NLA WO 310 N

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Nachlässe des Kunsthistorikers Prof. Eduard Flechsig und des Volkskundlers Dr. Werner Flechsig

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Umfang: 1,5 lfdm
Inhalt: I. Familiäres; Nachlassrest Prof. Eduard F., zuletzt Leiter des Anton-Ulrich-Museums Brsg: Personalia, Briefe, Dienstliches, Wissenschaftliches (insbes. A. Dürer u. L. Cranach betr.). - II. Nachlass Volkskundler u. Sprachforscher Werner F., 1931 bis 1973 in verschiedenen Dienststellungen im Kultursektor tätig: Personalia; Korrespondenz; Tagebuchexzerpte betr. Hitlerjugend sowie staatl. Kulturarbeit im Lande Brsg; Handakten als brsg. Landesheimatpfleger.

Bestandsgeschichte 

Der Bestand (umfang: 1,5 lfdm) gelangte am 30.05.1989 als Geschenk von Frau Lydie Flechsig, der Witwe von Dr. Werner Flechsig, ins Staatsarchiv.

Inhaltlich setzte sich der Bestand aus Familienpapieren der Familie Flechsig, familiegeschichtlichen Materialien (auch betr. Familien Seele, Beyer etc.) und den persönlichen Nachlässen des Kunsthistorikers Prof. Dr. Eduard Flechsing (1864-1944) und seines Sohnes, des Volkskundlers Dr. Werner Flechsig (1908-1988) zusammen.

Die Familie Flechsig stammt aus dem Königreich Sachsen. Eduard Flechsig [sen.] (1832-1888) war nach dem Besuch der Baugewerkschule und der Technischen Bildungsanstalt in Dresden Baumeister in Zwickau. Er heiratete 1863 Anna Laura (Henriette) Seele (1843-1876), die in Bünaburg/Böhmen geboren ist.

Sein Sohn Dr. Eduard Flechsig [jun.] (1864-1944) ist in Zwickau geboren, wo er auch seine Kindheit und Schulzeit verbrachte. Er studierte seit 1885 in Leipzig, Heidelberg und Straßburg Kunstgeschichte. Nach Tätigkeiten am Dresdner Kupferstichkabinett und an der Leipziger Kunstakademie war er seit 1895 Beamter am Hzgl. Museum (Anton-Ulrich-Museum) in Braunschweig, das er von 1924 bis 1931 leitete. Im Jahre 1911 wurde er zum Professor ernannt. Flechsig war ein international anerkannter Kusnthistoriker auf dem Gebiet der altdeutschen Malerei und Zeichnung (u.a. Cranach, Hausbuchmeister, Dürer, Schongauer). Im Jahre 1944 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Sein umfangreicher wissenschaftlicher Nachlaß (insbesondere Materialsammlungen und Fotos) lagert seit 1973 im Anton-Ulrich-Museum (vgl. SR 310 N vom 09.06.1989). Über sein Leben und Werk unterrrichtet ein Artikel in der Neuen Deutschen Biographie, Bd. 5, 1961, S. 226. Prof. Dr. Eduard Flechsig [jun.] vermählte sich 1904 mit Else Walter (geb. 1875), der Tochter des Bankdirektors und verdienten braunschweigischen Militärhistorikers Paul Walter

(1849-1909). Paul Walter war Mitbegründer des Vaterländischen Museums und eine Autorität auf dem Gebiet des braunschweigischen Militär- und Uniformwesens.

Eduard [jun.] und Else Flechsigs Sohn Werner Flechsig (1908-1988) studierte von 1926 bis 1931 Musikwissenschaft, Germanistik, Geschichte, Vorgeschichte und Volkskunde an den Universitäten Leipzig, München und Göttingen und promovierte 1931. Von 1931 bis 1933 war er am Städtischen Museum in Braunschweig und von 1933 bis 1937 als Assistent des Braunschweigischen Landesarchäologen tätig (am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Technischen Hochschule in Braunschweig). An der Hochschule für Lehrerbildung in Braunschweig wirkte er von 1933 bis 1942 als Assistent und Hilfsdozent für Vor- und Frühgeschichte. Im Jahre 1936 trat er in die Hitler-Jugend und 1937 in die NSDAP ein. Von Juni 1938 bis Juli 1942 war Flechsig Hilfereferent im Referat V 1 (Kunst und Wissenschaft) im Braunschweigischen Ministerium für Volksbildung und zugleich Geschäftsführer der Braunschweigischen Landesstelle für Heimatforschung und Heimatpflege. In diesen Dienststellungen entfaltete Dr. Flechsig eine rege, auf den Raum "Ostfalen" ausgerichtete volkskundlich-landeskundliche Sammeltätigkeit (insbesondere Fotofokumentaionen, Begründung eines Ostfälischen Wörterbuches) [vgl.: Beiträge zur Braunschweigischen Heimatpflege und Heimatforschung, Heft 3 der Sonderschriftenreihe des Braunschweigischen Landesvereins für Heimatschutz, 1958, S. 78 ff. (W. Flechsig: "die plan-mäßige Ostfalenforschung von 1938 bis 1958")].
Von 1942 bis 1945 war Flechsig beamteter Landesheimatpfleger beim Braunschweigischen Landeskulturverband. Weiterhin war er nebenamtlich Hilfsreferent im Referat V 1 des Staatsministeriums (ab August 1944 vertretungsweise als kommissarischer Leiter dieses Referats). Ferner war Flechsig Leiter des Referats l Xl in Innenministerium im Rang

eines HJ-Gefolgsschaftsführers ("Dienststelle des Jugendführers des Deutschen Reiches"). Kommissarisch leitete er zeitweise noch seit 1939 das Braunschweigische Landesmuseum für Geschichte und Volkstum sowie das Haus der Vorzeit, seit September 1944 die Braunschweigische Staatsmusikschule und seit August 1944 die Burg- und Domschaffnerei [des Staatsdoms] in Braunschweig (Daten siehe 310 N 27, 13). Zu dem von Ministerpräsident Dietrich Klagges herausgegebenen Geschichtslehrbuch "Volk und Führer" steuerte Flechsig einen vorgeschichtlichen Beitrag ("Auf den Spuren der Urväter") bei für den Lehrbuchband für Klasse 2 (um 1937-1939) [vgl. 310 N 23].

Aus Flechsigs kulturpolitischer Tätigkeit im Dritten Reich sind aufschlußreiche Handakten und Tagebuchexzerpte im Bestand 310 N vorhanden. In jenen Jahren hatte er wohl zweifellos eine Schlüsselstellung für die heimat(kultur)politische Arbeit im Lande Braunschweig. Eine Liste seiner damaligen Vorträge und Aufsätze liegt in 310 N Nr. 27. Bei der Entnazifizierung wurde Flechsig in Kategorie lV eingestuft.

Nach dem Kriege war Dr. W. Flechsig von 1946 bis 1949 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Spracharchiv in Braunschweig und von 1950 bis zur Pensionierung 1973 wissenschaftlicher Angestellter, Kustos und Oberkustos am Braunschweigischen Landesmuseum (Abteilung Volkskunde). Von 1934 bis 1975 wirkte er auch als Schriftleiter der "Braunschweigischen Heimat". Im Braunschweigischen Landeserein für Heimatschutz war er von 1934 bis 1987 Vorstandsmitglied. Seine Forschungen legte er in mehr als 250 Veröffentlichungen nieder. Flechsigs zahlreiche Veröffentlichungen zur braunschweigisch-ostfälischen Volkskunde, Mundartforschung und Namenforschung sind in 310 N 13 aufgelistet (bis z.J. 1975). Die Essenz seiner auf Ostfalen bezogenen Forschung hat W. Flechsig in folgenden Veröffentlichungen vorgelegt:
- Beitrag in R. Moderhack

(Hrg.): Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. Auflage, 1979, S. 238-243.
- Die wichtigsten Wesensmerkmale der ostfälischen Sprachlandschaft und ihre Begrenzung (in: Niederdeutsches Jahrbuch, Bd. 108, 1985, S. 104 - 146).
Sein wissenschaftlicher Nachlaß liegt im Braunschweigischen Landesmuseum. Nachrufe auf ihn finden sich in 27 Slg (Nachrufe u.a.: Braunschweiger Zeitung [18.10.1988]).
- Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, H. 97, 1990, S. 20 f. [von M. Wiswe]. - Quichkborn, 80. Jg., 1990, Nr. 1, S. 60 f. [von M. Wiswe].
- vgl. auch: Alfred Tode: 45 Jahre Freundschaft mit Werner Flechsig (in: Braunschweigische Heimat, 69. Jg., 1983, S. 1 ff.).
- Weitere Würdigungen siehe 27 Slg.

Die im Bestand vorhandenen Tagebuchserien von Werner, Else und Irmtraut Flechsig (=Schwester von Dr. Werner Flechsig) sind geschichtlich interessant insbesondere für die Zeit des Dritten Reiches, des Zweiten Weltkriegs, und der Nachkriegszeit. Seit Ende 1943/Anfang 1944 war die Familie aus Braunschweig nach Achim (Kreis Wolfenbüttel) evakuiert.

Erwähnenswert ist die Tatsache, daß Prof. Eduard Flechsig und Dr. Werner Flechsig musikausübend waren und der Letztgenannte auch musikgeschichtliche Forschung betrieben hat.

Es ist zu beachten, daß in diesem Vorworttext einige unkorrigierte und unerkennbare Abschreibfehler enthalten sein können, da das Konzept des Vorworts nach der Abschrift des Textes verschwunden ist.

Wolfenbüttel, Oktober 1989

Literatur:
M. Wiswe (Hrsg.): Braunschweigisches und Ostfälisches Gedenkschrift für Werner Flechsig (1992)

Parallelarchivalien:
- vgl. 250 N 296 [Zg. 51/87]: Tagebuchauszüge Dr. Werner Flechsig
- 142 N, 319 N; 12 Neu 13 i Nr.

24876-24890

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadtkreis Braunschweig

Zeit von 

1941

Zeit bis 

1974

Objekt_ID 

10

Ebenen_ID 

1020

Geo_ID 

1020-10

Link 

Stadtkreis Braunschweig

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadt Braunschweig

Zeit von 

1974

Zeit bis 

2000

Objekt_ID 

17

Ebenen_ID 

120

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadt Braunschweig

Zeit von 

1814

Zeit bis 

1850

Objekt_ID 

1

Ebenen_ID 

10220

Geo_ID 

10220-1

Link 

Stadt Braunschweig

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Braunschweig, Stadt [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

5

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-5

Link 

Braunschweig, Stadt [Wohnplatz]

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Kreis(direktion) Braunschweig

Zeit von 

1833

Zeit bis 

1941

Objekt_ID 

3232013

Ebenen_ID 

20

Geo_ID 

20-3232013

Link 

Kreis(direktion) Braunschweig