NLA OS Rep 439

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Geheime Staatspolizei - Staatspolizeistelle Osnabrück

Laufzeit 

1928-1945

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Die Überlieferung der Osnabrücker Staatspolizei wurde bei Kriegsende fast vollständig vernichtet. Erhalten ist nahezu nur die Kartei zu den etwa 50.000 verlorenen "Personenakten". Der Bestand wurde daher durch Kopien aus anderen Archiven ergänzt, darunter insbesondere die nach Berlin gemeldeten Lageberichte (1995 publiziert von Gerd Steinwascher unter dem Titel "Gestapo Osnabrück meldet ...").

Beschreibung 

Gestapokartei:
In Osnabrück wird eine von insgesamt sieben, bundesweit erhaltenen Zentralkarteien der Geheimen Staatspolizei verwahrt. Mit ca. 50.000 Karten zählt die Osnabrücker Kartei zu den Karteien mittlerer Größenordnung.
Die Karteikarten liegen als Original (DIN A 5 quer) und als Kopie auf 1.472 Mikrofiches vor.
Den Karten der Politischen Polizei (hellblau/grau) und der Abwehrpolizei (orange), die ursprünglich getrennt geführt, aber auf Anordnung des RSHA im April 1944 zusammengelegt wurden. Die Karten sind fortlaufend alphabetisch sortiert. Geschätzt ein Drittel der Kartei sind Karten der Abwehrpolizei.
Kartei der Politischen Polizei (hellblau/grau)
In der Kartei sind erfasst politische Gegner, Nichtkonforme, Juden, Geistliche, Zwangsarbeiter.
Es gibt Verweise auf gesondert geführte Unterkarteien z. B. Juden-Kartei, Homokartei, Sonderkartei kath. Geistliche, Emigrantenkartei, die aber nicht überliefert sind. Auf den Verweiskarten finden sich i.d.R. dann nur Personendaten, ggf. PA-Aktenzeichen und Datum der Inhaftierung, während der Grund der Inhaftierung auf der Karte in der Sonderkartei angegeben war. Blaue Karteikarten wurden von der Exekutiven der Politischen Polizei (Abteilung II) geführt. Sie tragen in der Regel das Kopfzeichen "II".
Kartei der Abwehrpolizei (orange)
Die Kartei ist vorrangig als Suchkartei angelegt. In ihr sind Personen, die unter Spionageverdacht stehen, politische Gegner oder auch flüchtige Personen (Kriegsgefangene, Juden u.a.) erfasst. Sie enthält außerdem Verweiskarten für V-Männer. Orangene Karteikarten wurden von der Abwehrpolizei (Abteilung III) geführt. Sie tragen in der Regel kein Kopfzeichen.
Bei der Verzeichnung wurden alle Eintragungen auf den Karten sowie Strukturmerkmale aufgenommen.

Letztlich markiert die Farbe der Karte nur, ob es sich dabei um eine Karte der Politischen Polizei (blau) oder der Abwehrpolizei (orange) handelt. Aus der Angabe im Feld "Polizei" können Sie also schließen, welche Abteilung der Gestapo die Karte erstellt und geführt hat. Bis 1944 wurden diese beiden Karteien unabhängig voneinander geführt und erst nach einem Erlass aus dem RSHA zusammengeführt.

Bestandsgeschichte 

Die Staatspolizeistelle Osnabrück wurde im April 1933 bei der Regierung Osnabrück eingerichtet und dem neu gegründeten Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin unterstellt. Die politische Polizei war damit in ganz Preußen im Sinne des NS-Regimes neu organisiert worden, wobei die Behörden aus der staatlichen Polizeiverwaltung bei den Regierungspräsidien hervorgingen. Ihre Leiter waren in der Regel Polizeidezernenten der Regierung, in der seit Dezember 1934 ein eigenes Dezernat für die Leitung der Staatspolizeistelle bestand. Intern gab es die Abteilungen I: Verwaltung, II: Politik und III: Abwehr. Zugeordnet waren das Grenzpolizeikommissariat Bentheim sowie die Grenzpolizeidienststellen in Meppen und Nordhorn.

Leiter der Staatspolizeistelle Osnabrück:
1933 Apr. bis Juli: Dr. Otto Marxer
1933 Juli bis Aug.: Regierungsrat Karl-Georg Wittich
1933 Aug. bis 1934 Juli: Regierungsrat Hans Aderhold
1934 Aug. bis Dez.: Regierungsrat Richard Skiba
1934 Dez. bis 1935 Juni: Regierungsrat Paul Kanstein
1935 Juli bis 1936 Febr.: Regierungsassessor Dr. Hans Fischer
1936 März: Regierungsassessor Dr. Alexander Landgraf
1936 Apr. bis Nov.: Regierungsassessor Behrens
1936 Nov. bis 1940 Sept.: Regierungsassessor Walter Schlette
1940 Okt. bis 1941 März: Kriminalrat Bach (komm.)
1941 Apr. bis 1942 Jan.: Regierungsrat Weiß-Bollandt

Seit März 1942 war die Staatspolizeistelle Osnabrück suspendiert, in eine Außendienststelle umgewandelt und der Staatspolizeileitstelle Münster (seit 1944: Bremen) unterstellt.

Die Überlieferung der Osnabrücker Staatspolizei wurde bei Kriegsende fast vollständig vernichtet. Geringe Reste kamen 1968 aus den USA und Großbritannien ins Staatsarchiv. Erhalten ist nahezu nur die Kartei zu den etwa 50.000 verlorenen "Personenakten". Der Bestand wurde daher durch Kopien aus anderen Archiven ergänzt, darunter die inzwischen von Gerd Steinwascher (s.u.) publizierten Lageberichte.

Die Unterlagen wurden von verschiedenen Bearbeitern verzeichnet.

1. Juni 2004 N. Rügge



Gestapokartei:
Nr. 24 bis 20.196: Angaben zur Person wurden gelöscht und durch die Daten der Universitäts-Datenbank ersetzt. Unter Umständen gibt es auf diesen Weise zwei Schreibweisen des Namens im Titel und unter Angaben zur Person.

Literatur 

Gestapo Osnabrück
Delbanco, Werner, Geheime Staatspolizei - Staatspolizeistelle Osnabrück, in: Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Osnabrück, Göttingen 1978, S. 124 f. (mit Hinweis auf Bernhard Scheer/Georg Bartsch, Das Polizeiverwaltungsgesetz. Wesen und Rechtsgrundlagen der Polizei im Dritten Reich, Berlin 1939, S. 24 ff.; Jobst v. Schönfeldt, Die allgemeine und innere Verwaltung, Berlin 1942, S. 63 ff.)
Steinwascher, Gerd (Bearb.), Gestapo Osnabrück meldet ... Polizei- und Regierungsberichte aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936, Osnabrück 1995 (Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. 36) [mit ausführlicher Einleitung]

Gestapokartei
Bade, Claudia, Die Osnabrücker Gestapo-Kartei, in: Historical Social Research 26 (2001), S. 235-238
- Steinwascher, Gerd, Gestapo Osnabrück meldet… Polizei- und Regierungsberichte aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936, Osnabrück 1995
Eichler, Volker, Die Frankfurter Gestapo-Kartei. Entstehung, Struktur, Funktion, Überlieferungsgeschichte und Quellenwert, in: Paul, Paul / Mallmann, Klaus-Michael (Hg.), Die Gestapo – Mythos und Realität, Darmstadt 1995, S. 178-199
Issmer, Volker, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, Osnabrück 2000

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Kopien der Lageberichte Nr. 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13 auch in Erw F 100 Nr. 3

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet