgegangen, deren Tradition bis in die 1940er und 1950er Jahre zurückreicht.
Nachdem der Zweite Weltkrieg 1945 vorbei und die bedingungslose Kapitulation Deutschlands besiegelt war, begann in weiten Teilen des Landes, so auch in Bremen, der Wiederaufbau des Schulwesens. Der Unterricht an den allgemeinbildenden und höheren Schulen wurde fortgeführt und die Schüler und Schülerinnen konnten wieder den Schulunterricht besuchen. Im Zuge dieser Entwicklung des bremischen Schulwesens wurde der Wunsch nach einem Lehrerverein, der für die Interessen der Lehrer und Schüler einstand, immer größer. Zu Beginn des Jahres 1945 wurde erst der Lehrerverein Bremen-Vegesack, der Verein Bremer Lehrer und Lehrerinnen (VBLL) und 1947 der Bremerhavener Lehrerverein gegründet, um die Situationen an den Bremer Schulen sowie die Lehrbedingungen für die Lehrer und Lehrerinnen zu verbessern.
Seit 1946 war Paul Goosmann (*1906, †1992) Vorsitzender des VBLL. In seiner Funktion beteiligte er sich 1947/48 an der Gründung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund.

Durch diese Entwicklung wurde es für die entstandenen Lehrervereine bis 1950 leichter das Gesetz über das Schulwesen der Freien Hansestadt Bremen von 1949, die Wiedereinstellung bremischer Lehrer in den Schuldienst, die Einführung des Lehrplans für die Grundschule, die Bildung von Elternausschüssen an den allgemeinbildenden Schulen, die Gründung von Arbeitskreisen der Schulräte an den Bremer Oberschulen und die erste Durchführungsverordnung vom 26. Oktober 1949 bezüglich des Mitwirkungsrechtes der Elternschaft zu fördern und zu unterstützen.
1950 wurde auf einer Hauptversammlung der Bremer Landesverband der GEW gegründet. Erster Vorsitzender des Landesverbandes war Paul Goosmann, der diesen auch bis 1955 leitete. Auf der ersten vorläufigen Sitzung des Landesvorstandes der GEW-Bremen trat Gossmann zurück und Georg Ficke (*1912, †1964) übernahm dessen Posten.

Unter seiner Führung wurde die kollegiale Schulleitung, das Schulgesetz von 1949, der Grundschullehrplan, das Lehrerbildungsgesetz, die Lehrerbesoldung, die Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst sowie das Bremische Beamtengesetz diskutiert. Das neue Bremische Beamtengesetz trat 1956 in Kraft. Das Gesetz des Bremischen Schulwesens wurde 1957 abgeändert und ergänzt. Die wöchentliche Arbeitszeit im öffentlichen Dienst der Stadt Bremen ist von 48 auf 45 Stunden herabgesetzt worden.
1965 bekam der Landesverband nach dem Tod Fickes einen neuen Vorsitzenden. Günter Ahrens übernahm das Erbe Fickes (vgl. Wulff, Hinrich: Schule und Lehrer in Bremen 1945 - 1965).
Zum Landesverband Bremen, indem bis dahin der Verein Bremer Lehrer und Lehrerinnen sowie die Lehrerorganisationen Bremen-Nord und Bremerhaven vertreten waren, kam im Jahre 1973 der Verein Bremer Lehrer und Erzieher (VBLE) dazu. Dieser Verbund hielt jedoch nicht lange an und 1975 folgte daraufhin die Auflösung der Ortsvereine, da es durch eine Neustrukturierung des Bremer GEW-Landesverbandes keine eigenständigen Ortsvereine mehr geben durfte. Der gesamte Landesverband wurde zum 01. April 1975 regional in fünf Stadtbezirke (u.a. Bezirksgruppen Bremen-Nord, -West, -Ost) und einem Bremerhavener Bezirk gegliedert.

Die 1980er und 1990er Jahre waren von vielen Aktionen und Bewegungen des Landesverbandes Bremen geprägt. Zum einen wurde erreicht, dass die allgemeinbildenden Schulen, wovon einige vor der Schließung standen, aufrechterhalten wurden und somit weiterhin eine Bildungsmöglichkeit in Bremen darstellten. Zum anderen wurden ausgesprochene Berufsverbote gegen Lehrer, Lehrerinnen und Schulvorsteher, weil sie nach Auffassung der Stadt Bremen gegen das Beamtengesetz verstoßen hatten, rückgängig gemacht und die Lehrer wieder eingestellt. Ihren größten Erfolg erzielte der Landesverband Bremen, als dieser erfolgreich für die Herabsetzung der Arbeitszeit der Lehrer und Lehrerinnen in Bremen demonstrierte. Durch Lehrerstreiks zwischen 1988 und 1989 wurde die Arbeitszeit herabgesetzt und so der Platz für neue Einstellungen in den Bremischen Schuldienst geschaffen.
Zwischen 1988 und 1995 entwickelte sich zudem eine starke Frauenbewegung in der GEW, die sich für die Interessen der Frauen im öffentlichen Dienst einsetzten und erfolgreich Versammlungen und Veranstaltungen, z. T. in der Hochschule Bremen, abhielten.
Für die Entwicklungsländer Chile und Nicaragua setzte sich der Landesverband Bremen für ein geordnetes Schulwesen sowie die kontinuierliche Ausrichtung des Unterrichts für die Kinder und Jugendlichen ein.
Heute ist die GEW als Bildungsgewerkschaft Mitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Sie ist mit etwa 4.000 Mitgliedern die größte Interessenorganisation im bremischen Bildungswesen. Die GEW vertritt die Interessen der Beschäftigten in allen Bildungsbereichen, vor allem in Schulen, Kitas, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Weiterbildung (vgl. http://www.gew-hb.de/Wir_ueber_uns.html, Stand 14.07.2011).

Bestandsgeschichte 

Übernahme des Bestandes
Das Schriftgut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wurde dem Staatsarchiv Bremen erstmalig am 19. November 1990 angeboten. Hierbei wurden 43 Aktenordner mit Protokollen, Korrespondenzen und Informationsschriften sowie Pressemitteilungen u. a. des Vereins Bremer Lehrer und Lehrerinnen (VBLL), des Lehrervereins Bremen-Nord, des Lehrervereins Bremerhaven und des Landesverbandes Bremen aus den Jahren 1948 bis 1982 an das Staatsarchiv abgegeben und übernommen.
Am 08. Dezember 1994 wurde in das Staatsarchiv die zweite Schriftgutüberlieferung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft abgegeben. Das Schriftgut umfasste 8 Aktenordner mit Protokollen des Landesvorstandes, der Landesvertreter und des Landeshauptausschusses der GEW sowie Schriftgut bezüglich der Schulschließungen aus den Jahren 1980 bis 1984.
Die Aufbewahrung dieser Ablieferungen wurde am 01. Februar 1995 in einem Depositalvertrag zwischen der GEW, vertreten durch den Landesverband Bremen und dessen Landesvorstandssprecher Jan Bücking und dem Staatsarchiv Bremen festgehalten. Der Depositalvertrag lief am 01. Februar 2005 aus und die überlieferten Aktenbestände der GEW gingen in das Eigentum des Staatsarchivs über.
Die dritte Ablieferung der GEW fand am 18. November 2010 statt und umfasste 41 Aktenordner. Diese enthielten u.a. Protokolle der Landesvertreterversammlungen und des Gesamt-Ausschusses der GEW sowie Informationsmaterialien zu den Diskussionen um die Arbeitszeit und die Solidaritätseinsätze in den Entwicklungsländern Nicaragua und Chile aus den Jahren 1985 bis 2001.
Ein weiterer Zugang erfolgte 2018 (42 Ordner).

Bearbeitung des Bestandes
Die erste Bearbeitung des Bestandes erfolgte im März 1996 durch Herrn Burger. Hierbei wurden die Aktenordner sortiert, magazinfertig verpackt und in Archivkartons untergebracht sowie ein Inhaltsverzeichnis über die Akteneinheiten angefertigt.
Im September 2004 wurde der Bestand zum zweiten Mal durch Herrn Rohdenburg zum größten Teil bearbeitet. Anschließend wurde anhand des von Jürgen Burger angefertigten Aktenverzeichnisses aus dem Jahre 1996 der Bestand überwiegend, jedoch nicht komplett, umstrukturiert, neue Akteneinheiten gebildet, neue Signaturen vergeben sowie ein neues Aktenverzeichnis als vorläufiges Findmittel erstellt. Aus Zeitgründen konnte kein richtiges Findbuch erstellt werden.
Von April bis Juli 2011 wurde der Bestand aufgrund einer Nachlieferung erneut herangezogen und bearbeitet. Hierbei wurden die bisherigen Akteneinheiten mit Hilfe des vorläufigen Aktenverzeichnisses z.T. aufgelöst und in ihren eigentlichen Enstehungszusammenhang zurückgebracht. Es wurden neue Signaturen vergeben und Klassifikationsgruppen gebildet.
In der ersten Klassifikationsgruppe "Protokolle" wurden die Sitzungsprotokolle in regionale und überregionale Arbeitsgruppen unterteilt. Hier befinden sich u.a. regionale Protokollreihen der Sitzungen des Vereins Bremer Lehrer und Lehrerinnen (VBLL), der Landesvertreterversammlungen der GEW, der Arbeitsgruppe des Ausschusses junger Lehrer und Erzieher und der verschiedenen Fachgruppen der GEW-Bremen. Zudem noch überregionale Protokollreihen u.a. der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Lehrerverbände (AGDL) und des Bayrischen Lehrer- und Lehrerinnenvereins.
Die zweiten Aktengruppe "Verwaltungsunterlagen" umfasst neben Korrespondenzen zwischen der GEW-Bremen, dem Senator für das Bildungswesen und anderen senatorischen Behörden und Verbänden auch Sammlungen von Zeitungen, Satzungen und Geschäftsordnungen sowie Pressemitteilungen und Presseerklärungen.

Die dritte Aktengruppe " Arbeitsrechtliche Maßnahmen" enthält u.a. die Diskussion der GEW bezüglich der Lehrerbesoldung und der Arbeitszeitkürzung, den Versuch der 5-Tage-Woche an der Schule am Halmer Weg und die Koordinierung und Durchsetzung von Maßnahmen gegen die ausgesprochenen Berufsverbote gegen Lehrer, Lehrerinnen und Schulvorsteher.
Akten zu der Zusammenarbeit der GEW-Bremen mit verschiedenen Behörden und Institutionen, der Durchführung des Bremischen Gewerkschaftstages sowie die Solidaritätsarbeit für die Entwicklungsländer Nicaragua und Chile wurden in der Aktengruppe "Sonstige Veranstaltungen, Bewegungen und Aktionen" zusammengefasst.
In der fünften Aktengruppe "Statistik" befinden sich Statistische Erhebungen über die Personalien der Lehrer, Lehrerinnen und Schulvorsteher.
Die sechste Aktengruppe umfasst die persönlichen Briefwechsel mit Mitgliedern, Informationen bezüglich des GEW-Konflikts in Bremen-Nord sowie die Spaltung des Ortsvereins Bremer Lehrer und Erzieher.
Der Gesamtbestand ergibt im verzeichneten und magazinfertig verpackten Zustand ca. 6 lfm.

Enthält 

Protokolle der Vertreter-, Vorstands- und Jahreshauptversammlungen - Junglehrerausschuss - Bezirksgruppen - Fachgruppen - Kongresse - Statistik - Lehrerausbildung und -besoldung - Berufsverbote - Prozesse - Fotos

Literatur 

Hinrich Wulf, Schule und Lehrer in Bremen 1945-1965. Geschichte des Vereins Bremer Lehrer und Lehrerinnen in der Gewerkschaft Erzeihung und Wissenschaft in Bremen, ein Beitrag zur Sozial- und Geistesgeschichte des Lehrerstandes in unserer Zeit, Bremen 1966.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

6