StAB 7.1021

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur

Laufzeit 

1847-1966

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

1891 gründete Ottilie Hoffmann zusammen mit dem Bremer Kaufmann Johannes Schröder den Bremer Mäßigkeitsverein. Angeregt durch die alkoholgegnerische Bewegung in England verbreitete Ottilie Hoffmann den Enthaltsamkeitsgedanken in Deutschland. Ihre praktische Tätigkeit hatte 1890 beim Aufbau der nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung begonnen, nachdem durch den Ausschank von Alkohol 40 Betriebsunfälle verursacht worden waren. Sie erreichte durch die Einrichtung einer Kaffeeküche, in der die Tasse Kaffee zu 5 Pfennig, der Teller Erbsensuppe zu 10 Pfennig angeboten wurden, dass weitere Unfälle vermieden werden konnten. Mit freiwilligen Helferinnen richtete Ottilie Hoffmann in den darauffolgenden Jahren mehrere Kaffeeküchen und Speisehäuser ein, in denen eine gesunde und alkoholfreie Ernährung angeboten wurde. 1915 änderte der Verein seinen Namen um in "Bremer Verein für alkoholfreie Speisehäuser". Der neue Name brachte die Tätigkeit des Vereins besser zum Ausdruck.
Bis zu ihrem Tode 1925 behielt Ottilie Hoffmann die Oberaufsicht über die zahlreichen Speiseküchen. Sie ernannte Anna Klara Fischer zu ihrer Nachfolgerin, die später auch in Personalunion den Bundesvorsitz des Frauenbundes für alkoholfreie Kultur übernahm.
Mitte der sechziger Jahre ging der Betrieb in den Speisehäusern dann zurück und sie mussten nach und nach geschlossen werden. 1970 beantragte der "Bremer Verein für alkoholfreie Speisehäuser" eine Umbenennung in "Bremer Verein Ottilie Hoffmann".

Nachdem Ottilie Hoffmann 1895 von der Gründerin und Präsidentin des Weltbundes Christlicher Abstinenter Frauen, Frances E. Willard, zur Mitarbeit aufgefordert worden war, schloss sie sich als erste deutsche Frau dem Weltbund an und gründete am 17.7.1900 den Deutschen Bund abstinenter Frauen, der 1924 umbenannt wurde in "Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur". Ottilie Hoffmann baute die Ortsgruppe Bremen auf, weitere Ortsgruppen entstanden in 50 deutschen Städten. Der Bund sah seine Aufgabe in der Bekämpfung des Alkoholismus durch eine umfassende Aufklärungsarbeit und der Schaffung einer alkoholfreien Kultur.
Die Ortsgruppen des Bundes sahen die alkoholfreien Gaststätten als ihre zentrale Aufgabe, wobei die Ortsgruppe Bremen eng mit dem Verein für alkoholfreie Speisehäuser zusammenarbeitete, was durch die Gründerin beider Vereine Ottilie Hoffmann nahe lag. 1935 wurden in Bremen 8 sogenannte Ottilie-Hoffmann-Häuser unterhalten: in der Neuenstraße, Hansastraße, Katharinenstraße, am Osterdeich, in Hemelingen und drei im Hafen. Der Deutsche Frauenbund für alkoholfreie Kultur konnte während des Dritten Reichs als einzige Organisation der alten Frauenbewegung ohne Gleichschaltung seine eigenständige Organisation bewahren. Er musste jedoch eine Einschränkung seiner Aktivitäten hinnehmen, da die vorbeugende Aufklärungsarbeit gegen den Alkoholismus weitgehend auf andere Institutionen übertragen wurde.
Die Jahre nach 1945 waren vor allem durch den Wiederaufbau der zerstörten Häuser gekennzeichnet. Durch die Teilung Deutschlands verlor der Bund etwa 90 % seines Mitgliederbestandes. 1947 fand das erste Bundestreffen in Hohenlimburg statt, 1948 die erste Bundestagung auf Borkum.

Seiner früheren Tradition entsprechend setzte der Verein die vorbeugende Arbeit gegen den Alkoholismus fort. Er führte Lehrgänge und Wochenendschulungen zum Thema "Jugendschutz", "Freizeitgestaltung" und "Verkehrserziehung" durch und setzte sich für die Förderung des Verbrauchs alkoholfreier Getränke ein. Als Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren führte er auch Beratungen von Suchtgefährdeten durch.
1956 war die Bremer Ortsgruppe Veranstalterin des 20. Weltkongresses des Weltbundes Christlicher Abstinenter Frauen. Beide Vereine, sowohl den "Deutschen Frauenbund für alkoholfreie Kultur" als auch den "Bremer Verein Ottilie Hoffmann" gibt es heute noch. Sie setzen, unabhängig voneinander, den Kampf gegen den Alkoholmissbrauch fort.

Bestandsgeschichte 

Der Bestand wurde am 1. April 1968 vom Deutschen Frauenbund für alkoholfreie Kultur, Ortsgruppe Bremen, dem Staatsarchiv als Depositum mit Benutzungsbeschränkungen übergeben. Neben den Unterlagen des Frauenbundes befinden sich auch Materialien des Vereins für alkoholfreie Speisehäuser sowie Nachlassteile von Ottilie Hoffmann in dem Bestand. Aufgrund der engen, vor allem personellen Verzahnung beider Vereine sind die Teile jedoch beisammen gelassen und nur durch eine inhaltliche Gliederung kenntlich gemacht worden.
Einen weiteren Zugang erhielt der Bestand im Jahre 2010 über das Focke-Museum. Die Archivalien wurden chronologisch und thematisch geordnet und sind dem Bestand 7,1021 angehängt.

Enthält 

Nachlass Ottilie Hoffmann: Korrespondenz, Tagebücher - Vereinstätigkeit - Manuskripte 1894-1925 - Ortsgruppe Bremen des Deutschen Frauenbundes für alkoholfreie Kultur: Bundestagungen - Jahresberichte - Satzungen - Rundschreiben - Gaststättenbewirtschaftung - Broschüren

Literatur 

Mathilde Planck, Ottilie Hoffmann, Bremen 1930; Else Newby/Petra Seling-Biehusen, Ein Leben für die Mäßigkeit. Ottilie Hoffmann, in: Genuß und Mäßigkeit, hrsg. von Christian Marzahn unter Mitarbeit von Astrid Schneider, Bremen 1995 (Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens, 17); "Komm, wir gehen nach Ottilie!" 100 Jahre Frauenbewegung und Abstinenz. Die Ottilie-Hoffmann-Häuser in Bremen, Bremen 2000.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

1,5

Benutzung 

Für einen Großteil des Bestandes gelten besondere Benutzungsvereinbarungen. Für eine Einsichtnahme nehmen Sie bitte Kontakt zum Staatsarchiv auf.