LkAH Kons. Stade

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Akten des Konsistoriums in Stade

Laufzeit 

1671-1958

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Akten des Konsistoriums Stade im Landeskirchlichen Archiv Hannover

Zur Geschichte des Stader Konsistoriums

Nachdem die Stifter Bremen und Verden 1648 als säkularisierte Reichslehen an die schwedische Krone gefallen waren, wurde die Verwaltung des protestantischen Kirchenwesens erstmals durchgreifend organisiert und in Stade zentralisiert: 1651/52 wurden dort ein Konsistorium (als Kollegialbehörde) und eine Generalsuperintendentur errichtet.
Zu den Aufgaben des Konsistoriums zählten die Wahrung der landeskirchlichen Rechte, die "geistliche" Vermögensverwaltung und die Aufsicht über Lebensführung von Pastoren und Theologiestudenten und Lehre. Damit verbunden war das kirchliche Ausbildungs- und Prüfungswesen sowie die Förderung von Schule und Katechismusunterricht. Auch die Ehegerichtsbarkeit unterstand der Stader Behörde.
Mehrfach umorganisiert galt seit dem Erwerb der Herzogtümer durch das Kurfürstentum Hannover 1715 die Regelung, dass der leitende Stader Regierungsrat "Präsident" und der Direktor der Justizkanzlei "Direktor" des Konsistoriums wurde. Nebenamtlich gehörten dem Konsistorium zwei Justizräte und zwei oder drei Theologen an, die in dieser Funktion den Titel "Konsistorialrat" führten. Zu diesen Konsistorialräten gehörte auch der Generalsuperintendent, der sein Amt im Konsistorium faktisch hauptamtlich wahrnahm, da ihn seine anderen Aufgaben - Visitationen, Ordinationen, Einweihungen und Predigten bei besonderen Anlässen - wenig beanspruchten.
Mit Einrichtung des Konsistoriums wurde das Gebiet der Herzogtümer Bremen und Verden zunächst in neun geistliche Kreise oder Präposituren aufgeteilt. Im Jahr 1684 bestanden eine bremische und eine verdische Superintendentur, die neun Präposituren Kehdingen, Altes Land, Neuhaus, Land Wursten, Osterstade, Bederkesa, Bremervörde, Zeven-Ottersberg und Rotenburg sowie die geistlichen Ministerien der Städte Buxtehude, Stade und Verden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fiel die Präpositur Rotenburg weg. 1826 wurden statt

der verbliebenen zehn Kirchenkreise 16 neue Inspektionen eingerichtet. Von diesen 16 Superintendenturen wurden 1853 Bederkesa und Beverstedt aufgehoben und Stotel durch Lehe ersetzt. Der Konsistorialbezirk Stade gliederte sich nunmehr in die Inspektionen Altes Land, Bremervörde, Hagen, Harsefeld, Himmelpforten, Land Kehdingen, Lehe, Neuhaus, Osterholz, Ottersberg, Rotenburg, Verden, Land Wursten und Zeven.
Während schon in der napoleonischen Phase die Zuständigkeit des Konsistoriums beschnitten wurde, verringerte sich in der preußischen Zeit die Kompetenz des Konsistoriums Schritt für Schritt. Durch Verordnung vom 17. April 1866 war es in den sogenannten geistlichen Sachen (Bekenntnisstand, Liturgie, Ausbildung der Theologen) dem neu gegründeten lutherischen Landeskonsistorium in Hannover unterstellt worden, in den nichtgeistlichen Angelegenheiten, v. a. in Bau- und Vermögenssachen, blieb das Kultusministerium die direkt vorgesetzte Behörde für das Konsistorium. Im Zuge der preußischen Verwaltungsreformen verlor das Konsistorium 1869 auch seine Zuständigkeit für Ehesachen an die großen Senate der Obergerichte.
Als mit Erlass vom 20. Februar 1884 das Konsistorium in Aurich als Kirchenbehörde für die Evangelisch-reformierte Kirche der Provinz Hannover bestellt wurde, ging die Zuständigkeit des Konsistoriums in Stade für die reformierten Kirchengemeinden an das Konsistorium in Aurich über. Ein Jahr später wurden die Volksschulangelegenheiten endgültig der Regierung in Stade übertragen. Um dennoch den Fortbestand der Behörde zu sichern, wurde ihre räumliche Zuständigkeit um die Gemeinden der Generaldiözese Harburg und Stadt Lüneburg sowie des Landes Hadeln erweitert. Das bis dahin eigenständige Konsistorium des Landes Hadeln in Otterndorf wurde mit Erlass vom 13. April 1885 aufgelöst. Mit der Vereinigung der Konsistorien Hannover und Stade am l. Januar 1903 wurde das Stader Konsistorium aufgehoben und der Dienstsitz des Stader Generalsuperintendenten nach Hannover

verlegt.

Zur Aktenüberlieferung und deren Erschließung

Bei der Bombardierung Stades durch die Dänen 1712 wurden das Konsistorialgebäude und die dort verwahrte Registratur schwer getroffen, so dass aus der Zeit vor 1712 kaum noch Akten des Konsistoriums erhalten sind.
1885 wurden die Akten des Konsistoriums Stade geteilt:
Die Regierung in Stade übernahm vom Konsistorium das Aufgabengebiet "Volksschulangelegenheiten" und alle diesbezüglichen Vorakten.
Die Unterlagen zu den fünf reformierten Pfarren Blumenthal, Holßel, Lehe, Neuenkirchen, Ringstedt, die bis 1884 dem Stader Konsistorium unterstanden hatten, wurden 1885 an das Konsistorium Aurich abgegeben und befinden sich heute im Archiv des Synodalrats der Evangelisch-reformierten Kirche in Leer.
Nach Aufhebung des Stader Konsistoriums (1903) gliederte das nun zuständige Konsistorium in Hannover die aus Stade übernommenen Akten in seine Bestände ein. Wegen Platzmangels gab das Konsistorium 1905 und noch einmal 1919 Akten an das Staatsarchiv in Hannover ab. Darunter waren auch Akten des Konsistoriums Stade, v. a. Generalia, Pfarrbestallungssachen, geistliche Sachen der Städte und Inspektionen sowie Bauangelegenheiten. Die übrigen Akten verblieben im Konsistorium und wurden vom Landeskirchenamt Hannover übernommen, das 1924 die Rechtsnachfolge des Konsistoriums Hannover getreten hatte.
Nach Gründung des Landeskirchlichen Archivs (1933) verblieben die älteren Akten der Konsistorien im Landeskirchenamt, sie wurden nur nominell zu Archivakten. Zu diesen Archivakten gehörten aus dem Bereich des Stader Konsistoriums die folgenden Aktengruppen:
- Armensachen (1943 verbrannt),
- Beamtenakten (heute Bestand A 7),
- Generalia und Ministerialia. Ein Teil der älteren Akten war schon 1919 an das Staatsarchiv abgegeben worden; die im Landeskirchlichen Archiv verbliebenen Akten verbrannten teilweise 1943:
- Bausachen ab ca. 1800 (1943 verbrannt),
- Corpora Bonorum (heute Bestand A 8),

- Organisten- und Küstersachen (1943 verbrannt),
- Parochialsachen (1943 verbrannt),
- Personalia der Pastoren und Kandidaten (1943 verbrannt),
- Pfarroffizial- und Kirchenrechnungssachen (heute Bestand A 2),
- Pfarrwitwensachen (die Akten verbrannten 1943 zum großen Teil; der Rest,
v. a. Rechnungen und Rechnungsbelege, blieb erhalten; heute Bestand E 38a),
- Religions-und Sektensachen (1943 verbrannt),
- Visitationen ab ca. 1800 (heute Bestand A 9),
- Varia (1943 verbrannt).
Im Landeskirchlichen Archiv wurden auch die Stader Akten seit 1936 mit Hilfskräften schrittweise verzeichnet. Der lange geplante Umzug in ein eigenes Dienstgebäude musste 1941 auf die Zeit nach dem Kriegsende verschoben werden, so dass die Archivakten im Landeskirchenamt blieben. Als das Landeskirchliche Archiv 1942 seine Archivalien auslagern wollte, durften nur die extrem luftkriegsgefährdeten Akten ausgelagert werden. Bei der Zerstörung des Landeskirchenamts verbrannten 1943 zwei Drittel des Gesamtbestandes des Landeskirchlichen Archivs, darunter auch zahlreiche Stader Akten.
Bei der Neuverzeichnung der Archivalien nach dem Krieg blieb die alte im Konsistorium Hannover hergestellte Ordnung erhalten: Die Stader Akten blieben also auf die verschiedenen Bestände aufgeteilt, doch wurde bei der Verzeichnung, die zum größten Teil von Dr. Helmut Speer 1963-1966 durchgeführt wurde, jeweils die Provenienz der Akten beachtet.
Daher konnten die entsprechenden Aktentitel gut ermittelt, elektronisch mit dem Verzeichnisprogramm "AIDA" verzeichnet und Bestandteil des "Findbuchs zu den Akten des Konsistoriums in Stade (1652-1903) in staatlichen und Kirchlichen Archiven" werden. Dieses von Brage Bei der Wieden, Sabine Graf und Hans Otte bearbeitete Buch ist 2002 erschienen und erschließt alle noch vorhandenen Akten des Konsistoriums Stade.
Für die Präsentation an dieser Stelle ist der landeskirchliche Findbuch-Teil gefiltert worden. Die hier aufgeführten Titel finden sich in den

folgenden Beständen:
- A 2: Pfarroffizial- und Rechnungsakten, vereinzelt auch Generalia, 18. und 19. Jahrhundert;
- A 6: Jüngere Pfarrbestellungsakten (ab ca. 1800);
- A 7: Beamtenakten (Personalakten der Angehörigen des Konsistoriums, 18. und 19. Jahrhundert);
- A 8: Corpora Bonorum und Lagerbücher (1783-1903);
- E 38a: Predigerwitwenkasse der Herzogtümer Bremen-Verden (1822-1923).
Bei der Zusammenstellung der Übersicht blieben jene Bestände unberücksichtigt, welche ihrer Provenienz nach nicht aus dem Konsistorium Stade stammten. Dazu gehören:
- A 12g: Generalsuperintendentur Stade: enthält vor allem Akten, die nach dem Umzug des Generalsuperintendenten nach Hannover (1903) angelegt wurden, zahlreicher sind nur die Visitationsakten;
- E 5: Konsistorialbaumeister: enthält Berichte von Baubereisungen und Besichtigungen aus der Zeit von 1900 bis 1943;
- E 38b: Predigerwitwenkasse Zeven-Ottersberg 1783-1876;
- E 38d: Predigerwitwenkasse Land Hadeln 1667-1964;
- E 38e: Predigerwitwenkasse Kehdingen 1655-1962;
- E 38f: Predigerwitwenkasse Osterstade-Vielanden 1735-1921;
- E 38g: Predigerwitwenkasse Neuhaus-Oste 1733-1869;
- E 38u: Sterbebeitrags-Gesellschaft für den Clerus minor der Herzogtümer Bremen und Verden;
- S 8d: Ausschreiben des Konsistoriums Stade: enthält vor allem Reskripte und Verordnungen des 18. und 19. Jahrhunderts, die aus den Dubletten der Pfarr- und Ephoralarchive zusammengestellt wurden.

Literatur 

Brage Bei der Wieden, Sabine Graf und Hans Otte (Bearb.): Findbuch zu den Akten des Konsistoriums in Stade (1652-1903) in staatlichen und kirchlichen Archiven, Stade 2002

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: ja

vollständig verzeichnet