StAB 7.206

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Bippen, Familie von

Laufzeit 

1597-1959

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Wilhelm von Bippen heiratete in Lübeck die Tochter des Oberappellationsgerichtspräsidenten Georg Arnold Heise (1778-1851) (ADB XI, S. 666 ff.), Emma Heise (1814-1905). Heise hatte nach erfolgreicher Lehrtätigkeit in Heidelberg und Göttingen als Jurist und Rechtshistoriker das 1820 in Lübeck neu eingerichtete Oberappellationsgericht der freien Städte geleitet. Mit seinem Schwiegervater verband von Bippen ein enges Verhältnis, das von großer Achtung und Verehrung geprägt war. Von Bippen verfasste eine Lebensbeschreibung seines Schwiegervaters, die 1852 in Halle unter dem Titel "Georg Arnold Heise. Mittheilungen aus dessen Leben" erschien. Im Nachlass haben sich Vorarbeiten zu dieser Biographie erhalten. Neben dem Lebenswerk Heises fühlte sich von Bippen auch dem norddeutschen Dichterkreis, der sich Ende des 18. Jahrhunderts am Eutiner Hof gefunden hatte, als Chronist verpflichtet. Seine 1859 erschienenen "Eutiner Skizzen" sind ebenfalls mit Vorarbeiten und Manuskripten im Nachlaß erhalten. Daneben sind hervorzuheben Originalkorrespondenzen aus dem Umfeld der Arbeiten zu Heise und Eutin sowie zu anderen Themen, u.a. Schreiben von Clemens Brentano, Friedrich Christoph Perthes, Adalbert von Chamisso, Alexander von Humboldt und Friedrich Karl von Savigny. Neben seinen chronistischen Werken widmete sich von Bippen auch der Dichtkunst. Er verfasste lyrische Werke (posthum besorgte Druckfassung "Zur Erinnerung an Wilhelm von Bippen", Weimar 1866) und schrieb - zunächst anonym - Erzählungen, Dramen, Lustspiele und sogar Opern. Zahlreiche Urschriften und Reinschriften von seinen dramatischen Werken bezeugen ein reiches Œvre, dessen Aufführungen und Publikationen aber kaum über Einzelerfolge hinausgingen.
Im politischen Leben Lübecks war von Bippen als führendes Mitglied der Lübecker Bürgerschaft vor allem an den Bemühungen um die Verfassungsreform von 1848 beteiligt, zugleich nahm er aktiv am bürgerlichen Vereinsleben seiner Zeit teil.

Der nach seinem Vater benannte und am 1. November 1844 in Lübeck geborene Wilhelm von Bippen studierte nach seiner Schulausbildung in Lübeck zunächst in Bonn Jura. Die Korrespondenz mit dem Vater erweist, dass dies auch dem väterlichen Wunsche entsprach. Erst in Göttingen wechselte von Bippens Interesse zur Geschichte, unter dem von ihm zeitlebens hoch verehrten Lehrer Georg Waitz erhielt er dort die wesentliche wissenschaftliche Prägung.
Von Bippens erste berufliche Stellung führte ihn 1869 als Prinzenerzieher an den Hof des Fürstentums Waldeck-Pyrmont in Arolsen, u.a. gehörte in Arolsen die spätere Königinmutter der Niederlande, Emma, zu seinen Schülerinnen.
1870 erfolgte die Berufung nach Bremen als Nachfolger von Dietrich Ehmck in der Herausgabe des Bremischen Urkundenbuch. Mit der Entscheidung zur Niederlassung in Bremen beschritt von Bippen einen beruflichen Lebensweg, der ihn 1875 zum Senatssyndikus und Archivar machen und in den folgenden Jahrzehnten in seiner Person die zentralen Aufgaben zur bremischen Landesgeschichtsforschung vereinen sollte. Dies waren:
- Die Leitung des Bremer Archivs.
- Die Betreuung und Herausgabe des Bremischen Urkundenbuchs.
- Die Publikation der ersten modernen wissenschaftlichen Geschichte Bremens. - Die Betreuung und - Herausgabe der bremischen Biographie.
- Die Publikation einer Biographie Johann Smidts.
Niemand vor und nach Wilhelm von Bippen hat in diesem Tätigkeitsfeld eine vergleichbare Fülle von Aufgaben auf sich genommen und erfolgreich bewältigt. Neben seiner eigenen wissenschaftlichen Tätigkeit zu zahlreichen Themen der bremischen und hansischen Geschichte hat Wilhelm von Bippen als langjähriger (Mit-) Herausgeber des Bremischen Jahrbuchs sowie der Hansischen Geschichtsblätter und als Vorsitzer bzw. Vorstandsmitglied in der Historischen Gesellschaft Bremen und im Hansischen Geschichtsverein daneben auch Arbeiten anderer Forscher betreut, angeregt und befördert.

Im vorliegenden Nachlass sind sowohl der berufliche Werdegang als auch die späteren Betätigungsfelder von Bippens einschlägig dokumentiert. Allerdings haben die Selbstzeugnisse (Tagebücher, Manuskripte) und die Korrespondenzen und Geschäftsunterlagen eher schlaglichtartigen Charakter. Lange, zusammenhängende Reihen von Briefen oder Selbstzeugnissen haben sich leider nur im engeren familiären Umfeld erhalten.
Wilhelm von Bippen heiratete 1880 in Graz die Tochter des k.u.k. Generalmajors Siegmund von Ettingshausen, Sofie von Ettingshausen (1850-1918). 1882 wurde in Bremen das einzige Kind dieser Ehe, die Tochter Luisa von Bippen geboren. Mit seiner Familie, nicht nur seiner Frau und der geliebten Tochter, auch den Eltern und Geschwistern in Lübeck und Hamburg, verband Wilhelm von Bippen ein enges Verhältnis. Ein Großteil der erhaltenen Korrespondenz ist als klassische Familienkorrespondenz anzusehen, die beispielhaft zeigt, wie in diesen wichtigen Jahrzehnten hanseatischen Stadtbürgertums die Bande von Familie und Verwandtschaft berufliche und private Lebenswege begleiteten und prägten.
Interessante Einblicke in das häusliche Lebensumfeld der Familie von Bippen in den Wohnungen Schönhausenstr. 10 und Bismarckstr. 78 erlauben auch die im Nachlass verwahrten Fotos und Glasplattendias.
Wilhelm von Bippen starb am 22. August 1923 in Bremen - zehn Jahre nach einem schweren Schlaganfall, fünf Jahre nach dem Tod seiner Frau Sofie von Bippen. Die an die Tochter Luisa Lorent gerichteten Beileidsschreiben belegen, in welch hohem Ansehen Wilhelm von Bippen bis zuletzt in Bremen gestanden hat.

Luisa von Bippen hatte 1904 in erster Ehe den Kaufmann Friedrich E. Lorent geheiratet, der bereits im Jahr 1920 verstarb. Die von Friedrich E. Lorent in Bremen betriebene Firma Lorent Kaffee-Import wurde nach seinem Tod weitergeführt und existierte bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Sowohl die Nachfahren von Bippen - bis zur zweiten Ehe von Luisa Volker von Bippen - als auch die Firma Lorent sind in einer Hauptgruppe des Nachlasses dokumentiert.

Konrad Elmshäuser
Bremen 2002

Bestandsgeschichte 

Der Bestand 7, 206 wurde in den Jahren 2000 und 2001 von zwei Nachfahren von Wilhelm von Bippen an das Staatsarchiv übergeben. Zunächst hatte Frau Lorent aus Bielefeld, eine Urenkelin von Wilhelm von Bippen, dem Staatsarchiv die bei Ihr noch vorhandenen Reste von Schriftgut und Drucken aus dem Nachlass Ihres Urgroßvaters angeboten und sie dem Staatsarchiv im April 2000 als Geschenk übereignet. Weitere Nachlassteile von Wilhelm von Bippen ließen sich bei Herrn Prof. Dr. Nico Stehr, dem Bruder von Frau Lorent, in Wangen im Allgäu ermitteln. Auch Herr Stehr überließ diese Nachlassteile im Februar 2001 als Geschenk dem Staatsarchiv Bremen. Wegen der wichtigen Rolle, die Wilhelm von Bippen für die bremische Geschichtsforschung spielte, steht sein Schriftgut im Zentrum des Nachlasses 7,206. Allerdings handelt es sich bei dem Bestand um keinen Personen- sondern um einen Familiennachlass, der sowohl Schriftgut der Vorfahren von Wilhelm von Bippen als auch solches seiner Nachfahren umfasst. Die Bestandsbezeichnung ist daher 7,206 Familie von Bippen. Das Schriftgut erstreckt sich zeitlich vom 17. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts und hat örtliche Überlieferungsschwerpunkte in Osnabrück, Lübeck und Bremen.
Die beiden Nachlassteile wurde weitgehend ungeordnet und ohne Erschließungsmittel an das Archiv abgegeben. Sie stellten leider erkennbar nur noch den Rest einer ehemals umfangreicheren Schriftgutüberlieferung dar. Nach Auskunft von Frau Lorent wurden wahrscheinlich Teile des Schriftguts bei Erbteilungen und Umzügen vom Nachlass getrennt oder gingen anderweitig verloren.
Das Schriftgut wurde im Archiv in mehrere Hauptgruppen aufgeteilt und konnte diesen weitgehend lückenlos zugeordnet werden. Es handelt sich um folgende Hauptgruppen:
1. Vorfahren von Bippen in Osnabrück, (Akten aus Niedergerichtsverfahren des 17. Jahrhunderts)
2. Familie Wilhelm von Bippen, Lübeck (Korrespondenz und literarische Manuskripte sowie Drucke)

3. Familie Wilhelm von Bippen, Bremen (Korrespondenz und wissenschaftliche Manuskripte sowie Drucke)
4. Nachfahren Wilhelm von Bippen, Bremen (Korrespondenz und Geschäftspapiere)
5. Fotos
Der Bestand umfasst 108 Einheiten.
Zur Familie von Bippen
Der Bremer Archivar und Historiker Wilhelm von Bippen (1844-1923) war gebürtiger Lübecker und hat sich auch wegen seines familiären Hintergrundes nicht nur seiner Wahlheimat Bremen sondern dem gesamten hansischen Raum verbunden gefühlt. Die unmittelbaren Vorfahren von Bippens stammten aus dem Baltikum, der aus Livland stammende Postmeister Daniel von Bippen (1767-1841) hatte sich in Lübeck
niedergelassen und mit seiner Frau Magdalene Elisabeth Rohlfien dort eine Familie gegründet.
Von den ursprünglich aber aus dem Westfälischen stammenden von Bippen geben im vorliegenden Nachlass zahlreiche Niedergerichtsprotokolle und Prozessakten des 17. Jahrhunderts aus Osnabrück Zeugnis. Sie stammen von Prozessen, die vorwiegend wegen Schuldsachen von verschiedenen Mitgliedern der Familie von Bippen geführt wurden.
Der am 8. April 1808 in Lübeck geborene Sohn von Daniel von Bippen, Wilhelm von Bippen, hat sich nach dem Studium der Medizin in Heidelberg (1827-1830) in seiner Heimatstadt als Arzt niedergelassen, aber zeitlebens neben dem Brotberuf auch schriftstellerische, politische und gesellschaftliche Interessen verfolgt. Bereits die detaillierten Reiseberichte, die zu den wichtigsten Quellen dieses Nachlasses zählen und die von Bippen während seiner Studienzeit und in den ersten Jahren seiner Berufstätigkeit über seine Reisen und Wanderungen in weiten Teilen Deutschlands und der Schweiz verfasste, geben von einem interessierten und aufgeschlossenen Geist Zeugnis.

Enthält 

Vorfahren in Osnabrück - Familie von Bippen, Lübeck - Georg Arnold Heise (1778-1851) - Wilhelm von Bippen, Vater (1808-1865): Korrespondenz, Reiseberichte, Tagebücher, literarische Manuskripte, Sammlung von Druckschriften - Wilhelm von Bippen, Sohn (1844-1923): Personalpapiere, Ausbildung und Studium, Familienkorrespondenz, wissenschaftliche Korrespondenz, Sammlung von Druckschriften - Luisa von Bippen - Familie Luise Lorent geb. von Bippen - Fotos

Literatur 

Zu Georg Arnold Heise (1778-1851):
ADB XI, S. 666-669; NDB 8, S. 453 f.; Wilhelm von Bippen, Georg Arnold Heise. Mittheilungen aus dessen Leben, Halle 1852; Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 7, 1985, S. 97-99 (Gerhard Ahrens).
Zu Wilhelm von Bippen (1808-1865), Lübeck:
ADB 11, S. 653-654; Zur Erinnerung an Wilhelm von Bippen, Weimar 1866; W. Deecke, Wilhelm von Bippen. Ein Lebensbild, Weimar 1867; Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 9, 1991, S. 53-55 (Alken Bruns).
Zu Wilhelm von Bippen (1844-1923), Bremen:
NDB 2, S. 251; Bremische Biographie 1912-1962, S. 43-45; Nachrufe in: Brem.Jb. 29, 1924, S. 146-152; Hans. Gesch.bll. 1924, S. 1-Vli; Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 9, 1991, S. 55-58 (Herbert Schwarzwälder).

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

1,5