StAB 7.2016

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Togo Baumwollgesellschaft mbH und Togo Palmölwerke GmbH

Laufzeit 

1905-1931

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

1905 wurde mit starker bremischer Beteiligung auf Initiative von J. K. Vietor die Togo Baumwollgesellschaft mbH mit Sitz in Lome gegründet, die sich mit der Entkernung und Verpackung in Togo angebauter Baumwolle befasste. In sie brachte die Deutsch-Westafrikanische Handelsgesellschaft, Hamburg, ein Werk zur Verarbeitung von Ölfrüchten ein, das 1913 als Togo Palmölwerke GmbH verselbständigt wurde. 1914 wurden beide Gesellschaften beschlagnahmt und waren nach dem Ersten Weltkrieg zur Auflösung gezwungen.

Geschichte des Bestandsbildners 

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts begannen in der ehemals deutschen Kolonie Togo auf der Regierungs-Versuchs- und Lehrstation bei Tove im Binnenland zwischen dem Agu- und dem Agome-Gebirge Versuche, die Möglichkeit einer rationellen Baumwollkultur in Togo festzustellen und gegebenenfalls die Marktfähigkeit des Produktes für die deutsche Industrie nachzuweisen. Die von amerikanischen Baumwollexperten durchgeführten Versuche ergaben, dass die klimatischen und die Bodenverhältnisse der Baumwollkultur durchaus günstig waren. Am 5. Februar 1902 traf eine erste Lieferung von 7.000 Pfund entkernter Baumwolle aus der insgesamt 70.000 Pfund umfassenden Gesamternte der Baumwollversuchsfarmen in Kpandu, Atakpame, Bassari, Sokodé, Akeppe-Tove und Aqueve in Bremen ein. Nach der offiziellen Taxe der Bremer Baumwollbörse vom 13. Februar 1902 wurde die Marktfähigkeit der Togo-Baumwolle festgestellt und als sehr gute, brauchbare Ware, etwa der „middling amerikanischen“ entsprechend, beurteilt.
Der Verkauf der Ernte erfolgte an die Vereinigung Sächsischer Spinnereibesitzer, i. P. Chemnitz. Die großen Baumwoll-Industrie-Verbände Deutschlands und Österreichs zeigen sich beeindruckt.
Es konnte nicht ausbleiben, dass sich schon bald auch die in Westafrika ansässigen Bremer Kolonialfirmen für die Togo-Baumwolle zu interessieren begannen. J.K. Vietor, der schon seit etwa 1889 zusammen mit dem kaiserlichen Kommissariat für das Togogebiet auf dem Regierungsgelände bei Sebbe Versuche mit dem Anbau tropischer Pflanzen durchgeführt hatte und seitdem über eigene Kaffee- und Kokosnussplantagen am Mono-Fluss verfügte, zeigte sich auch den Baumwollunternehmungen gegenüber sehr aufgeschlossen, umso mehr, als diese die Kolonialverwaltung veranlassten, die innere Erschließung der Kolonie und insbesondere den Bau der Eisenbahn Lome-Missahöhe schneller voranzutreiben.
Und so wurde im Dezember 1905 auf die Initiative von J.K. Vietor die Togo Baumwollgesellschaft mbH mit Sitz in Lome gegründet, der neben den hamburgischen Firmen Bödecker & Meyer, C. Goedelt, Liebau & Clasen, Wallbrecht & Co. sowie der Deutsch-Westafrikanischen Handelsgesellschaft und der englischen Firma F. & A. Swanzy Ltd London die bremischen Handelsfirmen Fr. M Vietor Söhne, Luther & Seyfert GmbH, H. Knoop & Sohn sowie die Bremer Kolonial-Handelsgesellschaft vormals F. Oloff & Co. mit ungefähr 60% des Stammkapitals angehörten; hinzu kam später die Vietorsche Tochterfirma Vietor & Freese.
Die Gesellschaft wurde gegründet zur Entkernung und Verpackung von Baumwolle, die von den einzelnen Gesellschaftern in Togo angekauft wurde. Hierdurch kam es zu ernsten Auseinandersetzungen mit der größten Monopolgesellschaft in Togo, der Deutschen-Togo-Gesellschaft, deren Baumwollbetriebe durch die Neugründung empfindlich getroffen wurden.
Durch die Deutsch-Westafrikanische Handelsgesellschaft, Hamburg, war von Beginn an ein Werk zur Verarbeitung von Ölfrüchten in die Togo Baumwollgesellschaft eingebracht worden. Demgemäß verpflichteten sich auch die Gesellschafter, ihre in Togo angekauften und zur maschinellen Weiterverarbeitung bestimmten Ölfrüchte, allein der Togo Baumwollgesellschaft anzubieten. Auch hier kam es zu Schwierigkeiten mit der Deutschen-Togo-Gesellschaft, die – neben den schlechten Bilanzen der Palmkernverarbeitungsanlagen – dazu führten, dass auf Antrag der Deutsch-Westafrikanischen Handelsgesellschaft von 19. April 1913 das in Lome betriebene Palmölwerk von der Togo Baumwollgesellschaft abgetrennt wurde. Am 11. Juni 1913 schlossen sich die Togo Baumwollgesellschaft, die Fa. F. Oloff & Co. AG, Luther & Seyfert, Vietor & Freese, Fr. M. Vietor Söhne, H. Knoop & Sohn aus Bremen und die hamburgischen Firmen Bödecker & Meyer, Wallbrecht & Co., C. Goedelt und die Deutsch-Westafrikanische Handelsgesellschaft zur „Togo Palmölwerke GmbH“ mit Sitz in Lome zusammen.
Beide Gesellschaften, Togo Baumwollgesellschaft mbH und Togo Palmölwerke GmbH, wurden 1914 bei der Eroberung der deutschen Kolonie Togo durch Engländer und Franzosen beschlagnahmt und unter Sequesterverwaltung gestellt. Der endgültige Verlust der Kolonie, verbunden mit dem Niederlassungsverbot für deutsche Firmen in Westafrika, zwang die Gesellschaften nach dem 1. Weltkrieg zur Auflösung.

Bestandsgeschichte 

Das Schriftgut des vorliegenden Bestandes 7,2016 war während des 2. Weltkriegs zusammen mit Firmenakten des Afrikahauses J.K. Vietor dem Staatsarchiv Bremen zur Verwahrung übergeben worden und bildete zusammen mit diesen den Archivbestand 7,2001 J.K. Vietor.
Eine provenienzmäßige Zugehörigkeit zu dieser Firmenregistratur bestand aber nie. Die Akten und Amtsbücher waren organisch bei der Togo Baumwollgesellschaft mbH und der Togo Palmölwerke GmbH erwachsenes eigenständiges Registraturgut. Eine Vermischung mit den Firmenakten J.K. Vietor war erfolgt, da Nikolaus Freese, Teilhaber der Firma Vietor & Freese, Aufsichtsratsvorsitzender beider Gesellschaften war, und er wie auch J.K. Vietor selbst Gesellschafter beider Unternehmen. Da das vorliegende Schriftgut demnach nicht aus der eigenen Firmentätigkeit erwachsen ist, sondern die Akten vielmehr einer ihnen übertragenen Geschäfts- bzw. Aufsichtsratsführung entstanden, wurden sie nicht als Teil der Firmenregistratur J.K. Vietor behandelt, sondern zu einem eigenen Bestand geformt.

Enthält 

Aufsichtsratskorrespondenz - Protokolle der Aufsichtsratssitzungen - Korrespondenz der Geschäftsführer - Bilanzen - Berichte - Orders - Reichsentschädigung für Kriegs- und Kolonialschäden

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

0,5