StAB 7.203

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Dillschneider, Karl

Laufzeit 

1928-1998

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Karl Dillschneider wurde am 8. Dezember 1904 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Er besuchte neun Jahre die Oberrealschule in Wilhelmshaven, wo er Ostern 1924 das Abitur machte. Danach nahm er ein Architekturstudium an der TH München und Berlin auf, das er im Juli 1928 mit dem Diplom abschloss. Seine erste Anstellung fand er in Velbert im Rheinland. 1937 war er Leiter der Entwurfsabteilung des Stadtbauamtes in Velbert. 1938 heiratete er Erika Breden aus Bremerhaven und wechselte als Sachbearbeiter für Städtebau und Großraumplanung an die Landesplanungsgemeinschaft Oldenburg/Bremen nach Bremen. 1944-1945 war er Soldat in Norwegen. Kurz nach Kriegsende war er schon mit Inventarisationsarbeiten bei der Baudenkmalspflege beschäftigt. 1948 wurde er im Stadtplanungsamt Hauptsachgebietsleiter. 1954 wurde er zum Baurat ernannt. Ab 1955 widmete er sich der Durchführung von Einzelaufgaben der Baudenkmalpflege, u. a. dem Wiederaufbau des Hauses Mittelsbüren für das Focke-Museum und die Wiederherstellung der Mühle Oberneuland. Ab 1959 kam die Konservierung und Sanierung des Schnoorviertels dazu. Am 1.7.1964 wurde er als Nachfolger von Rudolf Stein zum Bremer Baudenkmalpfleger ernannt und am 1.1.1965 erfolgte die Beförderung zum Oberbaurat. Nach dem Eintritt in den Ruhestand 1971 hat er sich mit weiteren Werkverträgen um den Schnoor kümmern dürfen. Karl Dillschneider wurde gemeinhin als "Vater des Schnoor" genannt.
Karl Dillschneider wurden im Laufe seines langen Lebens zahlreiche Auszeichnungen zuteil. 1971 erhielt er von der Handwerkskammer Bremen die Goldene Ehrennadel, 1975 den BDA-Preis für die Herstellung des Schnoorviertels und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 1977 wurde ihm der Niedersächsische Verdienstorden am Bande verliehen und zu seinem 80. Geburtstag am 8.12.1984 durfte er die Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft entgegennehmen. Zwei Jahre später erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.

Noch länger ist die Liste der Vereine, Stiftungen und Gesellschaften, denen er als Vorsitzender, Ehrenmitglied oder Vorstandsmitglied angehörte. Von 1967-1984 war er 1. Vorsitzender des "Vereins für Niedersächsisches Volkstum" , sechs Jahre war er Vorsitzender des "Bremer Künstlerbundes", ferner Vorstandsmitglied in der "Hermann-Allmers-Gesellschaft Rechtenfleth" und in der Stiftung "Der Hodenberg". Diese Liste könnte noch sehr erweitert werden.
Seine weitreichenden Kenntnisse in der Kunst- und Denkmalpflege haben zu vielen Veröffentlichungen in (Vereins-) Zeitschriften, Zeitungen und einigen Monografien geführt. Sein wohl bekanntestes und fundiertestes Buch über den Schnoor sei hier stellvertretend genannt. Dazu kommt seine umfangreiche Vortragstätigkeit, der er sich vor allem nach der Pensionierung widmen konnte. Ferner seine Beratertätigkeit in vielen Städten und bei verschiedenen Objekten. Seine reichen Erfahrungen, die er bei verschiedenen Aufmessungen von Gebäuden vor und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gesammelt hat, mögen dafür den Grundstein gelegt haben.
Karl Dillschneider verfügte über ein überdurchschnittliches Zeichentalent. Nicht nur das Zeichnen und Entwerfen von Häusern fiel ihm leicht, sondern er hielt während seiner häufigen Reisen die Natur mit Zeichenstift oder gar Pinsel fest. Er organisierte nicht nur Reisen, sondern übernahm auch die Städteführungen. Der norddeutsche Raum war ihm besonders ans Herz gewachsen und das Wort "Heimatpflege" oder "Heimatkunde" hatte er nicht nur verinnerlicht, sondern war darum bemüht, es weiten Kreisen zu erschließen. Selbst im hohen Alter von über neunzig Jahren führte er noch zahlreiche Gruppen durch "seinen" geliebten und von ihm maßgeblich gestalteten Schnoor. Dazu kam seine rege Vortragstätigkeit. Ihm war beruflich das Glück zuteil geworden in einer Zeit wirken zu können als Denkmalpflege noch recht stiefmütterlich behandelt wurde. Er starb hochbetagt am 21.9.1998.

Bestandsgeschichte 

Kurz nach dem Tode von Karl Dillschneider wurde dem Staatsarchiv Bremen durch eine der beiden Töchter Gelegenheit gegeben, den Nachlass in dem Haus Gustav-Freitag-Str. 9 zu sichten und zu bewerten. Im Arbeitszimmer befanden sich ca. 30 m Schriftgut, das zum größten Teil säuberlich in Stehordnern geführt und beschriftet war. Nach einer ersten Sichtung entschlossen sich die Sachbearbeiterin und der für das Bauwesen zuständige Sachbearbeiter Herr Vogel, das auf Bremen bezogene und zur Biografie gehörende Schriftgut zu übernehmen. Der Schriftwechsel mit diversen Vereinen, der größtenteils nur Rundschreiben enthielt, wurde nur exemplarisch übernommen. Auch wurden von den zahlreichen Studienfahrten, die Karl Dillschneider plante und leitete nur einige Beispiele herausgezogen. Die diversen Pakete mit Glückwünschen zum Geburtstag blieben bis auf den 80. und 90. Geburtstag unbeachtet.
Insgesamt wurden nach drei Nachmittagen im Oktober 1998 ca. 3,5 m Schriftgut übernommen. Bei der Bearbeitung im Sommer 2002 wurde noch nachkassiert. Manche Zeitungsausschnitte oder Briefe lagen 10 - 20-fach kopiert vor. Das Schriftgut setzt sich zum größten Teil nur aus Sammlungsgut zusammen, was man als bedingt archivwürdig bezeichnen würde. Da Karl Dillschneider jedoch für Bremen und vor allem für die Rettung des Schnoorviertels eine große Bedeutung hatte, rechtfertigt sich die Aufnahme des Nachlasses. Er enthält z. B. auch eine große Anzahl von Dias (Verzeichnungsnummer 165), die nicht in die Bildsammlung überführt worden ist. Die Druckschriften und Belegexemplare sind, sofern nicht schon vorhanden, in die Dienstbibliothek des Staatsarchivs Bremen überführt worden.

Erwähnenswert sind die diversen Karten, Pläne und Architekturzeichnungen aus den Jahren 1928-1942, die wir noch auf dem Dachboden vorfanden. Sie liegen abgesondert in drei großformatigen Mappen im Kartenschrank im 8. OG. (Verzeichnungsnummern 166-168). Der Gesamtumfang beträgt 28 Archivkartons. Teilweise wurde das Schriftgut, bzw. Sammlungsgut in den von Karl Dillschneider angelegten Mappen belassen. Seine handschriftlichen Vermerke könnten bei einer späteren Nutzung noch hilfreich sein. Auf eine Nachkassation wurde in diesen Fällen verzichtet.

Enthält 

Unterlagen aus Ausbildung und Studium - Bauwettbewerbe - Tätigkeit als Baudenkmalpfleger in Bremen - Wiederaufbau des Schnoors - Mitgliedschaft in Vereinen - Ehrungen

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

2,5