WirtA NW WAN S 9

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Käseaufkleber der Molkerei Holtriem, Schweindorf

Laufzeit 

1948 - 1987

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Die Molkerei Holtriem in Schweindorf (Samtgemeinde Holtriem) produzierte zwischen 1910 und 1987 Butter und Käse aus der Milch regionaler Zulieferer. Auch Kartoffeln wurden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu Tierfutter verarbeitet. Die Käseproduktion wurde 1965 eingestellt. Die Butterproduktion wurde bis zur Schließung der Molkerei 1987 fortgesetzt.

Beschreibung 

Molkerei Holtriem, Schweindorf (Samtgemeinde Holtriem)
Das Gebäude der Molkerei wurde 1910 an der Landesstraße nahe der Ortsgrenze zu Westerholt errichtet. Betrieben wurde die Molkerei zunächst in privater Regie. Dokumentiert ist als erster Molkereibesitzer ein Diedrich von der Kellen. Ein Jahr später erwarb Carl Mäder die Molkerei und ab 1914 ist ein Johann Hinrich Karl Kimme als Besitzer eingetragen. Die Familie Kimme kam aus dem Rheinland. Hinrich Kimme heiratete Anna Müller aus Westerholt. Anstehende Investitionen und Instandsetzungen zwangen damals den Molkereibesitzer Kimme zur Aufgabe des Betriebes. Damit der Betrieb fortgeführt werden konnte, wurde im März 1938 die Molkereigenossenschaft in Schweindorf gegründet und zum ersten Vorstandsvorsitzenden wählten die Genossen Johann Foken aus Schweindorf.
Im Gründungsjahr der Genossenschaft hatte die Molkerei bereits 529 Milchlieferer. Die Milchlieferanten stellten ihre Milch in Kannen an bestimmten Sammelplätzen bereit. In den 60er Jahren lösten Traktoren die Pferde in der Milchbeförderung ab. Aber auch diese Art des Milchtransports wurde unrentabel und so wurden 1975 Milchsammeltankwagen angeschafft. Nach dem Krieg waren bis etwa 1965 je nach Milchaufkommen bis zu 13 Milchfuhrleute für die Molkerei tätig. In Schweindorf wurde anfangs vor allem Butter, etwas Trinkmilch, Rahm und Speisequark hergestellt. Buttermilch kam in den Verkauf und Magermilch ging zurück an die Betriebe zur Tierfütterung. 1948 wurde zudem die Käseproduktion aufgenommen. Die Molkereiprodukte aus Schweindorf waren von hoher Qualität und erfreuten sich großer Beliebtheit. 1963 zeichnete der Niedersächsische Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Molkerei sogar mit dem Wanderpreis für Frischbutter für das beste Jahresergebnis aus. 1987 musste die Butterherstellung in Schweindorf eingestellt werden, weil die Kapazität, sowie der technische Stand der Molkereimaschinen, die Verarbeitung der gesamten Milchmenge nicht mehr zuließen. Die Schweindorfer Molkerei kooperierte damals mit der Molkerei aus Esens und beide lieferte ihre Milch an die Molkereizentrale Edewecht.
In der Schweindorfer Molkerei wurden nicht nur Molkereiprodukte hergestellt. Fast zwei Jahrzehnte lang wurde dort ein Kartoffeldämpfer betrieben. Die hiesigen Landwirtschaft baute von je her Kartoffeln in großen Mengen an, sowohl für die eigene Ernährung, aber auch als Futter für die Schweine. 1955 erbaute man auf dem Grundstück der Molkerei eine stationäre Kartoffeldämpfungsanlage. Die Molkereigenossenschaft schaffte sich damit ein zweites Standbein. Der Kartoffeldämpfer erfuhr in der Zeit einen großen Zuspruch. Ähnlich einem Schnellkochtopf wurden die zuvor gereinigten Kartoffeln mit heißem Dampf aus der Molkerei gar gekocht, gequetscht und danach wieder auf Anhänger verladen. Die gedämpften und gequetschten Kartoffeln wurden anschließend in Erdmieten gelagert und später an Schweine verfüttert. Über viele Jahre wurden bei der Schweindorfer Molkerei um die 20.000 Zentner Kartoffel gedämpft. Im Rekordjahr 1957 waren es sogar rund 41.800 Zentner. Allerdings konnte im Laufe der Jahre die Hackfruchtmast bei den Mästern nicht gegen die Getreidemast konkurrieren und der Kartoffelanbau und damit auch die Auslastung der Dämpfungsanlage in Schweindorf ging zurück. 1972 verarbeitete die Molkerei nur noch 4.460 Zentner und ein Jahr später nur noch 1.730 Zentner. Der Kartoffeldämpfer war bis 1973 in Betrieb.
Zur Belegschaft der Molkerei gehörten etwa acht Personen. Dies änderte sich ab 1984. Die Zahl der Beschäftigten sank bis auf zuletzt vier Mitarbeiter. Anfang 1992 beschlossen die Mitglieder der Holtriemer Molkerei schließlich die Auflösung der Genossenschaft. Im März 1992 wurde die Molkerei nach 54 Jahren endgültig geschlossen.
Nach Johann Foken, Schweindorf

Bestandsgeschichte 

2011 von Johann Foken aus Schweindorf an das Auricher Staatsarchiv übergeben.

Enthält 

Zahlreiche Aufkleber für Käse und Butter - enthält Zusatzinformationen zu den einzelnen Produkten (2011)