NLA ST Rep. 266

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Kreisbauernschaft Stade

Laufzeit 

1933-1948

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

In den nach Regionen verzeichneten Akten erscheint nahezu jeder Hofbesitzer, denn die Kreisbauernschaft regelte Beitragsfragen, genehmigte Pachtverträge, überwachte den Anbau, registrierte Denunziationen und war überhaupt mit fast jedem Bereich bäuerlichen Lebens befaßt.
Findmittel: EDV-Findbuch 2000 (2 Bände)
Umfang: ca. 22 lfdm

Bestandsgeschichte 

Im September 1933 verfügte die nationalsozialistische
Führung den Aufbau einer ständischen Organisation der
deutschen Landwirtschaft, des "Reichsnährstandes". (RGBl.
1933 I, S. 626). Diese Organisation sollte als Selbstver-
waltungskörperschaft des öffentlichen Rechts die deutsche
Landwirtschaft einschließlich der landwirtschaftlichen Ge-
nossenschaften, des Landhandels und der Verarbeiter land-
wirtschaftlicher Produkte vertreten. Die bestehenden land-
wirtschaftlichen Vereine und Genossenschaften gingen im
Reichsnährstand auf. Ihm gehörten mithin zwangsweise alle
Besitzer und Nutzer landwirtschaftlicher Betriebe, ihre
Familien und Angestellten an. Als seine Aufgaben definierte
die "erste Verordnung über den vorläufigen Aufbau des
Reichsnährstandes" (RGBl. 1933 I, S. 1060) die Förderung
des Bauernstandes, die Regelung wirtschaftlicher und gesell-
schaftlicher Angelegenheiten zwischen seinen Angehörigen
und die Fachberatung der Behörden. Führer und gesetzlicher
Vertreter des Reichsnährstandes war der Reichsbauernführer,
den der Reichskanzler ernannte. Der Reichsnährstand glieder-
te sich in Landesbauernschaften, diese in Kreisbauernschaf-
ten.

Die Kreisbauernschaft Stade zählte zur Landesbauernschaft
Hannover, seit deren Vereinigung mit der Landesbauernschaft
Braunschweig 1937 zur Landesbauernschaft Niedersachsen.
Sie wurde gleichzeitig mit dem Reichsnährstand eingerichtet
und vereinte 102, zeitweise auch mehr Ortsbauernschaften.
Sie gehörte damit zu den größten innerhalb der Landesbauern-
schaft Niedersachsen. Eine Besonderheit bestand darin, daß
sie drei Nebenstellen in Jork, Harsefeld und Freiburg unter-
hielt, was sowohl der alten Kreiseinteilung wie der unter-
schiedlichen Agrarstruktur Rechnung trug. Die Nebenstelle in
Jork mußte allerdings nach Durchführung des Großhamburg-
Gesetzes, die das Kreisgebiet 1937 verkleinerte, geschlossen

werden. Der Verwaltung des Reichsnährstandes insgesamt ent-
sprechend gliederte sich die Kreisbauernschaft in drei
Hauptabteilungen; die erste sollte sich auf den Bauern als
Menschen konzentrieren, die zweite die Produktion fördern,
die dritte den Absatz regeln. An der Spitze der
Organisation stand der Kreisbauernführer, ihm unterstellt
war der Kreisobmann. Als Kreisbauernführer wirkten: von 1933
bis Juli 1934 Heinrich Dammann aus Wiepenkathen, 1934 -
1941/43 Walter Wilhelm Witt aus Griemshorst bei Harsefeld,
von 1941 an - offiziell seit 1943 - Hinrich Ringleben aus
Stade-Hörne.

1948 wurde der Reichsnährstand durch den Wirtschaftsrat des
Vereinten Wirtschaftsgebietes aufgelöst. (VO.Bl.BZ 1948, S.
65). Die Kreisbauernschaften wurden zunächst als Kreisland-
wirtschaftsämter weitergeführt; 1952, nach ihrer Aufhebung,
ordnete der Minister für Ernährung, Landwirtschaft und For-
sten an, die Akten bei den örtlich zuständigen Landwirt-
schaftsschulen aufzubewahren (Nds. MBl., S. 298). 1960 ver-
fügte die Landwirtschaftskammer Hannover ihre Abgabe an die
die Staatsarchive.

In diesen Akten erscheint nahezu jeder Hofbesitzer, denn die
Kreisbauernschaft regelte Beitragsfragen, genehmigte Pacht-
verträge, überwachte den Anbau, registrierte Denunziationen
und war überhaupt mit fast jedem Bereich bäuerlichen Lebens
befaßt. Der Bestand bietet somit nicht nur Einblicke in die
Agrarverfassung, sondern nicht weniger in die ländliche
Sozial- und Alltagsgeschichte unter dem Hakenkreuz.

Die Erfassung der bereits auf Karten vorverzeichneten
Datensätze nahmen die Archivangestellten Dörte Sölken und
Gisela Gähl sowie die Praktikanten Christoph Zeyathke und
Alexander Vergin vor.

Stade, im November 1997 Dr. Bei der Wieden

Die nur rudimentäre Verzeichnung nach Namen der Hofstellen wurde in den Jahren 2020 bis 2022 nacheinander durch die Praktikanten Wist und Böhnert sowie den Archivangestellten Seyb mit neuen Aktentiteln und Enthält-Vermerken versehen, so dass die Nutzung des Bestandes nunmehr erheblich erleichtert wird.

Stade, im März 2022

Dr. Thomas Bardelle

Literatur 

Lit.: Daniela Münkel: Nationalsozialistische Agrarpolitik
und die Bauern im Landkreis Stade, in: Stader Jahrbuch 1990,
S. 105 - 123;
dies.: Nationalsozialistische Agrarpolitik und
Bauernalltag, Frankfurt/M. u. New York 1996; dies.: Bäuer-
liche Interessen versus NS-Ideologie, in: Vierteljahrshefte
für Zeitgeschichte 4, 1996, S. 549 - 580.
Vgl. auch Beatrix Herlemann: "Der Bauer klebt am Hergebrachten".
Bäuerliche Verhaltensweisen unterm Nationalsozialismus auf dem Gebiet
des heutigen Landes Niedersachsen (Veröffentlichungen der
Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen XXXIX,
4), Hannover

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Kreis Stade

Zeit von 

1932

Zeit bis 

1937

Objekt_ID 

11

Ebenen_ID 

2020

Geo_ID 

2020-11

Link 

Kreis Stade

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Kreis Stade

Zeit von 

1937

Zeit bis 

1972

Objekt_ID 

3232065

Ebenen_ID 

20

Geo_ID 

20-3232065

Link 

Kreis Stade