KreisA EMS Rep 840 Emsland GmbH

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Rep 840 Emsland GmbH

Laufzeit 

1945-1991

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Der Bestand enthält die Akten der Emsland GmbH, die zwischen 1950 und 1989 die Gesamterschließung des Emslandes organisierte.

Bestandsgeschichte 

Die jahrhundertelange Rückständigkeit des Emslandes mit seinen kargen Böden und umfangreichen Moorgebieten sowie das Fehlen jeglicher Infrastruktur für eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung bekam nach dem Zweiten Weltkrieg insofern politische Brisanz, als die Niederlande Gebietsansprüche stellten und vor allem für eine große Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen Siedlungsgebiete zu schaffen waren. Die politische Antwort des Deutschen Bundestages war der am 5. Mai 1950 einstimmig beschlossene Emslandplan.
Zur Durchführung des Erschließungsplanes wurde am 7. März 1951 die Emsland GmbH gegründet. Ihr gehörten als Gesellschafter die Bundesrepublik Deutschland, das Land Niedersachsen sowie die damaligen Landkreise Aschendorf-Hümmling, Bersenbrück, Cloppenburg, Grafschaft Bentheim, Leer, Lingen, Meppen und Vechta an. Durch die Form einer Erschließungsgesellschaft nach Handelsrecht waren Geldgeber, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Niedersachsen, und die wesentlichen Empfänger, die Landkreise, in einem Gremium vereinigt. Die Gesellschafterversammlung war Beschlussgremium. Bei Bund und Land lag die federführende Tätigkeit jeweils im Landwirtschaftsministerium. Bis 1973 hatte der Bund die überwiegenden Anteile an der Gesellschaft und stellte, vertreten durch den Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, den Aufsichtsratsvorsitzenden. Nach dem Ausscheiden des Bundes im Jahre 1973 übernahm diese Funktion der entsprechende Staatssekretär im Nieders. Landwirtschaftsministerium. Die Gesellschafter beschlossen 1989, dass die Emsland GmbH ihre Aufgabe erfüllt habe und deshalb aufzulösen sei. Die Liquidationsphase zog sich bis Ende 1991 hin. Am 13. November 1991 wurde die Gesellschaft aus dem Handelsregister gelöscht.
Sitz der Gesellschaft war Meppen, d.h. der Geschäftsführer arbeitete mitten im Erschließungsgebiet. Hierdurch war ein enger Kontakt zu den technischen Dienststellen und Maßnahmenträgern im staatlichen und kommunalen Bereich gegeben.

Die Gesellschaft hatte mit ihrer bewusst klein gehaltenen Geschäftsführung nicht die Aufgabe, die Erschließungsaufgaben selbst durchzuführen. Hiermit wurden etwa die Wasserwirtschaftsämter, die staatliche Moorverwaltung oder die Kreisbauämter der betroffenen Landkreise beauftragt.
Die Emsland GmbH hatte vielmehr die Funktion, die Erschließungsmaßnahmen mit zu planen, vor allem aber zu finanzieren und zu koordinieren. Dabei hatte der Geschäftsführer durchaus einen eigenen Handlungsspielraum. Erster Geschäftsführer war der zuvor als Emslandkommissar tätige Johann Dietrich Lauenstein (1893 - 1973), der die Gesellschaft bis zum 30. Juni 1963 leitete. Ihm folgte bis zu seinem Tode im Jahre 1971 Georg Sperl (1910 - 1971). Dessen Nachfolger bis zur Auflösung der Gesellschaft war Gerhard Hugenberg (1928 - 2020).
Die Aufgaben der Emsland GmbH änderten sich im Laufe ihres Bestehens. In einer ersten Phase galt es, die grundsätzlichen infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen, also die Flussregulierung, den Grabenbau, die Dränung, den Wirtschaftswegebau, den Landbau, die Aufforstung und Errichtung von Windschutzeinrichtungen, den Bau von Gemeinde- und Kreisstraßen sowie die Wasser-, Abwasser und Elektrizitätsversorgung zu verbessern bzw. erstmals durchzuführen. Wichtig war in dieser Phase vor allem die Siedlungspolitik, die erhebliche Bodenkultivierungen voraussetzte. Seit den 60er Jahren stand dagegen die Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit der wirtschaftlichen Betriebe im EG-Agrarmarkt und die Ansiedlung von Industrie zur Schaffung neuer Arbeitsplätze im Vordergrund. Dabei suchte man Anschluss an modernste Technologie: Die Teststrecke für die Magnetschwebebahn konnte ins Emsland geholt werden.
Insgesamt hat die Emsland GmbH in knapp vier Jahrzehnten mit mehr als zwei Milliarden DM die Erschließung des Emslandes vorantreiben können. Ihre Arbeit wurde bei ihrer Auflösung als sehr erfolgreich beurteilt. Sie darf als Modell für eine Erschließungsgesellschaft gelten, der es gelang, die strukturelle Rückständigkeit einer ganzen Region abzubauen.

Bei der Bewertung der Akten der Emsland GmbH wurde insbesondere darauf geachtet, eine Dokumentation der Einzelmaßnahmen der Gesellschaft zu erzielen, die im Bereich der Siedlungspolitik am deutlichsten erreicht wird. Die konkreten Erschließungsmaßnahmen sind ansonsten bei den staatlichen Sonderbehörden (insbesondere Wasserwirtschaftsämter, Amt für Agrarstruktur) und den kommunalen Trägern überliefert. Entsprechend ist die staatliche Überlieferung auf Bundes-, Landes-, und Regierungsebene heranzuziehen.
Bei der Ordnung des Bestandes wurde weitgehend der Aktenplan der Emsland GmbH zugrunde gelegt. Aufgrund der großen Anzahl von Karten und des unmittelbaren Zusammenhangs derselben mit dem Aktenband wurden diese - trotz konservatorischer Bedenken - im Aktenband belassen. Bewertung, Ordnung und Verzeichnung des Bestandes Emsland GmbH geschahen unter Federführung des Niedersächsischen Staatsarchivs in Osnabrück in enger Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv des Landkreises Emsland in Meppen. Um die Arbeit mit den Akten sowohl in Osnabrück wie auch in Meppen zu ermöglichen, wurde der gesamte Bestand verfilmt. Die Originale werden im Kreisarchiv in Meppen verwahrt.
Die Bewertung der Akten wurde von den Unterzeichnenden durchgeführt. An der Verzeichnung waren Archivassessor Dr. Peter Erlen, die Archivreferendare Dr. Axel Behne, Dr. Stefan Brüdermann, Dr. Wolfgang Henninger, Dr. Birgit Kehne und Dr. Jan Lokers sowie die Archivinspektoranwärter Christian Meyer und Christina Schröder neben den Unterzeichnenden beteiligt.
Im Rahmen der Vernichtung von Fristakten aus der Registratur der Emsland GmbH, die nach der Auflösung der GmbH nach Gesellschaftsrecht noch aufzubewahren waren und die 1991 noch nicht in die Bewertung einbezogen wurden, wurden im Jahre 2008 weitere Stücke in den Bestand aufgenommen.

Osnabrück/Meppen im Januar 1992, ergänzt Meppen, Juli 2011

Literatur 

Christof Haverkamp, Die Erschließung des Emslandes im 20. Jahrhundert als Beispiel staatlicher regionaler Wirtschaftsförderung (Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte 7). Sögel 1991. - 40 Jahre Emsland GmbH 1951 - 1991, hrsg. von der Emsland GmbH. Meppen 1991. -
Gerd Steinwascher, Die Emslanderschließung - ein erfolgreicher Abschnitt niedersächsischer Verwaltungsgeschichte, in: Übergang und Neubeginn. Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Niedersachsens in der Nachkriegszeit (= Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung H. 52), Göttingen 1997, S. 41-62 - 50 Jahre Emslandplan. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung, hrsg. v. Landkreis Emsland, Meppen 2000 -
Heiner Schüpp, Der Emslandplan, in: Der Landkreis Emsland. Geographie-Geschichte-Gegenwart. Eine Kreisbeschreibung. Im Auftrag des Landkreises Emsland hrsg. v. Werner Franke, Josef Grave, Heiner Schüpp und Gerd Steinwascher, Meppen 2002, S. 519-527.