StAB 4.35/4

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Senator für Häfen, Schiffahrt und Verkehr, Auswanderungswesen

Laufzeit 

1946 - 1992

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

I. Sachakten:
Nach 1945 nahm der Senator für Häfen, Schiffahrt und Verkehr die Aufgaben der Freien Hansestadt Bremen auf dem Gebiet des Auswanderungswesens wahr. Von Mitte der 50er-Jahre bis 1972 firmierte der Senator auch als ein Senatskommissar für das Auswanderungswesen, insbesondere oblag ihm die Verwaltung der Auswandererlager. 1962 wurde mit Bremen-Lesum das letzte dieser Lager geschlossen und die Überseeheim GmbH als Verwaltungsgesellschaft aufgelöst, bis 1972 wurde das Überseehotel zur Unterbringung von Auswanderern genutzt.
Die vorliegenden Sachakten gelangten zusammen mit den Karteien zum Auswandererwesen 1992/1993 in das Staatsarchiv Bremen. 2014 erfolgte im Zuge der Bearbeitung des Bestandes auch eine Bewertung: Vernichtet wurde der Schriftverkehr zu Statistika (hier sei auf die Veröffentlichungen des statistischen Landesamtes verwiesen) und die Anfragen zur Auswandererkartei sowie die detailreiche Dokumentation des Betriebs der Auswandererlager. Eigentlich kassationswürdige Akten wurden in der Regel dann nicht vernichtet, wenn diese bereits von der Forschung genutzt worden waren.
Ergänzend sei auf den Bestand der Auswandererberatungsstelle (StAB 7,1068) und auf die Senatsregistratur (StAB 3-A.4.) hingewiesen.

II. Auswandererkartei:
Die Auswandererkartei gliedert sich in zahlreiche Teilkarteien. Die Gesamtzahl der Karteikarten wird auf 1,5 Millionen geschätzt. Hinzu kommen 100-150.000 Blatt Passagierlisten.

IRO-Kartei:
Die Auswanderer, die nach 1945 durch internationale Hilfsorganisationen (UNRA, IRO), Auswanderungsprogramme und gelenkte Auswanderung (ICEM, bilaterale Abkommen) über Bremen migrierten, sind in Karteien erfasst worden. Diese wurden zunächst dezentral an verschiedenen Orten aufgebaut und später beim Senatskommissar für das Auswanderungswesen zur Erteilung von Auskünften zusammengezogen.
In der „IRO-Kartei“ sind die zunächst von der UNRA, dann von der IRO betreuten Auswanderer erfasst, nämlich die Auswanderungen von Nichtdeutschen und von Verfolgten des Nationalsozialismus in den Jahren 1946 bis 1952 nach Amerika und Australien.
Für jede Person ist eine Karteikarte angelegt; dokumentiert sind die Herkunft, der Aufenthalt in einem Bremer Auswandererlager und die Auswanderung.
Verzeichnet wurde in den Bremer UNRA- und IRO-Lagern:
Bremen Emigrant Staging Area (bis 1948)
Interzonal-Staging Center Camp Grohn
International-Staging Center (auch für das Camp Tirpitz)
Emigration Staging Center
Interzonal Embarkation Center Camp Grohn (1949-1951)
Interzonal Embarkation Center Camp Lesum (1951-1952)
sowie zuletzt auch im Bremer Überseeheim (in Lesum).

Überseeheimkartei/Kanada-Kartei:
Die Überseeheimkartei erfasst die von der Bremer Übersehheim GmbH betreuten Auswanderer, meist Deutsche, die in den Jahren 1947 bis 1959 über das Lager Lesum und das Lager am Flughafen ausgewandert sind. Für Familien wurde nur jeweils eine Karte angelegt. Die in den Jahren 1949 bis 1954 aufgrund besonderer Programme nach Kanada Ausgewanderten wurden vom Bremer Überseeheim gesondert in der sogenannten Kanada-Kartei, ebenfalls nach Familien geordnet, geführt. Beide Karteien dokumentieren die Herkunft, den Lageraufenthalt und die Auswanderung.

Wasserschutzpolizei-Kartei:
Zur Erleichterung von Nachforschungen übernahm der Senatskommissar für das Auswanderungswesen jahrgangsweise die Kartei der Wasserschutzpolizei über Ausreisen für die Jahre 1950 bis 1975. Die Ausreisen seit 1959 sind nur noch sporadisch erfasst.
Die Kartei umfasst 9 Schichten (1=1950-1951, 2=1952, m3=1953, 4=1954, 5=1955, 6=1956, 7=1957, 8=1958, 9=1959-1975). Die Karten erfassen Ausreisende, also nicht nur Auswanderer. Sie enthalten, wenn sie vollständig ausgefüllt sind, Angaben über Herkunft, Ausreise (auch den Reisegrund) und Reiseziel. Da die Karten meist von den Ausreisenden ausgefüllt wurden, sind sie bisweilen unvollständig und schwer zu lesen. Die Kartei ist nur teil-alphabetisiert, d.h. nach den ersten drei Buchstaben.

Grenzübergangskartei:
Ferner übernahm der Senatskommissar vom Bundesverwaltungsamt für 1952 bis 1962 die Auswandererkarten der Grenzübergangsstellen (Passkontrolle). Sie enthält auch Auswanderungen über andere Kontrollstellen als Bremerhaven. Zu den Jahren 1960 bis 1962 ist eine Einwanderungskartei vorhanden, die auch Rückwanderer erfasst.
Auch diese Kartei liegt in 9 Schichten vor, nämlich für 1952, 1953, 1954, 1955, 1956, 1957, 1958, 1959 und 1960-1962. Die Karten enthalten meist nur das Herkunftsland samt Ausreiseort und -datum sowie das Reiseziel der Auswanderer. Für jede Person ist eine meist sorgfältig geschriebene Karte angelegt.

Lochkartenkartei/Australienkartei:
Vom Statistischen Landesamt wurden Lochkarten übernommen. Darin sind die Passagiere der Auswandererschiffe der Jahre 1959 bis 1962 nach Personen ausgewertet. In Klarschrift sind nur Namen, Geburtsdatum und Ausreisedatum angegeben.
Hinzu kommt eine Australienkartei der Hilfsorganisation ICEM, die Transporte nach Australien im Rahmen von Sonderprogrammen organisierte. Sie reicht von 1959 bis 1973.

Passagierlisten:
Passagierlisten meist von Schiffen, in jüngerer Zeit zunehmend von Flugzeugen liegen für die Jahre 1948 bis 1959 und 1962 bis 1972 in chronologischer Ordnung vor, sind aber auch für die Jahre nicht vollständig. Die Listen enthalten Angaben über Personen oder Organisationen, die für die Ausreisekosten aufkamen, und über das Reiseziel.

Enthält 

Organisation und Dienstbetrieb - Allgemeine Auswanderungsangelegenheiten, Auswanderungsgesetzgebung - Konzessionierung von Auswanderungsunternehmern und -agenten - Zielländer der deutschen Auswanderung (bes. Australien, Kanada, USA) - Internationale Organisationen - Bundesamt für Auswanderung, Auswanderer-Beratungsstellen - Durchführung der Auswanderung (bes. Bremer Überseeheim, Überseehotel Bremen) - Auswandererkarteien 1946-1975 - Passagierlisten 1948-1972

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

175